Ketubba [Quelle: Landesarchiv BW; StAS AS Sa Nr. 1149]
Ketubba [Quelle: Landesarchiv BW; StAS AS Sa Nr. 1149]

Zu den Zeugnissen jüdischen Lebens, die sich in vielen Archiven finden lassen, zählen auch sogenannte Ketubbot. Eine Ketubba ist ein jüdischer Ehevertrag. Das Wort Ketubba ist Hebräisch und bedeutet so viel wie Geschriebenes.

Ihre Blütezeit erlebte die Ketubba als reich illustrierter künstlerisch sehr wertvoller Vertrag im 17. und 18. Jahrhundert. Illustriert wurde sie mit floralen und geometrischen Mustern sowie mit Motiven aus biblischen Geschichten oder Familienwappen.

Dieses Beispiel einer besonders kunstvoll gestalteten Ketubba aus dem Jahr 1764 stammt aus dem Staatsarchiv Sigmaringen und wurde im Rahmen der Ausstellung "Barocke Lebenswelten" gezeigt.

Bei einer jüdischen Eheschließung ist der Mann verpflichtet, der Frau für den Fall einer Scheidung oder seines Todes ihr eine Summe zu vermachen, damit sie abgesichert ist. Der Text einer Ketubba ist standardisiert und in aramäischer Sprache – der Sprache des Talmuds – verfaßt. Namen und Daten sind jedoch auf Hebräisch geschrieben. Die Ketubba beginnt immer mit dem jüdischen Datum, auf dem hier abgebildeten Beispiel entspricht das Datum dem 16. März 1764. Es folgt der Name des Ortes: Novellara, nordnordöstlich von Reggio Emilia in Norditalien. Ortsnamen werden in der Regel durch Angabe eines Gewässers in der Nähe beschrieben, um Verwechslungen mit gleichnamigen Orten. Dem wiederrum folgen die Namen der zukünftigen Ehepartner und die Bedingungen der Eheschließung. Zum Schluss unterschreiben zwei Zeugen die Ketubba.

Der Text dieser Ketubba ist von einem Künstler mit zahlreichen Abbildungen und umlaufenden Schriftbändern eingerahmt. Im unteren Teil gibt es um den eigentlichen Text der Ketubba, deren Abbildung die Bundestafeln symbolisiert, zwölf ovale Felder mit Abbildungen der Tierkreiszeichen. Es beginnt oben rechts mit dem Bild eines Widders, und es folgen die anderen Sternkreiszeichen entgegen dem Urzeigersinn. Zur Herstellung einer solchen Ketubba gehörte sehr viel Erfahrung: Der biblische Text musste so angeordnet werden, dass er buchstabengetreu und vollständig in Einzelfelder geschrieben werden kann, die einen doppelten Rahmen um die eigentliche Ketubba und das abschließende Band des Giebels füllen.

Bis heute werden im orthodoxen Judentum traditionelle Ketubbot in aramäischer Sprache verfasst. Im liberalen Judentum gibt es keine einheitliche Regelung zu Ketubbot.

Mehr zu den Besonderheiten jüdischer Eheverträge und zu verschiedenen Hochzeitsbräuchen lesen Sie auf der Seite des Jüdischen Museums Berlin.

Mehr zur Ausstellung "Barocke Lebenswelten" des Staatsarchivs Sigmaringen finden Sie hier. (JH)

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Das Obere Schloss in Talheim mit dem Dach des jüdischen Back-, Wasch- und Bethauses im Schlosshof, Quelle: Oberamtsbeschreibung Heilbronn, 1903.
Das Obere Schloss in Talheim (links) mit dem Dach des jüdischen Back-, Wasch- und Bethauses im Schlosshof, Quelle: Oberamtsbeschreibung Heilbronn, 1903. Zum Vergrößern bitte klicken.

