Kirchliche Feste und Feiertage

Von Karina Beck

Evangelien auf alle Sonntage im Kirchenjahr
Evangelien auf alle Sonntage des Kirchenjahres. Kupferstichfolge von Fr. Jos. Jesu Auferstehung, Ostersonntag. [Quelle: Museum Ehingen. Lizenz: CC BY-NC-SA ]

Der Sonntag

Die ersten Christen kamen regelmäßig, anfangs wohl auch täglich, zusammen zu Gebet, Austausch und gemeinsamem Mahl. Daraus entwickelte sich ab dem 4. Jahrhundert der arbeitsfreie Sonntag, an dem ein Gottesdienst mit festem Ablauf gefeiert wurde. Nach christlichem Verständnis gilt der Sonntag als der erste Tag der Woche.

Das Kirchenjahr

Das Kirchenjahr beginnt am 1. Advent und wird geprägt von den beiden Festkreisen „Weihnachten“ und „Ostern“. Im Laufe der Jahrhunderte traten weitere Fest- und Gedenktage hinzu. Es wurde verschiedener Heiliger gedacht oder auch heidnische Festbräuche aufgenommen und in den christlichen Jahreslauf integriert. Martin Luther wollte das Kirchenjahr im 16. Jahrhundert auf die biblisch belegten Festzeiten reduzieren. Daher kennt das katholische Kirchenjahr mehr Festzeiten als das evangelische.

Grundsätzlich besteht das Kirchenjahr aus dem Weihnachtsfestkreis mit Advent, Weihnachten und Epiphanias (6. Januar). Darauf folgt der Osterfestkreis mit Passionszeit, Karwoche und Ostern. Dieser wird nach 50 Tagen mit Pfingsten vollendet. Das Fest des dreieinen Gottes (Trinitatis) und das Erntedankfest ergänzen den Festkalender. In den Kirchen werden diese verschiedenen Festzeiten mit liturgischen Farben gekennzeichnet: weiß für alle Christusfeste (Weihnachten, Ostern), violett für die Fastenzeiten (Advent, Passionszeit), rot für alles, was mit dem Heiligen Geist zu tun hat (Pfingsten) sowie grün für alle übrigen Zeiten.

Advent

Traditionen im Advent

Traditionen im Advent , 1957 [Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe. Bildarchiv Schlesiger 1957]

In den vier Wochen des Advent (lateinisch für „Ankunft“) bereiten sich Christinnen und Christen auf die Ankunft Jesu Christi an Weihnachten vor. Ursprünglich war diese Zeit eine Fasten- und Bußzeit. Heute ist sie geprägt von stimmungsvoller Vorbereitung des Weihnachtsfestes. Die Adventszeit wird allerdings auch vermehrt als hektische Zeit wahrgenommen. Dem möchten Angebote der Kirchen und Klöster zu Einkehr und Selbstreflexion in der Adventszeit entgegenwirken.  

Weihnachten

Das erste christliche Weihnachtsfest wurde wohl in Rom im 4. Jahrhundert gefeiert, und zwar am Termin des im Römischen Reich gefeierten Geburtstags der „unbesiegten Sonne“ (lat.: natalis solis invicti) am 25. Dezember. An die Stelle der unbesiegbaren Sonne rückte nun die unbesiegbare „Sonne der Gerechtigkeit“ (lat.: natalis solis iustitiae). Damit ist Christus gemeint. Ihm zu Ehren wurde nun in der Nacht auf den 25. Dezember Gottesdienst gefeiert. In der Reformationszeit kam es zur Einführung der „Christvesper“, einer Vorverlegung des Gottesdienstes auf den Abend. Daraus erklärt sich, warum in Deutschland am Abend des 24. Dezember Weihnachten gefeiert wird, wohingegen in anderen Ländern erst am 25. Dezember Weihnachten ist.

