Flüge, Wilhelm 

Geburtsdatum/-ort: 13.02.1823;  Lahr
Sterbedatum/-ort: 09.05.1912;  Lahr
Beruf/Funktion:
  • Bürgermeister, nationalliberaler Politiker
Kurzbiografie: Volksschule in Lahr, dann Metzgerlehre im väterlichen Anwesen
1844-1846 Gesellenjahre in der französischen Schweiz
1846-1848 Reisen in Frankreich und England
1848 Eheschließung und Übernahme des vom Vater für ihn erworbenen Gasthauses zur Linde, später Wirt der Krone in der Lahrer Marktstraße
1868-1870 Gemeinderat in Lahr
1874-1888 Bürgermeister von Lahr
1881-1888 Abgeordneter des Wahlkreises Lahr-Land in der II. Kammer der badischen Landstände, Mitglied der nationalliberalen Fraktion
1895-1899 Abgeordneter des gleichen Wahlkreises als Parteiloser, Sammelkandidat der Nationalliberalen und der Konservativen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Mitgliedschaften: Zweimal Mitglied der Generalsynode der evangelischen Landeskirche Badens
Verheiratet: 1848 Wilhelmine, geb. Schopfer, Tochter eines Ziegeleibesitzers in Lahr
Eltern: Vater: Georg Flüge, Metzgermeister in Lahr
Mutter: Katharina Barbara, geb. Jäck
Kinder: 6, zwei davon im frühesten Kindesalter verstorben, eine Tochter, Luise Wilhelmine, ist die Mutter von Dr. Paul Waeldin
GND-ID: GND/1012263770

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 120-121

Flüge entstammte dem wohlhabenden Lahrer Bürgertum. Die protestantische Vaterstadt, in der der „Gewerbefleiß“ blühte, hatte ihn deutlich geprägt: Er war strebsam und fortschrittsgläubig, von pragmatischer Religiosität und schon in der Jugend erklärtermaßen antikatholisch – für eine Karriere im Kaiserreich wie geschaffen. In seiner politischen Einstellung wandelte er sich im Laufe seines langen Lebens vom Liberalen zum Konservativen. 1848 reiste er eigens nach Karlsruhe, um Hecker zu hören, in der Kaiserzeit schloß er sich den Nationalliberalen an, sein letztes Landtagsmandat verdankte er den Konservativen. In seinem vierzehnjährigen Wirken als Bürgermeister erwarb er sich die Hochachtung seiner Zeitgenossen über Lahr hinaus. Er führte sein Amt mit Geschick, aber auch mit dem nötigen Fleiß. Angeborene und anerzogene Sparsamkeit bewahrten ihn davor, überdimensionierte Projekte in Angriff zu nehmen, wie sie in seiner Zeit in Mode waren. Daß er das Schriftdeutsch nicht beherrschte, auch nicht die zahlreichen Fremdwörter, die damals in Gebrauch waren, tat seinem bürgerlichen Selbstbewußtsein keinen Abbruch. 1880 repräsentierte er an der Seite des Großherzogs anläßlich der Einweihung der Christuskirche in Lahr. 1875 hatte er Reichskanzler Otto von Bismarck nach Lahr eingeladen und ein persönliches Antwortschreiben aus Varzin erhalten (heute Stadtarchiv Lahr).
Nachweis: Bildnachweise: Vgl. Literatur W. Ziegler

Literatur: W. Ziegler (Pfarrer): Wilhelm Flüge. Zum 100. Geburtstag 1923, Lahr 1923; Ralf Ritter: Bismarck und die Stadt Lahr, in: BH 48 (1968), 127-131.
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