Jordan, Johann Baptist 

Andere Namensformen:
  • Franziskus Maria vom Kreuze
Geburtsdatum/-ort: 16.06.1848;  Gurtweil bei Waldshut
Sterbedatum/-ort: 08.09.1918; Tafers bei Freiburg/Schweiz
Beruf/Funktion:
  • Gründer des Salvatorianerordens
Kurzbiografie: 1864-1869 Dekorationsmaler
1874 Abitur Konstanz
1874-1878 Studium der Theologie und Philologie Freiburg i. Br.
1878 Priesterweihe St. Peter/Schwarzwald
1878-1879 Studium der orientalischen Sprachen Rom
1881 Gründung der „Apostolischen Lehrgesellschaft“ Rom
1883 Umwandlung der Lehrgesellschaft in eine Ordensgesellschaft
1911 Päpstliche Approbation der Gesellschaft
1915 Verzicht Jordans auf das Amt des Generaloberen
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Lorenz Jordan, Hausknecht; später Polizeidiener
Mutter: Notburga, geb. Peter
Geschwister: 2
GND-ID: GND/118713000

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 181-183

Leben und Wirken Jordans finden ihre letzte Erklärung in der gläubigen Hingabe an Gott, von der der Gründer der „Gesellschaft des Göttlichen Heilandes“ gnadenhaft durchdrungen war. Weltverständnis aus der Sicht des Glaubens, grenzenloses Gottvertrauen waren ihm zur eigentlichen Richtschnur geworden. Dabei war er ganz und gar Willensmensch, selbstbewußt und herrisch. In einzigartiger Weise spiegelt sein Leben das seltsame Zusammenspiel von festem Wollen und unerschütterlicher Ergebung in Gottes Allmacht wider.
Schon früh hatte Jordan den Wunsch, Priester zu werden; doch die finanzielle Not zwang ihn zur Erlernung eines Handwerks. Durch einen Geistlichen auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet, widmete er sich dem Studium mit großem Eifer. Vor allem zeigte er sich sprachbegabt. Bereits während seiner theologischen Studienjahre hatte er nicht weniger als 50 Sprachen in Angriff genommen. In einer solchen Beschäftigung sah er jedoch keinen Selbstzweck; alles Lernen war für ihn nur ein Mittel, um einmal als Priester der Sache Gottes noch vollkommener dienen zu können.
Jordans Studienjahre waren nachhaltig vom Kulturkampf geprägt. Da Weihbischof Lothar von Kübel den jungen Theologen die Ablegung des Kulturexamens verboten hatte, konnte der Neupriester in der Heimatdiözese kein kirchliches Amt bekleiden. Daher ging er zunächst nach Rom, um dort das Studium der orientalischen Sprachen fortzusetzen.
Schon seit 1878 befaßte sich Jordan mit einem recht eigenwilligen Plan. Er wollte ein Werk ins Leben rufen, dem die Verbreitung der christlichen Lehre als Aufgabe gestellt war. Zu solchem religiösen Eifer sah er sich durch die besondere Lage getrieben, die der Kulturkampf im Deutschen Reich geschaffen hatte, aber auch durch die der Religion nachteiligen Verhältnisse in vielen anderen Ländern. Den letzten Anstoß zur Gründung einer Lehrgesellschaft erhielt er durch eine Orientreise (1880), die ihn u. a. nach Kairo und ins Heilige Land führte.
Über Kardinal Bilio erreichte er noch im selben Jahr eine Privataudienz bei Leo XIII., dessen Segen für die Gründung seiner „Apostolischen Lehrgesellschaft“ in Rom er extensiv auslegte. Ursprünglich dachte er nicht an eine neue Ordensgesellschaft; zu sehr wußte er um die Feindschaft, die den religiösen Orden vielfach von den Regierungen entgegengebracht wurde. Die Mitglieder sollten in ihren bisherigen Stellungen verbleiben. Zusammen mit denjenigen, die sich ausschließlich in den Dienst der Gesellschaft stellen wollten, sollten sie sich zu einer gemeinsamen Aktion zusammenschließen, um dem wachsenden Unglauben entgegenzuwirken. Da Jordan ein Mensch war, der nach Vollkommenheit strebte, sah er in der Befolgung der evangelischen Räte den sichersten Weg, um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen. Er selbst unterzog sich Sorgen und Mühen aller Art, vor allem unternahm er zahlreiche beschwerliche Reisen, um der Gesellschaft eine breite internationale Grundlage zu geben. Begreiflich