Titelkupfer einer Oberamtsbeschreibung
Frontispiz einer Oberamtsbeschreibung [Quelle: Landesarchiv BW]

Es ist wieder Zeit für unser monatliches Quiz!

1820 schuf der württembergische Regent Wilhelm I. mit einem "Königlichen statistisch-topographischen Bureau" die Voraussetzungen für eine Beschreibung der Oberämter im Herrschaftsgebiet. Die Oberämter waren die Vorgänger der heutigen Landkreise. Die Beschreibungen enthalten Angaben über Einwohner, Besitzgröße, Gebäude- und Tierbestand, sie berichten über geographische und geschichtliche Gegebenheiten, Klima, Flora, Fauna und vieles andere mehr. Bis heute sind die Bücher wahre Fundgruben für alle, die sich mit der Geschichte Württembergs beschäftigen.

Können Sie erraten welches Oberamt bzw. welcher heutige Landkreis hier beschrieben wurde? Der folgende Ausschnitt ist dem Unterkapitel "Naturschönheiten" einer Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1860 entnommen:

Obgleich der Bezirk im Allgemeinen wenig Abwechslung bietet und namentlich der westliche Theil desselben meist nur aus einem weitgedehnten, durch Felder wenig unterbrochenen Nadelwald besteht, so entfaltet er doch in seinen Thälern […] manches Schöne. Die üppigen Wiesengründe der Thalebene, welche von munteren klaren Gewässern durchzogen werden, bilden mit ihrem Lichtgrün einen freundlichen Gegensatz zu den angrenzenden schwarzgrünen Nadelwaldungen. […] Die durchgängig bewaldeten Gehänge der Thäler wie der tiefen dunklen Waldschluchten sind mit einer Unzahl Felstrümmer bedeckt, die in wilder Verworrenheit herum liegend, und theils gewaltsam über einander geschoben, theils in sehr namhafter Größe vorkommend, wirklich groteske Ansichten darbieten. In den engen Rinnen der Waldschluchten wenden sich zwischen diesen Felstrümmern und über dieselben stürzend wild tosende Waldbäche, viele kleine Wasserfälle bildend […] Überdieß ist der Bezirk ziemlich reich an Punkten, von denen man eine schöne Aussicht genießt. Das Auge überblickt auf diesen Punkten einen großen Theil der Alp, des Schwarzwaldes und des Schönbuchs.“

Die Oberamtsbeschreibungen enthielten auch Beschreibungen zur Bevölkerung. Hier gibt vor allem die Nennung einer Berufsgruppe wichtige Hinweise für die Lösung des Rätsels: „Der Volkscharakter ist im Allgemeinen gut und mit wenig Ausnahmen trifft man aller Orten vielen Fleiß, Sparsamkeit, Sinn für Religion, der sich in einzelnen Orten bis zum strengen Pietismus steigert, und deutsche Biederkeit. In den eigentlichen Waldgegenden sind die Leute in Folge ihrer vielen Beschäftigungen in den Wäldern einfach, einsilbig, schlicht, jedoch etwas rauh von Sitten, übrigens gutmüthig und ordnungsliebend; auch die Flößer […] haben, ebenfalls in Folge ihrer harten, anstrengenden Beschäftigung, eine gewisse Derbheit, die übrigens selten in eigentliche Rohheit ausartet.“

Wenn Sie erraten haben, um welches ehemalige Oberamt es sich hier handelt, dann schreiben Sie es gerne in die Kommentare, hier oder auf unserer Facebook-Seite. Falls Sie die Beschreibung nicht zur Lösung des Rätsels führt, gibt Ihnen vielleicht die abgebildete Ansicht hilfreiche Hinweise. Natürlich können Sie auch direkt auf LEO-BW in der Übersicht der Oberamtsbeschreibungen recherchieren. Viel Spaß! (JH)

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Die Synagoge in Sulzburg war nach Karlsruhe und Randegg der dritte Synagogenbau einer jüdischen Gemeinde im damaligen Großherzogtum Baden aus dem Jahr 1822, Quelle Landeszentrale für politische Bildung
Die Synagoge in Sulzburg war nach Karlsruhe und Randegg der dritte Synagogenbau einer jüdischen Gemeinde im damaligen Großherzogtum Baden aus dem Jahr 1822, Quelle Landeszentrale für politische Bildung

Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands: Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321 erwähnt die Kölner jüdische Gemeinde. Es gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Da es in den meisten größeren Städten des römischen Imperiums jüdische Gemeinden gab, reichen die Ursprünge mit Sicherheit noch weiter zurück. Bis zur rechtlichen Gleichstellung war es ein langer Weg, gekennzeichnet von Repressalien und Verfolgungen, aber auch von hoffnungsvollen Ansätzen des Austauschs und Miteinanders. Hier soll das Festjahr ein Zeichen setzen, das heute mit einem Festakt eröffnet wird. Ziel ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen und dem erstarkenden Antisemitismus und Rechtsextremismus entgegenzutreten. Bundesweit werden rund tausend Veranstaltungen ausgerichtet, darunter Konzerte, Ausstellungen, Musik, ein Podcast, Filme und weitere Projekte.

