Fotografien badischer Synagogen aus dem Jahr 1896
- Ettlingen, Eingangsfassade der Synagoge in der Pforzheimerstraße
- Karlsruhe, Eingangsfassade der Synagoge in der Kronenstraße
- Bruchsal, Eingangsfassade der Synagoge in der Friedrichstraße
- Bruchsal, Innenraum der Synagoge in der Friedrichstraße
- Heidelberg, Eingangsfassade der Synagoge in der Mantelgasse
- Heidelberg, Innenraum der Synagoge in der Mantelgasse
- Mannheim, Eingangsfassade der Synagoge in F 2
Während das Leben der jüdischen Bevölkerung im deutschen Südwesten seit dem 9. Jahrhundert von Verfolgung und Vertreibung geprägt war, so gab es im 18. und 19. Jahrhundert eine kurze jüdische Blütephase. Nach der napoleonischen Neuordnung Südwestdeutschlands ergaben sich im Großherzogtum Baden mit dem im Jahr 1809 von Karl Friedrich von Baden gewährten Konstitutionsedikt erste entscheidende Verbesserungen. Unter anderem wurde (nach französischem Vorbild) der Oberrat der Israeliten geschaffen. Damit hatte das Großherzogtum Baden als erster deutscher Staat eine jüdische Religionsgemeinschaft dauerhaft legitimiert. Das Konstitutionsedikt gilt als wichtige Wegmarke der juristischen Gleichstellung von Jüdinnen und Juden, klammerte jedoch weiterhin wichtige Fragen der politischen Emanzipation aus. Erst 1862 trat das Gesetz über die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten als Gemeindebürger im Großherzogtum Baden in Kraft.
Jüdische Gemeinden in Baden
1817 lebten in Baden insgesamt 15.642 Jüdinnen und Juden. Mit der Emanzipation setzte eine starke Landflucht ein. Uralte Landgemeinden entvölkerten sich und die Städte begannen sich der jüdischen Zuwanderung wieder zu öffnen, sodass zahlreiche neue israelitische Gemeinden entstanden oder die dort schon bestehenden Gemeinden weiter anwuchsen. So erhöhte sich beispielsweise in Karlsruhe die Zahl der jüdischen Bürgerinnen und Bürger zwischen 1825 und 1925 von 893 auf 3.386, in Mannheim von 1.456 auf 6.972. Beiden Städte wurden zu besonders wichtigen religiösen Mittelpunkten, die für die weitgestreuten Gemeinden von großer Bedeutung waren. Weitere größere Gemeinden befanden sich in Heidelberg, Freiburg und Pforzheim. Im Zuge der Emanzipation veränderte sich auch die Religionsausübung, jüdische Zeremonien mussten nicht länger in abgeschlossenen Räumen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und auch die Synagogen konnten wurden im Stadtbild präsenter und wurden in öffentlichen, feierlichen Zeremonien eingeweiht.
Die Jubiläumsausgabe des Oberrates der Israeliten an Großherzog Friedrich I. von Baden
Zum siebzigsten Geburtstag Friedrichs I. am 9. September 1896 überreichte eine Abordnung der badischen Judenschaft dem Großherzog eine Huldigungsadresse mit Fotografien von insgesamt 13 badischen Synagogen. In einem kunstvoll gestalteten Buch mit Ledereinband und Metallschließen wurden 20 auf Karten aufgezogenen Fotografien präsentiert. Auf dem Schmuckblatt der Huldigungsadresse gratulieren die Mitglieder des Oberrates der Israeliten dem Großerherzog zur „Jubelfeier" seines siebzigsten Geburtstages unter Verweis auf die „unzähligen Wohltaten, [...] welche die Weisheit, die Liebe und die Gerechtigkeit unseres Landesherrn auch den israelitischen Unterhanen gespendet. Wenn aber in dem Aufschwunge des Geistes, welcher den Menschen zu Gott emporträgt, die erhabenste Blüthe und die Verklärung aller irdischen Wohlfahrt liegt, so wird Euer Königlichen Hoheit in den Abbildungen der Gotteshäuser, welche unter Höchstderen glorreicher Regierung in unseren Gemeinden entstanden, erst der ganze Segen vor Augen treten, für den unsere Herzen in Dank erglühen."
Dieser Band ging schließlich in die großherzogliche Fotosammlung ein und wurde vermutlich 1919 aus dem Karlsruher Schloss ins das Neue Schloss in Baden-Baden verbracht. Bei der Auflösung des Schlossinventars von 1995 konnte das Land Baden-Württemberg die Fotosammlung insgesamt für das Generallandesarchiv erwerben.
Die Huldigungsadresse ist in mehrfacher Hinsicht von herausragendem Quellenwert. So ist sie einerseits „beredtes Zeugnis dafür, dass die Juden sich als Untertanen des badischen Großherzogs sichtbar wohl fühlten und dass der Großherzog ihnen auch überdurchschnittlich wohlgesonnen war, was sich zum Beispiel in Spenden und Beiträgen zum Synagogenbau zeigte.“ Andererseits sind elf der insgesamt 13 Synagogen, die auf den Fotografien abgebildet sind, unwiederbringlich verloren. Die Qualität der Aufnahmen übertrifft nahezu alles bestehende Fotomaterial bei weitem und ist für die Forschung somit außerordentlich wertvoll. Die folgenden Kacheln bieten einen Überblick über die Fotografien, ergänzt um wichtige Eckdaten zur Entwicklung der jeweiligen Gemeinden.
Zitierhinweis: Badische Synagogen, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 03.09.2023.