Wild, Michael Friedrich: Ueber allgemeines Maas und Gewicht (…) (Quelle: MDZ)
Michael Friedrich Wild: Ueber allgemeines Maas und Gewicht aus den Forderungen der Natur, des Handels, der Polizey und der gegenwärtig noch üblichen Maase und Gewichte abgeleitet [Quelle: Bayrische Staatsbibliothek]

Am heutigen Welttag des Messens beschäftigen wir uns mit historischen Maßen und Gewichten. Vor der Einführung des metrischen Systems Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Baden und Württemberg bei oft gleicher Bezeichnung voneinander abweichende ortsgebundene Maßeinheiten verwendet. Die Größe eines Ackers gaben Bauern beispielsweise oft in Morgen an. Ein Morgen war die Fläche, die der Bauer an einem ganzen Vormittag – also dem Morgen – pflügen konnte. Während in Württemberg ein "Schwäbischer Morgen" mit einer Fläche von 3.152 Quadratmetern gleichzuetzen ist, beschrieb der Badische Morgen eine Fläche von circa 3.600 Quadratmetern. Und selbst an einem Ort waren die verwendeten Maßgrößen häufig nicht einheitlich, so gab es etwa in Karlsruhe zwei verschiedene Weinmaße, gültig waren aber auch die zwei Durlacher Weinmaße. In Freiburg im Breisgau hingegen bestand mit dem sogenannten Speckhäuslegewicht ein auf die Stadt begrenztes Gewichtsmaß.

In Baden begannen Bemühungen zur Vereinheitlichung der Maßeinheiten mit einem Dekret des Markgrafen Karl Friedrich im Jahr 1802. Es wurde eine Kommission unter der Leitung des Landvermessers Michael Friedrich Wild mit der Ausarbeitung eines einheitlichen Maß- und Gewichtssystems für Baden beauftragt. In seinem Werk Ueber allgemeines Maas und Gewicht aus den Forderungen der Natur, des Handels, der Polizey und der gegenwärtig noch üblichen Maase und Gewichte abgeleitet, das auch in digitalisierter Form vorliegt, erfasste Wild für allein für Baden „112 Ellenmaße, 92 Flächen- oder Feldmaße, 65 Holzmaße, 163 Fruchtmaße (Volumenmaße), 123 Ohm- oder Eimermaße, 63 Wirts- oder Schankmaße und 80 Pfundgewichte“. Er schlug schließlich ein System vor, das die traditionellen Einheiten beibehielt und als Größe jeweils die Mitte der vorgefundenen Maße ansetzte.
Am 10. November 1810 erging ein auf dem von Wild vorgeschlagenen System basierendes Dekret, dessen praktische Umsetzung aber noch bis zur Verkündung der Maas-Ordnung für das Großherzogtum Baden am 7. August 1829 andauerte.
Im Herzogtum Württemberg bestand hingegen schon seit 1557 einheitliches Maß und Gewicht, doch die neuwürttembergischen Gebiete besaßen bei ihrem Anfall an Württemberg um 1800 noch ihre alten Maß- und Gewichtssysteme.1806 ordnete König Friedrich von Württemberg an, die altwürttembergischen Maße nach einer Revision im gesamten Königreich einzuführen. Noch im gleichen Jahr wurde die neue Maßordnung publiziert. In den benachbarten Fürstentümern Hohenzollern wurde das neue württembergische System zwischen 1820 und 1848 sukzessive übernommen.

Nach langen Vorbereitungen wurde zu Beginn des Jahres 1872 in ganz Deutschland das System metrischer Maße verbindlich. Staatliche Eichämter und deren Beauftragte hatten sämtliche im öffentlichen Verkehr angewendeten Maße, Gewichte und Meßwerkzeuge zu eichen und mit dem vorschriftsmäßigen Stempelzeichen zu versehen. (JH)
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 Synagoge Haigerloch (Quelle: LABW)
Schnitt der Synagoge zu Haigerloch mit Thoraschrein und Lesepult. [Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, StAS Ho 202 T 2 Nr. 1317]

