Die Archivalie des Monats März stammt diesmal aus dem Staatsarchiv Freiburg. Das mit viel Hingabe zum Detail gemalte Aquarell des Malers und Oberlehrers Lucian Reich zeigt ein schmiedeeisernes Tor und einen kleineren Seiteneingang zu einer Parkanlage in der Stadt Hüfingen. Erbaut wurde die Anlage vor 200 Jahren durch die Hüfinger „Freunde der Natur“, zu denen auch der berühmte Komponist und Pädagoge Johann Nepomuk Schelble gehörte. Die in kürzester Zeit entstanden Anlagen wurden jedoch in der Nacht vom 4. auf den 5. März 1821 wieder zerstört. Das Bild befindet sich in einer Akte des Bezirksamtes Hüfingen, die im Rahmen des abgeschlossenen Projekts "Erschließung der Bezirks- und Landratsamtsbestände" des Staatsarchivs Freiburg verzeichnet wurde. Diese Akte offenbart eine bemerkenswerte Geschichte aus der historischen Stadt auf der Baar und stellt darüber hinaus ein anschauliches Zeugnis einer von Revolution und Aufständen geprägten Generation dar.
Die Basilika St. Martin des Klosters Weingarten gilt als eine der prächtigsten deutschen Kirchen. Der Bau der Abtei war in kürzester Zeit (1715–24) beendet. Anschließend sollte die Kirche durch eine neue repräsentative Hauptorgel geschmückt werden. Den Auftrag erhielt der junge Joseph Gabler, der sich mit dem Orgelbau in seiner heimatlichen Klosterkirche Ochsenhausen einen Namen gemacht hatte. In Weingarten kam Gabler den ausgefallenen Wünschen der Äbte für ihre große Orgel nach. Kunstvoll baute er die sechs Fenster der Westempore als Teil des Gehäuses mit ein. Doch immer mehr Zeit und Geld musste investiert werden. Schließlich vergingen dreizehn Jahre und Gabler verließ Weingarten finanziell und moralisch ruiniert. Die ausführliche Geschichte gibt es auf LEO BW.
Die württembergische Erdbebenwarte und ihre Geschichte: Diese ist ebenso spannend, wie die Aufzeichnungen der zahlreich erhaltenen Seismogramme, die nicht nur die Bewegung der Erdplatten registrierten. Zuletzt befand sich das Seismogrammarchiv im Luftschutzbunker unter der Villa Reitzenstein. 2016 kamen die in rund 90 Jahren gesammelten Unterlagen aus Stuttgart, Hohenheim, Meßstetten, Ravensburg und dem Schwarzwald ins Staatsarchiv Ludwigsburg. Die Details zu diesem interessanten Bestand finden Sie auf LEO BW.
Aschermittwoch und alles vorbei? Nicht ganz, denn am äußersten südwestlichen Oberrhein, im Markgräfler- und Basler Land beginnt die Bauernfastnacht, auch Alte Fastnacht genannt. Alt weil vor rund 900 Jahren die Sonntage aus der Fastenzeit herausgenommen wurden. Da die 40 Fastentage trotzdem einzuhalten waren, fand eine Vorverlegung des Fastenbeginns statt, bei dem aber nicht alle mitgemacht haben. Am bekanntesten ist die Basler Fastnacht, die sogar die Einführung der Reformation überlebte. Im benachbarten schweizerischen Liestal gibt es beim Chienbäse-Umzug riesige Fackeln und Feuerwagen. In Hauingen bei Lörrach entwickelte sich aus kleinen Anfängen im Lauf des 20. Jh. ein großes Fest. Selbst im Schwarzwald finden sich vereinzelte Überbleibsel. So wird in Furtwangen der seit dem ausgehenden 18. Jh. überlieferte Hirschmendig (=Montag) begangen. Hier hatte die ländliche arbeitende Bevölkerung frei und erhielt Küchle und andere Gaben. Hinsichtlich des Namens gibt es verschiedene Deutungen, doch führen wiederum Spuren in die Schweiz, wo der Hirsemontag - hirsen von zechen - verbreitet war. In Furtwangen obliegen Fortbestand und Pflege des Hirschmendig der „Hirschmendig Aktiengesellschaft“, die vor 20 Jahren gegründet wurde und traditionell im „Goldenen Raben“ tagt.
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