Schurhammer, Georg Otto 

Geburtsdatum/-ort: 25.09.1882;  Unterglottertal bei Freiburg
Sterbedatum/-ort: 02.11.1971; Rom, beigesetzt auf dem Campo Verano Rom
Beruf/Funktion:
  • Jesuit, Missionshistoriker
Kurzbiografie: 1888-1892 Volksschule Durlach
1892-1899 Progymnasium Durlach
1899-1901 Bismarck-Gymnasium Karlsruhe mit Abitur
1901-1903 Studium der katholischen Theologie Freiburg
1903-1905 Noviziat SJ Tisis/Feldkirch
1905-1906 Juniorat Exaeten/Holland
1906-1908 Studium der Philosophie Valkenburg/Holland
1908-1912 Magister am St. Mary’s College Bombay; ab 1911 Präfekt daselbst
1912-1914 Studium der Theologie Valkenburg, 1914 dort Priesterweihe durch Bischof Döring von Puna/Indien
1915-1916 Tertiat Exaeten
1917-1918 Archivstudien Exaeten
1918-1932 Mitglied des Redaktionsstabes der Zeitschrift „Katholische Missionen“ (bis 1922 Valkenburg, danach Bonn)
1932-1933 Professor der Missiologie an der Gregoriana Rom
1932-1971 Mitglied des Historischen Instituts SJ Rom, Mitarbeiter am Archivum Historicum SJ Rom
1952-1953 Indienaufenthalt als Gast der portugiesischen Regierung und als Vertreter des Ordensgenerals aus Anlaß des 400. Todestages des hl. Franz Xaver
1956-1957 Reise nach Indien, Japan, Singapur, Malakka, Ceylon „auf den Spuren des hl. Franz Xaver“; eingeladen vom Bischof von Alleppey (Kerala) aus Anlaß des 400. Todestages des hl. Ignatius
1957 (25.09.) Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1960 Ehrenbürger der Gemeinde Glottertal
1962 Dr. theol. h. c. Universität Freiburg i. Br.
1964 Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique (Portugal)
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Vater: Urban Schurhammer, Gastwirt
Mutter: Rosina Katharina, geb. Hoch
Geschwister: 4 Brüder, 2 Schwestern
GND-ID: GND/11930564X