Die Stadt Haigerloch kann in ihrer Geschichte auf etwa 500 Jahre christlich-jüdisches Zusammenleben zurückblicken. Seit der Wende zum 16. Jahrhundert – zu einer Zeit, als viele jüdische Bürger aus Reichsstädten und Territorien ausgewiesen wurden – erfuhr die jüdische Gemeinde des zeitweiligen Residenzstädtchens besonders großen Zuwachs. Gegen Zahlung eines Tributs erhielten Jüdinnen und Juden vom Landesherrn einen Schutzbrief, der ihnen für eine begrenzte Zeit das Wohn- und Handelsrecht einräumte. Allzu umfassend dieser Schutz jedoch nicht: die Zahl der jüdischen Familien war begrenzt, nur jeweils ein Kind durfte heiraten, als Berufszweig war lediglich der Handel erlaubt. Zudem waren die Schutzbriefe befristet und nach Ablauf der Geltungsdauer jeweils neu zu erwerben. Der erste bekannte Schutzbrief stammt vom 6. Oktober 1534 und wurde von Graf Christoph Friedrich von Zollern ausgestellt. 1780 schließlich verfügte Fürst Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, dass sich die Juden zu Haigerloch in einem gesonderten Stadtviertel – dem sogenannten Haag – dauerhaft anzusiedeln hätten, wo ihnen ein Grundstück zum Bau einer Synagoge und ein Begräbnisplatz zugewiesen wurden. Bislang hatte es für die rund 20 jüdischen Familien nur einen kleinen Betsaal gegeben, der sich in einem Wohnhaus in der Oberstadt befand. Im Haag entstand somit die „Infrastruktur" einer lebendigen jüdischen Gemeinde: 1783 wurde eine Synagoge eingeweiht sowie in deren unmittelbarer Nähe eine Mikwe eingerichtet. 1803 wurde direkt an das Wohnviertel angrenzend ein neuer Friedhof angelegt. Seit 1820 bestand in Haigerloch ein eigenständiges Rabbinat, seit 1823 eine jüdische Elementarschule. 1845 wurde eine neue Mikwe errichtet. Auch eine Metzgerei („Judenmetzig") und eine Mazzenbäckerei waren vorhanden sowie ein jüdisch-geführtes Gasthaus, zuletzt bis 1939 das Gasthaus „Rose".

Schon bald erwies sich die Synagoge als zu klein, besonders nachdem seit 1837 auch die Frauen am Sabbat zur Teilnahme an Predigt und katechetischem Unterricht in der Synagoge verpflichtet waren. Das hatte in erster Linie rechtliche Ursachen. Denn nach dem landesfürstlichen Gesetz über die staatsbürgerlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen vom 9. August 1837 waren nun sowohl verheiratete als auch unverheiratete Frauenspersonen verpflichtet, am Sabbat und an Feiertagen zum Vortrag über die Vorschriften der Religion und der Sittenlehre zur Erbauung der Erwachsenen zu erscheinen. Nach längeren Auseinandersetzungen hierüber innerhalb der Jüdischen Gemeinde und mit der fürstlichen Verwaltung, vor allem wegen der zu erwartenden Kosten, kam es 1839/1840 zum Umbau und zur Erweiterung der Synagoge. Zunächst wurde die Empore um zwei neue Galerien erweitert. Außerdem wurden unterschiedliche Männer-, Frauen- und Kinderstühle angeschafft. Der eigentlich geplante Anbau einer Wohnung für den Vorbeter sowie die Neuanordnung von Thoraschrein, Vorlesepult und der vorgelagerten Bänke wurden jedoch nicht verwirklicht. Nach Abschluss der Erweiterung bot die Synagoge schließlich Platz für 294 Personen.

