Rombach, Heinrich 

Andere Namensformen:
  • Rombach, Heiner
Geburtsdatum/-ort: 20.06.1897;  Bollschweil
Sterbedatum/-ort: 19.06.1970;  Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion:
  • Verleger
Kurzbiografie: 1912–1915 Nach Volksschule in Bollschweil Schriftsetzerlehre bei Herder in Freiburg
1915–1918 Ausbildung zum Fußartilleristen in Straßburg, Kriegsteilnehmer an d. Westfront
1920–1936 Direktionssekretär beim „Preßverein Freiburg im Br. e.V.“, ab 1926 beim Badenia-Verlag in Karlsruhe, ab Nov. 1927 Geschäftsführer u. Redakteur des „Tagblatt“ in Staufen, ab 1929 Direktor des „Preßvereins“ in Freiburg, Rosastraße, u. Hg. d. kath. Freiburger „Tagespost“
1936 IV. 8 Nach d. „Anordnung zur Wahrung d. Unabhängigkeit des Zeitungsverlagswesens“ d. Reichspressekammer vom 24. Apr. 1935 Umgründung des Preßvereins in die „Heinrich Rombach&Co. KG“, ab 1948 GmbH, bei d. die „Tagespost“ weiter erscheint; Beginn des selbständigen Unternehmens Rombach
1940 II. Nach Verbot von 28 bei Rombach erscheinenden Periodika im Sept. 1939, z.B. „2-Pfennig-Wochenblatt“, „Kirchensänger“, „Schuhmacherzeitung“, Papierlieferung für die „Tagespost“ eingestellt, inzwischen Rückgang d. Beschäftigtenzahl von 130 auf 40, Ende des Erscheinens d. „Tagespost“
1944 XI. 27 Bombenangriff auf Freiburg; Firmengebäude in d. Rosastraße zu 83,5 Prozent zerstört
1945 Unterbringung von Redaktion u. Druck d. Zeitung im weniger ruinierten Haus d. Herder-Verlagsgesellschaft; ab Sept. „Freiburger Nachrichten“; im Nov. Auftrag d. Militärregierung an Herder, einen neuen Zeitungsverlag zu gründen
1946 I.–II. Vorvertrag u. Vertrag zwischen d. Verlagsges. Heinrich Rombach, d. Verlagsbuchhandlg. Herder u. dem ehem. Direktor d. „Frankfurter Ztg.“ Wendelin Hecht über Gründung d. „Bad. Verlags GmbH“, Weiterführung d. „Freiburger Nachrichten“ als „Badische Zeitung“; am 1. Febr. erste Ausgabe d. BZ, am 4. Febr. offizielle Verlagsgründg. Rombach Geschäftsführender Gesellschafter, Bereich Wirtschaft, u.BZ-Hersteller
1946 X.–1969 Vorsitzender des „Vereins d. dt. Zeitungsverleger in d. franz. Zone e.V.“; Mitinitiator bei d. Gründg. des „Verbands Südwestdt. Zeitungsverleger e.V.“, VSZV, am 24. Jan. 1953 in Baden-Baden einstimmig gewählt, Vorsitzender bis 1967; bis 1969 auch Mitglied des Aufsichtsrats d. Dt. Presseagentur, DPA, Mitglied des Verwaltungsrats d. Informationsgemeinsch. zur Feststellg. d. Verbreitung von Werbeträgern u. des Präsidialrats des Zentralausschusses d. Werbewirtschaft
1949–1950 Gründung des Verlags „Brisgovia“; Gesellschafter: Erzb. Ordinariat, Fürst zu Fürstenberg u. Fa. Rombach, in dem die kath. „Tagespost“ erscheint; wegen geringer Resonanz gg. Ende 1950 eingestellt
ab 1955 Aufbau d. Sektion Buchverlag Rombach unter Leitung des Schwiegersohns Fritz Hodeige
1959–1970 Grundstückskauf an d. Basler Landstraße – Lörracher Straße durch die Fa. Rombach u. den Bad. Verlag; Neues Druckhaus für Rombach u. Verlagsgebäude für den Bad. Verlag; Umzug des techn. Zeitungsbetriebs aus dem Herderhaus dorthin im Febr. 1961; 17. Okt. 1969 Grundsteinlegg. des neuen Druckhauses d. Rombach&Co. GmbH, am 20. Jan. 1971 eingeweiht
