Einheitsgemeinde IRGW
Ein Interview mit Prof. Barbara Traub, Fragen von Eva Rincke
Die IRG Württemberg (IRGW) ist eine Einheitsgemeinde. Was bedeutet das?
Prof. Barbara Traub: Unter dem Begriff der „Einheitsgemeinde“ verstehen wir, dass sich jede Jüdin und jeder Jude in Württemberg bei uns willkommen fühlen soll und unter unserem Dach seine Heimat findet. Unsere drei Rabbiner sind daher orthodox und die G‘‘ttesdienste werden im Regelfall nach orthodoxem Ritus abgehalten. Daher ist die Gemeinde im religiösen Sinn nach dem orthodoxen Ritus ausgerichtet. Ebenso werden Feiertage und das Alltagsleben nach traditionellem jüdischen Verständnis begangen. Zugleich hat sich in unserer Gemeinde vor zwölf Jahren eine liberale Gruppe gebildet, die jeden Monat liberale Rabbiner*innen und Kantor*innen zu G‘‘ttesdiensten nach Stuttgart und in die Zweigstellen einlädt. Als Gemeinde unterstützen wir dieses Engagement unserer Gemeindemitglieder als eine willkommene Ergänzung zu den G‘‘ttesdiensten nach traditionell-orthodoxem Ritus.
Darüber hinaus legen wir besonderen Wert auf kulturelle und gesellschaftliche Angebote. Diese sind für uns wichtig, um auch jene Jüd*innen an die Gemeinde zu binden, für die Religion in ihrem Leben aktuell nicht so eine zentrale Rolle spielt. Das sind häufig Mitglieder, die sich eher in einem kulturellen Sinne als „jüdisch“ sehen, sowie Familienangehörige, die selbst nicht jüdisch sind. Auch diese Menschen haben ganz selbstverständlich ihren festen Platz in unserer Gemeinde. „Judentum“ ist in einer Einheitsgemeinde eben nichts Exklusives, nichts Ausgrenzendes, sondern es ist vielmehr die verbindende Klammer zwischen Menschen in ihrer ganzen, bunten Vielfalt.
Lesen Sie hier weiter.
Prof. Barbara Traub ist Vorstandssprecherin der IRGW.
Zitierhinweis: Barbara Traub/Eva Rincke, Interview mit dem Vorstand der IRGW, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 15.06.2023.