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 345-347

Schurhammer wuchs im Hause seines Großvaters in Unterglottertal auf. Als Sechsjähriger kam er zu den Eltern, die in Durlach eine Gaststätte betrieben. Im Laufe seiner Schülerzeit wurde in ihm der Wunsch wach, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Um den Beweis zu erbringen, daß er den körperlichen Anforderungen der Missionsarbeit gewachsen sei, machte er im Hl. Jahr 1900 eine dreimonatige Fußwallfahrt nach Rom. Nach dem Abitur war Schurhammer zunächst Theologiestudent in Freiburg, denn seinem eigentlichen Berufsziel war der Vater nur wenig gewogen. Dieser sah in der ersehnten Missionstätigkeit seines Sohnes mangelnde Liebe zur eigenen Heimat. Um den Vorwurf zu entkräften, verfaßte Schurhammer eine vorbildliche Chronik seiner Familie, der er wenig später auch eine Chronik des Glottertals folgen ließ. Der Vater gab nach, und so konnte Schurhammer 1903 sein Noviziat beginnen.
Wegen der damals noch gültigen Kulturkampfgesetze war eine Jesuitenausbildung nur im Ausland möglich. Bereits 1908 kam Schurhammer nach Indien. Durch das Studium des Marathi und das Lesen zahlreicher Schriften des Hinduismus in englischer Übersetzung hatte er den Aufenthalt im Lande seiner großen Sehnsucht gründlich vorbereitet. Diese erste Begegnung mit dem südasiatischen Subkontinent sollte für das gesamte missionarische und wissenschaftliche Wirken Schurhammers richtungweisend bleiben. Aber das Leben unter ganz ungewohnten klimatischen Bedingungen, das intensive Studium der Landessprache und Kultur und die zusätzliche Unterrichtstätigkeit in Bombay bewirkten recht bald einen gänzlichen Zusammenbruch seiner physischen Kräfte. Er erbat sich die Erlaubnis, an der Franz-Xaver-Wallfahrt nach Goa (1910) teilnehmen zu dürfen. Für den Fall seiner Gesundung versprach er, eine neue Biographie des großen Indienmissionars zu schreiben, nicht in Form eines erbaulichen Heiligenlebens, sondern auf der Grundlage eines sorgfältigen Quellenstudiums.
Der Abschluß der theologischen Studien in Holland und die Priesterweihe fielen mit dem Kriegsausbruch (1914) zusammen. Daher war an eine baldige Rückkehr nach Indien nicht mehr zu denken. Aber das einmal gegebene Versprechen für die wiedererlangte Gesundheit hatte Schurhammer nicht mehr aus den Augen gelassen. Der weitaus größte Teil der von ihm in der Zukunft ausgeübten Forschertätigkeit, der er bis an die Schwelle des Todes nachging, mündete, durch jahrelange Quellenstudien und eine Fülle wissenschaftlicher Spezialarbeiten vorbereitet und von mehrfachen Auslandsreisen begleitet, in seine mehrbändige Franz-Xaver-Biographie ein. Dieses monumentale Opus ließ nicht nur das Lebenswerk des bedeutenden Missionsheiligen in einem ganz neuen Licht erscheinen, sondern machte auch den grundlegenden Anteil des Christentums in der Welt Asiens sichtbar. Zugleich hat diese Biographie den Namen Schurhammers als eines befähigten Missionshistorikers weltweit bekannt gemacht. Durch zahlreiche öffentliche Ehrungen fanden seine Verdienste um die Franz-Xaver-Forschung die gebührende Anerkennung.
Obwohl von schwacher Gesundheit, hatte Schurhammer in einem langen Leben strenger Askese und des Gebets die innere Kraft für die Bewältigung der ihm gestellten Aufgaben gewonnen. Seine Veröffentlichungen zwischen 1907 und 1971 zählen mehr als 350 Titel. Er betrachtete es als eine Gnade besonderer Art, daß es ihm vergönnt war, noch kurz vor seinem Tode den Schlußband der großen Franz-Xaver-Biographie im Manuskript abzuschließen.
Schurhammers Heimatort, der sich zeitlebens mit ihm eng verbunden fühlte und ihn 1960 zum Ehrenbürger machte, benannte 1967 die Nachbarschaftsschule der damals vier selbständigen Gemeinden Föhrental, Oberglottertal, Ohrensbach, Unterglottertal nach ihm.
Werke: Bibliographie 1907-1957, hg. von H. Rahner und L. Polgár; in: Archivum Historicum Societatis Jesu, Bd. 26, 424-452, Rom 1957; Bibliographie 1907-1964, hg. von L. Szilas; in: Gesammelte Studien (siehe unten), Bd. II (Orientalia), S. XIV-LII. Auswahl wichtiger Einzeltitel: Chronik der Familie Schurhammer (unveröffentlicht). Original Privatbesitz der Familie Schurhammer, Photokopie Gemeindearchiv Glottertal; Glottertal und Breisgau. Heimatkundliche Studien; Sonderdruck aus: Gesammelte Studien (siehe unten), Bd. IV. 1 (Varia), Rom 1965. Weitere heimatkundliche Arbeiten (unveröffentlicht): Gemeindearchiv Glottertal; Gesammelte Studien. Zum 80. Geburtstag des Verfassers hg. von L. Szilas, im Auftrag des Institutum Historicum SJ, 4 Bände; in: Bibliotheca Instituti Historici SJ, Vol. 20-23, Rom 1962/65; Franz Xaver. Sein Leben und seine Zeit, 4 Bände, Freiburg 1955/73. Daselbst weitere bibliographische Angaben: Bd. 1, 28. Bd. II. 1, 25/26. Bd. II. 2, 21/22. Bd. II. 3, 20
Nachweis: Bildnachweise: Fotos StAF, Bildnissammlung; Gemeindearchiv Glottertal

Literatur: H. Rahner, P. Georg Schurhammer SJ; in: Bibliographie des P. Georg Schurhammer SJ 1907-1957, a. a. O. (siehe oben), 422-424, Rom 1957; W. Sandfuchs, P. Georg Otto Schurhammer SJ. Ein Leben im Dienste der Franz-Xaver-Forschung, in: Konradsblatt, 42. Jg. 1958 Nr. 22, 503; B. Schneider, Meister des Details. P. Georg Schurhammer auf den Spuren Franz Xavers; in: Rheinischer Merkur, 19. Jg. 1964 Nr. 46, 4; V. Poggi, P. Georg Otto Schurhammer, in: An unsere Freunde, Hg. Oberdeutsche Provinz SJ, Nr. 3, München 1970. N. N., P. Georg Otto Schurhammer, in: Rundbrief der Oberdeutschen Provinz SJ, Nr. 8, München 1971. J. Wicki, Georg Schurhammer. Su Vida e Obra, Bastorá/Goa (o. J. A.)
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)