1964–1968 Mitglied des Präsidialrats d. Werbewirtschaft
1965–1970 Mitglied des Freiburger Gemeinderates-CDU, 1968 wiedergewählt; Mitglied des Werks-, Kultur- u. Wirtschaftsausschusses
1967 Geschäftsleitung des Bad. Verlags niedergelegt, ab 1968 dessen Aufsichtsratsvorsitzender
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrungen: Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1957); Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens d. Bundesrepublik Deutschland (1962); Ehrenvorsitzender des VSZV (1967); Heinrich-Rombach-Platz in Freiburg (1998)
Verheiratet: 1927 (Freiburg) Paula, geb. Hagmeier (1906-2004)
Eltern: Vater: Heinrich (1859–1934), Landwirt
Mutter: Rosina Franziska, geb. Disch (1858–1934)
Geschwister: 9; Agatha (geboren 1886), Sophie (1887–1891), Maria Elisabetha (1888–1973), Johann Alphons (1889–1963), Arsen Heinrich (geboren/gestorben 1890), Josef (1892–1981), Dr. phil., Maria Rosina (geboren/gestorben 1893), Maria (1895–1922) u. Odilo (1896–1981)
Kinder: 2;
Eleonore (Rufname Lore, geboren 1928), verh. mit Fritz Hodeige, Dr. phil, aus Berlin;
Ruth, verh. Lehr (1932–2009)
GND-ID: GND/1012298000

Biografie: Fred Ludwig Sepaintner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 317-321

Wie bei wenigen der herausragenden Persönlichkeiten der badischen Pressegeschichte des 20. Jahrhunderts lässt die Vita des Freiburger Verlegers Rombach ungestört verlaufende, die Pressegeschichte prägende Kontinuitätslinien von der Weimarer über die NS-Zeit hinaus bis hinein in die ersten Jahrzehnte der Nachkriegsgeschichte erkennen: Rombach war und blieb der seiner katholischen Grundüberzeugung treue Verleger und wurde nach 1945, frei von NS-Verstrickungen, zu einer gestaltenden Kraft der wiedererstehenden Presse, in Südbaden zuerst und dann im neuen Bundesland. Gleichermaßen wird am Beispiel dieser Vita auch deutlich sichtbar, wo und wie der Wandel sich damals vollzog: statt der zuvor angedachten Bündelung lokaler zu regionalen Parteizeitungen kam es zu einem Strukturwandel, verloren die Parteien ihre unmittelbar gestaltende Kraft auf die Presseorgane. Ein zweiter Grundzug der Veränderung war die Konzentration; denn an die Stelle lokaler Vielfalt traten unter gemeinsamem, zuweilen auch verschiedenen Namen nicht selten konkurrenzlose, im Anspruch meist „überparteiliche“ Mantelblätter mit unterschiedlichen Lokalausgaben, immer aber mit deutlich abgegrenztem Verbreitungsgebiet. Die während der Weimarer Zeit schon angedachte Konzentration wurde für die neuen Zeitungen durch die Politik der Besatzungsmächte begünstigt. Hinzu traten in der Nachkriegszeit früh erkennbare Veränderungsmerkmale des Konsumentenverhaltens. All diese Entwicklungsstränge, bis hin zum technischen Wandel vom Buchdruck mit Bleisatz hinein in den Anfang des Computersatzes, spiegelt das Leben Rombachs wider.
