Der Trompeter von Säckingen
Bad Säckingen: Denkmal des Trompeters von Säckingen und Trompetenspieler. Foto von Willy Pragher. [Quelle: Staatsarchiv Freiburg]

Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Joseph Victor von Scheffels „Trompeter von Säckingen" zu den meistgelesenen und meistgekauften Büchern. Den Stoff für das erfolgreiche Versepos fand Scheffel kurz nach einem Jurastudium als Rechtspraktikant im Bezirksamt Säckingen. Während dieser Zeit erkundete er auf Wanderungen ausgiebig die Geschichte und Landschaft rund um Säckingen und stieß auf die romantische Liebesgeschichte eines ortsansässigen Paares: Die Adlige Maria Ursula von Schönau hatte sich trotz des Standesgegensatzes und gegen den Widerstand ihrer Brüder mit dem Bürger Franz Werner Kirchhofer vermählt. Der oft bemühte Topos von Liebe und Standesgrenzen schien auch im 19. Jahrhundert durchaus noch reizvoll und das Versepos, das Scheffel aus diesem Stoff erarbeitete, wurde schnell zu einem Bestseller. Im Jahr 1914 erschien die 300. Auflage von Scheffels Versepos.  Mit der historischen Vorlage ging Scheffel recht frei um: In Scheffels Versepos war Kirchhofer ein gescheiterter Jurastudent und Künstler auf seiner Trompete, der von Heidelberg nach Säckingen zieht. Tatsächlich aber entstammte Werner Kirchhofer einer angesehenen und wohlhabenden Familie. Dass der Papst in Rom Kirchhof zum Marchese Camposanto ernennt, entspricht ebenfalls nicht der historischen Vorlage.  Vor allem die Opern-Vertonung von Scheffels Trompeter trug ganz wesentlich zur Bekanntheit des Werkes bei. Die Oper von Victor Ernst Nessler (1841 – 1890), die 1884 uraufgeführt wurde, gehörte zu den beliebtesten Opern in Deutschland. Am populärsten war das „Trompeterlied“, das „Behüt dich Gott“ aus dem zweiten Akt dieser Oper.
Im Bad Säckinger Schloss Schönau (Trompeterschloss) wird an Scheffel und sein Werk erinnert. Im sogenannten Scheffelzimmer findet man verschiedene Ausgaben seiner Bücher, darunter die seltene Erstausgabe des „Trompeters von Säckingen“ von 1854. Scheffels Aufenthalt und Tätigkeit als Jurist in Säckingen dokumentieren amtliche Dokumente aus der Zeit 1850 – 1851. Das Trompetenmuseum, das auch im Schloss untergebracht ist, zeigt eine Sammlung von mehr als hundert Instrumenten sowie Bilddokumente und Schriften. Darunter findet man Wissenswertes über den Komponisten Victor Ernst Nessler und seine Oper zum „Trompeter von Säckingen“.  (JH)

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Blick auf Neuenbürg
Neuenbürg in der Oberamtsbeschreibung von 1860 [Quelle: Landesarchiv BW]
Im Raum um Neuenbürg konzentrieren sich an tektonischen Störungszonen Erzgänge mit reichen Eisen- und Manganerzvorkommen. Es handelt sich um das größte Eisenerzvorkommen im Schwarzwald. Schon in keltischer Zeit wurde bei Neuenbürg nach Erz gegraben und Eisen geschmolzen. Die Kelten errichteten sogar eine befestigte Höhensiedlung auf dem Schlossberg bei Neuenbürg. Dort wurden umfangreiche Schlackereste und Eisengeräte gefunden, die aus dem Eisenerz hergestellt worden waren. Seine Blütezeit erreichte der Bergbau im Neuenbürger Revier aber erst im 18. und 19. Jahrhundert. Das gewonnene Erz war aufgrund der geringen Schwefel-Beimengung und der Kupfer-Armut ideal für die Produktion von Gusseisen und wurde zu dieser Zeit im Königlichen Hüttenwerk in Friedrichstal verarbeitet. Die Ausbeute der Grube war groß und zwischen 1770 und 1843 wurden über 2625 Tonnen Eisenerz gewonnen. Im frühen 19. Jahrhundert wurden schließlich erste Versuche zur Stahl-Erzeugung aus dem Erz der Grube Frischglück unternommen, die auf Initiative von Friedrich II. von Württemberg zurückgingen. Die Arbeitsbedingungen der Bergleute waren äußerst hart, vor allem nachdem ab 1851 Gedinge-Arbeit eingeführt wurde, das heißt die Arbeitsgruppen wurden nur nach erbrachter Leistung wie etwa der Anzahl der geförderten Wagen bezahlt. Ab 1866 kam der Bergbau zum Erliegen, die Vorräte waren erschöpft und die Nachfrage sank, zumal die Beschaffenheit und vor allem die Festigkeit des Gesteins enorme Kosten verursachte. Seit 1985 steht das Bergwerk als Denkmal der alten Arbeitswelt unter Tage Besuchern offen, die hier mehr über die harten Arbeitsbedingungen und die damaligen Abbautechniken lernen können. Weitere Informationen über das ehemalige Bergwerk finden Sie auf der Seite der Grube Frischglück. Mehr über die Techniken der keltische Eisenherstellung in Neuenbürg erfahren Sie in der Broschüre des Landesamts für Denkmalpflege BW. Einen Gesamtüberblick über die Gewinnung von Bodenrohstoffen im Schwarzwald bietet der Historische Atlas Baden Württemberg sowie die dazugehörigen Erläuterungen. (JH)
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Postkartenautomat
Postkartenautomat [Quelle: Heimatmuseum Reutlingen]

