Gerda Taro (Quelle: Wikipedia, Bild gemeinfrei)
Gerda Taro in Spanien, Juli 1937 [Quelle: Wikipedia]

Heute vor 111 Jahren wurde die Fotoreporterin Gerda Taro geboren. Die junge jüdische Frau hatte erst im Pariser Exil mit der Kameraarbeit begonnen und sich dabei einen Künstlernamen zugelegt. Gerda Taro hieß eigentlich Gerta Pohorylle und wurde im Jahr 1910 als Tochter von Gisela und Heinrich Pohorylle in Stuttgart geboren. Ihre aus Österreich-Ungarn stammenden Eltern waren ein Jahr zuvor ins württembergische Königreich eingewandert, weil in Reutlingen und Stuttgart zahlreiche Verwandtschaft mütterlicherseits bereits seit Jahrzehnten ansässig war.

Nach ihrer Kindheit und Jugend im Südwesten zog die Familie im Jahr 1929 nach Leipzig. Durch das Erstarken der Nationalsozialisten wurde Gerta Pohorylle politisches Interesse geweckt. Ohne Mitglied einer Partei zu werden, bewegte sie sich im Umfeld der KPD und vornehmlich der SAPD (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands), die sich für eine Einheitsfront gegen Hitler einsetzte. 1933 beteiligte sich Gerta Pohorylle an Flugblattaktionen und wurde kurz nach dem Reichstagsbrand verhaftet. Der glückliche Umstand, dass sie noch die polnische Staatsangehörigkeit besaß, führte zu energischen Protesten des polnischen Konsulats und nach 18 Tagen zu ihrer Freilassung aus der Schutzhaft. Im Oktober 1933 verließ sie Deutschland.

Paris wurde ihr Zufluchtsort und war Traumstadt zugleich. Ihre politische Heimat fand sie im Umfeld der Exilsozalisten der SAP, die in Paris eine Auslandszentrale aufgebaut hatte. Sie lernte Willy Brandt kennen, der seit seiner Emigration von Oslo aus die Auslandsstelle des Jugendverbandes der SAP leitete.

Ab 1934 arbeitete und lebte sie mit dem ungarischen Fotografen André Friedmann zusammen, der ihr das Fotografieren beibrachte. Sie wurde Bildagentin in einer Pariser Fotoagentur und erhielt im Frühjahr 1936 ihren ersten Presseausweis. Zu diesem Zeitpunkt gab sich das Fotografenpaar international klingende Künstlernamen, um nicht mehr als Flüchtlinge kenntlich zu sein: aus Gerta Pohorylle wurde „Gerda Taro“ und André Friedmann hieß nun „Robert Capa“. Unter diesen Namen sollten sie in die Fotografiegeschichte und die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs eingehen, der am 18. Juli 1936 mit dem Militärputsch von General Franco gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung begann.

Gerta Taro berichtete von nahezu allen Fronten, traf Ernest Hemingway, fotografierte in Lazaretten und Schützengräben. Der Spanische Bürgerkrieg erwuchs zum ersten modernen Medienkrieg. Schon die damalige Illustriertenpresse verlangte bilderhungrig den Krieg aus nächster Nähe zu sehen – ermöglicht durch moderne transportable Kleinbildkameras und lichtempfindlichere Filme. Für das Millionenpublikum der aufstrebenden Massenmedien wurde das Bild zum Reizmedium, zur Nachricht, die das Wort in den Hintergrund drängte. Am Abend des 25. Juni 1937 wurde sie an der Madrider Front unter einem Bombardement der „Legion Condor“ von einem republikanischen Panzer überrollt. Nach ihrem Tod wurde sie zur politischen Ikone. Gerda Taro ist auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris begraben. In Stuttgart wurde ihr 2008 ein kleiner Platz an der Hohenheimer Straße gewidmet.

