Rommel, Erwin Eugen Johannes 

Geburtsdatum/-ort: 15.11.1891;  Heidenheim an der Brenz
Sterbedatum/-ort: 14.10.1944;  Herrlingen
Beruf/Funktion:
  • Generalfeldmarschall
Kurzbiografie: 1899–1910 Schulausbildung in Aalen (Volksschule, Realprogymnasium) und Schwäbisch Gmünd (Realgymnasium)
1910–1915 Württ. Infanterieregiment Nr. 124: 1911 Kriegsschule Danzig, 1914 Kommandierung zum Feldartillerieregiment Nr. 49 (März–Juli), Bataillonsadjutant (Nov.); 1911 Fähnrich, 1912 Leutnant, 1915 Oberleutnant
1915–1918 Württ. Gebirgsbataillon: 1915 Kompaniechef
1918 Kgl.-Württ. Generalkommando Nr. 64 z. b.V.: Ordonanzoffizier, Kommandierung zu Landwehr- und Landsturmtruppen (Juli–Sept.); Hauptmann
1919–1921 Infanterieregiment 124, Sicherheitskompanie Nr. 32, Württ. Schützenregiment Nr. 25: Kompaniechef
1921–1929 Infanterieregiment 13: Kompaniechef
1929–1933 Infanterieschule Dresden: Inspektionschef, Lehrer; 1932 Major
1933–1935 Infanterieregiment 17: Kommandeur des III. (Jäger-)Bataillons; 1935 Oberstleutnant
1935–1938 Kriegsschule Potsdam: Lehrgangsleiter, Verbindungsoffizier des Reichskriegsministeriums bei der Hitlerjugend (Feb. 1937–Aug. 1938); 1937 Oberst
1938–1939 Kriegsschule Wiener Neustadt: Kommandeur; 1939 Generalmajor
1939–1940 Führerhauptquartier: Kommandant
1940 7. Panzerdivision: Kommandeur
1941–1943 Deutsches Afrikakorps/Panzergruppe Afrika/Panzerarmee Afrika/Deutsch-italienische Panzerarmee/Heeresgruppe Afrika: Befehlshaber bzw. Oberbefehlshaber; 1941 Generalleutnant, 1942 Generaloberst, Generalfeldmarschall
1943–1944 Heeresgruppe B: Oberbefehlshaber
1944 erzwungener Selbstmord (14.10.), Staatsbegräbnis (18.10.)
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen (Auswahl): Eisernes Kreuz (1. Klasse, 1915); Württ. Militärverdienstorden (Ritterkreuz, 1915); Friedrichsorden (Ritterkreuz 1. Klasse mit Schwertern, 1917); Orden Pour le Mérite (1917); Eisernes Kreuz (Ritterkreuz, 1940; Eichenlaub, 1941, Eichenlaub mit Schwertern, 1942, Brillanten zum Eichenlaub mit Schwertern, 1943); Kolonialorden vom Stern von Italien (Großoffizierskreuz, 1942); Militärorden von Savoyen (Großoffizierskreuz, 1942); Verwundetenabzeichen (in Gold, 1944)
Verheiratet: 27.11.1916 (Danzig) Lucia Maria, geb. Mollin
Eltern: Vater: Erwin Rommel (1860–1913), Gymnasiallehrer
Mutter: Helene, geb. von Luz († 1940)
Kinder: Gertrude (* 1913, unehelich); Manfred (* 1928)
GND-ID: GND/118602446

Biografie: Wolfgang Mährle (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 233-237

Erwin Rommel entstammte einer Familie der gehobenen bürgerlichen Mittelschicht. Sein Vater wirkte zunächst als Lehrer in Heidenheim/Brenz, später bekleidete er die Stelle eines Schulleiters in Aalen. Rommels Mutter war die Tochter eines württembergischen Regierungspräsidenten. Die Kindheit des späteren Offiziers, die er selbst im Rückblick als sehr glücklich bewertete, war geprägt von der protestantisch-pietistischen Strenge des Elternhauses sowie den Werten des Bildungsbürgertums. Rommel wurde zunächst privat unterrichtet. Seit 1899 besuchte er die Volksschule, seit 1900 das Realprogymnasium in Aalen. Als Schüler zeigte Rommel insbesondere in der Mathematik sehr gute Leistungen und entwickelte ein Interesse an technischen Fragen. Von 1908 bis 1910 ging Rommel am Realgymnasium in Schwäbisch Gmünd zur Schule.