Über 150 Jahre gibt es die Postkarte nun schon. Doch bereits vor ihrer offiziellen Einführung wurden in Paris einfache Karten ohne Umschlag zum Versand von Mitteilungen verwendet. Die dortige „Petite Poste“ erlaubte bereits in den 1770er Jahren den Versand von Karten mit offen lesbaren Mitteilungen. Tatsächlich eingeführt wurde die sogenannte „Correspondenz-Karte“ dann zum 1. Oktober 1869 in Österreich. Die Postverwaltung des Norddeutschen Bundes folgte auf dem Fuße und führte ihrerseits die Korrespondenzkarte zum 1. Juli 1870 ein. Auch die weiteren Länder des Deutschen Reiches, Großbritannien, Frankreich und viele weitere Staaten führten in der Folge Postkarten ein. Bereits zum 1. Juli 1872 wurde die amtliche Bezeichnung „Correspondenz-Karte“ durch die heute geläufige Bezeichnung „Postkarte“ abgelöst. Bereits kurz nach ihrer Einführung entwickelte sich die Postkarte zu einem Massenmedium. Im internationalen Postverkehr konnte die Postkarte mit Abschluss des Berner Postvertrages seit dem 1. Juli 1875 in 21 Ländern versendet werden. Zuvor waren Postkarten lediglich für Mitteilungen innerhalb eines Landes oder zwischen Ländern mit entsprechender Vereinbarung zugelassen. Mit dem Weltpostvertrag vom 1. Juni 1878 wurden schließlich der Versand an und der Empfang aus nahezu allen Ländern der Erde möglich. Nachdem Postkarten zunächst nur durch die jeweiligen Postverwaltungen herausgegeben werden durften, war es ab 1885 erlaubt, kommerziell verlegte Postkarten zu verwenden. Schon bald fanden sich verschiedenste grafische Elemente auf der Mitteilungsseite der Postkarten. Waren diese zunächst in der Regel vom Absender selbst gestaltet, entstanden bald auch Karten mit vorgedruckten Grafiken – die sogenannten Ansichtskarten. Sie setzten sich ab circa 1896 durch, denn gerade in diesen Jahren wurde eine Reihe von Druckverfahren entwickelt, die es ermöglichten, Ansichtskarten kostengünstig herzustellen. Zu ihnen zählte auch das Lichtdruckverfahren, mit dem sich Fotografien auf Postkartenträgern abdrucken ließen. Mit dem zunehmenden Versand von Postkarten erfreuten sich auch die seit Mitte der 1880er-Jahre erstmals an englischen Bahnhöfen aufgestellten Postkartenautomaten großer Beliebtheit. Heute sind die Automaten aus dem öffentlichen Raum nahezu verschwunden. Der hier abgebildete Automat stammt aus der Sammlung des Heimatmuseums Reutlingen. Die Motive der beiden Postkarten stellen eine Betzinger Trachtenhochzeit um 1850 dar und wurden 1965 vom Verlag Siegbert Jaschek, Reutlingen herausgegeben. Mehr zur Geschichte der Postkarte können Sie im Themenmodul Südwestdeutsche Archivalienkunde nachlesen. (JH)

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Katalog der Firma Hohner
Die Titelseite dieses englischsprachigen Hohner-Katalogs aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert zeigt das hohnersche Fabrikanwesen im Stadtzentrum von Trossingen Herkunft/Rechte: Deutsches Harmonikamuseum (CC BY)

