Schober, Ildefons Friedrich 

Andere Namensformen:
  • OSB
Geburtsdatum/-ort: 23.02.1849;  Pfullendorf
Sterbedatum/-ort: 28.02.1918;  Beuron, beigesetzt in der Krypta
Beruf/Funktion:
  • Erzabt von Beuron
Kurzbiografie: 1855-1863 Volks- und Realschule Pfullendorf
1863-1869 Großherzogliches Lyzeum (Berthold-Gymnasium) Freiburg mit Abitur
1869-1870 Theologie-Studium an der Universität Freiburg
1871-1874 Eintritt in den Orden in Beuron; 1.4.1872 Profess; Studium der Theologie in Beuron, Volders/Tirol und Mainz; 28.5.1874 Priesterweihe in Beuron durch Bischof Carl Joseph Hefele, Rottenburg
1875-1887 Instructor und Procurator in Volders bis 1880, dann Procurator und Prior im Kloster Emmaus/Prag
1887-1908 1. Abt von Seckau/Steiermark; 3.7.1887 Abtsweihe durch Fürstbischof Johannes Zwerger, Graz-Seckau
1895-1902 Visitator in Portugal bis 1898; 1896-1902 Generalsuperior in St. Ottilien/Bayern
1908 3. Erzabt von Beuron
1911 28. Okt. Dr. theol. h. c. der Universität Freiburg
1917 Resignation zwischen 8. 11. und 18. 12.
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Mathias (1807-1880), Webermeister
Mutter: Monika, geb. Haid (1812-1881)
Geschwister: 4: 3 Brüder, darunter Ferdinand (1843-1906), seit 1894 Dompfarrer Freiburg, und eine Schwester
3 weitere Geschwister früh verstorben
GND-ID: GND/1012303403

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 252-254

Dem Vorbild seines älteren Bruders nacheifernd wollte Schober Weltpriester werden. Ein Besuch des jungen Theologiestudenten im Kloster Beuron (1870) weckte jedoch die Begeisterung für das benediktinische Ordensleben. Trotz ernster Bedenken seiner geistlichen Vorgesetzten und der Eltern bat er um Aufnahme in den Beuroner Konvent unter Erzabt Maurus Wolter. Seine Priesterweihe (1874) fiel bereits in die Zeit des Kulturkampfes. Noch im selben Jahr mussten die Mönche Beuron verlassen und fanden Aufnahme im Servitenkloster Volders. Schober wurde dort die Unterweisung der Laienbrüder sowie die gesamte Hausverwaltung übertragen. Nachdem Kaiser Franz Joseph 1880 den Beuronern das Benediktinerkloster Emaus in Prag geschenkt hatte, wirkte Schober wiederum als Procurator (Hausverwalter) und Prior. Große Verdienste erwarb sich Schober bei der baulichen Instandsetzung des stark vernachlässigten Ordenshauses in Prag. Von dort aus beauftragte ihn Erzabt Maurus Wolter, für einige Wochen nach Wörishofen zu gehen, um Pfarrer Sebastian Kneipp nach Diktat zwei seiner frühen Werke niederzuschreiben und zu redigieren. Drei Jahre später konnte Erzabt Maurus Wolter das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Seckau erwerben (1782 von Joseph II. aufgehoben) und nahm dort seinen Wohnsitz. Der Wegfall der Maigesetze (1887) machte eine Rückkehr der Beuroner Kommunität in das Mutterkloster möglich. Da nach den Konstitutionen der Beuroner Kongregation dem Stifterabt das Recht zukommt, den ersten Abt eines neu gegründeten Tochterklosters zu bestimmen, hat dieser noch kurz vor seinem Weggang den Prior von Emaus zum Vorsteher der im selben Jahr errichteten Abtei Seckau ernannt.
