Bartz, Fritz 

Geburtsdatum/-ort: 08.04.1908; Themar (Thüringen)
Sterbedatum/-ort: 21.06.1970; Spreitenbach bei Zürich
Beruf/Funktion:
  • Geograph
Kurzbiografie: 1926 Abitur in Berlin-Lichterfelde
1926-1934 Studium der Geographie, Geologie, Biologie und Volkswirtschaft in Berlin, Wien, Kiel und Bonn
1934 Promotion in Bonn
1935 Staatsexamen für das Höhere Lehramt
1935-1939 Stipendiat und Dozent an Hochschulen der USA
1940-1946 Heeresdienst und Gefangenschaft
1941 Habilitation in Kiel
1946-1949 Dozentur in Kiel
1949 ordentlicher Prof. für Wirtschaftsgeographie an der Universität Bonn
1960 ordentlicher Prof. für Geographie an der Universität Freiburg i. Br.
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1949 Ilse, geb. Reese
Eltern: Vater: Karl Bartz, Polizeibeamter
Mutter: Rosa, geb. Seifert
Geschwister: keine
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012174905

Biografie: Wolf-Dieter Sick (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 16-18

Wohl selten hat sich ein seit früher Jugend zielstrebig verfolgter Berufswunsch im gleichen Maß erfüllt wie bei Bartz. Als Schüler faszinierten ihn die Werke von Sven Hedin, der ihm als Weltreisender und Forscher fortan Vorbild war. Einem persönlichen Rat Hedins folgend, begann er in Berlin bei Albrecht Penck das Studium der Geographie, das er in Wien, Kiel und Bonn fortsetzte, seinen vielseitigen Interessen entsprechend erweitert durch Biologie, Geologie und Volkswirtschaft. Neben Penck haben ihm vor allem die Geographen Alfred Rühl und Leo Waibel, bei dem er promovierte, wertvolle Anregungen gegeben. Die Dissertation über das Tierleben Tibets läßt den Einfluß Hedins und das lebenslang anhaltende Interesse an der Biogeographie erkennen.
Bald nach dem Staatsexamen 1935 begannen mit dem vierjährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, wo Bartz als Stipendiat und Assistant Professor lernte und lehrte, die weiten Reisen, die eine Weltkenntnis von seltener Breite und Tiefe begründeten. Sie führten zunächst durch den Westen der USA und unter dem Gesichtspunkt der Seefischerei, die fortan ein zentrales Forschungsanliegen blieb, entlang der pazifischen Küsten Nordamerikas und auf der Rückreise auch Ostasiens. Die Fischereiwirtschaft Nordamerikas war das Thema der 1941 in Kiel eingereichten Habilitationsschrift. Während des Krieges diente Bartz als Soldat und Militärgeograph; erst 1946 konnte er als Dozent in Kiel die Arbeit an der Universität wieder aufnehmen. Seine wissenschaftlichen Verdienste fanden bald Anerkennung durch die Berufung 1949 auf den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie in Bonn und 1959 als Nachfolger von Friedrich Metz nach Freiburg. Hier im badischen Raum ist Bartz rasch heimisch geworden, hier hat er die letzten fruchtbaren Jahre als geachteter Kollege und beliebter Lehrer verbracht; 1962/63 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. Einen Ruf nach Hamburg 1964 lehnte Bartz ab. Tapfer hat er sein schweres Asthmaleiden ertragen, das er sich einst in Alaska zugezogen hatte und zu seinem frühen Ableben führte, nachdem er bis zuletzt seine Pflichten erfüllte. Bartz hat in diesen Jahren mit zähem Einsatz ein auch für Geographen ungewöhnlich großes wissenschaftliches Reiseprogramm bewältigt, das ihn, mit Schwerpunkten in Nordamerika und Asien, auf oft monatelangen beschwerlichen Fahrten durch sämtliche Erdteile führte. Die Ergebnisse dieser Reisen, gewonnen aus scharfem geographischen Beobachtungs- und Urteilsvermögen, bildeten zusammen mit umfangreicher Literaturkenntnis die Grundlage seines Lebenswerkes. Die Länderkunde verdankt ihm wertvolle Darstellungen über Entwicklung und Strukturwandel der nordamerikanischen Landwirtschaft und Industrie oder über den Großstadtraum von San Francisco. Mit der Untersuchung präkolumbianischer und französischer Kulturlandschaftselemente in Nordamerika hat sich Bartz auch historischen Problemen zugewandt. Nach Asien führt eine treffliche kurze Monographie der Insel Ceylon. Bis heute einzigartig ist die umfangreiche Länderkunde von Alaska, Beispiel eines Kolonisationsraumes. Vor allem aber verdankt die Geographie Bartz die Untersuchung der Fischereiwirtschaft der Erde, die nach Einzeldarstellungen über Nordamerika, Süd-, Ostasien und das atlantische Europa in einem dreibändigen Werk ihre unübertroffene Zusammenfassung fand. Bis zum Lebensende daran arbeitend, hat Bartz hier nicht nur die wirtschafts-, sondern auch die siedlungs- und sozialgeographischen Zusammenhänge mit sicherem Blick erfaßt und anschaulich dargestellt.
Weltweite Erfahrung und Menschenkenntnis bereicherten mit persönlichen Berichten auch die Ausbildung der Studenten und zahlreichen Doktoranden, denen Bartz stets ein verständnisvoller, väterlicher Berater war. Kollegen und Freunde wußten die Charaktermerkmale dieser ausgeprägten Persönlichkeit zu schätzen. Die vielseitige geographische Betrachtungsweise und die souveräne Beherrschung seiner Forschungsbereiche sicherten Bartz einen Ruf von internationalem Rang. Wer ihn näher kannte, entdeckte hinter dem manchmal herb und rauh wirkenden Äußeren einen Menschen von großer Güte und Bescheidenheit, dem wissenschaftliche Eitelkeit, Machtbedürfnis und Intrigen fern lagen. Im anregenden Gespräch (zuweilen bei selbst zubereiteten Fischgerichten) lernte man seine abgeklärte Weltbetrachtung, seinen Humor und Sinn für das Schöne kennen. So bleibt Bartz als Wissenschaftler wie als Mitmensch im In- und Ausland, nicht zuletzt auch in Freiburg in ehrenvoller Erinnerung.
Werke: (Auswahl): Alaska, Stuttgart 1950; San Francisco-Oakland Metropolitan Area, Bonn 1954; Fischer auf Ceylon, Bonn 1959; Die großen Fischereiräume der Erde, 3 Bde., Wiesbaden 1964 ff. Vollständige Bibliographie in Lit.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Schott, C. (1970): F. Bartz, Geogr. Zs. 58, 4, 241-250.
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