Rommel wollte zunächst Flugzeugingenieur werden, bewarb sich dann jedoch – ohne Erfolg – bei württembergischen Artillerie- und Pioniereinheiten. Schließlich trat er im Jahr 1910 als Fahnenjunker in das württembergische Infanterieregiment Nr. 124 ein. In der Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs durchlief Rommel zunächst die Ausbildung zum Offizier (u. a. an der Kriegsschule Danzig) und bildete anschließend am Standort seines Regiments in Weingarten selbst Rekruten aus. Von März bis Juli 1914 leistete der junge Leutnant Dienst beim Feldartillerieregiment Nr. 49 in Ulm.
Im Ersten Weltkrieg war Rommel zunächst mit dem Infanterieregiment Nr. 124 an der Westfront (Maas, Argonnen) eingesetzt. Nachdem er im Oktober 1915 zum Württembergischen Gebirgsbataillon versetzt worden war, kämpfte er in den Hochvogesen (1916), in Rumänen (1916, 1917) sowie in Italien (1917). Den Höhepunkt von Rommels Einsätzen während des Ersten Weltkriegs stellte die Teilnahme an der Offensive der Mittelmächte gegen Italien im Herbst 1917 dar. Dem damals 26-jährigen Oberleutnant gelang es während dieses Angriffs, gemeinsam mit der ihm unterstehenden Abteilung des Württembergischen Gebirgsbataillons wichtige Höhenstellungen des italienischen Heeres am Isonzo zu erobern, unter anderem den Monte Matajur. Später zeichnete sich Rommel auch bei der Eroberung des Gebirgsortes Longarone aus. Der aufstrebende Offizier ließ während des gesamten Ersten Weltkrieges außergewöhnliche militärische Fähigkeiten erkennen. Besonders bestachen seine Begabung zur realistischen Einschätzung und blitzschnellen Ausnutzung von Gefechtslagen, seine Führungsqualitäten, seine Tatkraft sowie sein Mut. Rommel wurde während des Weltkriegs zweimal schwer verwundet (1914, 1915). Er erhielt höchste militärische Auszeichnungen, unter anderem im Jahr 1917 während des Italienfeldzugs den Orden „Pour le Mérite“. Im letzten Kriegsjahr wirkte Rommel als Ordonnanzoffizier beim württembergischen Generalkommando z. b.V. Nr. 64 und war nur mehr zeitweise an der Front eingesetzt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs leistete Rommel als Kompaniechef in der Sicherheitskompanie Nr. 32 in Friedrichshafen sowie anschließend im Württembergischen Schützenregiment Dienst. Er war im Kampf gegen revolutionäre Bewegungen in Lindau (1919), in Schwäbisch Gmünd, im Münsterland und in Westfalen (1920) im Einsatz. 1921 wurde Rommel aufgrund seiner bisherigen, hervorragenden militärischen Leistungen in die Reichswehr übernommen. Er diente bis 1929 als Kompaniechef beim Infanterieregiment 13 in Stuttgart. Anschließend wirkte er vier Jahre lang als Dozent an der Infanterieschule in Dresden. Hier erlangte er 1932 den Dienstgrad eines Majors.
Stellten die Jahre der Weimarer Republik insgesamt für Rommels berufliches Fortkommen eine Stagnationsphase dar, boten sich dem württembergischen Offizier – wie vielen anderen Soldaten – nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 neue Karrierechancen. Rommel erhielt nun in raschem Rhythmus neue Aufgaben: Er wirkte von 1933 bis 1935 als Bataillonskommandeur beim Infanterieregiment 17 in Goslar und anschließend als Lehrgangsleiter bzw. Kommandeur an den Kriegsschulen in Potsdam und Wiener Neustadt. Die mehrmalige Berufung Rommels an militärische Ausbildungseinrichtungen trug dem pädagogischen Geschick des schwäbischen Pour le Mérite-Trägers Rechnung. Rommel verstand es, Lehrstoffe praxisnah und anschaulich zu vermitteln; er ließ in reichem Maße persönliche Erfahrung in seinen Unterricht einfließen. Ein unmittelbares Produkt der Jahre Rommels als Dozent an militärischen Ausbildungseinrichtungen stellte die Publikation „Infanterie greift an“ dar, die im Jahr 1937 erschien und sich in den folgenden Jahren auf dem Buchmarkt als Bestseller etablieren sollte.
