Siebert, Clara Maria
Andere Namensformen: |
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Geburtsdatum/-ort: | 02.08.1873; Schliengen |
Sterbedatum/-ort: | 23.03.1963; Karlsruhe |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1879-1885 Schulbesuch Müllheim, Rheinheim, Konstanz, Meßkirch, Ettenheim 1885-1887 Lehrinstitut „Unsere Liebe Frau“ (Internat) Offenburg 1887-1890 Mittelschule Basel 1890/91 und 1895 Obere Töchterschule (Lehrerinnenseminar) Basel 1914-1916 Lazarettdienst St. Franziskusheim Karlsruhe 1916 Badisches Kriegshilfekreuz 1917 Rote-Kreuz-Medaille 1917-1918 Referentin in der Frauenabteilung der Kriegsamtsstelle des XIV. Badischen Armeekorps 1918 Preußisches Verdienstkreuz für Kriegshilfe 1919-1933 Mitglied des Badischen Landtages 1924 Päpstliches Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“ 1932-1933 Mitglied des Reichstages (6. und 8. Wahlperiode) 1944 (23. 8. bis 30. 8.) NS-Schutzhaft |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: rk. Verheiratet: 10. 6. 1897 Dr. Albert Siebert (1866-1948), Oberregierungsrat im Badischen Innenministerium Eltern: Vater: Heribert Ritter, Dr. med., Bezirksarzt und Medizinalrat Mutter: Maria, geb. Echtle Geschwister: 2 (1 Bruder, 1 Schwester) Kinder: 1 Hans Dieter (1898-1953) |
GND-ID: | GND/137889151 |
Biografie
Biografie: | Clemens Siebler (Autor) Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 255-256 Siebert wurde in Schliengen geboren. Die berufsbedingten Versetzungen des beamteten Vaters brachten für die Tochter einen mehrfachen Wechsel des Schulortes. Ihre Ausbildung schloß sie mit einem Examen als Sprachlehrerin an der Oberen Töchterschule in Basel ab. Bereits im Elternhaus war der Sinn für den Dienst am Nächsten geweckt worden. Sie war in ihrer sozialen Einstellung stark religiös geprägt. Seit 1907 in Karlsruhe wohnhaft, zählte sie dort zu den Mitbegründerinnen des ersten badischen Zweigvereins des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), dessen Schriftführerin sie von 1909 bis 1914 war. Nach Kriegsausbruch leistete sie zunächst Lazarettdienst. Als Referentin in der Kriegsamtsstelle für Frauenfürsorge wurde ihr die Betreuung der Munitionsarbeiterinnen im südlichen Baden und in Hohenzollern übertragen. Als nach dem Ersten Weltkrieg die auf lokaler Ebene entstandenen Zweigvereine des Katholischen Deutschen Frauenbundes zu Landesausschüssen zusammengeschlossen wurden, übernahm Siebert den Vorsitz in Baden (1920-1933). Mit nur wenigen Frauen gehörte Siebert seit 1919 dem Badischen Landtag an. Sie war sich des Außergewöhnlichen dieser Stellung voll bewußt. Eine Vorkämpferin der Gleichberechtigung der Frau wollte sie nicht sein; entschieden bekannte sie sich zur Wesensverschiedenheit der Geschlechter und somit zur naturgesetzlichen Ergänzungsbedürftigkeit von Mann und Frau. Vom Fraktionsvorsitzenden Schofer erbat sie sich daher ausdrücklich, in typisch frauliche Aufgaben eingewiesen zu werden. Mit ihrer Abgeordnetentätigkeit wuchs auch ihr überregionaler Bekanntheitsgrad. Auf drei Deutschen Katholikentagen (Breslau 1926, Nürnberg 1931, Essen 1932) hat sie eine Reihe von Vorträgen gehalten, die für die gesellschaftliche und religiöse Standortbestimmung der damaligen katholischen Frauenwelt richtungweisend waren. In den Jahren des politischen Umbruchs war sie auch Mitglied des Reichstages, zuletzt auf Grund der Wahlen vom 5. 3. 1933. Obwohl sie die drohende Gefahr einer Diktatur deutlich erkannte, stimmte auch sie für das Ermächtigungsgesetz. Hierzu wurde sie maßgeblich durch die Haltung des Prälaten Kaas veranlaßt, der in dieser Sache ein einheitliches, „entpersönlichtes“ Votum der Mitglieder seiner Fraktion gewünscht hatte. Über die aus dem Zwang und dem Druck der Gegebenheiten vollzogene Zustimmung zur Regierungsvorlage ist Siebert innerlich nie hinweggekommen. Mit der endgültigen Machtübernahme Hitlers war ihre politische Tätigkeit beendet. Nun konnte sie sich wiederum verstärkt den kirchlich-karitativen Aufgaben zuwenden. Sie tat dies im Diözesanverband der katholischen Müttervereine und im Sozialdienst ihrer Karlsruher Pfarrgemeinde St. Elisabeth. In Karlsruhe mußte sie auch die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erleben. Ausgebombt und daher zeitweilig evakuiert, wurde sie nach dem 20. Juli 1944 für einige Tage in Schutzhaft genommen. Nach dem Zusammenbruch galt sie daher als Verfolgte des Nationalsozialismus und konnte so vielen, die wegen ihrer politischen Vergangenheit in Schwierigkeiten geraten waren, helfend beistehen. Entgegen ihrem einstmals gefaßten Entschluß, politisch nicht mehr aktiv zu werden, ging Siebert im Kampf um die Wiederherstellung des Landes Baden noch einmal an die Öffentlichkeit. Sieberts langes Leben war angefüllt von einem reichen schriftstellerischen und dichterischen Schaffen. Ihre zahlreichen Schriften sind aber nur teilweise im Druck erschienen. Zeigte sie sich als Schriftstellerin auffallend vielseitig, so war sie als Dichterin hauptsächlich religiös und kirchlich ausgerichtet. Große Beachtung fanden ihre Mysterien- und Weihespiele. Hochbetagt starb die außergewöhnliche Frau im 90. Lebensjahr. |
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Werke: | Zufriedenstellendes, nicht vollständiges und nicht durchgängig kritisch erstelltes Verzeichnis der Schriften und Dichtungen in: L. Bopp, C. Siebert, Freiburg 1971, 86-96; Christus, unser König, in: Die Reden, gehalten in den öffentlichen und geschlossenen Versammlungen der 65. General-Versammlung der Katholiken Deutschlands zu Breslau (21.-25. 8. 1926), Würzburg 1926, 121-126; St. Elisabeth und wir Frauen heute, in: 70. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Nürnberg (26.- 30. 8. 1931), Nürnberg 1931, 323-332. |
Nachweis: | Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung. |
Literatur + Links
Literatur: | J. Becker: Zentrum und Ermächtigungsgesetz 1933, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9. Jg., Stuttgart 1961, 195-210; L. Gurk, Frau C. Siebert, in: Frauenland. Zs. f. kath. Frauen, 46. Jg. Heft 5/6, 1963, 70; L. Bopp: C. Siebert (1873-1963). Versuch ihrer Lebensbeschreibung und der Würdigung ihrer Lebensleistung, Freiburg 1971; F. Gurk: Glaubenskraft und Aktivität am Bild bedeutender politischer Persönlichkeiten der Erzdiözese Freiburg, C. Siebert, geb. Ritter, in: Gestalten und Ereignisse. 150 Jahre Erzbistum Freiburg. 1827-1977, hg. von J. Sauer, Karlsruhe 1977, 176-178. |
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