Am 27. November 1886 duellierten sich der Richter Emil Hartwich und Baron Armand Léon von Ardenne. Anlass der Auseinandersetzung war eine Affäre zwischen Hartwich und Ardennes Ehefrau Elisabeth. Theodor Fontane verarbeitete die Ereignisse in seinem Roman Effi Briest, der ab 1894 in mehreren Folgen in der Deutschen Rundschau erschien. Auch hier bildet das illegale und sinnlose Duell einen dramatischen Höhepunkt. Die realen Vorbilder und Begebenheiten weichen jedoch in vielen Punkten von Fontanes literarischem Werk ab.
Elisabeth wurde 1853 als Freiin von Plotho auf Gut Zerben an der Elbe geboren. Hier heiratete sie 1873 den Rittmeister Armand von Ardenne. Elisabeth ist 19, Armand 24, also wesentlich jünger als Effis Ehemann Innstetten im Roman. Zuvor hatte Armand am Deutsch-Französischen Krieg teilgenommen und war verletzt worden, was Elisabeths eher gleichgültige Haltung dem Rittmeister gegenüber verändert haben soll. Das Paar zog zunächst nach Berlin, dann nach Düsseldorf. Hier lernten sie den Amtsrichter Emil Hartwich kennen, die beiden Familien freundeten sich miteinander an. Elisabeth und Emil teilten die Leidenschaft für Theater. Er war zehn Jahre älter als sie und unglücklich verheiratet. 1884 kehrt die Familie Ardenne nach Berlin zurück. 1886 wollten sich Emil und Elisabeth scheiden lassen und heiraten. Bei dem Duell, das unter Teilnahme der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, erlitt Hartwich schwere Verletzungen und starb wenige Tage später.
Anders als im Roman wurde Elisabeth sehr alt. Sie beendete ihr Leben 1952, hochbetagt mit 98 Jahren, in Lindau am Bodensee. Nach der Scheidung hatte sie Trost und Zuflucht bei der Familie Blumhardt in Boll gefunden. Sie lernte den Beruf der Krankenschwester und verbrachte ihre späteren Lebensjahre als Gesellschafterin der Fabrikantentocher Daisy Weyersberg. Ihre beiden Kinder konnte sie erst 1904 bzw. 1909 wiedersehen. Ihr Enkel, der Physiker Manfred von Ardenne, wurde 1907 geboren.
Bis heute sind Authentiken eine wichtige Quellen für die Erforschung des Aufkommens von Reliquien und ihrer Verbreitung sowie der Entwicklung der lokalen Volksfrömmigkeit. Ausführliche Informationen und weitere Beispiele finden Sie in dem Artikel von Jutta Seif in dem LEO-BW-Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“. (JH)
Heute ist Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag, ein Gedenktag der evangelischen Kirche. Dazu werfen wir einen Blick auf die Bestattungskultur, die im Lauf der Zeit immer wieder Veränderungen unterworfen war. Das lange übliche Einzel- oder Familiengrab mit Bepflanzung ist zwischenzeitlich einer Vielzahl an Möglichkeiten gewichen, die den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen entspricht. So entstanden Grabfelder ohne gesonderte Abgrenzung der Parzellen oder Friedwälder mit Baumgräbern. In früheren Zeiten waren Bestattungen von den örtlichen Gegebenheiten, den zeitgeschichtlichen Umständen und den religiösen Anschauungen abhängig. Einer der vielen in Pestzeiten entstandenen Friedhöfe ist in Mittelbiberach erhalten.