ist, daß er auch von den anderen große Opfer verlangen mußte. Für den Aufbau seines international geplanten Werkes brachte Rom sicher den Vorteil der zentralen Lage; aber es gab dort auch argwöhnische Beobachter. Wie zu erwarten, fanden seine Ideen nicht die ungeteilte Zustimmung des Klerus. Die Verpflichtung zum Gelübde der Armut und des Gehorsams nicht nur für Weltpriester, sondern auch für Laien, sofern sie Mitglieder der „ersten Stufe“ der Lehrgesellschaft sein wollten, stieß auf Befremden seitens der Kirchenbehörde. Und als sich Jordan entschloß, der Lehrgesellschaft den Status eines kirchlichen Ordens zu verleihen, sprach man ihm die notwendige Erfahrung, aber auch das erforderliche Geschick ab, eine Ordensgesellschaft zu gründen. Um möglichst viele Priester für sein Werk zu gewinnen, entwickelte er wiederum eine recht eigenwillige Konzeption. Er dachte zeitweilig daran, junge Leute im Schnellverfahren, seinen eigenen Weg zum Vorbild nehmend, zum geistlichen Stand heranzuziehen. Überall wurde Kritik hörbar. Auch Heinrich Hansjakob, der der unermüdlichen Schaffenskraft seines badischen Landsmannes hohen Respekt zollte, zog die Gründlichkeit einer so übereilten Ausbildung, wie sie Jordan praktizierte, ernsthaft in Zweifel. Als sich die Anschuldigungen von innen und außen mehrten, wurde in der Mitte der neunziger Jahre ein apostolischer Visitator bestellt. Damit begann für Jordan, der das Amt des Generaloberen bekleidete, eine Zeit schwerster Belastungen. Ohne die Zustimmung des Visitators, der die Gesellschaft zu überwachen hatte, durfte er keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen. Besonders schmerzlich für ihn war, daß sich die ständigen Kontrollen auf die mit den Neugründungen betrauten Kräfte lähmend und entmutigend auswirkten. Erschwerend kam hinzu, daß auch er dem kirchlich Beauftragten manche Probleme aufgab, denn es gehörten weder Demut noch Anpassungsfähigkeit zu den besonderen Tugenden Jordans. Ganz gewiß wurde er selbst in diesen Jahren auf die härteste Probe seines Lebens gestellt; aber er bestand sie. 1901 schrieb er in sein Vorsatzbuch: „Ich billige, was die Kirche billigt, und ich verwerfe, was die Kirche verwirft“.
In der klaren Erkenntnis, daß er sich in dieser Prüfung dem Willen anderer beugen mußte, hat er sein Werk dennoch mit unbeirrbarer Zuversicht und mit unerschütterlichem Gottvertrauen fortgeführt. Sein Lehrorden, der bereits 1894 den Namen „Gesellschaft des Göttlichen Heilandes“ angenommen hatte, erhielt 1911 die päpstliche Approbation; und seit der Übernahme einer Missionsstation in Assam durfte Jordan die Gründung weiterer Niederlassungen in zahlreichen europäischen Ländern sowie in Süd- und Nordamerika erleben.
Es entsprach dem Charakter einer internationalen Ordensgesellschaft, daß sie nach dem Kriegseintritt Italiens ihren Aufgaben möglichst von einem neutralen Land aus nachkommen wollte. Daher wurde das Generalat schon 1915 nach Freiburg/Schweiz verlegt. Noch im selben Jahr fand dort das 3. Generalkapitel statt. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit verzichtete Jordan auf eine Wiederwahl als Generalsuperior. Allzu sehr hatte er seine Kräfte im Aufbau seines Lebenswerkes verbraucht. Schon drei Jahre später ereilte den Siebzigjährigen nach einer kurzen Leidenszeit der Tod. Mit besonderer kirchlicher Erlaubnis wurde der Verstorbene in der Kirche von Tafers beigesetzt.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Federici Emidio: Il padre Jordan. P. Francesco Maria della Croce (1848-1918), Roma 1948; Lüthen Bonaventura: Die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Salvatorianer), Rom 16. Aufl. 1912; Pfeiffer Pankratius: Johann-Baptist Jordan und seine Gründungen, Rom-Berlin 1930; Schweizer Bonaventura: Franziskus Maria vom Kreuze Jordan. Ein heiligmäßiger Ordensstifter unserer Zeit, Zug 1949.
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