Während des Zweiten Weltkriegs stieg Rommel zu einem der populärsten deutschen Heerführer auf. Nachdem der Schwabe bereits im Oktober 1938 beim deutschen Einmarsch in das Sudetenland und im März 1939 bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei als Kommandant des Führerhauptquartiers gewirkt hatte, wurde ihm diese Aufgabe auch von August 1939 bis Februar 1940, d. h. insbesondere während des Krieges gegen Polen, zugewiesen. Seine ersten großen militärischen Erfolge im Zweiten Weltkrieg feierte Rommel, der 1939 bereits den Dienstgrad eines Generalmajors erlangt hatte, während des Feldzugs gegen Frankreich im Jahr 1940. Als Kommandeur der 7. Panzerdivision gelang ihm am 16./17. Mai 1940 der Durchbruch durch die verlängerte Maginot-Linie bei Avesnes. Anschließend stieß er in hohem Tempo und teilweise isoliert von den anderen deutschen Verbänden bis zur Kanalküste vor. Rommels Erfolgsrezept bestand im Frankreichfeldzug wie bereits im Ersten Weltkrieg im raschen Erkennen von günstigen Gefechtssituationen sowie im konsequenten Ausnützen des Überraschungseffekts. Seine Division erhielt aufgrund ihrer unkonventionellen und unberechenbaren Kampfesweise den Beinamen „Gespensterdivision“. In der Zeit von Februar 1941 bis Frühjahr 1943 befehligte Rommel die deutschen Verbände in Nordafrika. „Taktisch“, d. h. im Hinblick auf die konkrete Kriegführung dem italienischem Oberkommando unterstehend, aber mit einem direkten Remonstrationsrecht an Hitler versehen, kämpfte er mit wechselndem Erfolg gegen einen insgesamt materiell deutlich überlegenen britischen (bzw. amerikanischen) Gegner. Erfolgreiche deutsch-italienische Offensiven (März – April 1941, Januar – Juli 1942) standen Gegenangriffen der Alliierten (November 1941 – Januar 1942, Oktober 1942 – Mai 1943) gegenüber. Aufgrund seines großen taktischen Geschicks erwarb sich Rommel während des zweijährigen Ringens in Nordafrika, das die Truppen der Achsenmächte im Jahr 1942 bis El Alamein (Ägypten) führte, den Beinamen „Wüstenfuchs“. In der militärischen Hierarchie stieg er rasch empor: Im Juni 1942 ernannte Hitler den erst 51-jährigen Rommel zum Generalfeldmarschall. Als sich die deutsche Niederlage auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz abzeichnete, wurde Rommel Anfang März 1943 aus Tunesien ausgeflogen und anschließend seines Kommandos enthoben. Im Mai 1943 erhielt der Württemberger den Auftrag, den Einmarsch deutscher Truppen in Italien zu planen. Als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B leitete er die Okkupation Italiens nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943. Nach dem italienisch-alliierten Waffenstillstand vom 8. September 1943 war Rommel etwa zwei Monate lang für die militärische Kontrolle Norditaliens verantwortlich. Im November 1943 wurde er mit der Koordinierung der deutschen Verteidigungsmaßnahmen gegen eine alliierte Invasion in Frankreich betraut. Zusätzlich erhielt der Schwabe am 15. Januar 1944 den Oberbefehl über die 7. und die 15. Armee, die im Küstenstreifen zwischen Loiremündung und Zuidersee stationiert waren. Rommel warb für eine Abwehr des erwarteten Angriffs der Alliierten direkt an der Küste, konnte sich jedoch mit seinen Vorstellungen vor allem gegen den Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt nur zum Teil durchsetzen. Die von ihm maßgeblich inspirierten Verteidigungsanlagen erwiesen sich als nutzlos gegen die alliierte Invasion, die am
6. Juni 1944 erfolgte. Am 17. Juli 1944 wurde Rommel bei einem Tieffliegerangriff bei Vimoutiers (Frankreich) schwer verwundet und konnte von diesem Zeitpunkt an seine militärischen Funktionen nicht mehr wahrnehmen.
