Hildenbrand, Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 14.09.1881;  Öfingen/Schwarzwald
Sterbedatum/-ort: 12.12.1944;  Pforzheim
Beruf/Funktion:
  • Maler
Kurzbiografie: 1898-1902 Kunstgewerbeschule Karlsruhe
1902 ff. Leiter der Emaillierklasse an der Kunstgewerbeschule Pforzheim
1908 Ernennung ebda zum Prof.
1915-1918 Kriegsteilnehmer, zeitweise in Rußland
1933 Als „untragbar“ entlassen
1944 Zerstörung seines Hauses in Pforzheim, Beschädigung des künstlerischen Werkes
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1908 Gertrud, geb. Maischhofer aus Pforzheim
Eltern: Vater: Emil Jakob Hildenbrand aus Waldshut, Maler-Handwerker
Mutter: Johanna, geb. Baader aus Löffingen
Geschwister: 2
Kinder: 3 (1 Tochter, 2 Söhne)
GND-ID: GND/118980076

Biografie: Richard Bellm (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 171-172

Der auf der Baar geborene Hildenbrand bezeichnete sich nach seinen Waldshuter Vorfahren gerne als Hotzenwälder. Er entstammte einfachen Verhältnissen. Zunächst sollte er in Säckingen eine Photographenlehre absolvieren. Mit 17 Jahren ging er aber nach Karlsruhe und besuchte dort die Kunstgewerbeschule. Mit wachen Sinnen nahm der angehende Künstler die geistigen und kulturellen Strömungen auf. Ferdinand Keller, Gustav Schönleber, Hans Thoma, aber auch Kallmorgen und Kampmann blieben seit der Gründung des Karlsruher Künstlerbundes nicht ohne Einfluß. Während seiner Ausbildung zum Zeichenlehrer und Emailleur beschäftigte er sich auch mit der Lithografie, dem Kupferstich und der Radierung. Im Jahre 1902 erhielt Hildenbrand eine Anstellung als Leiter der Emaillierklasse an der Kunstgewerbeschule in Pforzheim; er wurde 1907 fest angestellt und aufgrund hervorragender Leistungen bereits 1908 zum Professor ernannt. In diese Zeit fällt die Bekanntschaft mit dem Schweizer Ferdinand Hodler, vor allem aber die Freundschaft mit Albert Haueisen. Malferien mit Haueisen und Dietsche in Bernau lassen das alpine Hochtal zur zweiten Heimat werden. Ein besonderes Erlebnis war die Begegnung in Paris mit Renoir, Manet und Cezanne. Die ungewöhnlich fruchtbare Tätigkeit als Lehrer in Pforzheim wie auch das freie künstlerische Arbeiten in den Ferien in Bernau, am Hochrhein oder am Bodensee wurden von anerkennenden Erfolgen bei zahlreichen Ausstellungen begleitet. Berufungen an die Akademien in Berlin und Karlsruhe lehnte Hildenbrand ab. Das Erlebnis des ersten Weltkrieges schlägt sich in zwei grafischen Mappen „Aus dem Rekrutenleben“ und „Rußlandmappe“ nieder.
Die Mitgliedschaft in der St. Johannisloge-Reuchlin in Pforzheim seit 1915 war manchem Neider ein willkommener Anlaß, den geschätzten Lehrer und Künstler, dessen Bilder keinerlei Anstoß erregen konnten, aus dem Weg zu räumen. „Aus gegebener Veranlassung“ wurde daher Hildenbrand 1933 als „untragbar“ abgestempelt und entlassen. Dieser Schlag gegen den schöpferischen und unbescholtenen Menschen lähmte zusehends das künstlerische Schaffen. In einem „Trotzdem“ entstanden 1932-39 Folgen am Hochrhein, bei Dogern, auf der Gaflei in Liechtenstein.
Schwer erkrankt und unfähig zu jeder künstlerischen Arbeit vermochte der Künstler ab 1940/ 41 nur noch sein umfangreiches malerisches und grafisches Werk zu ordnen und zu beschriften. 1943 wurden auf Initiative von Bürgermeister Birkenmaier ca. 450 Gemälde im Luftschutzkeller der Sparkasse in Waldshut sichergestellt. 1944, nach einem Luftangriff, der das Haus in Pforzheim zerstört und dabei das künstlerische Werk beschädigt hatte, starb Hildenbrand. AHi., so seine Signatur, ist mit seinem künstlerischen Werk der expressionistischen Richtung zuzuordnen, in der sowohl Anklänge an den französischen Spätimpressionismus wie auch japanische Einflüsse spürbar werden. Im Gesamtwerk lassen sich etwa drei Stilstufen erkennen, eine Frühstufe 1904-1910, noch dem Realismus und Jugendstil verhaftet, eine zweite Stufe von 1911-1925 mit dem Durchbruch zu kräftiger Komplementärfarbigkeit und die dritte Phase 1926-1941 mit Bildern in hell-leuchtenden, stimmungsvollen Farben. Hauptthemen sind der Mensch, das Wasser und die Berglandschaften des Schwarzwaldes und des Hochrheins. Bilder der Ernte, der Aussaat und des Reifens durchziehen in vielen Varianten das malerische und zeichnerische Werk. Unter den Ahnungen des kommenden Traktors und der Erntemaschinen gestaltet Hildenbrand Kornfeld und Kartoffelacker in ausdrucksstarker Zeichenhaftigkeit und verleiht so der andachtsvollen Landschaft Millets neues Gewicht. Dokumentarisch erfaßte der Künstler den Einbruch der Technik im Kraftwerkbau bei Dogern 1932. Während die Gemälde anfangs in lasierender Ölfarbe, später in eigens hergestellter Öl-Tempera gehalten sind, bevorzugte Hildenbrand neben dem reinen Aquarell die Federzeichnung, vor allem aber die aquarellierte oder mit Kreide farbiggefaßte Federzeichnung. In der Zeichnung, die in ihrer Unmittelbarkeit die Erscheinungen der Umwelt erfaßt und versinnbildet, erreichte Hildenbrand völlig eigenen Ausdruck. In seiner Originalität ist er ein typischer Vertreter der süddeutschen, speziell der badischen Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Nachweis: Bildnachweise: Selbstporträts in Öl und Zeichnungen in Privatbesitz und bei der Erbengemeinschaft (Dipl. Ing. Konrad Hildenbrand, Daisendorf). Foto in StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Storck, W. F.: Jb Mannheimer Kultur 1913, 306, 315; Rombach, Eugen, Walter Lochmüller: Adolf Hildenbrand, hrsg. vom Landkr. Waldshut, Waldshut 1966; Zimmermann, Elmar: Der Maler Adolf Hildenbrand 1881-1944, Aspekte zu seinem Bildwerk, Stühlingen 1977; Bellm, Richard: Adolf Hildenbrand 1881-1944 - Das künstlerische Werk. Malerei, Grafik, Emailschmelzarbeiten. Katalog Ausstellung. Waldshut/ Bonndorf 1978.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)