Kochbücher
Von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen
Definition der Quellengattung
Ein Kochbuch ist eine Anleitung für die Zubereitung von Speisen und Getränken. Kochbücher enthalten, meistens systematisch nach der Speisenfolge gegliedert, eine Anzahl von Rezepten. Sie richten sich an Berufsköche, Diätköche, Hobbyköche, Hausfrauen oder als Schulkochbücher an Kochlehrlinge, Hauswirtschaftsschülerinnen und Schüler allgemeinbildender Schulen. Je nach Verwendungszweck und Zielgruppe bieten sie neben den Kochrezepten auch eine Warenkunde an, eine Einführung in die Küchentechniken, Ratschläge zu einer gesunden Ernährung oder kulturgeschichtliche Informationen zu den enthaltenen Speisen. Das Universalkochbuch des 18. bis 20. Jahrhunderts bot häufig auch Praxistipps für den Haushalt, etwa zum Frischhalten von Speisen und zum Bekämpfen von Lebensmittelschädlingen, daneben Empfehlungen für Hausmittel in Krankheitsfällen oder zur Pflege der Küchenutensilien.
Historische Entwicklung
Ursprung des Kochbuchs war sein diätetischer Zweck im Rahmen medizinischer Behandlung, was auch der Begriff des „Rezeptes“ als Herstellungsanweisung belegt, der in der Heil- und Kochkunst gleichermaßen verwendet wird. Dieser Zweck bestimmte die Kochbuchliteratur der Antike und die medizinisch-diätetische Fachliteratur des Mittelalters. Das älteste Kochbuch der europäischen Geschichte sind die „Apicii Caeli de re coquinaria libri decem“, benannt nach dem römischen Feinschmecker Apicius, die im 3. Jahrhundert n. Chr. zusammengestellt worden und in zwei karolingischen Handschriften des 9. Jahrhunderts überliefert sind. Als ältestes Kochbuch in deutscher Sprache gilt „daz buch von guter spîse“, entstanden um 1350 in Würzburg und in einer Münchener Handschrift[1] überliefert.
Das früheste gedruckte Kochbuch Europas „De honesta voluptate et valetudine“[2] erschien 1474 in Venedig; in diesem Bestseller der Renaissance verwendete der päpstliche Bibliothekar Bartolomeo Sacchi eine Vielzahl von Rezepten des römischen Starkochs Maestro Martino, unter anderem eines für maccaroni siciliani. Das erste Kochbuch in deutscher Sprache druckte 1485 Peter Wagner in Ulm unter dem Titel „Küchenmeisterei“;[3] auch dieser ebenfalls für Berufsköche konzipierte Titel wurde über Jahrzehnte hinweg in zahlreichen Varianten neu verlegt. Größere Verbreitung fand hundert Jahre später das erstmals 1581 von Sigmund Feyerabend in Frankfurt am Main mit Illustrationen von Jost Amman verlegte „Ein new Kochbuch“[4] des Mainzer Hofkochs Marx Rumpolt. Alle mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kochbücher verzichteten fast völlig auf Mengen- und Zeitangaben; sie wurden für erfahrene Köche geschrieben, bei denen ein Grundwissen darüber vorausgesetzt werden konnte.