Schon die Jugend des Jüngsten der sieben Kinder seiner Eltern lässt dann lebenslang wirkende Prägungen und früh einsetzenden Erfolg erkennen: neben der katholischen Grundeinstellung lokale Kontinuität, Gründlichkeit, Verlässlichkeit und Bodenständigkeit der Person, auch seine Treue zu einmal gefundenen Freunden, etwa zu Anton Dichtel. „Er guckt einen mit offenen Augen an, […] formuliert bedächtig abwägend, […]strahlt Güte und Menschlichkeit aus […], ein durch und durch ehrlicher und bescheidener Mensch, trotz seiner ungewöhnlichen Erfolge“, so beschrieb ihn sein Schwiegersohn Fritz Hodeige (Heinrich Rombach Lebensskizzen, 1998, S. 5).
Nach Kindheit und Schulzeit in Bollschweil, wo er immer Klassenbester gewesen sein soll, ging Rombach bei Herder in Freiburg in die Lehre, wurde Schriftsetzer. Im Herderschen Zöglingsheim machte er eine gute Figur, engagierte sich im Orchester, spielte Theater und leidenschaftlich Fußball, nahm an der Jugendarbeit teil. Seine Beharrlichkeit und sein Standvermögen zeichneten sich ab, wurden erkannt. Bald nach der Lehr- und Kriegszeit wurde Rombach Direktionsassistent der „Preßverein Freiburg GmbH“ der lokalen Zentrumspartei, die die „Freiburger Tagespost“ herausgab, eine von damals sieben Lokalzeitungen. Der nächste Karriereschritt Rombachs war die vergleichbare Tätigkeit bei der „Badenia“ in Karlsruhe. Beim damals wichtigsten zentrumsnahen Verlag Badens, wo das Hauptorgan der Partei erschien, der „Badische Beobachter“, gewann er Einblicke in die größeren Strukturen der Landes-Zentrumspresse. Damals heiratete er auch, eine Freiburgerin, „eine sehr bestimmende Persönlichkeit.“ (Interview von Eleonore Rombach-Hodeige vom 20. Apr. 2011, zit. nach: Frigge, 2011, S. 13)
Schon 1929, nach kurzer Beschäftigung als Geschäftsführer und Redakteur des „Tagblatts“ in Staufen, endete Rombachs Tätigkeit außerhalb Freiburgs. Der Direktor des Freiburger Preßvereins war gestorben; Rombach wurde sein Nachfolger mit dem Auftrag, die Freiburger „Tagespost“ zum führenden Zentrumsblatt Südbadens zu machen. Wenn diese Entwicklung im Ansatz stecken blieb, lag das in den Umständen begründet, hatte der neue Chef doch keine drei Jahre dazu. Was mit der „Machtergreifung“ dann auf die freie Presse zukam, zeigen schon die drei Tage Erscheinungsverbot für die „Tagespost“ im April 1933. Mit dem Preßverein war Rombach in die Defensive geraten; Abwehrkampf wird sichtbar, in angepasster Diktion, auch in der geänderten Vereinssatzung, wo statt des „Zentrumsprogramms“ nun als Ziel „katholische Weltanschauung“ formuliert wurde. Die Abonnentenzahlen schwanden. Wer weiter eine katholische Zeitung hielt, lief Gefahr, als „Volksfeind“ zu gelten. Schon von 1933/34 zum folgenden Geschäftsjahr halbierte sich der Umsatz nahezu, von 674000 auf 346000 RM. Das endgültige Aus stand im Raum als die „Anordnung zur Wahrung der Unabhängigkeit des Zeitungsverlagswesens“ des Präsidenten der Reichspressekammer eintraf. Über die neue Vorschrift, dass binnen Jahresfrist nur noch persönlich haftende Unternehmer Zeitungen herausgeben durften, wurde „Entkonfessionalisierung“ betrieben. Noch einmal konnte die „Tagespost“ überleben, auch wenn die Freiburger NS-Zeitung „Der Alemanne“ sie ein „konfessionelles Hetzblatt“ (Ausg. vom 4.6.1936) schimpfte. Der Ausweg führte über die Person Rombachs, der als Chef der neugegründeten „Heinrich Rombach&Co. KG“ den katholischen Preßverein Freiburg ablöste und die Gebäude in der Rosastraße übernahm. Fortan war Rombach der Verleger.
