Die Virtuelle Bibliothek St. Peter

Die Virtuelle Bibliothek St. Peter
Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg

Die historische Bibliothek des Klosters St. Peter im Schwarzwald existiert in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung heute nicht mehr vor Ort. Im Zuge der Klosteraufhebungen von 1806 wurden die bis zu diesem Zeitpunkt auf ca. 20.000 Bände angewachsenen Bestände an Büchern und Handschriften auf verschiedene Bibliotheken Baden-Württembergs verteilt, vor allem auf die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und auf die Universitätsbibliothek Freiburg; ein kleinerer Teil der Bestände verblieb gleichwohl in St. Peter. Die Archivalien des Klosters befinden sich heute hauptsächlich im Generallandesarchiv Karlsruhe, in St. Peter (heute: Geistliches Zentrum der Erzdiözese Freiburg), im Erzbischöflichen Archiv Freiburg und im Universitätsarchiv Freiburg. Ziel der Virtuellen Bibliothek St. Peter ist daher die digitale Zusammenführung der verstreuten Bestände und der online-Zugriff auf die einzelnen Dokumente. Hierzu tragen die Universitätsbibliothek Freiburg, die Badische Landesbibliothek Karlsruhe und das Generallandesarchiv Karlsruhe als Partner von LEO-BW in besonderem Maße bei.

Im Zentrum der Virtuellen Bibliothek St. Peter steht die barocke Bibliothek. Ihre Rekonstruktion ist möglich für die Zeit bis 1774 anhand des handschriftlichen historischen Katalogs, der in der Universitätsbibliothek Freiburg als Hs. 562 aufbewahrt wird. In einem eigenen Freiburger Projekt wurden seit 2010 dieser handschriftliche Katalog transkribiert und seine Einträge recherchefähig gemacht. Seit 2011 läuft nun die weitere Erschließung der Titel in einer Datenbank: Die damit verbundene Verknüpfung der einzelnen Einträge mit modernen Katalogdaten und die anschließende Erstellung digitaler Volltextausgaben erlauben es, die Bücher der historischen Bibliothek jetzt online und im Zusammenhang einzusehen. Damit wird es erstmals auf breiter Basis möglich, die thematischen Schwerpunkte und damit das Profil der barocken Büchersammlung umfassender zu beschreiben. Zugleich kann für viele Drucke des 16.-18. Jahrhunderts der heutige Standort des Exemplars aus St. Peter erstmals genau bestimmt werden. Auch die Ergebnisse eines weiteren Projekts der Universitätsbibliothek Freiburg fließen hier in die Virtuelle Bibliothek St. Peter ein: Seit Ende 2009 werden alle Drucke vor 1800, die sich heute noch in St. Peter befinden, katalogisiert und in Online-Katalogen nachgewiesen. So wird transparent, welche dieser Drucke bereits zum Bestand der historischen Klosterbibliothek gehörten und sich auch nach der Säkularisation des Klosters noch immer am Ort befinden.

Bild des Geografen-Mönchs aus dem Bibliothekssaal (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)
Bild des Geografen-Mönchs aus dem Bibliothekssaal (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Ein besonderes Augenmerk der Virtuellen Bibliothek St. Peter gilt darüber hinaus der beträchtlichen Kartensammlung des Klosters. Ihr Platz inmitten des historischen Bibliothekssaals in einem eigenen, noch erhaltenen Kartenschrank und zwei in St. Peter angefertigte Globen zeugen bis heute vom besonderen Stellenwert geographischen Wissens in Kloster und Klosterschule. Heute allerdings befindet sich diese im 18. Jahrhundert zusammengetragene Kartensammlung größtenteils in der Universitätsbibliothek Freiburg. Die in 17 Großfolianten zusammengebundenen 850 Kupferstichkarten werden noch im Sommer 2012 als ein weiterer Schwerpunkt der Virtuellen Bibliothek St. Peter vollständig digital zugänglich sein.

Nicht zuletzt bietet die Virtuelle Bibliothek St. Peter die Gelegenheit, Raum- und Bildkonzepte der barocken Anlage erneut im Kontext der ihr ehemals zugeordneten Sammlung zu sehen, zu interpretieren und so das Programm der barocken Bibliothek von den Bildern bis in die Texte weiterzudenken.

Die Virtuelle Bibliothek St. Peter ist zusätzlich als eigenständiges Themenportal der Universitätsbibliothek Freiburg aufrufbar unter: http://www.ub.uni-freiburg.de/go/sanktpeter

Angela Karasch

Projektpartner: Universitätsbibliothek Freiburg

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