Dreikönigsfest

Die Kirchen des Ostens feiern am 6. Januar Weihnachten. Der bei uns als „Dreikönigstag“ bekannte Feiertag heißt griechisch Epiphanias, was „Offenbarung“ oder „Erscheinung“ bedeutet. Schon früh wurden mit diesem Datum aber auch andere biblische Ereignisse verbunden, so etwa die Taufe Jesu oder die Anbetung der drei Weisen an der Krippe. Die an die die biblische Geschichte der drei Weisen anknüpfende Tradition der Sternsinger prägt bis heute diesen christlichen Festtag. Jedes Jahr segnen sie Haus um Haus, sammeln Spenden für einen guten Zweck und schreiben mit Kreide das Zeichen C+M+B zusammen mit der aktuellen Jahreszahl an die Tür. Die Buchstaben stehen nicht wie üblicherweise gedeutet für die Namen Caspar, Melchior und Balthasar, sondern für den lateinischen Segen „Christus mansionem benedicat“ („Christus segne (dieses) Haus“).

Osterfestkreis

Passionszeit

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Ursprünglich dienten die sieben Wochen bis Ostern der inneren Einkehr, der Buße und des Fastens. Auf diese Weise wollte man die Passionszeit ganz bewusst auch innerlich mitvollziehen und sich vorbereiten für das Freudenfest an Ostern, an dem zum ersten Mal nach der Fastenzeit dann auch wieder Fleisch auf den Tisch kam. Inzwischen verzichten die Menschen in der Fastenzeit nicht in erster Linie auf Fleisch, sondern steigen aus dem gewohnten Alltag aus, indem sie auf eine Gewohnheit verzichten (Alkohol, Facebook…) oder auch Ungewohntes (Mut, Ehrlichkeit…) einüben.

Palmsonntag und Karwoche

Palmsonntag: Fotografie von Alwin Tölle
Dokumentarphotographie: Palmsonntag, 1950-1989 [Quelle: Badisches Landesmuseum Karlsruhe]

Der Palmsonntag ist der Sonntag vor Ostern. An ihm wird des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht. Weil die Menschen Jesus damals mit Palmzweigen empfingen, werden in der katholischen Tradition an diesem Sonntag gebundene Zweige mit Weihwasser gesegnet. Anschließend zieht die Gemeinde in einer Palmprozession zur Kirche.

An Gründonnerstag wird in den Kirchen an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert. Der Name „Gründonnerstag“ kommt vom alten deutschen Wort „greinen“, also „weinen“ her, denn dieses Mahl gilt als Abschiedsmahl Jesu von seinen Jüngern und bildet den Auftakt für den kommenden Tag des Leidens und Sterbens, den Karfreitag.

Der Karfreitag als Todestag Jesu ist ein Trauertag für die Kirchen. Auf die liturgischen Farben wird an diesem Tag verzichtet bzw. manches in Schwarz gehüllt. In katholischer Tradition wird das Altarkreuz abgedeckt und die Kirchenglocken schweigen.

Ostern

Mit dem anbrechenden Morgen am Ostersonntag wird die Auferstehung Jesu Christi vom Tod gefeiert. Die inzwischen wieder weit verbreitete Osternachtfeier setzt diesen Weg vom Dunkel (des Todes) ins Licht (der Auferstehung) in Szene. Der Gottesdienst beginnt im Dunkeln. Erst mit dem Aufgang der Sonne zieht auch die Auferstehungsfreude in die Kirche ein. Die neue Osterkerze als Symbol für das auferstandene Leben wird entzündet und darf von da an in keinem der folgenden Gottesdienste fehlen. Erst an Karfreitag wird sie dann endgültig gelöscht und am nächsten Ostermorgen eine neue entzündet.

Neben der Lichtmetaphorik gehört zu Ostern auch die Taufe. In frühchristlicher Zeit wurden die Täuflinge nach einem Jahr des Unterrichts und der Vorbereitung (Katechumenat) am Ostersonntag getauft. Auch heute noch ist der Ostersonntag ein beliebter Tauftermin.