Die Geschichte des bürgerlichen Kochbuchs beginnt in Baden-Württemberg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das erste in Baden gedruckte Kochbuch war das „Neue lehrreiche und vollständige Magazin, vor junges Frauenzimmer die ganze Koch-Kunst, und Zuckerbeckerei, samt allem, was damit verknüpft ist, vollkommen zu erlernen“. Es erschien in zwei Bänden 1769/1770 im Verlag von Johann Michael Macklot in Karlsruhe und orientiert sich an der gehobenen französischen Küche. Adressat war „das Schöne Geschlecht“, dem die anonyme Verfasserin ihren dickleibigen Wälzer mit 4500 Rezepten als besonders genau und zuverlässig, gut verständlich und klug geordnet anpreist, „so daß mit allem Fug und Recht behauptet werden kann, es seye noch niemals kein so nüzliches und vollständiges Werk, als dieses, ans Licht getreten.“ Die ersten Abschnitte instruieren über Küchenausstattung, Vorratshaltung, Holzfeuerung und über das Zubereiten, Anrichten und Auftragen von Speisen. Dann folgen als erstes die Suppen-Rezepte. Und ein Rezept für Käs-Suppe lehrt, dass Parmesan-Käse schon 1770 in Baden verfügbar war – zwei Jahrhunderte bevor „Tüten-Parmesan“ in jedem deutschen Kühlschrank vorrätig wurde. Auch andere im 18. Jahrhundert beliebte Delikatessen kommen vor wie Borsdorfer Äpfel, Teltower Rübchen und Westfälischer Schinken oder Wildgemüse, die heute aus der Küche verschwunden sind wie Portulak, Wegwarte oder Lattich. Bemerkenswert ist die Vielfalt von Flussfischen und Singvögeln, die zum Verzehr empfohlen werden.
Ein Bestseller wurde das „Neue Kochbuch“ der Kraichgauer Apothekerstochter Friederike Luise Löffler. 1744 in Kürnbach bei Bretten geboren, heiratete sie 1779 nach Stuttgart, wo sie als Köchin für die Abgeordneten des württembergischen Landtags tätig wurde. 1791 publizierte sie, von ihren Kochschülerinnen dazu ermuntert, ihre „geprüfte Anweisung zur schmakhaften Zubereitung der Speisen, des Bakwerks, der Confecturen, des Gefrornen und Eingemachten“[5] als eines der allerersten Kochbücher für die bürgerliche Küche.[6] Als Vorzug ihres Kochbuchs erklärte sie insbesondere, dass es ausschließlich auf ihr eigenes Gedächtnis und ihre eigene lange Erfahrung gründe. Wie alle Kochbuchautoren distanzierte sie sich von ihren Vorgängern und Konkurrenten auf dem Buchmarkt. Und natürlich legte sie größten Wert darauf, ihr Kochbuch als „neu“ zu deklarieren. Neu, aktuell, modern zu sein: das beanspruchten im 18. Jahrhundert alle Kochbuchautoren für ihre Werke. Dem J. F. Steinkopf-Verlag in Stuttgart sicherte die Löfflerin mit 38 immer wieder veränderten Auflagen ihres Kochbuchs Einnahmen bis zum Jahr 1930.
Die Universalkochbücher des 19. Jahrhunderts dienten der Vorbereitung bürgerlicher Mädchen auf ihre Hausfrauenrolle. Sie bieten ein breites Spektrum an Speisen von der feineren bis zur einfachen Küche. Das war zweckmäßig, denn die bürgerliche Hausfrau besaß in der Regel nur ein einziges Kochbuch, das zur Begründung ihres Hausstands vorlag und möglichst alle Bedürfnisse abdecken konnte und sollte. Dass regional bekannte Gerichte und traditionelle Zubereitungsarten über die Kochbücher weitergegeben wurden, vermehrte den Gebrauchswert – die Kochbücher sollten das „Übliche“ enthalten, nicht das Fremde vermitteln. Reichhaltigkeit, Vollständigkeit, Zuverlässigkeit, Prägnanz, Verständlichkeit: das blieben im 19. Jahrhundert die Qualitätsmerkmale eines brauchbaren Kochbuchs. Eine übersichtliche Gliederung und ein Register waren von Vorteil. Eine noble Ausstattung, die sich im Kaufpreis niedergeschlagen hätte, gehörte nicht zu den verkaufsfördernden Kriterien. Eine Bebilderung der Kochbücher, heute ihre wichtigste Komponente, setzte erst nach 1945 mit meist dürftigen Foto-Beigaben ein.