 

Der Festakt wird ab 16.30 Uhr von verschiedenen Rundfunkanstalten live übertragen.
Dazu sendet Das Erste (ARD) Wir sind jüdische Deutsche – Erbe und Identität seit 1945 (21.02. 15.45 Uhr) und Jung, jüdisch, weiblich - Was bedeutet es heute, als junge Frau das Judentum in Deutschland zu leben? (21.02. 17.30 Uhr).
Das deutsche TV-Programm der Deutschen Welle zeigt die Dokumentarfilme Meschugge oder was – Jude werden, Jude sein in Deutschland (21.02. 10.00 Uhr) und Jüdisch sein in Europa (Teil 1 und 2, 21.02. ab 10.45 Uhr).
Alle Details auf der offiziellen Website von 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.

Erste Spuren jüdischen Lebens im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg gibt es ab dem 11./12. Jahrhundert. Eine der ältesten jüdischen Gemeinden Badens ist mit Wertheim dokumentiert. Die früheste archivalische Nachricht stammt aus dem Jahre 1222. Im Reichssteuerverzeichnis von 1241 werden erstmals jüdische Gemeinden in Schwäbisch-Hall, EsslingenKonstanzBopfingen und Überlingen erwähnt. Weitere Informationen dazu auf LEO-BW.

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 Medaille mit Festungsgrundriss, entworfen von Georg Bernhard Bilfinger, 1736 (Quelle: Landesmuseum Württemberg)
Medaille mit Festungsgrundriss, entworfen von Georg Bernhard Bilfinger, 1736 [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Der Philosoph, Mathematiker und Baumeister Georg Bernhard von Bilfinger, der 1693 in Canstatt geboren wurde, war über die Grenzen Württembergs hinaus bekannt. Als Philosoph wurde er angefeindet, weil er als erster Professor in Tübingen über die Aufklärungsphilosophie von Leibniz und Wolff las, er lehrte in St. Petersburg und stritt mit dem Mathematiker Daniel Bernouilli um das Kartesische gegen das Newtonsche Weltbild. Im Jahr 1735 wurde er schließlich vom württembergischen Herzog Karl Alexander als Berater für den Festungsbau berufen. Einige der Festungsentwürfe Bilfingers wurden auf Medaillen geprägt, die nach dem frühen Tod Carl Alexanders in die württembergische Kunstkammer kamen. Jedoch handelt es sich bei diesen Ansichten lediglich um Idealpläne, nicht verwirklicht wurden. Die hier zu sehende Medaille trägt auf ihrer Vorderseite die Inschrift CRUX APTA TUERI PARTA – ein Kreuz, das in der Lage ist, den Besitz zu schützen – und zeigt den Grundriss einer Festung mit acht Bastionen. Auf die Rückseite wurde eine Widmungsinschrift eingraviert: CAROLO ALEXANDRO WIRT & TECC DUCI DOMINO SUO G. B. BILFINGER 1736 – für Carl Alexander, Herzog von Württemberg und Teck, seinem Herrn [von] G. B. Bilfinger. Beim Tod Carl Alexanders im Jahre 1737 war der Sohn und Nachfolger Herzog Carl Eugen noch minderjährig. Es wurde eine Vormundschaftliche Regierung eingesetzt, deren wichtigstes Mitglied Georg Bernhard Bilfinger wurde. Auch nach dem Regierungsantritt des neuen Herzogs Carl Eugens im Jahre 1744 blieb Bilfinger in seinen Ämtern und hatte weiterhin großen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte.
Weitaus weniger bekannt als sein politisches Wirken, ist Bilfingers Engagement für pietistische Strömungen innerhalb der Landeskirche. Als Präsident des Konsistoriums, dessen damalige Funktion mit dem heutigen Oberkirchenrat vergleichbar ist, sorgte er mit dem Generalreskript von 1743 dafür, dass der Pietismus nach Jahren ein Heimatrecht in der Kirche erhielt. Mehr über den Pietismus in Württemberg können Sie auch in unserem neuen Themenmodul "Alltagskultur im Südwesten" nachlesen. (JH)

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Max Schneckenburger, Porträt in der „Gartenlaube“, 1870. Quelle Wikimedia commons
Max Schneckenburger, Porträt in der „Gartenlaube“, 1870. Quelle Wikimedia commons

