Religiöse Praxis
Das religiöse Leben der jüdischen Gemeinden im Südwesten veränderte sich im 19. Jahrhundert in vielerlei Hinsicht. In Orten mit größeren jüdischen Gemeinden waren jüdische Feiertage und Bräuche im gemeinsamen Alltag präsent und wurden manchmal auch gemeinsam gefeiert – zum Beispiel das Purim-Fest in Gailingen.
Im Zuge der Gleichstellung nahm andererseits der Staat mehr Einfluss auf die jüdische Religionsausübung. So gab es etwa staatliche Vorgaben beim Umbau der Synagoge in Haigerloch und bei der Mikwe, dem Frauenbad, in Friesenheim.
Auch innerhalb der jüdischen Gemeinden gab es Erneuerungsbestrebungen: Veränderungen wie die Übersetzung von Gebeten ins Deutsche oder die Einführung einer Orgel beim Gottesdienst waren stark umstritten.