Rahel Straus, geb. Goitein
Rahel Goitein, um 1905 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]
Heute wäre die Ärztin, Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin Rahel Straus, geb. Goitein, 140 Jahre alt geworden. Rahel Straus wuchs in Karlsruhe in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf und besuchte dort das erste Mädchengymnasium Deutschlands. 1899 legte sie mit drei anderen Schülerinnen das Abitur ab. Rahel Straus war die erste Frau in Deutschland, die eine Abiturrede hielt und sie nutzte diese Rede, um die Bildungschancen von Frauen in Deutschland zu thematisieren. Im Jahr 1900 nahm Straus ihr Studium der Medizin an der Universität Heidelberg auf. Da ihre beiden Kommilitoninnen Heidelberg verließen, war sie in den ersten drei Semestern die einzige Studentin der Medizin unter den Studierenden und gilt somit als erste Medizinstudentin der Universität Heidelberg. 1905 schloss Straus ihr Studium mit dem Staatsexamen ab. Im selben Jahr heiratete sie den ebenfalls aus Karlsruhe stammenden Rechtsanwalt und bekannten Zionisten Elias Straus und zog mit ihm nach München, wo sie nach ihrer Promotion 1907 ihre eigene Praxis eröffnete. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagierte sich Rahel Straus vor allem in der Frauenbewegung. Sie war unter anderem Mitglied im „Verein für Fraueninteressen“, im „Verein für Frauenstimmrecht“ und im jüdischen Frauenbund, in dem sie als Schriftleiterin der „Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung“ wirkte. Nach dem Tod ihres Mannes emigrierte sie mit ihren fünf Kindern 1933 nach Palästina, wo sie in Jerusalem bis an ihr Lebensende als Ärztin und Sozialarbeiterin tätig war.
In Gedenken an Straus‘ herausragendes Engagement wird seit 2019 durch die Landesarbeitsgemeinschaft Baden Württemberg Gegen das Vergessen - Für Demokratie e.V. der Rahel-Straus-Preis an bedeutende Projekte der Erinnerungskultur in Baden-Württemberg verliehen. Mehr Informationen zu Rahel Strauß finden Sie auf LEO BW.
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Friedrich Hölderlin, Zeichnung von 1786
Friedrich Hölderlin: lavierte Federzeichnung von 1786 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]

Heute ist der 250. Geburtstag des Dichters, der am 20.03.1770 in Lauffen am Neckar geboren wurde und in eine unruhige Zeit hineinwuchs. Die Erinnerung an sein Werk ist untrennbar mit den besonderen und tragischen Umständen seines Lebens verbunden. Zur Dichtung Hölderlins bemerkt das "Literaturland Baden-Württemberg": "Hölderlin verknüpfte neueste philosophische Konzepte (mit Hegel und Schelling war er befreundet, bei Fichte studierte er), einen innovativen Umgang mit antiken Vers- und Strophenformen, intensives Naturerleben und durch die Französische Revolution genährte antidespotische Hoffnungen zu einer Dichtung, die eigenständig zwischen Klassik und Romantik steht." Zum Naturerleben gehörte auch der Neckar, an dem Hölderlin aufwuchs, studierte, und an den er immer wieder zurückkehrte, zuletzt als Pflegling im Tübinger Turmzimmer. Die Ode an den Neckar entstand vermutlich im Jahr 1800 nach der Trennung von seiner Liebe Susette Gontard aus einer ursprünglich dem Main gewidmeten Fassung. Der Fluss mit seinen Erinnerungen wird zum Trost in der Unberechenbarkeit des Lebens:

 

Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch

Mein Schuzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn

Auch da mein Nekar nicht mit seinen

Lieblichen Wiesen und Uferweiden.

 

Zu den Spuren Hölderlins führen die Literarischen Radwege 1, 6, und 8 des "Literaturland BW". Das Gesamtwerk steht über das Hölderlin-Archiv der WLB Stuttgart online zur Verfügung.

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Benjamin Thompsons Entwürfe für die Karlsruher Suppenanstalt
Enwürfe für die Karlsruher „Suppen Anstalt“, Quelle LABW, GLAK G Karlsruhe 1077

Benjamin Thompson, Reichsgraf von Rumford war ein talentierter, weitgereister Mann. 1784 kam er nach München und trat in Dienst des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor. Thompson wurde 1753 in der Nähe von Boston geboren, lebte nach seiner Heirat 1772 in Portsmouth, New Hampshire, und machte in der Miliz Karriere. Nach Konflikten mit den Vertretern der Unabhängigkeitsbewegung verließ Thompson 1776 Amerika und bekam eine Anstellung im britischen Kolonialministerium. Dort beschäftigte er sich mit Maßnahmen zur Verbesserung des Militärwesens. Seine Bemühungen um eine Teilnahme an den Türkenkriegen scheiterten. Er schied mit dem Ritterschlag aus der britischen Verwaltung. In München sollte sich Thompson um die unhaltbaren Zustände bei der bayerischen Armee kümmern. Er konnte seine Fähigkeiten aber auch auf wissenschaftlichem Gebiet und zur Verbesserung Gesamtsituation vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten einsetzen. Hier kümmerte er sich um Gemüsegärten, Armenhäuser, Schulen, Arbeitsstätten sowie energiesparende Koch- und Heizsysteme. Und er erfand die Rumfordsuppe, einen nahrhaften Eintopf, der bald in vielen Suppenküchen ausgegeben wurde.
In Karlsruhe öffnete die Rumfordsche Suppenanstalt 1804, eine Initiative des Kurfürsten Karl Friedrich von Baden, nach bayerischem Vorbild und mit Rezeptempfehlungen ausgestattet. Das Gebäude wurde nach Entwürfen Weinbrenners an das Gewerbehaus angebaut. Der inzwischen zum Grafen ernannte Rumford ließ sich im selben Jahr in Paris nieder. Die weitere Entwicklung der Karlsruher Suppenküche ist eine eigene Geschichte, nachzulesen auf LEO-BW.