Gekürzte Biographie von Irme Schaber. Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 275-276. (JH)
00

 

Das ländliche Melchingen, ein Ortsteil von Burladingen, im Jahr 1988 [Quelle: Landesmedienzentrum BW]
Das ländliche Melchingen, ein Ortsteil von Burladingen, im Jahr 1988 [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Semmer Kerle oder koine war das erste Stück, das das neu gegründete Theater Lindenhof im 1000-Einwohner-Dorf Melchingen zur Aufführung brachte. Ein Theater, mitten auf der kargen Schwäbischen Alb – noch dazu kein volkstümliches, sondern ein Volkstheater sollte es sein mit dem besonderen Merkmal der Authentizität. Zunächst wurde das Ensemble argwöhnisch beäugt. Mittlerweile sprechen der stete Zulauf und viele Auszeichnungen für sich. In diesem Jahr wird das Theater 40 Jahre alt. Hervorgegangen aus einem linksalternativen Reutlinger Schultheaterprojekt, stand die Idee einer freien, selbstbestimmten Organisation im Mittelpunkt. Keine abgehobenen Experimente, sondern gesellschaftlich-politische und sozial aufrüttelnde Stoffe mit regionalen Bezügen aus Vergangenheit und Gegenwart sollten die Menschen erreichen und auch der Humor durfte nicht zu kurz kommen. Ein wichtiger Aspekt war von Anfang an der Dialekt und die Verbundenheit mit der Schwäbischen Alb. Wichtig und nicht zuletzt wegweisend wurden aber auch die künstlerische Qualität der Aufführungen, die örtliche Begebenheiten und Besonderheiten hervorheben und die unverstellte, eindringliche Erzählkraft und Poesie der Darstellung, die eine Brücke zu schwäbischen Dichtern und Denkern schlägt. Zum weiteren Markenzeichen wurden die sommerlichen Aufführungen an bis dahin ungewöhnlichen Orten. Das Theater schuf so eine Möglichkeit, sich mit Heimat auseinanderzusetzen ohne heimattümelnd zu werden.

Ging vielen autonomen Projekten der 1980er Jahre bereits nach kurzer Zeit die Luft aus, sorgt das Theaterwunder von der Schwäbischen Alb bis heute für Überraschungen. Gegründet als Verein, bildet mittlerweile eine Stiftung die Grundlage. Es bestehen Theaterpartnerschaften mit 21 baden-württembergischen Städten und Kooperationen, so mit dem Zimmer- und dem Landestheater Tübingen. Das Ensemble gastiert an Spielorten im In- und Ausland. Rund zwei Drittel der Aufführungen finden im Lindenhof statt. Zu den frühen Erfolgen zählt das 1984 uraufgeführte Stück Nacht oder Tag oder jetzt, eine zeitlich übergeordnete, politisch-soziale Parabel vor dem Hintergrund frühneuzeitlicher Hexenverfolgung, das mehrmals bei Gastspielen im nicht-deutschsprachigen Ausland gezeigt wurde. Zu den auf bundesebene bedeutenden Auszeichnungen zählen der Monica-Bleibtreu-Preis der Privattheatertage in Hamburg für Homo Faber im Jahr 2014 und der BKM-Preis für kulturelle Bildung im selben Jahr für das Projekt Ein Dorf im Widerstand zum Mössinger Generalstreik 1933. Aufsehen erregten auch die Inszenierungen zum Leben Friedrich Hölderlins und die „Melchinger Winterreise“ von Peter Härtling.

Mit eigenen Stücken sowie einem Kabarett- und Kleinkunstprogrammen ist das Theater Lindenhof stets offen für Experimente und bietet Angebote zum Mitmachen für alle, insbesondere Schulen.

Zum 40-jährigen Jubiläum beschäftigten sich die Masterstudierenden der Empirischen Kulturwissenschaft (EKW) Tübingen mit dem Lindenhof. Im Mittelpunkt stand die historische und gegenwärtige Alltagskultur: Wie arbeiten Menschen, wie organisieren sie ihren Alltag und wie gehen sie miteinander um? Daraus ist unter anderem die (virutelle) Ausstellung Was für ein Theater! entstanden.

Viele weitere Infos zu Konzepten, Geschichte und Projekten auf der Homepage des Theaters Lindenhof

00
Katharinenfeld, heute Bolnisi [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]
Katharinenfeld, heute Bolnissi [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]

Zwischen 1763 und 1842 wanderten in mehreren Wellen über eine Million Deutsche nach Russland aus. Die rechtliche Grundlage bildete ein Erlass von Katharina der Großen im Jahr 1763, der den Einwanderern Religions- und Steuerfreiheit, Befreiung vom Militärdienst, Land, finanzielle Unterstützung und freie Ortswahl zusicherte. Die Interessenten mussten ausreichend Barvermögen sowie einen landwirtschaftlichen oder handwerklichen Beruf nachweisen. Die Auswanderer ließen sich zunächst an der Wolga und im Schwarzmeergebiet nieder, später lagen die Zielregionen in Südkaukasus, Georgien und Aserbaidschan. Viele dieser Ankömmlinge stammten aus Württemberg. Sie hofften Hunger und Seuchen zu entkommen aber auch religiöse Gründe spielten eine Rolle.