Das Unternehmen vereinte Redaktion, Herstellung und Vertrieb, und die Zeitung hatte immerhin noch 9000 Abonnenten in Freiburg, Lörrach und im Wiesental. Doch Überlebenswille zwang zur permanenten Gratwanderung zwischen Grundsatztreue und Anpassung. Die Beschäftigtenzahl schrumpfte. Rombach selbst indes fand sich zu keinerlei persönlichen Kompromissen dem Regime gegenüber bereit. Er konnte sich erlauben, nicht einmal Mitglied einer NS-Parteiorganisation zu werden. In der Familie erinnerte man sich später an die oft gedrückte Stimmung wegen Repressionen des Regimes, schlechten Geschäftsganges. Das Blatt indessen lavierte weiter, suchte in größtmöglicher formaler Anpassung seine Haltung zu tradieren – eine Taktik, die letztlich das Ende der dem Regime verhassten, weil in der Grundlinie unverändert katholische Zeitung nur hinauszögern konnte.
Der Beginn der Endphase kam mit dem Kriegsausbruch. Zuerst waren 28 Periodika verboten worden, die bei Rombach erschienen. Rombachs Unternehmen machte Verluste, 40000 RM, 1939 eine beachtliche Summe. Die Mitarbeiterzahl sank. Dann kam im Januar 1940 das Aus mit der lapidaren Mitteilung der Reichspressekammer, dass dem Verlag vom nächsten Monat an kein Papier mehr für den Zeitungsdruck geliefert werden könne – klassisch für Diktaturen, Opposition zum Schweigen zu bringen. Rombachs Unternehmen war des wirtschaftlichen Grundpfeilers beraubt; er betrieb Krisenmanagement, druckte „Soldatenbriefe“, besorgte Aufträge des Caritasverbandes, bis am 27. November 1944 der große Bombenangriff losbrach: Rombachs Betrieb samt Einrichtung wurden fast völlig zerstört. Die ganze Familie flüchtete, er selbst aber suchte täglich in Freiburg zu retten, was zu retten war. In den letzten Kriegstagen wurde er noch Bataillonsfeldwebel beim Volkssturm.
Bald nach Einmarsch der Franzosen und Kapitulation begann der Kampf des Verlegers Rombach für seinen Neuanfang. Im Mai bemühte sich sogar das Ordinariat, für Rombach eine Druckmaschine aus Waldkirch zu beschaffen. Anfang Juni begannen die Arbeiten am neuen Freiburger Adressbuch, und um die Gründung der ersten Nachkriegs-Zeitung Freiburgs kam es zu einem regelrechten Wettlauf, den Rombach auf der Zielgeraden für sich entschied. Seine stets enge Verbindung zum einstigen Lehrherrn wirkte fort; Rombachs Druckerei kam im zerbombten, aber immerhin noch stehenden Herderhaus in Miete unter. Ausrüstung für den Neuanfang wurde buchstäblich im letzten Augenblick in Gang gebracht, offensichtlich aber nicht die – hier zuweilen genannte – aus der Hinterlassenschaft des NS-Zeitungsverlags „Der Alemanne“ geborgene Druckmaschine; diese wurde von den Franzosen konfisziert. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnte mit französischer Lizenz unter jahrelanger Zensur des durchaus gefürchteten, wie Paula Rombach erinnerte, Capitaine Gutmann aus Lothringen als „erfreuliches Zeichen wiederbeginnenden Lebens“ am 5. September die erste Ausgabe der „Freiburger Nachrichten“ erscheinen. Der Beginn verlief erfolgreich; Mitte Dezember betrug die Auflage bereits 140000.