1840 löste die Rheinkrise auf deutscher wie auf französischer Seite eine Welle andauernder nationalistischer Empörung aus. Vorausgegangen waren die territorialen Umwälzungen der napoleonischen Zeit und die Besetzung linksrheinischer Gebiete durch Frankreich. Von den Beschlüssen auf dem Wiener Kongress hatte vor allem Preußen in Bezug auf die Rheinlande profitiert. Frankreich verfolgte weiterhin das Ziel, den Rhein als „Natürliche Grenze“ zu etablieren. Nach einer Niederlage im Nahen Osten sollte die neuerliche Geltendmachung des linksrheinischen Anspruchs für Ausgleich sorgen. Eine bewaffnete Auseinandersetzung drohte, konnte aber verhindert werden. Die aufgeladene und mit Aversionen überfrachtete Stimmung ließ sich nur schwer beruhigen. Sie äußerte sich in einer Vielzahl patriotischer Beiträge links und rechts des Stroms, der zum Inbegriff der nationalen Angelegenheiten stilisiert wurde. In Frankreich vertraten Historiker und Literaten wie Alphonse de Lamartine, Alfred de Musset oder Edgar Quinet diese Linie. In Deutschland kam es zu einer ganzen Flut von Rheinliedern: Nikolaus Becker schrieb „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“. Der ehemalig Jakobiner Nikolaus Müller veröffentlichte eine Sammlung germanischer Kriegslieder und der spätere 1848er Revolutionär Georg Herwegh sein Rheinweinlied „der Rhein soll deutsch verbleiben“.

Eine besondere Karriere war der „Wacht am Rhein“ von Max Schneckenburger beschieden. Schneckenburger wurde am 17. Februar 1819 in Talheim bei Tuttlingen geboren und lebte einige Zeit in Bern, nach seiner Heirat leitete er eine Eisengießerei im schweizerischen Burgdorf. Als das Gedicht entstand, war Schneckenburger 21 Jahre alt. Die Verse hatten zunächst in kleinem Kreis Erfolgt. Der Text wurde mehrfach vertont, angepasst und mit einem Refrain versehen. Breitere Wirkung entfaltete das Werk 1854 mit einer von Carl Wilhelm komponierten Tonfassung, die bei der Silberhochzeit des späteren Kaisers Wilhelm I. zur Aufführung kam und mit dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 einen Höhepunkt erlebte. Der kriegerisch-heroische Tenor rief jedoch nicht nur Beifall hervor sondern sorgte für die eine oder andere Parodie. Max Schneckenburger war bereits 1849 im Alter von 30 Jahren gestorben.

Im Geburtshaus von Max Schneckenburger ist das Talheimer Heimatmuseum untergebracht mit Erinnerungsstücke zu seinem Leben und Werk.

Mehr über die wechselnden deutsch-französische Beziehungen finden Sie unter
Zwischen Feindberührung und »amitié« - Unser Nachbar Frankreich

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Die Jockele aus Gütenbach tragen handgefertigte, individuelle Masken, Quelle Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen
Die Jockele aus Gütenbach tragen handgefertigte, individuelle Masken, Quelle Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen

Das Treiben nicht nur der schwäbisch-alemannischen Narren ist fest an Kalender und Uhrzeiten gebunden. Es beginnt am 11.11. um 11 Uhr 11 und endet am Fastnachtsdienstag, spätestens um Mitternacht. Kein Wunder, dass die heimische Uhrenproduktion Einfluss auf die Narren genommen hat. Eine vergleichsweise junge Erscheinung sind die Gütenbacher Jockele, benannt nach den gleichnamigen Uhren. Gegen Ende des 18. Jh. hatte der in Eisenbach und Hinterzarten ansässige Jacob – Jockel - Herbstreith begonnen, Schwarzwälder Uhrwerke in kleinem Maßstab und mit nur einem Gewicht zu bauen. Später wurden die Uhren auch von anderen Herstellern gefertigt. Die Jockele-Uhren haben ein Zifferblatt aus geschnitztem oder lackiertem Holz, beliebt war auch Porzellan. Es gibt sie mit und ohne Schlagwerk.

In der Gemeinde Gütenbach unweit von Furtwangen wurden schon im 17. Jh. Uhren, bald auch Uhrmacherwerkzeuge hergestellt. Ein Schwerpunkt lag auf Spiel- und Musikuhren. Mit der Umstellung auf die industrielle Produktion im 19. Jh. kam eine Blütezeit, die mit dem Ersten Weltkrieg und den Krisen der 1920er Jahre beendet war. Ein Neuanfang kam nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zu fast allen anderen Produktionsstätten, die aus dem Schwarzwald verschwunden sind, gibt es in Gütenbach bis heute einen namhaften Uhrenhersteller. Die Gütenbacher Jockele entstanden in den 1960er Jahren. Ihr Erkennungszeichen sind Masken mit Zifferblättern, die sie wie einen Bart um den Mund tragen. Manche hängen Uhrenpendel in Form von Tannenzapfen um den Hals.

Älteren Datums sind die Schwenninger Hansel, die ebenfalls Elemente der Uhrmacher-Tradition repräsentieren. Die Gewänder der Weißnarren sind mit Uhrenhändlern bemalt. Sie tragen Pendelstöcke mit Zifferblättern, die die Uhrzeit 11.11 anzeigen.

Zum Weiterlesen:
Blog des Deutschen Uhrenmuseums: Fasnet im uhrenmachenden Schwarzwald
Narrengesellschaft Gütenbach
Schwenninger Hansele

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