Grund und Abriß der ulmischen Herrschaft zu Wain auf einer Karte der Reichsstadt Ulm, 18. Jh. Westlich des Ortes die Siedlung Bethlem, Quelle Landesarchiv BW, HStAS E 40/14 Bü 472
Grund und Abriss der ulmischen Herrschaft zu Wain auf einer Karte der Reichsstadt Ulm, 18. Jh. Westlich des Ortes die Siedlung Bethlem, Quelle Landesarchiv BW, HStAS E 40/14 Bü 472. Zur Vergrößerung klicken.

Wain ist ein kleiner Ort im Landkreis Biberach, rund 20 km südlich von Ulm. 1570/71 war das Territorium zur Reichsstadt gekommen und blieb dort bis 1773.

Ab 1650 fanden rund 200 bis 300 Personen Zuflucht in dem weitgehend entvölkerten Ort, der im Dreißigjährigen Krieg rund zwei Drittel seiner Einwohner verloren hatte. Es handelte sich um Protestanten, die aus Kärnten und der Steiermark vertrieben worden waren. Hier fanden sie eine neue Heimat und stellten bald die Mehrheit der Bevölkerung.

Obwohl im Westfälischen Frieden von 1648 festgelegt worden war, dass Bewohner der mit Stichtag zum 1. Januar 1624 protestantischen Gebiete ihre Konfession behalten durften, galt eine Sonderregelung für die habsburgischen Erblande Steiermark, Kärnten und Krain. Hier blieb nur die Möglichkeit zu konvertieren, ansonsten erfolgte die Ausweisung.

Ausschnitt der Exulantentafel von 1658 in der Kirche St. Michael in Wain. Quelle: Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm - Exulanten in der Herrschaft Wain > Download M6.
Ausschnitt der Exulantentafel von 1658 in der Kirche St. Michael in Wain. Quelle: Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm - Exulanten in der Herrschaft Wain > Download M6.

Das protestantische Ulm erklärte sich zur Aufnahme von Flüchtlingen aus den betroffenen Regionen bereit. Viele Namen aus der Kärntner Grafschaft Ortenburg finden sich später in den Kirchenbüchern von Wain.

Die Neuankömmlinge erbauten westlich des ursprünglichen Ortes eine Siedlung, die den Namen Bethlehem erhielt - zu Ehren des Gelobten Lands, das sie aufgenommen hatte. Die Exulantentafel in der Wainer Michaelskirche erinnert bis heute an den Zug der österreichischen Protestanten. Das Gemälde zeigt, wie Abraham auf Geheiß Gottes seinen Wohnsitz in Haran verlässt und in seine neue Heimat nach Kanaan zieht. Es ist überschrieben mit Willst überwinden, so laß dahinten.

Zum Weiterlesen beim Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm:

Protestantische Glaubensflüchtlinge aus den habsburgischen Erblanden

Exulanten in der Herrschaft Wain

 

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Quittung des Kameralzahlamts zu Freiburg über die erste ordentliche Unterhaltszahlung 1787 für die 13 Exnonnen des Augustinerinnenklosters zum Grünen Wald. Vorlage: Landesarchiv BW, StAS Ho 157 T 4 Nr. 243
Quittung des Kameralzahlamts zu Freiburg über die erste ordentliche Unterhaltszahlung 1787 für die 13 Exnonnen des Augustinerinnenklosters zum Grünen Wald. Vorlage: Landesarchiv BW, StAS Ho 157 T 4 Nr. 243

Vor dem Hintergrund der Aufklärung begannen absolutistische Herrscher wie Maria Theresia oder Friedrich der Große Mitte des 18. Jh. das Staatswesen zu reformieren. Ob es dabei um das Wohl der Untertanen ging oder die Staatsgewalt gestärkt werden sollte, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Im katholisch regierten Habsburgerreich zählten die Neuordnung des Gerichtswesens sowie Abschaffung von Folter und Leibeigenschaft zu den Neuerungen. Gravierende Änderungen betrafen Religion und Klerus. Erstmals erhielten Nichtkatholiken bürgerliche Rechte und durften Kirchengemeinden gründen. Staatlich ausgebildete, in das Verwaltungssystem eingegliederte Geistliche waren angehalten, gegen Ketzertum und Volksfrömmigkeit vorzugehen. Die Zahl der Pfarreien sollte erhöht, im Gegenzug die der Klöster reduziert werden. Die Maßnahmen betrafen auch die Vorderösterreichischen Landen des Südwestens.