Die Herrnhuter Brüdergemeinden pflegten eine besondere Bestattungskultur. Eine dieser Anlagen ist in Königsfeld zu finden. Zwar bezeichneten auch andere Gemeinden ihre Friedhöfe als Gottesäcker, doch kommt hier eine besondere Symbolik zum Zuge. Der Ausdruck Gottesacker verweist auf das Evangelium nach Johannes 12,24, wonach die Toten Weizenkörnern gleichen, die in die Erde fallen um späterviel Frucht zu bringen. Die Auferstehung spielt eine wichtige Rolle in der Herrnhuter Weltanschauung. Die Toten warten schlafend, im Liegen, was durch die regelmäßigen Reihen der in die Erde eingelassenen Grabsteine gleicher Art und Größe verdeutlicht wird. Tore mit Bibelinschriften bilden die beiden Hauptzugänge des Friedhofs, der nicht verschlossen ist, auch dies Ausdruck für den offenen Übergang, die Einheit von Diesseits und Jenseits. Im Tod sind alle gleich, deshalb fehlen Titel oder sonstige Hinweise auf den Steinen. Nur kurze Bibeltexte sind erlaubt. Eine besondere Liturgie, die am Ostermontag in dem kleinen hölzernen Pavillon auf dem Friedhof zelebriert wird, unterstreicht zusätzlich die Bedeutung der Auferstehung.
Bemerkenswerterweise folgt der jüdische Friedhof in Rottweil, der im 19. Jh. angelegt wurde, dem Herrnhuter Vorbild. Ein weiterer besonderer Friedhof entstand im 19. Jh. in Filderstadt-Bernhausen für die Mitglieder der Altpietistischen bzw. Hahn‘ schen Gemeinschaft. Es handelt sich um eine ewige Ruhestätte, wo die Gräber, ähnlich wie auf jüdischen Friedhöfen, nicht aufgelassen werden.
Auch bei herbstlichem Wetter ist das Münsinger Hardt, heute Kern des Biosphärengebiets Schwäbisch Alb, einen Ausflug wert. Das Naturschutzgebiet und frühere Militärgelände auf der Mittleren Kuppenalb kann über gut befestigte Wege erwandert werden. Einen Abstecher lohnen die Gebäude des Alten Lagers trotz der aktuellen Schließungen. Beim Gang entlang der im Jugendstil errichteten, in regelmäßigen Abständen angelegten Baracken umweht die Besucher der autoritäre Geist vergangener Zeiten, doch bestimmen 15 Jahre nach dem Auszug der letzten Soldaten die neuen Nutzer das Bild. Dazu gehören neben dem Biosphärenzentrum Gastronomie-, Kreativ-, Bildungs- und Kultureinrichtungen.
Der Truppenübungsplatz auf dem Münsinger Hardt entstand 1895, vor 125 Jahren. Das damals 3.700 Hektar große Gelände wurde aus enteigneten Gebieten der Anrainergemeinden Zainingen, Feldstetten, Ennabeuren, Ingstetten, Magolsheim, Böttingen und Auingen gebildet. Im selben Jahr bezog das XIII. Königlich Württembergische Armeekorps den Standort. Als Unterkünfte dienten zunächst Zelte, in den folgenden Jahren wurden Mannschaftshäuser, eine Generalswohnung, Wirtschaftsgebäude, Ställe, das Casino und eine Badeanstalt erbaut, später sogar ein Postgebäude.
Ein wenig erfreuliches Kapitel folgte mit der Erweiterung des Platzes in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Bewohner von Gruorn mussten Dorf und Äcker aufgeben. Das Terrain wurde 1942 zum gemeindefreien Heeresgutsbezirk erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzen die französischen Streitkräfte den Platz, teils in Kooperation mit der Bundeswehr, die das Kommando 1992 nach dem Ende des Kalten Krieges komplett übernahm. Als auch sie 2005 abzog, fürchteten viele einen wirtschaftlichen Niedergang, doch gelang mit der Einrichtung des Biosphärengebiets und des damit verbundenen, umfangreichen und kooperativen Projektplans ein erfolgreicher, ökologisch ausgerichteter Neustart. Der gemeindefreie Gutsbezirk Münsingen blieb bis Ende 2010 bestehen. Danach kamen die bewohnten Gebiete an die Nachbargemeinden, der verbliebene Bereich untersteht unmittelbar dem Landkreis Reutlingen.
Neben dem Biosphärenzentrum und mehreren Museen gehören die vier öffentlich zugänglichen Aussichtstürme zu den Attraktionen des ehemaligen Übungsplatzes. Wegen aktueller Beschränkungen bitte vor Ort nachfragen.
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