Maientag in Göppingen
Von Felix Teuchert
Das Göppinger Maienfest ist ein Schul-, Heimat- und Friedensfest, das auf den Dreißigjährigen Krieg zurückgeht. Während des Krieges war Göppingen schwer verwüstet worden; es kam zu Plünderungen und Pestausbrüchen. Aus Erleichterung und zum Dank für den Friedensschluss im Jahr 1648 wurde am 11. August 1650 das Maienfest als Dank- und Friedensfest gestiftet. Bis heute gilt das Fest, das mittlerweile nicht mehr im August, sondern im Mai stattfindet, als eines der wichtigsten Ereignisse im Göppinger Festkalender. Das Fest beginnt Freitagabend mit dem Maiansingen in der Stadthalle, das von Schülerinnen und Schülern sowie der Blaskapelle gestaltet wird. Am Samstag findet morgens um sieben ein Turmblasen statt. Am Bunten Nachmittag können sich die Kinder an einem Luftballon-Weitflug-Wettbewerb beteiligen; zudem können Sport-, Tanz- und Musikvorführungen der Göppinger Schülerinnen und Schüler bewundert werden. Höhepunkt des Festes ist ein großer Festumzug durch die Göppinger Innenstadt, der von den Göppinger Vereinen und Schulen – daher handelt es sich bei diesem Fest um ein Schulfest – bestritten wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Umzugs tragen historische Kostüme, beispielsweise aus der Stauferzeit, und stellen Szenen und Figuren aus der Stadtgeschichte dar, zum Beispiel den alemannischen Fürsten „Geppo“, der die Stadt gegründet haben soll. Neben den stadtgeschichtlichen Bezügen werden aber auch gegenwärtige lokalpolitische oder schulpolitische Themen in satirischer Form aufgegriffen. Dieser Filmausschnitt von 1932 zeigt einen solchen Festumzug, an welchem festlich geschmückte, mit Blumenkränzen dekorierte Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Mittlerweile wurde auch die Maientagsmotette zu einem festen Bestandteil, bei der die Göppinger Kantorei gemeinsam mit den Schulchören des Hohenstaufen-Gymnasiums und des Freihof-Gymnasiums verschiedene Werke zur Aufführung bringt, die das Thema Frieden musikalisch umsetzen. Aber auch zahlreiche Elemente, die mittlerweile auf jedem Volksfest zu finden sind, kamen hinzu, so ein Bieranstich und diverse Fahrgeschäfte. Da das Fest an das Ende des Dreißigjährigen Krieges und den Religionsfrieden zwischen den befeindeten Konfessionen erinnert, wird der Frieden schließlich mit einem festlichen ökumenischen Dankgottesdienst beschworen.
Literatur
- Guther, Roland, Göppingen und Landkreis Göppingen, Pforzheim 2009.
- Ziegler, Walter (Hg.), Der Kreis Göppingen, Verlag, Stuttgart/Aalen 1985.
Zitierhinweis: Felix Teuchert, Maientag in Göppingen, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: [...], Stand: 12.11.2020