Rationierungsmarken der Bibliothek für Zeitgeschichte

Rationierungsmarke der Stadtgemeinde Stuttgart
Rationierungsmarke der Stadtgemeinde Stuttgart aus dem Jahr 1916 für Gefrierfleisch (Quelle: Württembergische Landesbibliothek, RM_391_1_036)

Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek setzte sich bei ihrer Gründung im Jahr 1915 das Ziel, den Ersten Weltkrieg möglichst umfassend zu dokumentieren. Aus diesem Anspruch heraus wurden nicht nur Bücher und Zeitschriften, sondern auch zahlreiche andere Materialien wie z.B. Lebensmittelkarten und Rationierungsmarken gesammelt.

Der angespannten Versorgungslage mit Lebensmitteln, Energie und anderen Konsumgütern während des Ersten Weltkrieges versuchten die Kommunalverwaltungen mit Hilfe von Rationierungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Die meisten Güter des täglichen Gebrauchs waren fortan nur noch über Rationierungsmarken zu beziehen. Die Maßnahmen sollten für eine gerechte Verteilung sorgen. Für die meisten Menschen an der Heimatfront wurden die Marken jedoch bald zu einem Synonym für die immer schwerer zu ertragende Mangelversorgung.

Als Quelle geben die Rationierungsmarken Auskunft über die prekäre Versorgungslage in Kriegs- und Krisenzeiten. Sie zeigen nicht nur, zu welcher Zeit an welchen Gütern Knappheit herrschte bzw. was überhaupt noch verfügbar war, sondern auch, mit welch geringen Mengen die Haushalte auskommen mussten. Zahlreiche Kommunen in Baden-Württemberg wie z.B. Stuttgart, Heidelberg, Vaihingen an der Enz und Freiburg gaben Rationierungsmarken aus. Die meist bunten Bezugsscheine für eine breite Palette an Produkten sind zum Teil mit Hoheitszeichen der jeweiligen Kommunen versehen.

Rationierungsmarke der Stadt Triberg
Rationierungsmarke der Stadt Triberg aus dem Ersten Weltkrieg für 100 Gramm Butter (Quelle: Württembergische Landesbibliothek, RM_402_1_008)

Die Rationierungsmarken-Sammlung der BfZ enthält mehr als 5.500 unterschiedliche Exemplare aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Hinzu kommen weitere aus der Weimarer Republik (ca. 350), dem Dritten Reich (ca. 500) und der Nachkriegszeit (ca. 300). Insgesamt umfasst die Sammlung ca. 6.800 Marken, die aus verschiedenen Städten, Gemeinden und Territorien des Deutschen Reichs sowie aus dem europäischen Ausland stammen. Alle sind online recherchierbar.

Der für LEO-BW zusammengestellte Ausschnitt aus der Datenbank umfasst eine Auswahl von 6.000 Marken aus Baden-Württemberg und auch aus anderen Teilen Deutschlands.

Christian Westerhoff

Partner: Württembergische Landesbibliothek

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