In Württemberg bestand eine längere pietistische Tradition, die sich in Endzeit-Erwartungen und der Hoffnung auf eine Rückkehr Jesu Christi ausdrückte. Einer der Hauptvertreter war Johann Albrecht Bengel (1687-1752), der das Weltende für 1836 berechnet hatte. Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817) verkündete die Ankunft Jesu Christi am Berg Ararat im Südkaukasus. Während viele pietistische Theologen in der Kirche verblieben, lehnten radikale-pietistische Kreise sie ab und gerieten so in Konflikt mit der Obrigkeit. Auf Initiative des Generalgouverneurs des Kaukasus, General Aleksey Jermolow, kam 1817 die erste Gruppe aus Schwaikheim nach Georgien, wo die Siedlung Marienfeld entstand. Insgesamt zogen rund 1400 Familien nach Georgien. Sie gründeten Elisabethtal, Alexandersdorf, später Alexandershilf. Die größte Siedlung Katharinenfeld war die zweite Niederlassung von Auswanderern aus Aserbaidschan.

Wie bei den meisten Aussiedlern waren die Anfänge hart. Viele starben während der Reise oder nach der Ankunft. Die Kolonisten wurden zu russischen Staatsbürgern, erhielten aber einen Sonderstatus mit Deutsch als Amts- und Schulspache. Sprachliche Autonomie war eine gängige Praxis im multiethnischen Zarenreich, doch sollten missionarische Einflüsse auf andere unterbleiben. Mit der Modernisierung Russlands ab Mitte des 19. Jh. wurde der Sonderstatus aufgehoben. Sprache und Strukturen der deutschen Gemeinden blieben weiterhin erhalten. Die Einwohnerzahlen wuchsen. Es entwickelten sich wirtschaftlich und soziokulturell bedeutende Standorte, die nun, etwa mit dem Stundenwesen, zur Verbreitung protestantischen Gedankenguts beitrugen.

Die Siedlungen im Kaukasus hatten sich auf Weinbau und Cognacbrennerei spezialisiert. Katharinenfeld verfügte neben verarbeitenden Betrieben über eine Berufsschule und ein Krankenhaus. Ab 1941 wurden die deutschen Einwohner nach Sibirien und Kasachstan deportiert, wo viele Männer in den Gulags starben. Nur wenige ihrer Nachkommen kehrten ab 1979 nach Georgien zurück. Die meisten reisten in den 1990er Jahren nach Deutschland aus.

Im heutigen Erscheinungsbild der ehemals deutschen Siedlungen Georgiens finden sich nur versteckte Spuren. Kirchen wurden abgerissen oder umgenutzt, Gebäude zerfielen. Einige Gehöfte in Katharinenfeld, heute Bolnissi, zeigen das für die Siedlungshäuser typische Erscheinungsbild: mehrstöckige, giebelständige Häuser in Fachwerkausführung mit Balkonvorbauten aus Holz, vorwiegend in den oberen Geschossen, die auch umlaufen. Eine der ehemaligen Mühlen in Bolnissi beherbergt ein Hotel. Im evangelischen Gemeindehaus gibt es einen Museumsbereich und eine deutschsprachige Bibliothek. Alexandersdorf wurde zwischenzeitlich Stadtteil von Tiflis. Infolge der wachsenden touristischen Attraktivität Georgiens in den vorangegangenen Jahren und privater oder kirchlicher Initiativen konnte das eine oder andere Gebäude wiederhergestellt werden.

Zum Weiterlesen:
Krieger, Viktor, Von der Anwerbung unter Katharina II. bis 1917, in: Russlanddeutsche, Bundeszentrale für politische Bildung (aufgerufen am 24.07.2021).

Die Informationen zu den deutschen Orten in Georgien wurden dem folgenden Artikel entnommen (nicht online verfügbar):
Jan Chudozilov, Aus Württemberg in den Südkaukasus – Deutsche Siedler in Georgien, in: Schwäbische Heimat 1 (2020), S. 16-21.