Im Gegensatz zu den evangelischen Territorien, wo die Klöster im Zuge der Reformation aufgehoben worden waren, blühte in der katholischen Habsburgermonarchie das Klosterwesen. Mit der Gegenreformation war es zu zahlreichen Neugründungen gekommen. Eine besondere Rolle auf Seiten der Männerklöster spielten die Jesuiten. Bei den Frauen erhielten die Karmelitinnen, Ursulinen, Elisabethinerinnen und Salesianerinnen regen Zulauf. Und der Boom dauerte an. Beispielsweise waren die nach dem Dreißigjährigen Krieg bestehenden rund 25 Einrichtungen in Wien innerhalb von 50 Jahren auf über hundert angewachsen. Wiederum 50 Jahre später sollte es damit ein Ende haben. Die Remedur des Ordens- und Klosterwesens, zunächst unter Maria Theresia, zielte darauf die Größe der Konvente und deren Privilegien zu beschränken. Ihr Sohn und Nachfolger Joseph II. brachte den Gedanken der Nützlichkeit ins Spiel. Bildungs- und Pflegeeinrichtungen durften bleiben, rein kontemplative Orden mussten weichen. 1782 begann die erste Phase des josephinischen Klostersturms, der bis 1787 andauerte. Die Schließungen betrafen mehrheitlich Frauenklöster, da sich viele dieser Orden dem unnützen rein religiösen Leben gewidmet hatten. Die von Joseph für die 1790er Jahre geplante zweite Schließungswelle kam nicht mehr zustande, da der Monarch verstarb.

In den vorderösterreichischen Landen, wo Freiburg 1752 unter Einbeziehung von Schwäbisch-Österreich zum Regierungssitz erhoben wurde, schlossen im gesamten Zuständigkeitsbereich 28 Frauen- aber nur fünf Männerklöster. Die 1785 verordnete Aufhebung des Freiburger Kapuzinerklosters wurde zunächst hinausgezögert und verhindert. Die im gleichen Jahr verfügte Aufhebung des Rottenburger Kapuzinerklosters scheiterte an der Solidaritätsbekundung der Stadt. Insgesamt scheinen die Klosterfrauen einem weltlichen Leben gegenüber aufgeschlossener gewesen zu sein. Die 19 Frauen der 1782 aufgehobenen Oberen Klause der Rottenburger Franziskanerinnen entschieden sich geschlossen in die Welt zu gehen. Ähnlich verhielten sich die Freiburger Augustinerinnen von St. Anna zum grünen Wald, die anschließend mit Pensionsleistungen versorgt wurden. In Villingen taten sich die aufgehobenen Klarissen mit den Dominikanerinnen zur neuen Gemeinschaft der Ursulinen zusammen, was, den Schulbetrieb der Dominikanerinnen fortsetzend, zu einer prägenden Institution in der Stadt wurde. Die letzten Jahrzehnte des 18. Jh. brachten für die überlebenden Konvente die Unterordnung unter die habsburgische Obrigkeit und manche Auseinandersetzung, bis Anfang des 19. Jh. mit den napoleonischen Umwälzungen die Ära der großen Klöster und geistlichen Territorien ein Ende nahm.

Zum Weiterlesen:

Das Ende der „unnützen“ Klöster. Pensionsleistungen für die „Exnonnen“ des Freiburger Klosters St. Anna zum Grünen Wald

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Dambedei
Herstellung von Dambedei-Variationen in einer Karlsruher Bäckerei. [Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe. Alle Rechte vorbehalten]

Die Bezeichnung "Dambedei" für ein Hefeteig-Männchen mit Rosinenaugen ist vor allem in der Karlsruher Gegend gebräuchlich. Gerne werden die Dambedeis am Martinstag oder zu Nikolaus verzehrt. In anderen Regionen Deutschlands kennt man den Hefemann, der häufig eine kleine Tonpfeife im Arm hält, auch als Stutenkerl oder Weckmann. Zur etymologischen Herkunft des Wortes existieren mehrere Theorien. Zum einen könnte sich der Name des Gebäcks auf einen rätischen Schutzgeist namens „Tampada“ beziehen, der Haus, Vieh und Bewohner vor Schaden bewahrte. Darüber hinaus ist es möglich, dass der Begriff aus dem Französischen kommt und zwar von dame de dieu (Mutter Gottes) oder dam petit (kleiner Mann). Nicht zuletzt könnte Dambedei auch die Verballhornung bzw. ein Missverstehen des Segensspruches in nomine domini dei (Im Names Gottes des Herren) sein. Mit diesem Segensspruch bzw. dem ähnlichen ad honorem domini dei (zur Ehre Gottes des Herren) segneten Priester Weihnachtsgebäck, das in der Form eines Christkindes gebacken war. Domini dei wäre dann über domnidei, damneidei schließlich zu Dambedei geworden. Eine Variante, bei der nicht ein Segensspruch, sondern eine lateinische Bezeichnung Ursprung von "Dambedei" ist, ist die Ableitung von domini panis dei (Brot Gottes des Herrn). Ein passendes Rezept zu dem Karlsruher Traditionsgebäck finden Sie hier.