In Talheim, heute Landkreis Heilbronn, waren vermutlich bereits im 15. Jh. Juden ansässig, die aus der nahen Reichsstadt vertrieben wurden. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. bezogen einige jüdische Familien aus Horkheim einen Teil des Oberen Schlosses, der kurz zuvor in württembergischen Besitz gekommen war. Der andere Teil des Gebäudes gehörte einem Vertreter des Hauses Gemmingen. Überhaupt waren die Verhältnisse höchst kompliziert in dem kleinen Ort an der Schozach, wo weitere Schlösser und Anwesen von unterschiedlichsten Eigentümern kündeten und neben Gemmingen vor allem der Deutsche Orden die Herrschaft beanspruchte. Als die jüdische Gemeinschaft mit der Genehmigung Württembergs einige Jahre nach dem Einzug ins Obere Schloss in dessen Hof ein Back- und Waschhaus erbaute und gedachte, im Obergeschoss einen Betraum einzurichten, rief das vor allem den Protest des Deutschen Ordens hervor, der sich von Württemberg brüskiert sah. Grundsätzlich erlaubte der Deutsche Orden sowohl die Ansiedlung von Juden als auch den Bau von Synagogen, wie das Beispiel Mergentheim zeigt. Auch in Talheim habe sich der Orden demgegenüber zunächst offen gezeigt, hieß es. Der sich entwickelnde württembergisch-deutschordensche Konflikt gipfelte darin, dass die Nutzung des Betraums durch die Entfernung von Fenstern, Läden und das Konfiszieren eines Teils der Kultgegenstände unbrauchbar gemacht wurde. Mehrere Jahre kriselte es, bevor der mittlerweile durch Witterungseinflüsse beschädigte Saal wieder benutzt werden durfte. Als 1805/06 die gesamte Herrschaft über Talheim an Württemberg fiel und die jüdische Bevölkerung mehr Rechte erhielt, gaben die jüdischen Familien ihre Wohnungen im Oberen Schloss auf und ließen sich im Ort nieder. Ihren Höchststand erreichte die Gemeinde 1858 mit rund 120 Mitgliedern.

Während der Pogrome 1938 und im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude im Schlosshof schwere Schäden. Es zerfiel und wurde in den 1950er Jahren abgebrochen.

Einen Filmbeitrag über die jüdische Landgemeinde Talheim sendete die SDR-Abendschau am 20.08.1963. Im Film zu sehen ist auch Theobald Nebel, der als junger Lehrer in den 1950er Jahren der am Beispiel Taheim eine der ersten ortsgeschichtlichen Studien zu einer jüdischen Landgemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg erstellt hatte und auch danach dazu beitrug, dass die regionalen Aspekte der jüdischen Geschichte in Württemberg nicht in Vergessenheit gerieten.

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Naturschutzgebiet Taubergießen, im Vordergrund links Rhinau (Frankreich), am Horizont die Gemeinde Rust - Quelle LMZ BW
Naturschutzgebiet Taubergießen, im Vordergrund links Rhinau (Frankreich), am Horizont die Gemeinde Rust [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Die sogenannte Ramsar-Konvention ist ein globales Abkommen, das nach der iranischen Kleinstadt Ramsar am Kaspischen Meer benannt ist, in dem das „Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten" am 2. Februar 1971 beschlossen wurde.

Es handelt sich um das älteste und bedeutendste globale Naturschutzabkommen, das bisher von 168 Staaten unterzeichnet wurde. Deutschland ist dem Ramsar-Abkommen 1976 beigetreten und hat bisher 35 Ramsar-Gebiete benannt.

Das “Montreux-Verzeichnis” ist das wichtigste Instrument der Konvention. Hier werden die Feuchtgebiete aufgelistet, in denen eine nachteilige und langfristige Veränderung der ökologischen Verhältnisse stattgefunden hat, stattfindet oder sehr wahrscheinlich stattfinden wird. Diese Gebiete brauchen demzufolge höchste Aufmerksamkeit und sofortige Schutzmaßnahmen. In Deutschland befindet sich momentan keines der Schutzgebiete auf der Montreux-Liste.

In Baden-Württemberg liegen die drei Ramsar-Gebiete Wollmatinger Ried und Mindelsee sowie seit August 2008 das grenzübergreifende Ramsar-Gebiet Oberrhein/Rhin supérieur.

