Oltmanns, Friedrich Johann 

Geburtsdatum/-ort: 11.07.1860; Oberndorf an der Oste/Niedersachsen
Sterbedatum/-ort: 03.12.1945;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Botaniker, Algologe
Kurzbiografie: 1872-1880 Besuch des Gymnasiums Johanneum in Lüneburg
1880-1882 Studium der Naturwissenschaften in Jena bei Eduard Strasburger
1882-1883 Einjähriger Militärdienst
1883-1884 Studium der Naturwissenschaften in Straßburg bei Anton de Bary
1884 Promotion, Über die Wasserbewegung in der Moospflanze und ihren Einfluss auf die Wasserverteilung im Boden
1885 Staatsexamen für das höhere Schulamt
1885-1893 Assistent am Institut für Botanik der Universität Rostock bei Karl von Goebel, später bei Paul Falkenberg
1886 Habilitation, Über die Entwicklung der Perithecien in der Gattung Chaetomium. Privatdozent
1891 außerordentlicher Professor für Botanik
1893 planmäßiger außerordentlicher Professor für Botanik an der Universität Freiburg; Leitung des pharmacognostisch-botanischen Instituts
1902-1929 ordentlicher Professor; Direktor des Instituts für Botanik und des botanischen Gartens
1898-1908 Mitherausgeber der „Botanischen Zeitung“
1909-1944 Gründer und Mitherausgeber der „Zeitschrift für Botanik“
1943 Ehrenbürger der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
1935-1945 Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle/Saale
1942-1944 Präsident der Freiburger wissenschaftlichen Gesellschaft
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: Unverheiratet [?]
Eltern: Vater: Friedrich Wilhelm Diedrich Ludwig Heinrich (geb. 1826), Apotheker
Mutter: Eleonore Sophie Christine, geb. Mühlenhof (1832-1866)
Geschwister: 3:
Wilhelm Otto (geb. 1863)
Charlotte Amalie (geb. 1864)
Carl Albert (1866, nach Geburt gest.)
GND-ID: GND/117123528

Biografie: Peter E. Fässler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 224-226