Zum Weiterlesen: Waibel, Paul: Der rätselhafte Dambedei. Ein sprachlicher Beitrag zur Gebildbrotforschung. In: So weit der Turmberg grüßt 10 (1958), S. 141-156.

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Bigesel und Schwarze Gesellen am Nikolausabend in Unterentersbach, 1965, Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe
Bigesel und Schwarze Gesellen am Nikolausabend in Unterentersbach, 1965, Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe

Unterentersbach ist ein Ortsteil von Zell am Harmersbach. Hier kommt der Nikolaus in Begleitung des „Bigesel“, des Rupelz und Schwarzer Gesellen. Bei Einbruch der Dunkelheit geht es los mit Kettengeklirr und Urschreien. Die Darsteller des Bigesel sind zwei Personen unter einer grauen Decke mit Maske. Damit er nicht die Orientierung verliert, führen Gesellen die Figur. Ihre Gesichter sind schwarz bemalt. Die Klöpfer, die für die Erzeugung des Lärms zuständig sind, begleiten die Gruppe. In die Häuser zu den Kindern geht der Nikolaus mit einer kleineren Abordnung. Wer aber nicht aufpasst wird von der ganzen wilden Truppe überrannt. Zum Abschied erhalten die Familien Ruten aus Birkenzweigen, die in gemeinschaftlicher Aktion gebunden und von den Schwarzen Gesellen verteilt werden.

Bemerkenswerterweise ist die Dorfkirche von Unterentersbach dem hl. Nikolaus geweiht. Der erste Kirchenbau von 1666 wurde 1786 ersetzt. Altarbild und Deckengemälde zeigen Nikolaus-Darstellungen.

In diesem Jahr findet der Umzug in veränderter Form statt. Der Nikolaus, der sich verpflichtet hat sein Amt über mehrere Jahre auszuüben und dazu nicht verheiratet sein darf, zelebriert zusammen mit Ruprecht den Brauch vor der Türschwelle. Die schwer kontrollierbaren Gesellen müssen leider verzichten.

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Hildabrödle, Rezept nach Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Hildabrödle, Rezept nach Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Sie heißen Spitzbuben oder Linzer Plätzchen und im Badischen werden sie gerne als Hildabrötle bezeichnet: Ausstecherle aus Mürbeteig, gefüllt mit Marmelade. Es wird berichtet, dass die badische Großherzogin Hilda (1864-1952) sie gerne mochte und auch selbst zum Wellholz griff.

Der Mürbeteig für ein Blech Brötle besteht aus 300g Mehl, 125g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Ei und 150g kalter Butter. Den Teig eine Stunde kalt stellen, dann auswellen und runde Plätzchen ausstechen, die Hälfte mit Loch, sodass kleine Kränze entstehen. Bei 150-180 Grad etwa 15 Minuten backen und auskühlen lassen. Die Kränzchen mit Puderzucker bestäuben oder mit Zuckerglasur überziehen, die Plätzchen mit erwärmter Marmelade oder Gelee (Himbeer, Johannisbeer oder auch Hagebutte) bestreichen, die Kränzchen aufsetzen. Die einfachen, fruchtigen Plätzchen scheinen gut zu der freundlichen, zurückhaltenden Hilda gepasst zu haben.

Hilda, eine geborene Prinzessin von Nassau, heiratete am 20. November 1885 Friedrich Wilhelm von Baden, den späteren Großherzog Friedrich II. Das Herzogtum Nassau war 1866 nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert worden. Mit der Heirat wurde Luise, Tochter des preußischen Königs und Kaisers Wilhelm I., Hildas Schwiegermutter. Die Verbindung sollte eine vorsichtige Wiederannäherung der beiden Häuser einleiten. Nach der Hochzeit lebte das Paar in verschiedenen Garnisonsorten. Der erhoffte Kindersegen blieb aus, doch Hilda wanderte gerne und liebte den Schwarzwald. Nach dem Tod Friedrichs I. trat das Paar 1907 die großherzogliche Nachfolge an, doch dachte Luise nicht daran, ihre caritativen Aufgaben abzugeben. Im November 1918 flüchtete die Familie nach Zwingenberg, der Großherzog dankte ab. Die Ereignisse hielt Luise in ihren Aufzeichnungen fest. Nach einer Zwischenstation auf Schloss Langenstein im Hegau ließ sich das Paar in Freiburg nieder. Friedrich starb am 9. August 1928 in Badenweiler. Hilda blieb in Freiburg bis zum Bombardement vom 27. November 1944. Sie starb in hohem Alter am 8. Februar 1952 in Badenweiler und wurde in der Karlsruher Familiengruft beigesetzt.

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