Ostern ist, neben den regelmäßig stattfindenden gottesdienstlichen Zusammenkünften der ersten Christen, sicher das älteste der christlichen Feste, denn hier geht es um den zentralen Inhalt des Christentums – den Sieg des Lebens über den Tod und das neue Leben aller Christen, das durch die Auferstehung Jesu erst möglich wird.

Der Termin des Osterfestes richtet sich bei uns nach dem Mondkalender und fällt auf den ersten Sonntag nach dem Vollmond, der auf die Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr folgt. Der Ostertermin kann entsprechend um bis zu vier Wochen variieren. Aufgrund der unterschiedlichen Kalender, die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in den westlich geprägten Kirchen (Gregorianischer Kalender) und den orthodoxen Kirchen (Julianischer Kalender) gelten, wird das Osterfest jeweils zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert. Nur ganz selten fallen diese beiden Termine zusammen.

Feiertage im übrigen Kirchenjahr

Ursprünglich als Abschluss der 50-tägigen österlichen Freudenzeit, wird an Pfingsten die Gabe des Heiligen Geistes an die Jünger in den Mittelpunkt gerückt.

Der Dreieinigkeit ist der Sonntag „Trinitatis“ gewidmet. Obwohl die christlichen Kirchen nur an den einen Gott glauben, verehren sie ihn in dreierlei Gestalt, als Vater, Sohn und Heiligen Geist.

An Erntedank loben Christen Gott für seine Schöpfungsgaben, die zum Überleben notwendig sind. Gemeindemitglieder spenden Erntegaben oder auch verarbeitete Lebensmittel, um den Altar damit zu schmücken. Der Altarschmuck wird anschließend in der Regel einer gemeinnützigen Einrichtung wie etwa den Tafeln gespendet. Dem Erntedankbrot und in einigen Gegenden der Erntekrone kommen dabei besondere Bedeutung zu. Neben dem Dank für die Ernte spielt auch der menschliche Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung eine wichtige Rolle bei diesem Fest.

In einigen Regionen wird im Frühjahr ein Erntebittgottesdienst abgehalten. Ganz selten finden sich in manchen Gemeinden noch Gottesdienste zur „Sichelhenkete“, dem Abschluss der Ernte.

Katholischer Festkalender

Deckenfresko Mariä Himmelfahrt
Ein Deckenfresko im Festsaal des Klosters Neresheim. Darstellung Mariä Himmelfahrt. [Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg EL 228 a I Nr 4015]

Im katholischen Festkalender wird das Kirchenjahr ergänzt durch diverse Heiligenfeste, Marienfeste und andere mit rituellen Vollzügen verbundene Kirchenfeste. Manche davon finden sich auch in protestantischen Gebieten.

Jedes Jahr am 11. November ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen und gedenken des römischen Soldaten Martin, der um das Jahr 316 einen frierenden Bettler auf der Straße fand und seinen Mantel mit ihm teilte. In der folgenden Nacht erschien ihm der Bettler im Traum und gab sich als Christus zu erkennen. Die Begegnung im Traum bewegte Martin so sehr, dass er sich daraufhin taufen ließ. Später wurde er Bischof in der Stadt Tours.

Mit dem Fest „Allerheiligen“ gedenkt die katholische Kirche am ersten November der von den Päpsten heiliggesprochenen Männer und Frauen und allen, die ein „heiliges“ Leben geführt haben. Einen Tag später, an „Allerseelen“, schmücken Katholiken die Gräber ihrer Angehörigen und entzünden dort ein ewiges Licht. Sie gedenken der Toten und beten für sie. Die Gräber werden bei einer Prozession gesegnet.

Marienfeste

Eine besondere Rolle im katholischen Kirchenjahr spielen zudem die Marienfeste. Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung, bei Mariä Empfängnis handle es sich um das am 8. Dezember gefeierte Zeugungsdatum Jesu, geht es an diesem Festtag um die Empfängnis von Maria selbst. Sie, das soll damit betont werden, wurde von ihrer Mutter Anna ohne Erbsünde empfangen, denn die Gottesmutter selbst ist so rein und heilig, wie es eben nur durch eine unbefleckte Empfängnis möglich ist.