Nur wenige Freiburger Professoren erfreuten sich einer solch volkstümlichen Beliebtheit wie der Botaniker Oltmanns, was sicherlich in erster Linie auf seinem gesellschaftlichen Engagement und seinen populären Schriften über die südbadische Flora gründete. Seine wissenschaftlichen Lorbeeren erwarb er sich indes auf dem Spezialgebiet der Algenkunde. Noch heute stützen sich zahlreiche diesbezügliche Arbeiten auf Oltmanns' grundlegende Untersuchungen. Die Mitgliedschaft in der Leopoldinischen Akademie der Wissenschaften zu Halle weist Oltmanns als einen Naturkundler ersten Ranges aus. Gleichwohl Oltmanns als Botaniker seinen wissenschaftlichen Ruhm erlangte, nahm seine Karriere ihre Anfänge in der der Botanik benachbarten Pharmakognosie – für einen Apothekersohn keineswegs überraschend. Nach seinem Studium der Naturwissenschaften, unter anderem bei Eduard Strasburger, dem seinerzeit wohl bedeutendsten Vertreter seines Faches und ersten Herausgeber des heute nach ihm benannten Botanik-Standardlehrwerkes, schloss Oltmanns mit einer Promotion beim Straßburger Botaniker Anton de Bary ab.
Seine erste akademische Position als Assistent am botanischen Institut in Rostock war nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht – er konnte die maßgeblichen Untersuchungen für seine Habilitationsschrift hier durchführen – sehr günstig. Zugleich erwarb Oltmanns aufgrund der einjährigen Abwesenheit des Institutsdirektors Goebel bereits in frühen Jahren Verwaltungs-, Leitungs-, Lehr- und Prüfungserfahrungen. Aufgrund seiner vielseitigen Qualifikation erhielt Oltmanns den Ruf auf die Freiburger Professur für Pharmakognosie und später den Lehrstuhl für Botanik. Gemeinsam mit dem Zoologen August Weismann, dem bedeutendsten deutschsprachigen Biotheoretiker um die Wende zum 20. Jahrhundert, schuf er in Freiburg die Voraussetzungen für die enorme wissenschaftlichen Aufwertung, welche die Biologie als Hochschulfach an der Albert-Ludwigs-Universität dann erfahren hat. So wurde unter seiner Leitung während der Jahre 1915 bis 1918 der botanische Garten unter Betonung pflanzengeographischer und ökologischer Lebensgemeinschaften wie des Alpinums neu angelegt. Noch heute ist dieses Prinzip im Freiburger botanischen Garten zu bestaunen. Weiterhin wurde unter Oltmanns' Leitung während der Jahre 1912 bis 1914 das neue botanische Institut errichtet. Im Personalbereich setzte Oltmanns erstmals im Jahre 1900 die Bewilligung einer Assistentenstelle für sein Institut durch, was für die Forschungs- und Lehrtätigkeit äußerst hilfreich war.
Neben der Forschung und Lehre widmete Oltmanns sich engagiert dem allgemeinen Hochschulleben. Als Rektor der Universität leitete er während des akademischen Jahres 1912/13 ihre Geschicke, der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät stand er insgesamt fünf Jahre als Dekan vor. Im Jahre 1919 rief er gemeinsam mit einigen Kollegen das Freiburger Studentenwerk ins Leben und regte die Einrichtung einer Studentenmensa an. Die Präsidentschaft der Freiburger wissenschaftlichen Gesellschaft bis zu seinem Tode 1945 nutzte er, um verschiedene Projekte und zahlreiche Nachwuchswissenschaftler nachhaltig zu fördern. Seine vielfältigen Beiträge zum universitären Leben honorierte die Freiburger Alma mater und ernannte Oltmanns im Jahre 1943 zu ihrem Ehrenbürger.
Oltmanns verkörperte den volkstümlichen Typus des Ordinarius, dem die Kontakte zu nichtakademischen Bevölkerungskreisen ein besonderes Anliegen waren. Als Vorsitzender des Badischen Botanischen Vereins und der Freiburger Sektion des Deutsch-österreichischen Alpenvereins bemühte er sich intensiv um ein lebendiges Vereinsleben. Seine allgemein verständlichen Schriften – ein von Professoren zu Unrecht vernachlässigtes Genre – über die Flora der näheren Umgebung trug dazu bei, dass zahlreiche interessierte Laien in die Reize der heimatlichen Pflanzenwelt eingeführt wurden. Den Zeitgenossen war Oltmanns für seinen knorrigen, zuweilen bissigen Humor bekannt, von dem seine autobiographischen, leider unveröffentlichten Notizen Zeugnis tragen.
Quellen: Lebenserinnerungen, unveröff. Manuskript, o. J.
Werke: Über die Wasserbewegung in d. Moospflanze u. ihren Einfluss auf die Wasserverteilung im Boden, Diss. phil. Straßburg 1884; Über die Entwicklung d. Perithecien in d. Gattung Chaetomium, 1887; Beiträge zur Kenntnis d. Fucaceen, 1889; Morphologie u. Biologie d. Algen, 3 Bde., 1904/5; Die Geschichte d. Pflanzenwelt Badens, 1912; Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes, 1922; (zus. mit George Karsten), Lehrbuch d. Pharmakognosie, 1909; (zus. mit Eugen Korscheit, Gottlob Linck, Karl Schaum, H. Th. Simon, Max Verworn u. Ernst Teichmann, Hg.), Handwörterbuch d. Naturwissenschaften 12, 1931 2. Aufl.
Nachweis: Bildnachweise: Ferdinand Tönnies (Hg.), Reichshandb. d. dt. Gesellschaft, Bd. 2, 1935, 3158; Friedrich Oehlkers 1955 (vgl. Lit.).

Literatur: F. Rawitscher, F. Oltmanns, in: Der Schwarzwald, Mitteilungsbll. des Bad. Schwarzwaldvereins 33, 1930, 155 f.; Hermann A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s: Zeitgenossenlexikon, enthaltend Biographien u. Bibliographien. 10. Ausg., 1935, 1154; Friedrich Oehlkers, F. Oltmanns, in: Johannes Vincke (Hg.), Freiburger Professoren des 19. u. 20. Jh.s, 1957, 101-108; ders., F. Oltmanns, in: Berr. d. Dt. Botanischen Ges. 58a, H. 3, 1955, 245-247.
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