Während der Novemberpogrome am Morgen des 10. November 1938 wurde die Synagoge so verwüstet, dass ein Gottesdienst nicht mehr möglich war.
Am 65. Jahrestag der Schändung der Synagoge wurde das Gebäude als Ausstellungsstätte für die Geschichte der einst in Hohenzollern lebenden Jüdinnen und Juden und zugleich als Haus der Begegnung und des Dialoges wieder geöffnet. Weitere Informationen zur Synagoge in Haigerloch finden Sie in den aktuellen Archivnachrichten des Landesarchivs Baden-Württemberg sowie auf der Seite der Synagoge Haigerloch. (JH)
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Vollmacht König Sigmunds für Burggraf Friedrich VI., der ihn als Markgraf von Brandenburg bei der Königswahl in Frankfurt vertreten soll, 5. August 1410, Quelle Landesarchiv BW, HStAS
König Sigmund gibt Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg die Vollmacht, dass derselbe ihn als Markgraf von Brandenburg auf dem Tage zu Frankfurt bei den Verhandlungen über Königswahl und anderes vertrete, 5. August 1410. Quelle Landesarchiv BW, HStAS H 51 U 1163

Die Ländereien der ehemaligen Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach erstreckten sich ehemals über ein unzusammenhängendes Gebiet westlich und südwestlich von Nürnberg. Heute gehört dies mehrheitlich zu Bayern, nur wenige Orte wie Crailsheim, Creglingen oder Gerabronn befinden sich in Baden-Württemberg. Die Anfänge gehen auf einen Zweig der Zollern zurück, der neben den schwäbischen Hohenzollern im mittelfränkischen Raum Bedeutung erlangte. Ab dem ausgehenden 12. Jh. stellten die fränkischen Zollern für rund 200 Jahre die Burggrafen von Nürnberg. Innerhalb der Burggrafschaft entstanden die beiden Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth. Zu Ansbach gehörten ab dem 15. Jh. auch Crailsheim und Creglingen. Mit dem Erwerb der Kurfürstenwürde gelang Burggraf Friedrich VI. der Aufstieg in eine reichspolitisch bedeutende Position. Unterstützt durch die brandenburgischen Städte, die sich in Auseinandersetzungen mit dem Landadel befanden, erhielt er 1415, nun als Friedrich I., offiziell die Mark Brandenburg und das Stimmrecht für die Königswahl im Heiligen Römischen Reich. 1427 endete mit dem Verkauf der Burg an die Reichsstadt Nürnberg die Ära der Burggrafen. Friedrichs Sohn Albrecht Achilles legte bei der Erbregelung für seine Söhne die Trennung der brandenburgischen und fränkischen Fürstentümer fest, doch blieben die Beziehungen weiterhin eng.

Die Markgrafschaften gehörten zu den frühesten evangelischen Territorien im Reich. Der ab 1528 regierende Markgraf Georg der Fromme war einer der wichtigsten evangelischen Reichsfürsten seiner Zeit. In Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler entstand die 1533 eingeführte brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung, die als eine der bedeutendsten des 16. Jh. gilt. In die Regierungszeit Georgs fiel auch der Rückkauf des ursprünglich burggräflich-nürnbergischen Gerabronn, das zwischenzeitlich in die Hand der Herren von Vellberg und der Reichsstadt Rothenburg gelangt war. Der von 1556 bis1603 regierende Markgraf Georg Friedrich der Ältere verfolgte eine Politik der Konsolidierung und Modernisierung unter Vermeidung kriegerischer Auseinandersetzungen, die die Kirchenorganisation, Verwaltung, Schaffung von Bildungseinrichtungen und Sanierung der Staatskasse einbezog. Als Georg Friedrich 1578 die Regierungsgeschäfte im Herzogtum Preußen übernahm, führte dies zu einer Wiederannäherung an die kurbrandenburgische Linie. Bei seinem Tod gingen Ansbach und Kulmbach-Bayreuth an die beiden Brüder des brandenburgischen Kurfürsten über, der Beginn der jüngeren Linie der fränkischen Zollern.

Im 18. Jh. stand auch Ansbach im Zeichen des absolutistischen Regierungs- und Lebensstils nach französischen Vorbild. Christiane Charlotte (1694-1729), eine geborenen Prinzessin von Württemberg und Ehefrau des Markgrafen Wilhelm Friedrich, förderte Kunst, Kultur und Bauvorhaben. Ansbachs Blüte gedieh auf einem Schuldenberg, den der legendäre Wilde Markgraf Karl Wilhelm Friedrich (1712- 1757) weiter vermehrte. Verheiratet mit einer Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., verfolgte er einerseits die weitere Modernisierung von Wirtschaft und Verwaltung, andererseits führten sein immenses Bauprogramm, die Leidenschaft für Falknerei und außereheliche Affären das Fürstentum an den Rand des Bankrotts. Schlösser sowie zahlreiche Kirchen und Pfarrhäuser entstanden. Er soll eine der größten Falknereien Europas besessen haben, die beträchtliche Summen des Staatsbudgets verschlang. Zu der Falknerstochter Elisabeth Wünsch bestand eine langjährige Beziehung. Die beiden Söhne aus der Verbindung erhielten jeweils zwei Schlösser und wurden zu Freiherren von Falkenhausen ernannt.