Rommels militärische Fähigkeiten und Leistungen im Ersten und im Zweiten Weltkrieg fanden vielfach höchste, jedoch sowohl bei seinen Zeitgenossen als auch in der Historiografie nicht ungeteilte Anerkennung. Der württembergische Offizier galt zeitlebens insbesondere als begnadeter Truppenführer und virtuoser Taktiker, der den Gegner lange über seine Absichten täuschen und sich günstige Gefechtssituationen blitzschnell zunutze machen konnte. Seine ausgeprägten Qualitäten in der beweglichen Kriegführung konnte Rommel in beiden Weltkriegen mehrfach eindrücklich unter Beweis stellen. Kritik riefen indes die bei Rommel häufig feststellbare Vernachlässigung logistischer Fragen, seine bisweilen ruppige Art der Menschenführung sowie seine – teilweise unzutreffenden – strategischen Einschätzungen hervor. Nach der Niederlage im Afrikafeldzug bei El Alamein geriet Rommel zudem in der NS-Führung in den Ruf, kein „Steher“ zu sein, d. h. in kritischen Situationen rasch die Nerven zu verlieren.
Rommel, der über keine Generalstabsausbildung verfügte, verdankte seine militärische Karriere zu einem großen Teil der persönlichen Förderung durch Adolf Hitler. Der Diktator übertrug dem Schwaben – mehrmals gegen den Willen des Oberkommandos des Heeres – attraktive Aufgaben, so vor allem 1940 das Kommando über die 7. Panzerdivision, das für den bisherigen Infanteristen Rommel einen wichtigen Karrieresprung darstellte. Während des Einsatzes in Afrika verteidigte Hitler Rommel öfters gegen vehemente Kritik aus der Wehrmacht und beförderte ihn gegen alle Widerstände 1942 als jüngsten General der Wehrmacht zum Generalfeldmarschall. Trotz seiner persönlichen Nähe zum Diktator und gelegentlicher positiver Äußerungen über die nationalsozialistische Regierung begriff sich der württembergische Offizier in erster Linie als „unpolitischer“ Soldat. Dem Parteiapparat stand Rommel fern, eine eingehende Beschäftigung mit der NS-Weltanschauung ist nicht erkennbar. Nachdem Rommel Hitler lange Zeit unkritisch bewundert hatte, kam es während des Einsatzes in Nordafrika zu ersten erheblichen Differenzen. Diese hingen zum einen maßgeblich mit einem von Rommel als militärisch sinnlos empfundenen Befehl Hitlers zusammen, der ihm in aussichtsloser Lage bei El Alamein den Rückzug verbot, zum anderen aber auch allgemein mit der immer kritischeren Kriegslage in Afrika und an den übrigen Frontabschnitten. Hitler verwahrte sich zunehmend gegen aus seiner Sicht pessimistische Lagebeurteilungen, wie sie unter anderem auch Rommel nun immer öfter abgab. Mehrere schwere Konflikte zwischen Hitler und Rommel trugen sich insbesondere im Frühjahr und Sommer 1944 im zeitlichen Umfeld der alliierten Landung in der Normandie zu.