Die Badische Landesbibliothek hat die Geschichte des Kochbuchs in Baden 2016 für eine Ausstellung umfassend aus den Quellen erarbeitet. Die Spanne reichte von den Anfängen im 18. Jahrhundert[7] über die badischen Hofköche[8] und Restaurantköchinnen,[9] die Hausfrauenkochbücher der Gründerzeit,[10] die Kochbücher der Haushaltungsschulen[11] und der Diätkliniken[12] der Jahrhundertwende bis zu den Kriegskochbüchern des Ersten Weltkriegs[13] und darüber hinaus bis zur Ettlinger „Kochmutter“ Anna Werner,[14] die von 1923 bis 1972 in ihrer Wohnung Kochkurse für junge Frauen und Mädchen veranstaltete. Zu sehen waren auch die Reklamekochbücher für Palmin, als „Mannheimer Cocosbutter“ seit 1887 ein badischer Verkaufsschlager, für die Fertigprodukte der Firma Maggi in Singen und für die Einkochapparate von Weck in Öflingen, die ab 1900 die „Frischhaltung“ revolutionierten. Auch die badische Haushaltsgeräteindustrie kam zum Zuge: Junker & Ruh[15] in Karlsruhe produzierte seit 1893 Gasherde für den Einfamilienhaushalt – und begleitete sein Marketing ebenso mit dem Druck eigener Rezeptbroschüren wie die Brown, Boveri & Cie. AG, die ab 1932 in Mannheim Haushaltskühlschränke herstellte. Die Ausstellung war die allererste zu diesem Thema, das auch regionalhistorisch bisher nicht aufbereitet worden war. In ihrer virtuellen Version unter www.blb-karlsruhe.de/kochbuchausstellung bleiben alle Exponate mit ihrer Objektbeschreibung und ihrem vollständigen digitalisierten Inhalt präsent.
Aufbau und Inhalt
Der Rezeptteil der Kochbücher ist in der Regel nach der Speisenfolge bei Tisch geordnet und durch ein alphabetisches Register erschlossen. Die Anordnung der Rezepte nach der Speisenfolge blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer etwa gleich: Auf die Suppen und Suppenbeilagen folgt Gekochtes Rindfleisch, dann „Gemüse“ inklusive Nudel- und Eierspeisen, danach Pasteten, Ragouts sowie Fleisch und Fisch, Mehlspeisen, Soßen, Braten, Salate, Sülzen und Cremes, Kompotte und Süßspeisen, Torten, Kuchen, Hefe-, Schmalz- und Kleingebäck, Eis, Eingemachtes, Liköre und Getränke. In den Kochbüchern des 18./19. Jahrhunderts finden sich regelmäßig auch Empfehlungen zur Einrichtung eines Haushalts und zur Ausstattung der Küche, dazu Anweisungen über die Anordnung der Gerichte, den Aufbau einer Tafel und Menüvorschläge für verschiedene Anlässe inklusive genauer Pläne für das korrekte Auftragen der Speisen auf eine Festtafel. Oftmals ist ein Abschnitt über das Tranchieren ergänzt.
Je nach Verwendungszweck und Zielgruppe bieten die Kochbücher neben den Rezepten auch eine Warenkunde an, eine Einführung in die Küchentechniken, Ratschläge zu einer gesunden Ernährung oder kulturgeschichtliche Informationen zu den enthaltenen Speisen. Die bürgerliche Hausfrau wird belehrt über die Grundlagen der Haushaltsführung und organisation, eine kluge Vorratshaltung und den Umgang mit Dienstboten. Das Universalkochbuch des 18. bis 20. Jahrhunderts enthielt in der Regel auch Praxistipps für den Haushalt, etwa zum Frischhalten von Speisen und zum Bekämpfen von Lebensmittelschädlingen, daneben Empfehlungen für Hausmittel in Krankheitsfällen oder zur Pflege der Küchenutensilien. So erklärt beispielsweise Caroline Kümichers „Constanzer Kochbuch“ von 1827 in einem Kapitel „Verschiedenes“, wie man Reis vor Schimmel sichert, Blumen frisch hält, zerbrochenes Porzellan kittet oder Schuhwichse und Tintenpulver zubereitet. Und Crescentia Bohrers „Freiburger Kochbuch“ in der Auflage von 1870 hat einen Anhang „Auf unschädliche Art metallene und irdene Gefäße zu putzen“, der für angelaufenes Silber das Bestreichen mit einem Brei aus fein gestoßener Kreide und Weingeist empfiehlt.