Gutmann und nach ihm die Militärregierung aber waren mit dieser Zeitung nicht sonderlich zufrieden; von Anfang an war dort statt der „Heimat-“ die „große Zeitung“ präferiert, die in die anderen Zonen hineinwirkt. Dafür schien der geistige Mittelpunkt Freiburg ideal. Wie schon zuvor wandten sich die Franzosen wieder an Herder, forderten, einen neuen Verlag für diese Zeitung zu gründen. Rombach wurde formal gedankt, nun aber möge er sich mit Herder-Dorneich über das neue Vorhaben einigen, das seine Zeitung ablösen sollte. Joseph Knecht, Direktor des Herder-Verlages und früher Chef der Frankfurter Carolus-Druckerei, in dem das Zentrumsblatt „Rhein-Mainische-Volkszeitung“ erschienen war, nahm inzwischen Verbindung auf zu Wendelin Hecht in Leutkirch, ehedem Verlagsleiter der „Frankfurter Zeitung“. Man traf sich in Freiburg, vereinbarte Drittelpartnerschaft im neuen „Badischen Verlag“: Knecht sollte als technischer Oberleiter wirken, Hecht redaktioneller und Rombach wirtschaftlicher Geschäftsführer sein.
In der neuen „Badischen Zeitung“, die am 1. Februar 1946 erschien, wirkte Hecht richtungweisend, auch wenn er 1947 seine Beteiligung bereits hatte zurückgeben und ausscheiden müssen; denn von der „Frankfurter Zeitung“ kamen entscheidende Journalisten, schließlich 20 an der Zahl, darunter Oskar Stark, der erste „Vorsitzende der Redaktionskonferenz“ der BZ, womit man dem Vorbild formell wie personell folgte.
Als weiterer Eigner kam 1950 übrigens die „Poppen&Ortmann KG“ hinzu, früher Herausgeber der „Freiburger Zeitung“ und anfangs 1945 Rombachs gefährlicher Konkurrent. Nach Wegfall der Lizenzierungspflicht war auf den Neubeginn einer Zeitung verzichtet worden.
Eine gefährliche Situation für Rombach und seine Firma entstand 1946. Man wollte das Gesetz Nr. 52 auf ihn anwenden: Wer nach 1933 eine Zeitung gedruckt habe, sei unter der Kontrolle von Goebbels’ Ministerium gestanden, hieß der Vorwurf. Für Rombach verlief das folgenlos. Dennoch, die mit der neuen BZ einhergehenden Veränderungen dieser Zeit mögen ihm nicht leicht gefallen sein. Was mag in ihm vorgegangen sein, „als Anfang 1946 unter Führung Dr. Hechts eine Invasion so vieler „landfremder“ Elemente in sein Unternehmen einbrach“, fragte O. Stark (FS Heinrich Rombach zum 60. Geburtstag, 1957, o. S.). Die Beschreibung der widerstreitenden Konzepte und mit ihr Rombachs Position enthält ein wohl gemeinsam mit Josef Knecht als Vertreter von Herder verfasster Brief an W. Hecht vom 3. April 1947: „Die BZ soll eine Zeitung im Stile der „Frankfurter Zeitung“ werden, und es schien zuerst so, als ob man tatsächlich der BZ den Charakter der Heimatzeitung gänzlich nehmen wolle, um sie ganz und gar auf „große Zeitung“ umzustellen. Dagegen haben wir vorgeschlagen: große Zeitung ja, aber als wirtschaftliches Fundament der Heimatzeitung.“ (Original derzeit nicht auffindbar, zit. nach Kronenberg, 1986, S. 73)
In Inhalt und Erscheinungsform folgte die frühe BZ in hohem Maße dem Vorbild „Frankfurter Zeitung“: „Sie hat die BZ sehr, sehr geprägt“ (BZ, 26.2.2011) bestätigt Günther Gillessen, der seine ersten Schritte als Journalist 1949 bei der BZ machte. Täglich ein großer Leitartikel, 40 Prozent des Inhalts Politik, Lokales nur 12 Prozent, Sport gar nur 3 Prozent – auf Bilder wurde ganz verzichtet, bis 1953. Ein Beleg dafür, dass der neuen Zeitung die intendierte Wirkung nicht versagt blieb: 10000 Exemplare der Hauptausgabe wurden in die amerikanische und englische Zone geliefert. Hierbei ist der französische Einfluss freilich zu bedenken, auch das lässt der oben zitierte Brief Rombachs erkennen, und „Die im Gesellschaftervertrag festgelegte „christliche Grundhaltung“ ist allenfalls zu ahnen.“ (Serger, in: BZ, 26.1.2011, 16) Daran hat sich wohl nie etwas geändert.