Im Unterschied zu anderen deutschen Offizieren der NS-Epoche war Rommel sehr stark in den zeitgenössischen Medien präsent. Hierfür spielten biografische Prägungen des württembergischen Offiziers, während des Zweiten Weltkriegs jedoch insbesondere Propagandainteressen des Hitler-Regimes eine wesentliche Rolle. Rommel sammelte bereits in der Zwischenkriegszeit publizistische Erfahrungen, so vor allem in der öffentlichen Auseinandersetzung um die historiografische Würdigung des deutschen Vormarsches am Isonzo im Jahr 1917 (1926 bis 1930) sowie bei der Veröffentlichung seines Buches „Infanterie greift an“ (1937). Im Zweiten Weltkrieg wurden Rommels militärische Aktionen von einem zunehmenden Medieninteresse begleitet. Öffentliche Aufmerksamkeit erregten bereits die Erfolge des schwäbischen Offiziers während des Feldzugs in Frankreich 1940, vor allem jedoch sein Einsatz in Nordafrika in den Jahren 1941 bis 1943. Ab Herbst 1941 versuchte Joseph Goebbels gezielt, Rommel zu einem „Volkshelden“ aufzubauen. Diese propagandistischen Aktionen der NS-Führung fanden grundsätzlich Rommels Zustimmung und aktive Unterstützung, auch wenn der württembergische Feldherr mehrfach die konkrete Darstellung seiner Person in den nationalsozialistischen Medien kritisierte. Aufgrund seiner Erfolge im Wüstenkrieg wurde Rommel nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch im angelsächsischen Raum, wo man eigene militärische Defizite kaschieren wollte, zum Medienstar. Die während des Zweiten Weltkriegs vermittelten Rommel-Bilder wurden nach 1945 in zahllosen Buch- und Zeitschriftenpublikationen, Radio- und Fernsehbeiträgen sowie in Spielfilmen fortgeschrieben. Sie wirken – inzwischen vielfach gebrochen – zum Teil bis in die Gegenwart nach.
Nach dem Attentat auf Adolf Hitler im Führerhauptquartier Wolfschanze am 20. Juli 1944 wurde Rommel aufgrund von schriftlichen Dokumenten und Zeugenaussagen der Verschwörer beschuldigt, von den Anschlagsplänen gewusst und sich einer möglichen neuen deutschen Regierung im Vorfeld zur Verfügung gestellt zu haben. Am 14. Oktober 1944 zwang Hitler seinen einstigen Lieblingsgeneral aufgrund der bestehenden Verdachtsmomente zum Selbstmord. In offiziellen Stellungnahmen wurde der Tod Rommels auf die Folgen seiner im Juli 1944 in Frankreich erlittenen Verwundung zurückgeführt. Die NS-Führung ehrte den populären Heerführer, dessen Familie von Verfolgung verschont blieb, am 18. Oktober 1944 in Ulm mit einem Staatsbegräbnis. Inwieweit Rommel tatsächlich in die Pläne der Attentäter eingeweiht war und diese gebilligt hat, ist – nicht zuletzt aufgrund der schwierigen, teils widersprüchlichen Quellenlage – wissenschaftlich umstritten. Wurde Rommel nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland lange Zeit dem militärischen Widerstand zugerechnet, so setzte sich seit der 1977 publizierten Biografie von David Irving die Auffassung durch, Rommel habe Hitler bis zuletzt die Treue gehalten und sei unverschuldet in die Ermittlungen nach dem Attentat verstrickt worden. In jüngster Vergangenheit hat Maurice Philip Remy in Anknüpfung an ältere Positionen zahlreiche Indizien ins Feld geführt, die dafür sprechen, dass Rommel über einen möglichen Umsturzversuch in Berlin informiert war und gegenüber den Hitler-Gegnern Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisierte. Nach Manfred Rommel hatte sich Rommel im Jahr 1944 ebenfalls von Hitler endgültig abgewendet. Das primäre Ziel des Generalfeldmarschalls sei nach der erfolgreichen Invasion der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 die rasche Beendigung des Krieges im Westen gewesen; ein Attentat auf Hitler habe Rommel aus verschiedenen Gründen aber abgelehnt.