Überlieferungslage und ggf. (vor)archivische Bearbeitungsschritte
Gedruckte und handschriftliche Kochbücher sind nur sporadisch in wissenschaftlichen Bibliotheken überliefert, denn als nichtwissenschaftliche Literatur waren sie kein Sammelgegenstand und ihr Rang als kulturgeschichtliche Quelle führte kaum einmal zum retrospektiven Aufbau einer Kochbuchsammlung in öffentlicher Hand. Viele der vorhandenen Kochbücher sind Unikate.
Die größte Dichte historischer Kochbücher findet sich heute in jenen Landesbibliotheken, die aus früheren Hofbibliotheken hervorgegangen sind und das Quellenmaterial der Hofküchen überliefern, und/oder in jenen Landesbibliotheken, die auf dem Wege des Pflichtexemplars[16] seit dem 19. Jahrhundert die Kochbuchproduktion ihrer Region eingesammelt haben. Entsprechend verfügen auch die Badische und die Württembergische Landesbibliothek über umfangreiche Kochbuch-Bestände und die komplette Kochbuch-Produktion des Bundeslandes Baden-Württemberg seit seiner Gründung.
Planmäßig aufgebaute Kochbuchsammlungen entstanden zumeist in privater Hand. Besonders zu nennen ist hier die „Bibliotheca gastronomica“ des Sammlers Walter Putz aus Baden-Baden, die ihr Eigner 2008 der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden schenkte.[17] Die Sammlung umfasst mehr als 4000 Handschriften, Bücher und Zeitschriften aus fünf Jahrhunderten, darüber hinaus eine umfangreiche Sammlung an Drucksachen, insbesondere Menükarten, sowie die umfangreiche Korrespondenz von Walter Putz mit Sammlern und Händlern. Im Jahr 2007 und 2008 sind Teile der Sammlung erstmals in Ausstellungen in Dresden und Karlsruhe[18] präsentiert worden. Eine Auswahl von 440 Titeln der „Bibliotheca gastronomica“ steht in den Digitalen Sammlungen der SLUB Dresden zur Verfügung. Eine Kochbuchsammlung von knapp 2300 Titeln aus der Zeit nach 1950 besitzt die Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg in Frankfurt am Main.[19] Viele Sammler präsentieren ihre Sammlungen auch im Internet und machen nützliche Informationen dort allgemein verfügbar.
Quellenkritik und Auswertungsmöglichkeiten
Kochbücher sind eine erstrangige Quelle zur Alltags- und Kulturgeschichte und hervorragende Gradmesser für soziale und regionale Differenzierungen. Sie bezeugen das Aufkommen und Verschwinden bestimmter Speisen und Zutaten aufgrund veränderter Verkehrs-, Wirtschafts- oder Umweltbedingungen. Die Eisenbahn und die Erfindung des Kunsteises etwa machten den schnellen Transport fangfrischen Seefischs aus der Nordsee in ununterbrochener Kühlkette möglich. Schellfisch, Seezunge und Steinbutt wurden rezeptwürdig, auch Hummer und Langusten gelangten bis nach Baden und Württemberg. Letztere lösten in den 1880er Jahren als Delikatesse den Flusskrebs ab, der jahrhundertelang fester Bestandteil der südwestdeutschen Küche gewesen war, aber nun aufgrund der zunehmenden Verunreinigung der Flüsse kaum noch zur Verfügung stand.