Das am 15. August begangene Fest Mariä Himmelfahrt bezieht sich auf die Lehre der katholischen Kirche, dass die Mutter Jesu von Gott in den Himmel entrückt wurde. Als man ihr Grab öffnete, war es leer. Statt eines Leichnams fanden sich darin Lilien und Kräuter und es roch gut. Daher findet an diesem Tag in vielen Kirchen eine Prozession mit „Kräuterweihe“ statt, die die heilsamen Kräfte Mariens auf die heimischen Heilkräuter übertragen soll. Biblisch ist die Aufnahme Mariens in den Himmel nicht belegt.

Lichtmess (2. Februar)

Obwohl in der Tradition auch Mariä Lichtmess genannt, bezieht sich dieses Fest auf „die Darstellung des Herrn“ aus Lukas 2,22-40. Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel und treffen dort auf Simeon und Hanna, Prophet und Prophetin Gottes. Sie erkennen in dem Kind den Messias, der nun in sein Haus, den Tempel, eingezogen ist. Mit diesem Fest verbanden sich schon früh Lichterprozessionen, weshalb an Lichtmess auch heute noch die Kerzen, die übers Jahr in den Kirchen gebraucht werden, gesegnet werden. Traditionell schließt mit Lichtmess die Weihnachtszeit ab, weshalb in vielen katholischen Wohnzimmern erst dann die Christbäume und Fensterdekorationen abgeschmückt werden.

Fronleichnam

Ein Fronleichnamsumzug in Urach, 1960 [Quelle: Haus des Dokumentarfilms]

Juliana von Lüttich hatte 1209 eine Vision: Christus erschien ihr und wies sie auf einen Fleck auf dem Mond hin. So wie der Fleck den Mond unvollständig mache, so fehle noch ein Fest im Kirchenjahr, und zwar das zu Ehren des Altarsakraments. An Fonleichnam werden daher in einer Prozession die geweihten Hostien in der Monstranz mitgeführt. Prozessionen und Blütenteppiche gehören in manchen Gegenden zu diesem Fest.

Lokale Prozessionen

An einigen Orten im Land gibt es ganz eigene Bräuche und Prozessionen, die sich oft auf ein Erlebnis der Rettung oder göttlicher Bewahrung in der Vergangenheit beziehen. Aus Dankbarkeit und um sich immer daran zu erinnern, werden diese Feste und Prozessionen jedes Jahr begangen. An dieser Stelle seien als Beispiel die Mooser Wasserprozession, das Peter-und Paul-Fest in Bretten und die Lichtmessreiter in Oberderdingen genannt. Keine Rettungsgeschichte, sondern ein am Freitag nach Christi Himmelfahrt in einer Monstranz zur Segnung durch die Fluren getragener Tropfen vom Blut Jesu ist der Hintergrund des berühmten Heilig-Blut-Rittes zu Weingarten. Als größte Reiterprozession Europas sticht der Blutritt auch aus ähnlichen Prozessionen in Oberschwaben hervor.

Evangelischer Festkalender

Der Reformationstag als einziger speziell evangelischer Feiertag erinnert an die 95 Thesen gegen den Ablass, die Martin Luther am 30. Oktober 1517 an die Schlosskirchentür zu Wittenberg genagelt haben soll. Ob der Thesenanschlag wirklich so stattgefunden hat, gilt heute als umstritten. Sicher ist jedoch, dass mit der Verbreitung von Luthers Thesen die Reformation ihren Anfang nahm. In Baden-Württemberg war der Reformationstag nur einmal ein gesetzlicher Feiertag – im Jahr 2017 zum 500. Reformationsjubiläum.

 

Zitierhinweis: Karina Beck, Kirchliche Feste und Feiertage, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: […], Stand: 08.08.2020

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