Fastnacht
Von Felix Teuchert
Die Fastnacht im Mittelalter hatte ursprünglich einem ökonomischen Sinn: Aufgrund der weitreichenden Fastenbestimmungen während der siebenwöchigen vorösterlichen Fastenzeit mussten nichthaltbare Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milch verzehrt werden. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um noch einmal ausgelassen zu feiern – mit maßlosem Essen und Trinken, später auch mit Musik, Tanz, Spiel und Verkleidung. Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert wurde der Gegensatz von Fastnacht und Fastenzeit zudem verstärkt theologisch aufgeladen und antithetisch gedeutet: Das Fastnachtstreiben wurde in der zeitgenössischen Theologie mit Teufel und Hölle, die Fastenzeit mit einem gottgefälligen Leben assoziiert, das die Gläubigen Christus näherbrächte. Vor dem Hintergrund der wilden Fastnachtsfeiern konnten die Pfarrer umso eindrücklicher gegen Sünde und Laster predigen. Zahlreiche Bilder aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit setzen den „Kampf zwischen Fastnacht und Fasten“ in Szene. Aus diesem theologischen Gegensatz resultieren vermutlich die zahlreichen Teufelsfiguren, die charakteristisch für die schwäbisch-alemannische Fastnachtstradition sind. Inwieweit in der Fastnacht auch vorchristliche Rituale wie eine symbolische Winteraustreibung oder die Vertreibung von Dämonen lebendig sind, ist umstritten. Die jüngere kulturwissenschaftliche und historische Forschung ordnet die Fastnacht wieder stärker in einen christlichen Deutungskontext ein. Die Analyse von zeitgenössischen Predigten und bildlichen Fastnachtsdarstellungen geben jedenfalls über den christlichen Sinn des Festes Aufschluss. In der jüngeren Vergangenheit dürfte der christliche Sinn jedoch in den Hintergrund getreten sein, auch wenn die Fastnacht als Volksfest erhalten blieb.
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