Zudem geben die Kochbücher Aufschluss über den zeitweilig hohen oder geringen gesellschaftlichen Stellenwert von Speisen. Sie lassen regionale Unterschiede und Geschmackspräferenzen erkennbar werden. Auch anhand badischer und württembergischer Kochbücher lässt sich die Kulturgeschichte der Kartoffel oder der Tomate schreiben. Rezepte zu bestimmten Gerichten änderten über längere Zeiträume hinweg die Zusammensetzung der Zutaten oder die Zubereitungspraxis. Zusatzstoffe und Fertigprodukte fanden Eingang in die Ernährung. In Notzeiten wurden Lebensmittel „gestreckt“; es wurde mit Ersatzstoffen experimentiert, und viele Rezepte der Kriegsküche wurden später für die gesunde Ernährung wiederentdeckt.
Hinzu kommt der technische Fortschritt. Das Einweckverfahren, der Gasherd, der Elektrokühlschrank – die neuen Technologien der Lebensmittelzubereitung und Lebensmittelkonservierung änderten die Ernährungsgewohnheiten ebenso nachhaltig wie die Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion. Im 20. Jahrhundert wurde das Reklame-Kochbuch ein zentrales Werbemittel der Lebensmittel- und der Küchengeräteindustrie, vor allem für neue Produkte, für die eine Nachfrage erst noch erzeugt werden musste: etwa die Einkochgläser von Weck oder die Suppenwürfel von Maggi. Rezepte wurden unter Verwendung der beworbenen Markenartikel zusammengestellt oder im Rahmen einer Bedienungsanleitung als Praxisbeispiele genutzt und erleichterten die Akzeptanz der Novitäten. So sind Kochbücher über die Ernährungsgeschichte hinaus auch aussagefreudige Dokumente der Wirtschaftsgeschichte.
Hinweise zur Benutzung
Die historischen Kochbücher der Wissenschaftlichen Bibliotheken, auch die Bestände der bei ihnen überlieferten Sammlungen, können in den lokalen Bibliothekskatalogen und Verbundkatalogen recherchiert werden. Die Originalbestände können via Bestellfunktion zur Einsichtnahme in die Lesesäle bestellt, neuere Bestände auch nach Hause entliehen werden. Einzelne Kochbücher aus geschlossenen Sammlungen sind in der Regel nicht ausleihbar. Kochbücher mit Erscheinungsjahr nach 1800 können über die Fernleihe an einer dem interessierten Benutzer nahe gelegenen Wissenschaftliche Bibliothek bereitgestellt werden.
Bereitstellung digitalisierter Quellen
Kochbücher werden genutzt, sind fleckig und zerlesen. Das gilt auch für die Exemplare der Badischen Landesbibliothek, die oft aus Privathaushalten stammen. Sie hat im Jahr 2016 mit Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg 172 badische Kochbücher aus dem Zeitraum 1770–1950 digitalisiert – vielfach Unikate, die nur bei ihr vorhanden sind. Sie stammen von badischen Autoren, sind in badischen Verlagen erschienen oder von badischen Firmen herausgegeben worden. Die Rezepte selbst sind nicht speziell badisch – das Regionalkochbuch dieser Zeit bezeichnete im Titel eher ein buchhändlerisches Absatzgebiet denn das Herkunftsgebiet der Speisen. Als Sammlung landestypischer Spezialitäten ist es erst ein Phänomen der 1970er Jahre, mit dem der globalisierten Fast-Food-Industrie begegnet wurde.