Die Matthias Hohner AG in Trossingen gehört zu den südwestdeutschen Unternehmen, die Wirtschaftsgeschichte schrieben. Das 1857 gegründete Unternehmen ist besonders bekannt für die Herstellung von Mundharmonikas, aber auch von Akkordeons, Blockflöten und den von Hohner 1957 erfundenen Melodicas. Matthias Hohner, der 1833 in Trossingen geboren wurde, war zunächst als Uhrmacher tätig, arbeitete dann aber in der elterlichen Werkstatt mit, wo er seine ersten Mundharfen herstellte. 1857 machte Hohner den Instrumentenbau zu seinem Haupterwerb. Bis 1860 wurden die Mundharmonikas in reiner Handarbeit gefertigt, ohne jegliche maschinelle Unterstützung. In den folgenden Jahren gelang es Hohner durch Expansion des Betriebs, Arbeitsteilung und maschinelle Fertigung rasch die Produktion zu steigern. Schon um 1900 zählte das Unternehmen rund 1000 Beschäftigte in und um Trossingen und bereits im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde über die Hälfte der Hohner-Instrumente nach Amerika verkauft. 1900 übergab Hohner das Unternehmen an seine fünf Söhne, das noch heute als Hohner Musikinstrumente GmbH besteht. Vor allem die bunten Verpackungen der Mundharmonika machen die Instrumente zu einem Zeitdokument. Kaum ein anderes Industrieprodukt spiegelt den Zeitgeist so gut wider wie die Mundharmonika. Mundharmonikadeckel und -etuis erzählen Geschichten über Krieg und Frieden, Fürsten und Politiker, Mode, Sport und Musik in vergangenen Jahrzehnten. Einen Einblick in die Kulturgeschichte der Harmonika-Instrumente gibt das Deutsche Harmonikamuseum in Trossingen. Über Jahrzehnte hinweg sammelte das Hohner-Unternehmen nahezu alles, was für die Produktion von Zungeninstrumenten von Belang war. So entstand eine weltweit einzigartige Sammlung mit heute circa 25.000 verschiedenen Mundharmonikas, vielen Handzuginstrumenten sowie einem umfangreichen Bestand an branchen- geschichtlichen Dokumenten. 1987 wurde die Sammlung vom Land Baden-Württemberg angekauft und 1991 mit der Eröffnung des Harmonikamuseums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Einige Exponate finden Sie auch auf dem digitalen Museumsportal Baden-Württemberg sowie auf der Seite des Harmonikamuseums. (JH)

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Das Kloster St. Lioba
Ein bisschen Toskana vor den Toren der Stadt Freiburg, so wirkt das gelbe Gebäude des Klosters St. Lioba. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Heilkräuter und Bibelkräutergarten. Fotografin: Elfriede Birkenmayer. Vielen Dank für das Einstellen in unserer Landauf, LandApp

Das Kloster St. Lioba liegt in einer alten Villa  im Freiburger Stadtteil Günterstal. Anfang des 20. Jahrhundert wurde die Villa am Rand des Freiburger Stadtwalds von dem Oberamtsrichter August Wohlgemuth in Auftrag gegeben. Der Heidelberger Architekt und Baurat Fritz Seitz entwarf nach Vorgaben des Bauherrn ein Gebäude im Stil einer toskanischen Villa. Als Wohlgemuth gezwungen war die Villa zum Verkauf freizugeben, übernahmen im Jahr 1927 die Schwestern der kurz zuvor von Maria Bendedikta Föhrenbach gegründeten Ordensgemeinschaft der Benediktinerinnen das Gebäude. Benannt hatte sich die Gemeinschaft nach St. Lioba, Verwandte und Missionsgefährtin des heiligen Bonifatius. Zwischen 1928 und 1933 fand auch Edith Stein vorübergehend Unterschlupf bei den Lioba-Schwestern. Heute leben im Kloster St. Lioba noch über 80 Schwestern nach den Regeln des Heiligen Benedikt. Bekannt ist das Kloster vor allem für seinen Bibel- und Kräutergarten. Auf über 700 Quadratmetern finden sich 200 verschiedene Heilpflanzen und Sträucher. Der Heilkräutergarten ist als Viereck angelegt, bestehend aus vier nahezu quadratischen Bereichen und verweist auf die mittelalterliche Zahlensymbolik, nach welcher die Zahl Vier die Zahl der Welt ist (vier Elemente, vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen). Die Besonderheit des Kräutergartens ist die Anordnung der Heilpflanzen nach Anwendungsgebieten sowie zahlreiche indische Heilpflanzen und Pflanzen aus der traditionellen chinesischen Medizin. In den oberhalb liegenden zwölf Beeten finden sich Pflanzen, die in der Bibel eine wichtige Rolle spielen, wie etwa Weinstöcke, Feigenbäume, Senf oder Linsen. Diese sind in Kreisform, dem Sinnbild der Vollkommenheit, angelegt. Mehr über den Kräuter- und Bibelgarten erfahren Sie auf der Seite des Klosters. Im Rahmen des Freiburger Stadtjubiläums wird im September die Ausstellung „100 Jahre Stadtgeschichte –100 Jahre Engagement. Freiburg aus dem Blickwinkel des Klosters St. Lioba“ in der Katholischen Akademie in Freiburg gezeigt. (JH)

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