Sickinger, Wilhelm 

Geburtsdatum/-ort: 07.09.1869;  Owingen bei Haigerloch
Sterbedatum/-ort: 13.05.1951;  Ostrach
Beruf/Funktion:
  • Pfarrer
Kurzbiografie: 1880-1884 Lateinschule in Haigerloch
1884-1887 Gymnasium Hedingen in Sigmaringen mit Abitur
1887-1891 Theologiestudium in Eichstätt
1892 Priesterweihe in St. Peter/Schwarzwald
1892 Vikar in Überlingen
1894 Kaplaneiverweser in Möhringen
1895 Pfarrer in Möhringen
1896 Pfarrverweser in Burladingen
1898 Pfarrer in Dießen
1907 Kaplaneiverweser in Liggersdorf
1912 Pfarrer in Bärenthal
1925 Pfarrer in Bad Imnau
1936 Ruhestand im Kaplaneihaus in Ostrach
1942 Goldenes Priesterjubiläum
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Joseph Sickinger, Landwirt in Owingen
Mutter: Emerentia, geb. Stifel
GND-ID: GND/1012306305

Biografie: Karl Werner Steim (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 263

Am eigenen Leib hatte Wilhelm Sickinger verspürt, wie schwierig es war, als Kind vom Land das Gymnasium zu besuchen. So, wie ihn sein Ortspfarrer auf die höhere Schule vorbereitet hatte, übernahm er diese Tätigkeit später in allen seinen kleineren Pfarreien. Da während des Kulturkampfs in Freiburg kein theologisches Konvikt bestand, musste er das Bischöfliche Lyzeum in Eichstätt besuchen. Während seines Studiums leistete er seine Dienstpflicht bei einem bayerischen Jägerregiment ab. „Ehre und Anerkennung hat Sickinger nie bei den Menschen gesucht, aber umso mehr war er bemüht, allen alles zu werden“. So heißt es in einem Nachruf im Freiburger Diözesanarchiv. Ihm genügte es nicht, nur für das Seelenheil der ihm anvertrauten Gemeinden zu sorgen, er war auch vielfältig sozial engagiert und förderte das kirchliche Vereinswesen. In Überlingen gründete und leitete er den Dritten Orden, den Katholischen Gesellenverein (Kolpingsfamilie) und den Katholischen Lehrlingsverein. In Dießen ließ er auf eigene Kosten eine Krankenschwester ausbilden. In Bad Imnau bestritt er zum großen Teil die Renovierung der Kirche und die Anschaffung einer Orgel aus eigenen Mitteln.
Sickingers Haltung leuchtete schon um 1911 auf, als er unter dem Namen Markus in der Politik-Verlagsanstalt Berlin ein 150 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Die Volksherrschaft im Gottesstaat, der Staat der Zukunft“ erscheinen ließ, das unter dem Motto stand: Nach links, soweit das Gewissen erlaubt, aber alles für Gott. Darin sagte er für Deutschland 1929 eine Militärdiktatur mit vielen Verhaftungen und dem Ausnahmezustand voraus. Leider zeigte Sickinger bei einer sehr guten Begabung gelegentlich auch eine verhängnisvolle Unbeholfenheit in der Anpassung der logischen Folgerung an die nüchterne Wirklichkeit, was ihm manche Schwierigkeiten bereiten musste. Als Lehrer war er sehr streng. Manchen Strauß hatte er mit der weltlichen Obrigkeit auszufechten. Er war gleichermaßen anspruchslos und bescheiden, feinfühlig und grüblerisch, aber auch aufbrausend und misstrauisch. Als beispielhaft wurde stets sein priesterliches Leben gewürdigt. Lange Jahre hatte er unter seiner angegriffenen Gesundheit zu leiden.
Quellen: PA im EAF.
Werke: Die Volksherrschaft im Gottesstaat, der Staat der Zukunft, [um 1911], anonym.
Nachweis: Bildnachweise: Foto in der PA (vgl. Quellen).

Literatur: Nachrufe in: FDA 77 (1957), 176; Schwäbische Zeitung, Ausgabe Sigmaringen, 19.5.1951; Freiburger Kirchenblatt und Konradsblatt, 1951.
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