Um der Beuroner Kongregation den nötigen Nachwuchs zu sichern, gründete Schober 1887 eine Oblatenschule (Ordensgymnasium), wobei die unteren Klassen in Prag (Emaus), die höheren Jahrgänge in Seckau Aufnahme fanden. Der persönlichen Initiative Schobers verdanken auch eine Reihe sozialer Einrichtungen ihre Entstehung, so vor allem eine private Mädchenschule (1901), deren Leitung er den Ordensschwestern vom Heiligen Vinzenz anvertraute. Bleibende Verdienste um Seckau erwarb er sich durch die Restaurierung des Domes, die er trotz gegensätzlicher kunstgeschichtlicher Ansichten der Experten einer zufriedenstellenden Lösung zuführen konnte (1890/94).
Neue Aufgaben erwarteten Schober, als ihn Erzabt Placidus Wolter (seit 1890) in den Jahren 1895/98 mit der Konsolidierung der portugiesischen Benediktinerklöster Cucujães (bei Oliveira de Azeméis, Distrikt Aveiro) und Singeverga (bei Santo Tirso, Distrikt Porto) sowie der Missionsbenediktiner von St. Ottilien (1896/1902) beauftragte. In Porto lernte er die Ordensfrau Maria vom Guten Hirten Droste zu Vischering (1863-1899) – von Papst Paul VI. 1975 seliggesprochen – kennen, die sich seitdem seiner geistlichen Leitung anvertraute. Das in einer inneren Krise sich befindende St. Ottilien nahm unter dem zum Generalsuperior ernannten Schober eine so gedeihliche Entwicklung, dass dort 1902 eine Abtei errichtet werden konnte.
Mit der Wahl zum Erzabt von Beuron (1908) übernahm Schober nicht nur die Leitung der gleichnamigen Kongregation, sondern innerhalb dieser auch der größten Kommunität. Seine Verantwortung für die mit Beuron affiliierten Klöster machten immer wieder weite und mitunter beschwerliche Reisen (Deutsches Reich, Österreich, Belgien, England) notwendig, die ihm bei seiner instabilen Gesundheit viel Kraft abverlangten. Schober war eine wertvolle Stütze für den Abtprimas vor allem in der großzügigen Bereitstellung von Lehrkräften und Schülern für das römische Benediktinerkolleg St. Anselm. Kaiser Wilhelm II. wünschte ausdrücklich Beuroner Benediktiner als Hüter des deutschen Heiligtums (Dormitio) auf dem Berg Zion in Jerusalem; daher hat Schober auch persönlich an der Einweihung des dortigen Klosters (1911) teilgenommen. Zusätzliche Aufgaben erwuchsen dem Erzabt, als Papst Pius X. der Beuroner Kongregation 1912 die Leitung des griechischen Kollegs San Atanasio in Rom übertrug. Der Tradition des Ordens gemäß behielten Kunst und Wissenschaft in Beuron auch unter Schober ihren festen Platz. Er förderte die biblisch-patristischen Studien und richtete ein biblisches Museum ein. Die Beschäftigung mit den Bibelhandschriften machte zur sachgerechten Behandlung und Entzifferung der doppelt beschriebenen Pergamentseiten (Palimpseste) die Gründung eines speziellen Instituts notwendig, das 1913 von Schober errichtet und seit 1916 von P. Alban Dold ausgebaut und geleitet wurde.
Über viele Jahre mit dem Freiburger Erzbischof Thomas Nörber und dem Bischof von Rottenburg Paul Wilhelm von Keppler (1852-1926) freundschaftlich verbunden, erfreute sich Schober auch in nichtkirchlichen Kreisen hoher Wertschätzung, so bei Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm II., der im Herbst 1910 der Erzabtei einen persönlichen Besuch abstattete und ihr bereits einige Monate zuvor ein großes Bronzekruzifix von Ignaz Weirich (1856-1916) geschenkt hatte. Wegen seiner besonderen Verdienste um die Pflege des gregorianischen Gesangs, der Wissenschaft und christlichen Kunst sowie der Förderung der von seiner Kongregation im Heiligen Land betriebenen archäologischen und topographischen Forschungen verlieh ihm die Universität Freiburg 1911 den theologischen Ehrendoktor. Noch durfte Schober im Juni 1913 mit seiner Ordensfamilie das 50jährige Jubiläum der Beuroner Kongregation begehen. Dann stellte ihn der Ausbruch des I. Weltkrieges vor ungeahnte Schwierigkeiten nicht nur hinsichtlich des personellen Bestandes seines Konventes, sondern auch im Hinblick auf den Zusammenhalt der Kongregation, die sich teilweise auf das Gebiet der Kriegsgegner erstreckte. Eine zunehmende Arteriosklerose führte anfangs 1917 zum Zusammenbruch seiner geistigen und körperlichen Kräfte. Noch im selben Jahr bewog ihn dazu ein Schlaganfall, sein Rücktrittsgesuch beim Heiligen Stuhl einzureichen. Er starb wenige Tage nach der Benediktion seines Nachfolgers Raphael Walzer (1888-1966).