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Walter Hohmann
Walter Hohmann auf einem Gedenkstein an der Walter Hohmann-Sternwarte in Essen, Quelle: Wikimedia

„Die Erreichbarkeit der Himmelskörper, Untersuchungen über das Raumfahrtproblem“ ist der Titel eines Buches, das Walter Hohmann 1925 veröffentlichte und das sich mit der Lösung aus dem Schwerkraftfeld der Erde, der freien Bewegung im Weltraum, Landung auf anderen Planeten und der Rückkehr zur Erde beschäftigte. Führende Weltraumexperten, darunter Wernher von Braun, bescheinigten dem Konzept Hohmanns zwar kühne aber keineswegs utopische Gedanken. Sie reichen vom hitzebeständigen Material der Konstruktion über den Raketenantrieb per Rückstoß bis zur Belastbarkeit der Besatzung in der Schwerelosigkeit. Vor allem die „Hohmann-Bahnen“ - die Ellipse als effektivste Verbindungslinie zwischen zwei Planeten - übten nachhaltigen Einfluss aus. Einige seiner Ideen, wie die Verwendung eines vom Träger abkoppelbaren Flugkörpers, der auf den Planeten landet, fanden später Eingang in das Apollo-Programm für Mondflüge, wobei Hohmann ursprünglich Venus und Mars als Ziel anvisiert hatte.
Walter Hohmann wurde am 18. März 1880 in Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis geboren und verbrachte mit seiner Familie einige Jahre in Südafrika. Er war wissbegierig und entwickelte eine Neigung für ballistische Experimente. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens an der TH München, der Spezialisierung im Brückenbau und mehreren Zwischenstationen, ließ er sich 1912 in Essen nieder, wo er die Statische Abteilung im Hochbauamt aufbaute. Im 1927 in Breslau gegründeten „Verein für Raumschifffahrt“ übernahm Hohmann ein Amt im Vorstand. Er starb am 11. März 1945 in Essen, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, an Unterernährung und Erschöpfung. Eine Abteilung des Erfatal-Museums in Hardheim ist seinem Andenken gewidmet. Die ausführliche Biografie zu Walter Hohmann finden Sie hier.

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Die Geschichte der Grünen
40 Jahre Grüne. Eine multimediale Aufbereitung des SWR

Die Landtagswahl vom 16. März 1980 war ein Meilenstein für die Grünen: Am 30. September 1979, noch vor der Bundespartei, hatten sich 600 Versammlungsteilnehmer*innen in der Sindelfinger Stadthalle zu den baden-württembergischen Grünen zusammengeschlossen. Die parteipolitischen Anfänge reichen bis in die Zeit der Proteste gegen das geplante AKW Wyhl zurück. Für weitere kritische Stimmen, auch unter etablierten Bürgern, sorgten das Waldsterben im forstreichen Südwesten sowie die fortschreitende Umweltzerstörung. Auswirkungen auf das Wählerverhalten zeigten sich schon bei der Europawahl im Juni 1979. Die "Sonstige politische Vereinigung Die Grünen", ein Zusammenschluss mehrerer ökologischer Parteien und Bewegungen, erreichte in Baden-Württemberg einen Anteil von 4,5% der Stimmen, im Bundesdurchschnitt waren es 3,2%. Trotz der von Anfang an geführten heftigen Auseinandersetzungen zwischen rechts und links, zwischen "Fundis" und "Realos", wurde bei der Landtagswahl am 16. März 1980 die 5%-Hürde genommen. Mit sechs Abgeordneten waren die Grünen erstmals im Landtag eines bundesdeutschen Flächenstaats vertreten. Auch weiterhin kennzeichneten Kontroversen die parteipolitische Arbeit. Anlässlich der 8. Landesversammlung am 26./27. Juni 1982 in Baden-Baden äußerte Winfried Kretschmann "Wenn ihr provokatorische Aktionen wollt, dann kann man Leute wie mich nicht in den Landtag reinwählen". Der Rest ist Geschichte. Zum Nach- und Weiterlesen: Gerhard Gräber, Von Wyhl in die Villa Reitzenstein: Die wundersame Reise der Grünen in Baden­-Württemberg. Eine ausführliche multimediale Darstellung zum 40-jährigen Jubiläum gibt es beim SWR.

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