Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Baden, Hohenzollern und Württemberg

Welche Personenstandsregister jüdischer Gemeinden finde ich im Landesarchiv Baden-Württemberg?

Das Landesarchiv Baden-Württemberg verwahrt in seinen Beständen die Personenstandsregister eines großen Teils der jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg. Zeitlich umfassen die Personenstandsregister überwiegend das 19. Jahrhundert. Einige ältere Listen führen sogar wesentlich weiter zurück.

In den Personenstandsregistern sind Geburts-, Trauungs- und Sterberegister sowie Beschneidungsbücher, Friedhofsverzeichnisse und Gemeindemitgliederlisten zusammengefasst. Sie können also Geburtsdaten, Daten von Eheschließungen und Todesdaten enthalten, weitere Daten beziehen sich auf Beschneidungen, Friedhöfe und die Mitgliedschaft in der örtlichen jüdischen Gemeinde.

Folgende Bestände des Landesarchivs Baden-Württemberg enthalten Personenstandsregister jüdischer Gemeinden:

So recherchieren Sie nach Orten

Beispiel zur Orts-Suche im Bestand

Wenn Sie die Personenstandsdaten zur Jüdischen Gemeinde in Gailingen suchen:

1. Wählen Sie zunächst die Strukturansicht

 Screenshot OLF [Quelle: LABW]
Screenshot OLF [Quelle: LABW]

 

2. Klicken Sie den Anfangsbuchstaben des Ortes, den Sie suchen. In unserem Beispiel G für Gailingen

 Screenshot OLF [Quelle: LABW]
Screenshot OLF [Quelle: LABW]

 

3. Klicken Sie auf „Digitalisate einsehen“, um direkt zu den digitalisierten Mikrofilmen der Personenstandsregister zu gelangen.

 Screenshot OLF [Quelle: LABW]
Screenshot OLF [Quelle: LABW]

 

Hinweis: Bei Orten aus Baden können Sie in manchen Fällen zusätzlich wesentlich besser lesbare Digitalisate aus dem Staatsarchiv Freiburg nutzen. Diese erreichen Sie über den Link „Siehe unter Staatsarchiv Freiburg …“

Eingeschränkte Lesbarkeit der Quellen

Für Württemberg und Hohenzollern sind die digitalisierten Mikrofilme aus dem Bestand J 386 Filme von Personenstandsregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern heute in den meisten Fällen die einzige vorhandene Quelle zu Personenstandsdaten der jüdischen Gemeinden im 19. Jahrhundert. Da die Dokumente in den 1940er-Jahren verfilmt wurden, ist die Qualität aus heutiger Sicht teilweise sehr schlecht, nicht alle Dokumente sind lesbar. Weitere Informationen zur Geschichte des Bestandes finden Sie weiter unten im Text.

In vereinzelten Fällen findet sich eine Überlieferung zu jüdischen Familien in Württemberg in evangelischen Pfarrarchiven.

Personenstandsregister Baden: Originale vorhanden

Zusätzlich zu den digitalisierten Mikrofilmen aus dem Bestand J 386 Filme von Personenstandsregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern gibt es für Baden eine weitere Überlieferung von Personenstandsregistern. In den Jahren 1810 bis 1870 mussten Pfarrer und Rabbiner in Baden Geburts-, Ehe-, und Totenbücher doppelt führen und eine Fassung an Bezirksämter oder Amtsgerichte abliefern. Diese Standesbücher sind in den Beständen Generallandesarchiv Karlsruhe, 390 Standesbücher und Staatsarchiv Freiburg, L 10 Badische Standesbücher (Geburts-, Ehe- und Sterbeeinträge) überliefert. Diese Bestände wurden ebenfalls digitalisiert. Da für diese Digitalisate die Originalquellen mit heutigen Methoden fotografiert und digitalisiert wurden, sind sie viel besser lesbar als die digitalisierten Mikrofilme aus dem Bestand J 386 Filme von Personenstandsregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern.

  • Die Standesbücher der ehemaligen jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Karlsruhe finden Sie in diesem Bestand: Generallandesarchiv Karlsruhe, 390 Standesbücher.
  • Die Standesbücher der ehemaligen jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Freiburg finden Sie in diesem Bestand: Staatsarchiv Freiburg, L 10 Badische Standesbücher (Geburts-, Ehe- und Sterbeeinträge).

Auf der Webseite des Landesarchivs Baden-Württemberg können Sie prüfen, zu welchem Regierungsbezirk der Ort gehört, der Sie interessiert.

Zur Geschichte des Bestands J 386 Filme von Personenstandsregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern

Die „Filme von Personenstandsregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern“ sind heute für die Familienforschung und die historische Forschung ein sehr wichtiger Bestand. Der Entstehungskontext dieser Datensammlung ist jedoch eng mit der nationalsozialistischen Rassenpolitik verknüpft.

Das Reichssippenamt (vor November 1940: Reichsstelle für Sippenforschung) beschlagnahmte bei den jüdischen Gemeinden in ganz Deutschland die Geburts-, Trauungs- und Sterberegister sowie Beschneidungsbücher, Friedhofsverzeichnisse und Gemeindemitgliederlisten. In der „Zentralstelle für jüdische Familienstandsregister im Altreich“, die das Reichssippenamt in den Räumen des ehemaligen Gesamtarchivs der deutschen Juden in Berlin eingerichtet hatte, wurden die Dokumente gesammelt.

Das Reichssippenamt, bzw. die Reichsstelle für Sippenforschung, nutzte die gesammelten Personendaten zur Prüfung von Abstammungsnachweisen und für die Ausstellung von Gutachten zur Abstammung, die als „Abstammungsbescheid“ bezeichnet wurden. Letztlich wurden die Dokumente, die heute den Bestand J 386 Filme von Personenregistern jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern bilden, dazu benutzt, um Menschen entsprechend der nationalsozialistischen Rassenideologie zu klassifizieren. Diese Klassifizierung wiederum war ausschlaggebend dafür, ob man als Mitglied der sogenannten Volksgemeinschaft betrachtet oder als Jude verfolgt wurde.

Wegen der Luftangriffe auf Berlin wurden die Dokumente auf Schloss Rathsfeld am Kyffhäuser untergebracht. Dort wurden sie zwischen 1943 und 1945 von der Firma Gebrüder Gatermann aus Duisburg im Auftrag des Reichssippenamts verfilmt. Kurz vor Kriegsende brachte die Firma die Filme nach Westdeutschland. Dort teilte die Firma Gatermann die Mikrofilme regional auf und bot die regionalen Pakete nach Kriegsende verschiedenen westdeutschen Bundesländern zum Kauf an.

Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart kaufte in den 1950er-Jahren die Mikrofilme mit den Personenstandsregistern der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Baden, Württemberg und Hohenzollern an. Die verfilmten Originaldokumente sind seit Kriegsende verschollen.

Mehr zur Geschichte des Bestandes erfahren Sie im Online-Findbuch.

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