Landwirtschaftliche Ausstellung Mannheim (1932)

Von Felix Teuchert

Landwirtschaftliche Ausstellung in Mannheim, 1932 [Quelle: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg]

Die landwirtschaftliche Ausstellung Mannheim, die in diesem Filmausschnitt von 1932 zu sehen ist, blickt auf eine 400jährige Tradition zurück. Anlass für die Messe, die später unter dem Begriff „Maimarkt“ bekannt wurde, war die Verleihung der Marktprivilegien an die 1607 gegründete Stadt Mannheim durch Pfalzgraf Johann II. von Zweibrücken im Jahr 1613. 1614 fand dann der erste Maimarkt statt: Ein eher lose organisiertes Treffen von Krämern und Viehhändlern auf dem Mannheimer Marktplatz. Als Verkehrs- und Handelsknotenpunkt von regionaler Bedeutung zog Mannheim bald Händler aus Nah und Fern an, die der Stadt willkommene Steuereinnahmen bescherten. Dabei kam dem Maimarkt, auf welchem Güter aller Art ausgetauscht und neue Produkte beworben wurden, eine immer größere Bedeutung als Treff-, Knoten- und Handelspunkt, aber auch als Messe und Ausstellung für Verbraucher und Konsumenten zu. Auch das Spektrum der angebotenen Waren wurde stets größer.

Neben allerlei Konsumgütern waren kostbare Stoffe wie Seide oder Neuerfindungen zu bestaunen. Die „Maimarkt“ genannte Messe fand bald zweimal jährlich an feststehenden Terminen statt, nämlich am 1. Mai, dem Tag „Philippi Jacobi“ und am 21. September. Zunächst fand der Maimarkt auf dem Marktplatz von Mannheim, später auf dem Paradeplatz statt. 1876 nahm der Maimarkt solche Dimensionen an, dass die einzelnen Bestandteile räumlich getrennt werden mussten. Die „Vergnügungsmesse“, die mittlerweile ebenfalls zum festen Bestandteil des Maimarktes geworden war, musste abgetrennt und auf den „Alten Messplatz“ verlegt werden; die Tiere wiederum wurden auf den Schlacht- und Viehhof verlegt. 1900 wurde der gesamte Maimarkt auf den Schlacht- und Viehhof verlagert, 1949 in den Rosengarten. Seit 1985 findet der Maimarkt außerhalb der Stadt auf dem Mühlfeld statt, wo 1989 die dauerhaft installierten Maimarkt-Hallen errichtet wurden.

Zudem wurde der Maimarkt ständig erweitert – neben der Viehmesse kam eine Erfinder- und eine Landwirtschaftsmesse hinzu. Letztere wird in diesem Filmausschnitt von 1932 gezeigt. Ähnlich wie das Cannstatter Volksfest war auch die landwirtschaftliche Ausstellung als landwirtschaftliche Leistungsschau zu gedacht: In diesem Filmausschnitt werden Ausschnitte aus dem bis heute berühmten Pferdeturnier gezeigt sowie preisgekrönte Milchkühe präsentiert. Auch exotische Tiere wie Löwen und Tiger konnten zuweilen bewundert werden. Nachdem in den 50er-Jahren die Besucherzahlen stark eingebrochen waren, musste ein neues Konzept für den Mannheimer Maimarkt gefunden werden.

1962 wurden Leitung und Organisation des Maimarkts einer externen GmbH, der Mannheimer Ausstellungsgesellschaft übertragen. Der Viehmarkt wurde in Tierschauen mit Prämierungen und Preiswettbewerben umgewandelt. Im neuen Ausstellungsbereich rund ums Wohnen und Bauen wurden neben Haushaltsgeräten aller Art auch Gartengeräte, Heimwerkergeräte und andere technische Gerät präsentiert, die dem Eigenbau zugutekamen oder den Alltag erleichterten. 1962 konnte zudem erstmals ein komplettes Fertighaus bewundert werden. Das neue Ausstellungskonzept schien sich auszuzahlen; jedenfalls waren fortan wieder steigende Besucherzahlen zu verzeichnen. Mit jährlich 350.000 Besuchern und 1.400 Ausstellern gilt der Maimarkt, der zu einer allgemeinen Verbrauchermesse avancierte, mittlerweile als größte Regionalmesse.

Literatur

  • Wennemuth, Udo, Der Mannheimer Maimarkt in vier Jahrhunderten: die Entwicklung vom lokalen Vieh- und Jahrmarkt zur größten Verbraucherausstellung Deutschlands, Mannheim 2000.

 

Zitierhinweis: Felix Teuchert, Landwirtschaftliche Ausstellung, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: […], Stand: 10.11.2020

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