Die Badischen Kochbücher sind in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek zu finden. Die Online-Präsentation ermöglicht eine Volltextrecherche. So kann mit einzelnen Zutaten als Suchbegriff operiert werden – kulturhistorisch Interessierte können daraus Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten und Speisezubereitungsverfahren auf badischem Territorium gewinnen, aber es kann auch jeder interessierte Bürger ein historisches Rezept zum Nachkochen finden. Manche Rezepte kehren in allen Kochbüchern des 19. Jahrhunderts wieder: Probieren Sie doch mal „Baumwoll-Suppe“, „Hobelspäne“, „Laubfrösche“, „Tabaksrollen“ oder „Reformirten Thee“! Mit der Freischaltung sämtlicher Digitalisate im Juni 2016 eröffnete die Badische Landesbibliothek zugleich eine Ausstellung der originalen badischen Kochbücher. Alle nicht urheberrechtsbewehrten Exponate dieser Ausstellung stehen digital zur Verfügung.
Eine themenbezogene digitale Sammlung von 27 Kochbüchern des Ersten Weltkriegs stellt die Wienbibliothek bereit, auch die Badische Landesbibliothek präsentiert elf Kochbücher dieser Zeit in ihren Digitalen Sammlungen. Zum Gedenkjahr 2014 haben auch die Staatsbibliothek zu Berlin, die Württembergische Landesbibliothek und die Universitätsbibliothek Tübingen Kochbücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ins Netz gestellt.
Außerdem bietet die SLUB Dresden im Rahmen ihrer Kollektion Technikgeschichte digitalisierte Kochbücher an. An der ULB Düsseldorf ist eine kleine Auswahl Kochbücher im Rahmen der Digitalisierung der Pharmaziehistorischen Bibliothek Dr. Helmut Vester berücksichtigt worden. Kinderkochbücher digitalisiert die Staatsbibliothek zu Berlin im Bestand der Kinderbuchsammlung Wegehaupt. Im Übrigen sind Kochbücher aus den Beständen der HAB Wolfenbüttel, der ULB Halle und der SUB Göttingen im Zusammenhang der Projekte VD 16, VD 17 und VD 18 digital bereitgestellt worden.
Anmerkungen
[1] Universitätsbibliothek München, 2° Cod. ms. 731, Cim. 4. Digitalisat: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:19-epub-10638-7.[2] Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Inc.qt.13057. Digitalisat: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:24-digibib-bsz3483599340.
[3] 2. Auflage1486 in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 8° Inc 1877, Digitalisat: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001FC9700000000 und in der Bayerischen Staatsbibliothek München, 4o Inc.c.a. 464 m, Digitalisat: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00034421-6.
[4] Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 4o Oq 7290, Digitalisat: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00019C0000000000; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, A: 2.3 Oec. 2°, Digitalisat: http://diglib.hab.de/drucke/2-3-oec-2f/start.htm.
[5] http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/metsresolver/?PPN=PPN770862446.
[6] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/friederike-luise-loeffler.html.
[7] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/das-erste-badische-kochbuch.html.
[8] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/die-hofkoeche-der-badischen-grossherzoege.html.
[9] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/fuer-angehende-hausfrauen.html.
[10] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/neue-speisen.html.
[11] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/haushaltsschulen-in-baden.html.
[12] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/reform-und-diaetkueche.html.
[13] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/magere-zeiten-im-ersten-weltkrieg.html.
[14] https://ausstellungen.blb-karlsruhe.de/ausstellung/professionalisierung-der-hausfrauen.html.
[15] https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick102/junkerundruh.de.
[16] https://www.blb-karlsruhe.de/die-blb/portraet/pflichtexemplarbibliothek/.
[17] Vgl. https://www.slub-dresden.de/sammlungen/sonstige-spezialbestaende/bibliotheca-gastronomica-und-gbenn-sammlung-putz. Die Sammlung ist in den allgemeinen Katalogen der Bibliothek erschlossen. Über die Sammlung: Festschrift zur Bibliotheca Gastronomica.