Rommel verkörperte in der Nachkriegszeit (v. a. seit etwa 1950) wie kein anderer das – inzwischen falsifizierte – Bild von der „sauberen“ Wehrmacht, die nicht in den rasseideologischen Vernichtungskrieg des Nationalsozialismus verwickelt gewesen sei. Diese Einschätzung wurde insbesondere auch durch die Auffassung gestützt, dass der württembergische Generalfeldmarschall sich nicht an den nationalsozialistischen Kriegsverbrechen beteiligt habe. Entsprechende Annahmen sind jedoch nur mit Einschränkungen haltbar. Rommel, der zu keinem Zeitpunkt auf den Hauptschauplätzen von Hitlers Weltanschauungskrieg eingesetzt war, missachtete zwar in Afrika einige der verbrecherischen, gegen jüdische Kriegsgefangene, sog. „Freifranzosen“ oder deutsche politische Emigranten gerichteten Befehle Hitlers. Auf der anderen Seite sind von Rommel keinerlei Aussagen überliefert, in denen er sich von der nationalsozialistischen (Rassen-)Ideologie distanziert hätte. Deren Folgen sowohl in der Vorkriegs- als auch in der Kriegszeit konnten ihm jedoch nicht verborgen geblieben sein. Auch in der Praxis war der schwäbische General nicht in der Lage, sich den Verbrechen des Nationalsozialismus völlig zu entziehen. So unterstützte er als Befehlshaber der Heeresgruppe B in Norditalien im Jahr 1943 die von Hitler angeordneten Kriegsverbrechen u. a. an italienischen Militärangehörigen, welche sich weigerten, ihre Waffen an die deutschen Verbände abzuliefern. Rommel forderte in diesem Zusammenhang u. a. zur schonungslosen Behandlung von „Badoglio-hörigen Banden in der Uniform des ehemaligen Waffenkameraden“ auf. In der heutigen Diskussion wird Rommels Verhältnis zum Nationalsozialismus und seinen Verbrechen vor dem geschilderten Hintergrund zumeist kritisch gesehen. In der wissenschaftlichen Literatur überwiegt das Bild des opportunistischen Karrieristen, der wie große Teile des deutschen Offizierskorps lange unfähig, aber bis zu einem gewissen Grad auch unwillig war, die politischen Ziele des Nationalsozialismus in adäquater Weise zu erfassen.
Rommel war seit 1916 mit Lucia Maria, geb. Mollin verheiratet. Der Ehe entstammt der spätere Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (geb. 1928).
Quellen: HStAS M 430/2 Bü 1746 (PA); HStAS M 660/200 (Militärischer NL); HStAS M 1/11 (u. a. Gefechtsberichte) Bü 773; BA Pers 6/15 (PA); BA N 117 (NL); National Archives (Washington), RG 242 T84/Rommel Collection 272–284.
Werke: Gefechts-Aufgaben für Zug und Kompanie. Ein Handbuch für den Offizierunterricht, 1934; Infanterie greift an, 1937 (zahlreiche Neuaufl. und Übersetzungen); Krieg ohne Haß. Afrikanische Memoiren, hg. von Lucie-Maria Rommel und Fritz Bayerlein, 1950 (weitere Auflagen); The Rommel Papers, hg. von B. H. Liddell Hart, 1953 (2. Aufl. 1982); Rommel in his own words, hg. von John Pimlott, 1994 (Neuaufl. unter dem Titel Rommel and his Art of War. Field Marshal Erwin Rommel, 2003).
Nachweis: Bildnachweise: HSTAS, M 707, Nr. 1253; BArch, Bildarchiv (zahlreiche Fotografien).

Literatur: (Auswahl) Desmond Young, Rommel, 1950 (engl. Rommel, 1950); Ronald Lewin, Rommel, 1969; David Irving, Rommel. Eine Biographie, 1978 (engl. The Trial of the Fox, 1977); David Fraser, Rommel. Die Biographie, überarb. und erg. Fassung, 2001 (engl. Knight’s Cross. A life of Field Marshall Erwin Rommel, 1993); Maurice Philip Remy, Mythos Rommel, 3. Aufl., 2002; Dominique Lormier, Rommel. La fin d’un mythe. Biographie, 2003; Ralf Georg Reuth, Rommel. Das Ende einer Legende, 2004; Mythos Rommel. Katalog zur Sonderausstellung 18. Dez. 2008 bis 30. Aug. 2009, hg. von Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Redaktion Cornelia Hecht, Johannes Häußler und Rainer Linder, 2008; Erwin Rommel. Geschichte und Mythos, hg. von Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Verb. mit der Landeshauptstadt Stuttgart, 2009 (= Stuttgarter Symposion, Schriftenreihe; Bd. 13); Benoît Lemay, Erwin Rommel, 2009; Manfred Rommel, 1944 – Das Jahr der Entscheidung. Erwin Rommel in Frankreich, 2010.
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