Das Wollmatinger Ried am Bodenseeufer westlich von Konstanz das größte Ramsar-Schutzgebiet. Über 290 Vogelarten wurden in dem knapp 800 ha großen Schutzgebiet gezählt, 330 Großschmetterlingsarten und 50 Libellenarten. Auch die Pflanzenwelt ist wertvoll und vielfältig.

Der Rheingletscher hinterließ in der hügeligen Grundmoränenlandschaft des Bodanrücks vor etwa 14.000 Jahren viele wassergefüllte Geländemulden, in denen Moore entstanden. Das größte ist das Mindelseemoor. Bereits seit 1938 steht der Mindelsee und seine Umgebung unter Naturschutz.

Das gesamte Ramsar-Gebiet Oberrhein – Rhin supérieur erstreckt sich zwischen Basel/Ville-Neuf und Weil am Rhein im Süden auf beiden Seiten des Rheins über rund 190 Kilometer bis nach Karlsruhe. Der Oberrhein wurde auf baden-württembergischer und elsässischer Seite vom Sekretariat der Ramsar-Konvention am 28. August 2008 wegen seiner überragenden Naturausstattung, seiner kulturellen Bedeutung und seiner hydrologischen Funktionen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung und weltweit 10. grenzübergreifendes Ramsar-Gebiet anerkannt.

In diesem Jahr entfällt pandemiebedingt die eigentlich vorgesehene zentrale Fest-Veranstaltung zur Ramsar-Konvention am 2. Februar. Dafür bietet sich die Möglichkeit das Ramsar-Gebiet Oberrhein auf deutscher und französischer Seite in einer Exkursionswoche noch bis zum Sonntag, dem 6. Februar, unter dem Motto „Handeln für Feuchtgebiete“ unter fachkundiger Begleitung hautnah zu erleben. Mehr Informationen finden Sie auf der Seite des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. (JH)

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 Cleversulzbach um 1830, Quelle Landesmedienzentrum BW
Cleversulzbach um 1830, [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Nach langen Jahren als Vikar mit wechselnden Aufenthaltsorten wurde Eduard Mörike 1834 Pfarrer in Cleversulzbach. Mörike war nicht glücklich mit seinem Brotberuf und dem von der Kirche vertretenen Christus- und Weltbild. Aufklärung und französische Revolution hatten zu rationalerem Denken und einer kritischeren Sicht der Dinge in Wissenschaft und Gesellschaft beigetragen, auch im Hinblick auf theologische Fragen. Mörike erkannte einen „theologischen Bankerott“ und suchte nach neuen Formen der Vermittlung religiöser Inhalte. Für sich persönlich bestanden diese aus poetischen Empfindungen. Für seine Gemeinde schuf er das Bild einer „jenseitigen Fortdauer“, einer „neuen Natur“ für die Seelen der Verstorbenen.

In Mörikes dichterischen Werken finden sich so oft überraschend moderne Ansätze, Spitzfindigkeiten oder Abgründe, Ausdruck einer als irrational empfundenen Welt, die sich dem persönlichen Einfluss entzieht. Das Gedicht vom Turmhahn entstand, als 1840 der alte Wetterhahn auf der Pfarrkirche von Cleversulzbach entfernt wurde. Mörike überarbeitete es mehrfach bis zu seiner Veröffentlichung 1852. Er hatte sich schon 1844 von seinem Pfarramt beurlauben lassen, 1851 geheiratet und war mit seiner Frau nach Stuttgart gezogen, wo er als Lehrer am Königin-Katharina-Stift zu arbeiten begann.

In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich allzeit das Dorf bewacht.
Manch falber Blitz hat mich gestreift,
Der Frost mein' roten Kamm bereift,
Auch manchen lieben Sommertag,
Da man gern Schatten haben mag,
Hat mir die Sonne unverwandt
Auf meinen goldigen Leib gebrannt.
So ward ich schwarz für Alter ganz,
Und weg ist aller Glitz und Glanz.
Da haben sie mich denn zuletzt
Veracht't und schmählich abgesetzt.
Meinthalb! So ist der Welt ihr Lauf,
Jetzt tun sie einen andern 'nauf.
Stolzier, prachtier und dreh dich nur!
Dir macht der Wind noch andre Cour.

Das gesamte Gedicht über den Turmhahn gibt es im Goethezeitportal.