Der dem aufgeklärten Absolutismus verpflichtete letzte Markgraf Karl Alexander (1736–1806) dankte, wohl auch aus Furcht vor der Französischen Revolution, 1791 zugunsten Preußens ab und zog sich nach England zurück. Unter Minister Karl August von Hardenberg wurden aus den fleckenhaften Fürstentümern abgeschlossene Territorien und mit der Einführung des preußische Landrechts sowie den für Preußen charakteristischen wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Reformen die fortschrittlichsten Gebiete in Süddeutschland.

Zum Weiterlesen: Das Markgraftum Ansbach im Historischen Lexikon Bayerns

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 Lokomobile Plan (Quelle: LABW)
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Lokomobilen häufig auf abgelegenen Höfen zur Stromerzeugung eingesetzt. Hier bittet der Müller Karl Fr. Beck im Jahr 1904 um die Austellung einer Lokomobile [Quelle: Landesarchiv BW, StAF B 698/5 Nr. 6418]

Die Technisierung und Rationalisierung in der Landwirtschaft hatte, auch mit staatlicher Unterstützung, schon im frühen 19. Jahrhundert eingesetzt. Energiebasis blieb zunächst die Muskelkraft von Mensch und Tier. Bis zu den 1850er Jahren hatte sich eine große Erwartungshaltung an die Dampfmaschine aufgebaut. Nachdem sie bereits vorher in den Fabrikhallen ihren Dienst geleistet hatte, sollte sie nun auch den Agrarsektor revolutionieren. Der Agrarwissenschaftler Rudolf Theodor Simler (1833–1873) erklärte, dass „zwischen der Verbrennung von Nahrung im Tier- und Menschenkörper und der Verbrennung von Kohle in einem Fabrikofen ein ‚vollkommener Parallelismus‘ bestehe“. Die Dampfmaschine könne der landwirtschaftlichen Arbeit das bieten, was Mensch und Tier nicht zu leisten fähig seien. Sie müsse nicht gefüttert werden, keine Pausen machen und habe auch keinen eigenen Willen, der sich gegen das Arbeiten aussprechen kann.

Das tatsächliche Resultat der Anwendung von dampfbetriebenen Motoren auf den Feldern ließ allerdings zu wünschen übrig. Sie konnten nur stationär und mit Hilfe einiger Personen eingesetzt werden. Die Geräte, die von Tieren angetrieben wurden, blieben vorerst also die einzige Form der Modernisierung im Agrarsektor. Durch diese Umstände nahm im 19. Jahrhundert sogar die Bedeutung der landwirtschaftlichen Arbeitstiere zu. Diese von Pferden gezogene Dampfmaschinen, Lokomobilen genannt, trieben vor allem Dreschmaschinen, aber auch Sägen und andere Maschinen für die Hofarbeit. Mit der Erfindung des Dampfpflügens durch John Fowler 1860 gewann die Lokomobile neue Bedeutung. Sie stand am Ackerrand und zog den Pflug an einem Seil hin und her. Große Ackerflächen konnten in kürzerer Zeit bestellt werden. Wegen der hohen Anschaffungskosten der Lokomobile entwickelte sich ein „Verleihgeschäft“ und die ersten landwirtschaftlichen Genossenschaften entstanden.

Im Südwesten trug Heinrich Lanz in Mannheim maßgeblich an den Technisierungsprozessen bei: seit 1859 als Importeur englischer Produkte, ab 1867 auch als Hersteller eigener Maschinen. Insbesondere Lokomobilen und Dampfdreschmaschinen, die 1879 ins Produktionsprogramm aufgenommen wurden, verhalfen den Lanzwerken zu Weltruhm. 1956 wurde die Aktienmehrheit des Unternehmens durch den US-amerikanischen Landmaschinenhersteller John Deere übernommen.