00

 

Die Benediktinerabtei St. Trudpert im 19. Jh. [Quelle: Württembergisches Landesmuseum/I. Gabo]
Die Benediktinerabtei St. Trudpert im 19. Jh. [Quelle: Württembergisches Landesmuseum/I. Gabo]

Eine Urkunde von 1028 über die Verleihung von Bergrechten im Münstertal liefert ein frühes schriftliches Zeugnis zum Abbau, vor allem von Silber, im Schwarzwald. Flurnamenforschung und archäologische Erkenntnisse weisen auf Aktivitäten hin, die bis in die Römerzeit zurückreichen könnten. Möglicherweise steht die Geschichte des Klosters St. Trudpert schon im 9. Jh. in Zusammenhang mit dem Bergbau, wie auch weitere Klostergründungen am Rand des Schwarzwalds. Die wichtigste Bergbauperiode im Münstertal erstreckte sich über das 12. und 13. Jh. Viele Gruben befanden sich im Besitz des Klosters, das, wie das gesamte Münstertal in der Mitte des 14. Jh. zu Vorderösterreich kam. Im 16. Jh. wurde der Abbau teilweise eingestellt. Vom Beginn des 17. Jh. bis zu den Anfängen des Dreißigjährigen Krieges unterstand er den Fuggern. Zu Beginn des 18. Jh. lebten die Aktivitäten nochmals auf, gefördert durch den Abt von St. Trudpert, der auf Spezialisten aus den Alpenländern zurückgriff.

Wann die in der Nähe des Klosters St. Trudpert gelegene Bergbaustadt Münster entstand, ist ungewiss. Erste schriftliche Nachweise sind ab dem Hochmittelalter überliefert. Grabungen in den 1990er Jahren führten zu Spuren einer ausgedehnten Siedlung, die sich entlang des Flüsschens Neumagen erstreckte und an ihrem südlichen Ende eine Wasserburg einschloss. Als möglicher Überrest ist eine Reihe alter Steinhäuser erhalten, die nicht in das bäuerliche Erscheinungsbild der Umgebung passen. Die Ergebnisse der Grabungen belegen eine hohe fachliche Qualität der Erschließungsarbeiten, die eine Umleitung des Flusslaufs und die Terrassierung des Untergrunds umfassten. Es wurde eine gehobene Infrastruktur geschaffen mit Entwässerung, Brunnen und gepflasterten Wegen. Funde von Ausstattungsresten wie Ofenkacheln, Gebrauchskeramik und Gläsern lassen auf Wohlstand sowohl in Bezug auf die Burg wie auch in den Häusern schließen. Der Überrest eines Maßwerkfensters verweilst auf einen Sakralbau.

Mitte des 13. Jh. tritt Gottfried von Staufen als Stadtherr hervor. Er war zugleich Vogt des Klosters St. Trudpert und einer der reichsten und mächtigsten Ministerialen der Zähringer, der nach deren Aussterben seine Stellung auszubauen begann. Im oberen Abschnitt des Tals ließ er die Burg Scharfenstein errichten, die in Ergänzung zur Burg Staufen am Taleingang das Terrain sichern sollte. Silbermünzen aus dem 13. Jh., die einen Elefanten mit drei weiteren Personen zeigen, belegen die Existenz einer Prägestätte. Das Motiv der einseitigen Elefantenbrakteate bezieht sich auf die mittelalterliche Alexandersage.

Der Untergang der Stadt wurde lange Zeit einem Ereignis zugeschrieben. Überliefert ist ein Kriegszug der mit Habsburg in Konkurrenz stehenden Freiburger von 1346 gegen die Burg Scharfenstein, wobei es zur Zerstörung von Münster gekommen sein soll. Spuren am Steinturm der Wasserburg belegen dessen gewaltsamen Einsturz mittels Brandstiftung in der ersten Hälfte des 14. Jh. Potenzielle Schäden an der Stadt sind nicht mehr nachweisbar, doch verschwindet sie auch nach 1346 nicht aus den Quellen. Die Grabungen bestätigten ein verheerendes Hochwasser, das zu Beginn des 15. Jh. die aus Steinbauten bestehende Siedlung verwüstete. Ein weiteres Hochwasser lässt sich für das 16. Jh. belegen. Im weiteren Verlauf der Geschichte scheint auch die Stadt unter den versiegenden Metallvorkommen gelitten zu haben. 1632 brachten schwedische Truppen Zerstörung über Stadt und Kloster.