Mehr über die Spuren Mörikes im Literaturland BW.

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Abendkleid aus dem Haus Dior, entstanden 1961-1962, [Quelle: Landesmuseum Württemberg]
Abendkleid aus dem Haus Dior, entstanden 1961-1962, [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Am 29. Januar 1923 wurde in Stuttgart die spätere Modefotografin Waldberta – Walde - Huth geboren. Nach Kindheit und Jugend in Esslingen absolvierte sie eine Ausbildung bei Prof. Walter Hege an der Staatlichen Schule für Angewandte Kunst in Weimar. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete sie ein eigenes Fotoatelier für Porträt-, Theater- und Kunstfotografie in Esslingen unter dem Namen „Künstlerische Lichtbildwerkstätte“. Ein erstes großes Projekt bekam Walde Huth mit der „Kennkarten-Aktion“, als sie bis 1946 Fotos von Esslinger Bürgerinnen und Bürgern für die neuen, von amtswegen vorgeschriebenen Inlandsausweise anfertigte. Der Porträt-Charakter der Aufnahmen und der für Walde Huth typische Humor gehen weit über das Maß üblicher Passfotos hinaus.

In den folgenden Jahren konnte sich die Fotografin erfolgreich auf dem wachsenden Markt für Werbe- und besonders Modeaufnahmen etablieren und bezog Anfang der 1950er Jahre ein größeres Studio in Stuttgart. Ein Sprungbrett in die Welt der Mode bedeuteten die Aufträge von „Esslinger Wolle“ und anderer in diesen Jahren noch zahlreich in der Region produzierender Textilunternehmen. Es folgten Aufnahmen für namhafte Modemagazine, die in den Wiederaufbaujahren ein wachsendes Publikum bedienten.

Die Damenmode der 1950er Jahre hatte mit dem „New Look“ eine zwar nicht bequeme aber sehr elegante Richtung hervorgebracht, die durch teure und sogar verschwenderische Details glänzte. Faltenreiche Röcke und weite Capes kontrastierten mit schlanken, zerbrechlichen Silhouetten. Immer kamen hochwertigen Materialien zum Einsatz. Zu den Accessoires zählten mehrreihige Perlenketten und Colliers, Hüte und Pelze, die zu dieser Zeit noch nicht in Verruf geraten waren, sowie die charakteristischen Pfennigabsätze. Ebenso unumstritten wie die Mode präsentierte sich Paris als dessen Zentrum mit Modeschöpfern wie Christian Dior oder Jacques Fath als ungekrönten Häuptern. Walde Huth arbeitete regelmäßig für Jacques Fath und bezog neben den selbst wie Kunstwerke erscheinenden Modellen gerne die Wahrzeichen der Seinestadt in ihre Aufnahmen ein. Die Sessions unter freiem Himmel wurden zu einem Markenzeichen. Für deutsche Modehersteller durfte es auch einmal das Alte Schloss in Stuttgart sein.

1956 heiratete Walde Huth den Architekturfotografen Hugo Schmölz. Bis in die 1980er Jahre entstanden Auftragsarbeiten zahlreicher namhafter Unternehmen, die sich wie ein Streifzug durch die Welt der prosperierenden Wirtschaft mit ihren Design- und Alltagsikonen ausnehmen. Nun im Kölner Studio, entwickelte das Paar variierende und sich wechselseitig beeinflussende Bildthemen und Typen. Dabei setzte sich Walde, im Gegensatz zu ihrem mehr technisch-sachlich orientierten Mann, immer wieder mit dem zeitgenössischen Frauenbild auseinander und bezog spielerisch-humorvolle bis freche Aspekte ein, getreu ihrer Prämisse stets „Etwas sehen lassen“. Nach dem Tod ihres Mannes 1986 wandte sie sich verstärkt ihrem zweiten fotografischen Ansatz, einem abstrahierenden und experimentellen Stil zu. Sie starb verarmt am 11. November 2011 in Köln.

Weitere Infos zu Walde Huth und Bildbeispiele finden Sie im Blog des Landesmuseums Württemberg.
Das Werk des Ehepaares wird im schmölz + huth Archiv verwaltet.

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