Freilich, das Erscheinungsbild der Zeitung mag nicht zuerst im Zentrum von Rombachs Interesse gestanden sein, viel eher ihre wirtschaftliche Entwicklung, und hier konnte er beachtliche Erfolge erringen. Nicht allein den allgemein zu beobachtenden Rückgang nach der Währungsreform überstand die BZ weitgehend schadlos. Über die Jahre wurden sie und der von Johannes Weyl herausgegebene „Südkurier“ die beiden größten Zeitungen Südbadens.
Niederschlag damaliger Strömungen, nicht auf Rombachs Initiative hin, hatte sich 1949/50 übrigens die kostspielige Episode der „Tagespost, Heimatblatt für das Land Baden“ ereignet. Das erzbischöfliche Ordinariat und ehemalige Zentrumsmitglieder hatten Rombach gedrängt, den „Preßverein“ zu reaktivieren und für Freiburg wieder eine katholische Zeitung herauszubringen. Diesem Druck wollte, konnte sich der bekannte katholische Verleger nicht entziehen. Mit dem Ordinariat und dem Fürsten von Fürstenberg gründete seine Firma den Verlag „Brisgovia“, in dem die „Tagespost“ erschien. Rechten Anklang aber fand sie kaum, trotz aktiver kirchlicher Unterstützung. Sie wurde noch vor Jahresende 1950 und mit einem beachtlichen Verlust für die Beteiligten eingestellt. Die große Zeit der deutschen Parteizeitungen war schon Vergangenheit. Diesem Misserfolg aber kommt allenfalls der Rang eines kurzen Zwischenspiels in Rombachs Leben zu. Er blieb der allseits hochgeschätzte Verleger, wurde 1953 Vorsitzender im neugegründeten „Verein Südwestdeutscher Zeitungsverleger“, war immer der beliebte, weil so menschliche Chef und wurde anlässlich seiner 60. und 65. Geburtstage hochdekoriert.
Daneben lief das zweite Tätigkeitsfeld weiter, der Verlag Rombach Unablässig, weit in die 1950er-Jahre hinein, hat Rombach in der Rosastraße weiter gebaut, bis sich dort keine Expansionsmöglichkeit mehr fand. Damals wurde dieser Unternehmenszweig, schließlich alleinberechtigt, von Rombachs Schwiegersohn Fritz Hodeige geführt. Das Geschäft florierte, ungeachtet allen technischen Wandels.
Noch einmal ein großes geschäftliches Wagnis in Rombachs Leben war 1959 der Erwerb des neuen Geländes an der Straße nach St. Georgen und die Realisierung der dort damals weitab vom Zentrum entstehenden Anlagen: das neue Verlagsgebäude für den „Badischen Verlag“ und seine Druckerei. 1961 zog der Zeitungsdruck vom Herderhaus dorthin um. Das freilich stand schon unter der Federführung des Schwiegersohns.
Das Engagement Rombachs endete auch nicht an der Schwelle zum Pensionsalter. Er habe kein Verlangen danach, formulierte er in seinem Dank an die Mitarbeiter in der Firmenzeitschrift „Lupe“: „wahrscheinlich, weil ich mich zutiefst verhaftet fühle mit dem Gewordenen“. Der Grundlinie seiner christlichen Überzeugung immer treu folgte Rombach 1965 dem Ruf der örtlichen CDU und wurde noch einmal, wie schon ausgangs der Weimarer Zeit, Freiburger Gemeinderat. Geschätzt und weit über seinen eigentlichen Wirkungskreis hinaus bekannt rückte er mit 19000 Stimmen vom Ende der Liste, dem 30., auf den 11. Platz vor und war gewählt. Er blieb bis zu seinem Tod Stadtrat, neben den zahlreichen anderen Ämtern in der Stadt und in den von der Zeitung bestimmten Funktionen in VSZV, DPA, IVW und ZAW, auch nachdem er die Geschäftsführung im Badischen Verlag niedergelegt hatte.