Der Beitrag entstand auf Grundlage des Berichts von Matthias Untermann und Andre Bechtold, Die Stadtwüstung Münster im Breisgau. Archäologische und historische Untersuchungen 1995-97. Ein Vorbericht, in: Denkmalpflege 26 Nr. 3 (1997), einsehbar über das Landesamt für Denkmalpflege.

Die Geschichte der Benediktinerabtei St. Trudpert finden Sie hier.

00

 

Württembergische Artillerie im Gefecht bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 am Ostufer der Tauber, nach einer Zeichnung von Friedrich Kaiser [Quelle Wikipedia gemeinfrei]
Württembergische Artillerie im Gefecht bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 am Ostufer der Tauber, nach einer Zeichnung von Friedrich Kaiser [Quelle Wikipedia gemeinfrei]

Der Deutsche Krieg zwischen Preußen und Österreich war der zweite von insgesamt drei kriegerischen Auseinandersetzungen, an deren Ende die Gründung des Deutschen Reiches stand. Nach der Niederschlagung der Revolution 1848/49 bestimmte der Streit um die Vorherrschaft im Deutschen Bund das Verhältnis der Großmächte Österreich und Preußen. Diskutiert wurden die Klein- und die Großdeutsche Lösung. Letztere sah einen deutschen Nationalstaat unter Einbeziehung und Führung durch Österreich und das Kaiserhaus vor. Auf der anderen Seite strebte Preußen eine Vereinigung mit dem Deutschen Bund ohne Österreich an. Dieses Ziel stellte der preußische Ministerpräsident Bismarck den Mitgliedsstaaten des Bundes am 10. Juni 1866 vor.

Vorausgegangen war der Krieg beider Mächte mit Dänemark 1864, infolgedessen die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an die beiden deutschen Großmächte abgetreten wurden, die das Gebiet für kurze Zeit gemeinschaftlich regierten. Ab 1865 übernahm Österreich Holstein und Preußen Schleswig. Im Sommer 1866 marschierten preußische Truppen in Holstein ein, worauf der Deutsche Bund protestierte. Bis zum Friedensschluss am 23. August fanden mehrere militärische Konfrontationen zwischen den Großmächten und ihren Verbündeten statt. Die entscheidende Schlacht am 4. Juli bei Königgrätz fiel zugunsten Preußens aus. Trotzdem kam es zu weiteren Auseinandersetzungen. Im Rahmen des Mainfeldzugs kämpfte die preußische Mainarmee gegen badische, hessische und württembergische Verbände des VIII. Bundeskorps. Am 24. Juli standen sich Preußen und die Württembergische 1. Division bei Tauberbischofsheim gegenüber. Die Württemberger unterlagen, das VIII. Bundeskorps musste sich zurückziehen. Am 30. Juli wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Die gefallenen württembergischen Soldaten wurden in einem Massengrab in Tauberbischofsheim beigesetzt. König Karl I. von Württemberg ließ dazu ein Denkmal errichten.

Der Krieg endete offiziell am 23. August mit dem Frieden von Prag und der Anerkennung der schon zu Kriegsbeginn von Preußen erklärten Auflösung des Deutschen Bundes. Die Vereinbarungen waren durch den Vorfrieden von Nikolsburg am 26. Juli eingeleitet worden, bei dem sich die süddeutschen Staaten Württemberg, Baden und Bayern mit Preußen arrangierten.

Im Oktober 1866 annektierte Preußen das bis dahin souveräne Hannover, ferner Nassau, Gebiete hessischer Territorien und die Stadt Frankfurt. Außerdem musste Bayern einige Teile abtreten. Die Ereignisse leiteten die Gründung des Norddeutschen Bundes ein. Der dritte der Einigungskriege folgte 1870/71 mit dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Beitritt der süddeutschen Staaten.

Mehr zum Deutsch-Französischen Krieg und den deutsch-französischen Beziehungen finden Sie im Kapitel Zwischen Feindberührung und „amitié“ - unser Nachbar Frankreich auf LEO-BW.

00
Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss