Die Laubhütte in Baisingen
von Beate Stegmann
Das siebentätige Laubhüttenfest Sukkot ist das Fest des Einsammelns und eines der jüdischen Hauptfeste, das während der Erntemonate September und Oktober gefeiert wird. Der Erntedank wird ausgesprochen und um Segen für die neue Aussaat gebeten. Zugleich ist das Fest Anlass, des Auszugs aus Ägypten zu gedenken, während dem das Volk Israel in provisorischen Behausungen lebte. Für das Fest wird eine Sukka errichtet, in der alle gemeinsam essen und feiern. Die Laubhütten waren ursprünglich Unterkünfte, die während der Erntezeit in Weinbergen und auf Feldern standen.
Eine Sukka steht üblicherweise unter freiem Himmel und soll so gebaut sein, dass nachts die Sterne zu sehen sind. Falls möglich, wird während des Fests dort übernachtet. Eine Sukka kann jedes Jahr neu konstruiert werden oder aber aus Bauteilen zusammengesetzt sein, die den Rest des Jahres eingelagert werden. Eine andere Variante ist der Einbau auf einem Dachboden, von dem der nächtliche Ausblick getätigt werden kann.
Ein zerlegbares Exemplar der Sukka hat sich in Baisingen erhalten. Die schlichte Hütte aus Holz weist innen Reste einer Bemalung auf und erinnert an ein Gartenhäuschen, wäre da nicht das Dach, das geöffnet werden kann. Sie stammt aus den 1920er Jahren und befand sich im Besitz der Metzgersfamilie Gideon. Nach der Deportation der jüdischen Bürger Baisingens wurde sie zusammen mit anderem Besitz versteigert und diente für viele Jahrzehnte als Stallgebäude und Schuppen. Der ursprüngliche Zweck geriet in Vergessenheit. Erst nach dem Jahr 2000, als die Stadt Rottenburg das Exemplar erworben hatte und es restauriert wurde, kann die Laubhütte als Bestand der Gedenkstätte Synagoge Baisingen im Rahmen ihrer Bestimmung gezeigt werden.
Zitierhinweis: Beate Stegmann, Laubhütte Baisingen, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 07.09..2023.