Trotz vielseitiger auswärtiger Verpflichtungen als Erzabt hatte Schober seinen Konvent mit sicherer Hand geführt. Im Geiste der beiden Gründeräbte Maurus und Placidus Wolter hatte er sich als Bewahrer und treuer Hüter des überkommenen Erbes erwiesen und an den benediktinischen Traditionen festgehalten, wenngleich von ihm selbst für die räumliche Erweiterung und Entfaltung seiner Kongregation keine nennenswerten in die Zukunft weisenden Impulse ausgegangen sind.
Quellen: Schriftl. Auskunft d. Erzabtei Beuron u. d. Abtei Seckau 2000/01.
Nachweis: Bildnachweise: St. Benedikts-Stimmen, 42. Bd., 1918, 101; B. Roth, Die Restaurierung, Vorwort, nach V u. 156; Konradsblatt 1959, 293 (vgl. Lit.).

Literatur: N. Ganter, Die feierliche Benediktion des ersten Abtes von Seckau, in: St. Benedikts-Stimmen, Monatsschr. für Freunde des Benediktiner-Ordens, hg. von d. Abtei Emaus in Prag, 11. Bd., 1887, 238-247; L. Heizmann, Friedrich Schober, Abt I. in Seckau, in: Sacra Juliomagus. Ein Beitrag z. Geschichte d. weiland hl. Römischen freien Reichsstadt Pfullendorf, 1899, 266-271; N.N., Erzabt I. Schober, in: St. Benedikts-Stimmen, 42. Bd., 1918, 101-112; S. v. Oer, Erzabt I. Schober, ein Lebensbild, in: Benedikt. Monatsschr. zur Pflege religiösen u. geistigen Lebens, hg. von d. Erzabtei Beuron, 1. Bd., 1919, 327-337; L. Chasle – L. Sattler, Schw. Maria vom göttlichen Herzen Droste zu Vischering, Ordensfrau vom Guten Hirten, 9. Aufl. 1929, 164-173; 199-207 u. passim ; N. N., Necrologium I. Schober, in: Annales OSB ab anno 1914 ad annum 1919, 1933, 138-140; J. Uttenweiler, I. Schober, in: LThK Bd. 9, 1937 2. Aufl., Sp. 295; P. Weissenberger, Das benedikt. Mönchtum im 19./20. Jh. (1800-1950), 1953; B. Roth, Die Restaurierung d. Seckauer Basilika unter Abt I. Schober 1887-1908, in: Seckauer geschichtl. Studien, hg. von d. Abtei Seckau, H. 12, 1956, VII f. u. 44-53; B. Paulus, Große Söhne unserer Heimat. Erzabt I. Schober, 1849-1918, in: Konradsblatt, 43. Jg., Nr. 13, 1959, 293 f.; V. Fiala, Ein Jahrhundert Beuroner Geschichte, in: Beuron 1863-1963. FS zum 100jährigen Bestehen d. Erzabtei St. Martin, 1963, 39-230; B. Roth, Seckau – Geschichte u. Kultur 1164-1964. Zur 800-Jahrfeier d. Basilika, 1964, 374-393 u. 535 f.; I. Schober, in: Dt. Bibliogr. Enzyklopädie, hg. von W. Killy u. R. Vierhaus, Bd. 9, 1998, 72.
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