Mit der Verbreitung der Elektrizität um 1900 und dem zunehmenden Einsatz von Traktoren seit den 1950er Jahren veränderte sich die Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeugung radikal. Unter dem Eindruck der Hungerjahre des Zweiten Weltkriegs und um von Nahrungsmittelimporten unabhängig zu werden, wurde der „Grüne Plan“ als Förderprogramm für die Landwirtschaft aufgelegt. Die Flurbereinigung veränderte das Gesicht der Landschaft grundlegend: Äcker wurden zusammengelegt, Hecken verschwanden, um Platz und große Flächen für die Mähdrescher und andere raumgreifende Maschinen zu haben, asphaltierte Wirtschaftswege entstanden. Die Höfe wurden ausgesiedelt, die Tiere verschwanden aus dem Dorf. Viele kleine Bauern konnten mit den ständigen Erweiterungen und Neuinvestitionen nicht mithalten. Rund zwei Drittel der Höfe wurden  aufgegeben, die verbliebenen Betriebe haben sich dafür enorm vergrößert. Auch die Aufgaben der Bauern haben sich im Laufe der Jahrzehnte enorm erweitert. Zur Lebensmittelproduktion kommen die Pflege der Kulturlandschaft, die Erhaltung der Artenvielfalt und der Anbau nachwachsender Rohstoffe hinzu.

Mehr über die Entwicklung der Landwirtschaft lesen Sie im Themenmodul zur Südwestdeutschen Alltagskultur. (JH)

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Die Hasengeschichte im "Eigentum / frl Justus Annemarie", Quelle Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm DZM 12633 / Oleg Kuchar
Die Hasengeschichte im "Eigentum / frl Justus Annemarie", Quelle Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm DZM 12633 / Oleg Kuchar

Die Geschichte von Mummelchen und Pummelchen stammt von der Kinderbuchautorin und –illustratorin Sibylle von Olfers (1881-1916), die überwiegend im renommierten J.F. Schreiber-Verlag in Esslingen veröffentlichte. Die beiden Försterkinder Mummelchen und Pummelchen erleben spannende Abenteuer bei Familie Hase im Wald. Unser Buch-Beispiel befindet sich im Donauschwäbischen Zentralmuseum und gehörte Annemarie Justus. Die ungarndeutsche Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und 1948 vertrieben worden. Sie lebte anschließend in einem Flüchtlingslager im heutigen Main-Spessart-Kreis. Hier hatte sich Annemarie erkältet, da sie keine geeigneten Schuhe besaß und schwebte in Lebensgefahr. Trotz der schwierigen Umstände gelang es dem Vater, das Geschenk für seine Tochter aufzutreiben. Annemarie wurde wieder gesund.

Die Hasengeschichte in sieben Bildern erschien 1906. Die bekanntesten und bis heute beliebten Figuren Sibylle von Olfers sind die Wurzelkinder. Die Harmonie der Kinder mit der Natur, dargestellt in schönen Jugendstil-Kompositionen machen ihre Werke zu Kinderbuch-Klassikern. Sibylle von Olfers wuchs als eines von zahlreichen Geschwistern auf Schloss Metgethen im Landkreis Königsberg auf. Der Vater war als Sanitätsrat, Naturforscher und Schriftsteller tätig. Ihre Tante Marie von Olfers, ebenfalls Schriftstellerin und Malerin in Berlin, brachte der phantasiebegabten Nichte bei ihren Aufenthalten das Malen und Zeichnen bei. Als die Familie das Landgut aufgeben musste, zog Sibylle zur ihr nach Berlin und erhielt Unterricht an einer Kunstschule. 1906 folgte sie dem Beispiel ihrer älteren Schwester Nina und trat in den Orden der Grauen Schwestern von der Heiligen Elisabeth ein. Sie arbeitete an einer katholischen Volksschule in Lübeck und durfte auch hier Kurse des Landschafts- und Genremalers Lütgendorff-Leinburg besuchen. Sie starb 1916 an einem Lungenleiden.

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