[18] https://www.blb-karlsruhe.de/aktuelles/ausstellungen/vergangene-ausstellungen/archiv-ausstellungen-2008/.
[19] Vgl. https://www.ub.uni-frankfurt.de/wertvoll/kochbuch.html. Die Sammlung ist in den allgemeinen Katalogen der Bibliothek erschlossen.
Literatur
- Artelt, Walter, Die deutsche Kochbuchliteratur des 19. Jahrhunderts, in: Ernährung und Ernährungslehre im 19. Jahrhundert. Vorträge eines Symposiums am 5. und 6. Januar 1973 in Frankfurt a. Main, hg. von Edith Heischkel-Artelt, Göttingen 1976, S. 350–385.
- Barlösius, Eva/Frahmke, Gisela, Man nehme … Literatur für Küche und Haus aus dem Deutschen Kochbuchmuseum, Bielefeld 1998.
- Bibliotheca Gastronomica Walter Putz. Katalog der Sammlung in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dresden 2009, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-61781; Band 1: Die Drucke http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-61796; Band 2: Handschriften, Zeitschriften, Register der Personen und Titel http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-61808
- Festschrift zur Bibliotheca Gastronomica des Sammlers Walter Putz, Baden-Baden 2008.
- Hiller von Gaertringen, Julia, Das Kochbuch in Baden 1770–1950. Ein Digitalisierungs‐ und Ausstellungsprojekt der Badischen Landesbibliothek, in: Badische Heimat 96 (2016), S. 192–206.
- Küchenkunst und Tafelkultur. Culinaria von der Antike bis zur Gegenwart. Anlässlich der Ausstellung Küchenkunst und Tafelkultur, Kulinarische Zeugnisse aus der Österreichischen Nationalbibliothek, im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek vom 28. April bis 31. Oktober 2006, hg. von Hannes Etzlstorfer, Wien 2006.
- Methler, Eckehard und Walter, Von Henriette Davidis bis Erna Horn. Bibliographie und Sammlungskatalog hauswirtschaftlicher Literatur mit Anmerkungen zur Frauenfrage, Stuttgart 2001.
- Teuteberg, Hans Jürgen/Wiegelmann, Günter, Unsere tägliche Kost. Geschichte und regionale Prägung, 2. Auflage, Münster 1986.
- Teuteberg, Hans Jürgen, Die Geburt des modernen Konsumzeitalters, in: Essen. Eine Kulturgeschichte des Geschmacks, hg. von Paul Freedman, Darmstadt 2007, S. 232–262.
- Verk, Sabine, Geschmacksache. Kochbücher aus dem Museum für Volkskunde. Staatliche Museen Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1995.
- Weiss, Hans U., Gastronomia. Eine Bibliographie der deutschsprachigen Gastronomie 1485–1914. Ein Handbuch für Sammler und Antiquare, Zürich 1996.
- Wiedemann, Inga, Herrin im Hause. Durch Koch- und Haushaltsbücher zur bürgerlichen Hausfrau, Pfaffenweiler 1993.
- Wiswe, Hans, Kulturgeschichte der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden, München 1970.
Digitale Sammlungen
- Übersicht über digitalisierte und/oder transkribierte historische Kochbücher, Backbücher und handschriftliche Rezeptsammlungen, sortiert nach Erscheinungsjahr: http://de.wikisource.org/wiki/Kochbücher
- Dresden, Sächsische Landesbibliothek- Staats- und Universitätsbibliothek, Bibliotheca gastronomica des Sammlers Walter Putz: http://digital.slub-dresden.de/kollektionen
- Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Sammlung Badische Kochbücher: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbkochbuch/topic/view/3294398
- Wien, Wienbibliothek, Kochbücher der Sammlung Erster Weltkrieg: https://www.digital.wienbibliothek.at/nav/classification/442930
Zitierhinweis: Julia Hiller von Gaertringen, Kochbücher, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde, URL: […], Stand: 22.1.2018.