Jüdische Glaubenspraxis
Beitrag der IRG Baden
Im Zentrum des jüdischen Glaubens steht der eine G´tt, der das Universum erschaffen und einen Bund mit dem Volk Israel geschlossen hat. Durch Mose wurden ihnen am Berg Sinai die Zehn Gebote und die schriftliche und mündliche Tora offenbart. Mit dem Bund haben sich die Juden dazu verpflichtet, die von G´tt vorgegebenen Gebote und Gesetze einzuhalten, um einen Anteil an der kommenden Welt zu haben.
Halacha
Rechtliche, mündliche Auslegung der Tora. Das jüdische Religionsgesetz ist ein Teil des Talmud und enthält 613 Mizwot, die die jüdische Glaubenspraxis regeln.
Kaddisch
Eines der wichtigsten Gebete des Judentums. Wird unter anderem zum Totengedenken zitiert und am Jahrestag eines Todesfalles.
Kaschrut
Religiöse Speisegebote und Reinheitsgesetze, die rituell „reine“ oder „geeignete“ Nahrungsmittel, Gegenstände und Handlungen bezeichnen und die Zubereitung der Speisen umfasst. Die koschere Lebensführung trennt Fleisch- und Milchprodukte, bezeichnet neutrale Nahrungsmittel (Parve), verbietet den Verzehr von Blut und teilt Tiere in koscher (zum Beispiel wiederkäuende Paarhufer) und in nicht koscher (zum Beispiel Schwein, Meeresfrüchte) ein.
Kiddusch
Fester Bestandteil des Schabbat, sowie anderer jüdischer Feiertage. Dabei wird ein Gebet zur Heiligung des Tages über einen Kelch Wein oder Traubensaft gesprochen.
Kippa
Kopfbedeckung des jüdischen Mannes beim Gebet, Synagogenbesuch und auf Friedhöfen. Religiöse Juden und Knaben ab 3 Jahren tragen die Kippa auch im Alltag.
Mesusa
Schriftkapsel an den Türpfosten eines jüdischen Hauses mit innenliegender Pergamentrolle (Megilla), auf der auf der einen Seite das Wort Schaddai (G´ttesname) und auf der anderen Seite die beiden ersten Abschnitte des Schema Israel (Höre Israel) stehen.
Menora
Siebenarmiger Leuchter, der permanent im Stiftszelt Mose, sowie im Tempel entzündet wurde. Heute ist die Menora das Wappen des Staates Israel.
Mikwe
Tauchbecken, auch Ritualbecken, das der rituellen Reinigung von Seele und Geist dient. Eine Mike ist mit fließendem Wasser aus einer Quelle oder mit Regenwasser gefüllt.
Minijan
Versammlung von mindestens zehn religiös mündigen Juden ab 13 Jahren, die notwendig sind, um einen Gottesdienst abzuhalten.
Rabbiner
(Meister, Lehrer, religiöses Oberhaupt)
Lehrt die Tora, gibt auf halachische Fragen eine verbindliche Antwort, gibt Erläuterungen des g´ttlichen Gesetzes und der Traditionen. Er führt die Gemeinde als religiöse Instanz und ist Ansprechpartner in persönlichen Fragen. Das Rabbinatsamt wird nach einem Studium an einer Talmudschule (Jeschiwa) durch Ordination mit der Smicha (Auflegung) und der Übergabe eines Rabbinerdiploms erlangt.
Schabbat
(Ruhetag)
Siebter und letzter Tag der Woche, den Gott nach jüdischem Glauben nach Vollendung der Schöpfung zum Ruhetag bestimmt hat. An ihm soll keinerlei Arbeit verrichtet, noch gekocht, telefoniert oder autogefahren werden. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit.
Schma Israel
(Höre Israel)
Zentrales und ältestes Glaubensbekenntnis des Judentums: „Höre Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig.“ Deut. 6,4
Synagoge
(Haus der Versammlung)
Jüdisches G´tteshaus für Gebet, Schriftstudium und Unterweisung. Religiöses und gesellschaftliches Zentrum der Gläubigen. In der Synagoge befindet sich der Aron Hakodesch (Toraschrein) und die Bima (Kanzel).
Tallit
(Gebetsmantel)
Ein Tuch mit weißen und schwarzen oder blauen Streifen und Tzitzit (Fransen), das während des Morgengebets um Kopf und Schulter der betenden Männer liegt.
Talmud
Mündlicher Teil der Tora, Sammlung rabbinischer Lehrtexte, bestehend aus Mischna und Gemara. Die zwei Versionen des Talmud (Babylonischer Talmud und Jerusalemer Talmud) erklären die Tora umfangreich in Kommentaren und Auslegungen.
Tanach
Ist eine Sammlung von Bibeltexten bestehend aus drei Teilen: Tora (Weisung), Nevi´im (Propheten) und Ketubim (Schriften) in insgesamt 24 Büchern.
Tora - Sefer Tora
(Weisung, Lehre, Gesetz)
Jüdische Bibel und erster Teil des Tanach, bestehend aus den fünf Bücher Mose, welche sowohl die jüdische Geschichtsüberlieferung, wie auch die 613 Mizwot (Gesetze) beinhalten. Die Sefer Tora (Torarolle) ist von einem speziell ausgebildeten Sofer (Schreiber) von Hand in hebräischen Buchstaben mit Gänsekiel und Tinte auf Pergamentblättern geschrieben, die später zur Rolle aneinander genäht werden. Eine Torarolle muss unbedingt fehlerfrei sein, sonst verliert sie ihre Gültigkeit. Dies garantiert, dass überall und zu allen Zeiten in allen Torarollen exakt das gleiche geschrieben steht.
Tefillin
Gebetsriemen aus schwarzem Leder mit zwei kleinen Lederkapseln, bestehend aus einem Kopf- und einem Handteil, die kleine Pergamentstreifen mit Bibelversen enthalten. Der Kopfteil wird auf der Stirn getragen, der Handteil wird um einen Arm und eine Hand gewickelt.
Zitierhinweis: Israelitische Religionsgemeinschaft Baden, Jüdische Glaubenspraxis, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.02.2023.