„Und als er von seiner schweren Erkrankung erfuhr, wussten wir um die Endlichkeit seiner Zeit“ (Fritz Hodeige, in: Heinrich Rombach Lebensskizzen, 1998, S. 54), erinnerten sich der Schwiegersohn und enge Mitarbeiter. Einen Tag vor seinem 73. Geburtstag ereilte Rombach der Tod, wenige Monate vor der Einweihung der neuen Geschäftsgebäude.
Quellen: StadtA Freiburg, Meldekartei; Verlags-A Rombach, darin bes. Ordner „Preßverein“, Akte Hecht, Dokumente zur Geschichte d. BZ 1945ff.; EAF 81.60, Vol. 5, kath. Presse; StadtA Freiburg C5/634; Dwa/154 c, D 98/1, 15 u. 19; C 5/1, 2799, 2831, 2833, 2838: T 1 (Zug. 1992/0342); StAFD180/2 Nr. 55334, Entnazifizierung Rombachs.
Werke: Die neue dt. Presse in d. französ. Zone, in: Dokumentation d. Zeit des Dt. Archivs für Zeitgesch. Nr. 5 vom Oktober 1947, 15.
Nachweis: Bildnachweise: Gemälde unbek. Hand im Rombach-Verlag, Freiburg; Sonderlupe Jubiläum, 2006, o. S. [4]; BZ vom 26.2.2011, 14 (vgl. Literatur).

Literatur: Preßverein GmbH 1907–1936, Gründung u. Werdegang d. Freiburger Tagespost in d. Firma Pressverein Freiburg GmbH, Hektogramm, 1951 [mit Vorbem. von Otto Bornhauser]; Von den Anfängen, in: BZ vom 29.1.1956, Sonderbeilage: Stimme einer Landschaft; Die Lupe, Haus- u. Firmenztg des Unternehmens Rombach, 1957ff., bes. Juli/Aug. 1970, Sonderausg. vom 20. Jan. 1971, Ausg. vom Juni 1976, Dez. 1992, Jan./Febr., März/Apr. u. Mai/Juni 1993 sowie Sonderausg. vom Okt. 2006 (oft mit Bildnachweis); Oskar Stark, Der Verleger u. seine Zeitung, in: Heinrich Rombach, Zu seinem 60. Geburtstag von Freunden u. Mitarbeitern gewidmet, 1957; Anton Müller, Verleger Heinrich Rombach 65 Jahre, in: roco abc, 1962; Fritz Hodeige (Hg.), Tätigkeit im rechten Sinne, FS für Heinrich Rombach, 1967 (mit Bildnachweis), darin: Theodor Wiegandt, Die Entwicklung d. Tagespresse in Südbaden, 203-216 u. Anton Dichtel, Mein Freund Heinrich Rombach, 311-315; 56 Porträts von dt. Tageszeitungen, in: FAZ ab 30.9.1967, auch als Einzelveröffentlichung: Nikolaus Benckiser (Hg.), Zeitungen in Deutschland (o.J.); Günter Gillessen, Auf verlorenem Posten – Die Frankfurter Ztg. im Dritten Reich, 1986; Angela Kronenberg, Die Tagespresse in Südbaden nach 1945. Dargestellt am Beispiel d. Bad. Ztg. BZ, Diss phil. Freiburg, 1986; Heinrich Rombach – Lebensskizzen, ausgewählt von Fritz Hodeige, 1998 (mit Bildnachweis); 50 Jahre Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger e.V. 1953–2003, o.J. [2003], bes. 17 (mit Bildnachweis); Edelgard Spaude, Paula Rombachs Lebensweg, 2006; Bernd Serger, Die Frankfurter Schule d. BZ, in: BZ vom 26.2.2011, 14-16 (mit Bildnachweis); Sabine Frigge, Aus Tradition in die Zukunft, 1936–2011, 75 Jahre Rombach, 2011 (mit Bildnachweis).
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)