Töpper, Fritz August 

Andere Namensformen:
  • Töpper, Friedrich August
Geburtsdatum/-ort: 02.12.1891;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 29.06.1953;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Oberbürgermeister, MdL-SPD, Vizepräsident des Landtags von Württemberg-Baden
Kurzbiografie: 1912/ 1913 Einjährig-Freiwilliger bei den Karlsruher Leibgrenadieren
1913ff. Besuch d. Handelsschule u. d. Handelshochschule
1917–1919 Teilnahme am I. Weltkrieg
1919 Mitglied des Karlsruher Bürgerausschusses-SPD; selbständiger Kaufmann, Übernahme des elterlichen Tabakwarengeschäftes
1922–1933 Stadtrat; ebenfalls bis 1933 Landesvorsitzender des Verbandes d. Zigarrenhändler; Vorsitzender des Bad. Arbeiter-Sängerbundes
1933 Kandidatur bei den Reichstagswahlen; anschließend Absetzung als Stadtrat u. „Schutzhaft“
1944 „Schutzhaft“ bei Aktion „Gewitter“
1945 Gründungsvorsitzender d. SPD-Karlsruhe
1945–1947 Präsident d. Industrie- u. Handelskammer Karlsruhe
1945–1947 Stadtrat u. Vorsitzender d. SPD-Ratsfraktion in Karlsruhe
1946–1950 Mitglied d. Verfassunggebenden Landesversammlung u. des Landtages von Württemberg-Baden
1947–1952 Oberbürgermeister d. Stadt Karlsruhe
1949–1950 II. Vizepräsident des Landtags von Württemberg-Baden
1952 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens d. Bundesrepublik Deutschland
1960 Friedrich-Töpper-Straße u. Ausflugsboot
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1919 (Konstanz) Olga, geb. Pfeifer (1892–1974)
Eltern: Vater: Friedrich (1865–1899), Schneider
Mutter: Elisa, geb. Lindenfelser (1868–1943)
Kinder: 2;
Friedrich (1920–2012),
Olga (1922–1978)
GND-ID: GND/1012367738

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 435-437

Töpper, Sohn eines Schneiders, war Kaufmann und Besitzer seines Tabakwarengeschäftes. Nach dem Besuch der Realschule und dem Dienst als Einjährig-Freiwilliger bei den Karlsruher Leibgrenadieren besuchte er die Handelsschule bzw. Handelshochschule und absolvierte eine kaufmännische Lehre. Dann übernahm er 1919 das elterliche Tabakwarengeschäft am Mühlburger Tor. Politisch hatte sich Töpper schon 1910 in der SPD engagiert, für die er 1919 in die Karlsruher Stadtverordnetenversammlung gewählt wurde. 1922 wurde er als damals jüngster seiner Partei in den Stadtrat gewählt. Hier hat er sich als Fachmann für Finanzfragen profiliert und wurde Vorsitzender seiner Fraktion. Daneben war er Vorsitzender des badischen Arbeitersängerbundes sowie des Verbandes badischer Tabakwarenhändler.
Das Jahr 1933 bedeutete das vorläufige Ende auch der politischen Laufbahn dieses Sozialdemokraten: Nachdem Töpper noch im März bei den Reichstagswahlen kandidiert hatte, wurde er danach von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern gedrängt und für mehrere Wochen in „Schutzhaft“ genommen. Dies sollte ihm wie vielen auch 1944 noch einmal passieren, nach dem Hitler-Attentat des 20. Juli im Rahmen der Aktion „Gewitter“.
1945 gründete Töpper die Karlsruher SPD wieder und war deren Kreisvorsitzender und bis 1947 auch Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer der Stadt. Er gehörte zu den Vätern des kommunalen Wiederaufbaus und war Mitglied im von den Amerikanern ernannten Kommunalparlament, wiederum als Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1947 wurde er als Karlsruher Oberbürgermeister Nachfolger von Hermann Veit, der Wirtschaftsminister von Württemberg- Baden geworden war. Im Jahr darauf bestätigte die Bevölkerung Töpper mit breiter Mehrheit als einzigen Kandidaten.
Wie in vielen deutschen Städten nahm sich die Situation Karlsruhes nach dem II. Weltkrieg aus: Wohnungsnot nach massiver Kriegszerstörung, Brennstoffmangel sowie Unterernährung der Bevölkerung kennzeichneten die Lage. 36 Prozent der Bausubstanz der ehemaligen badischen Landeshauptstadt waren vollständig zerstört, 12 000, also 21 Prozent von vormals 57 000 Wohnungen nicht mehr bewohnbar. Der Stadtkern war vollkommen zerstört. Trümmerbeseitigung gehörte zu den ersten Aufgaben der Stadtverwaltung unter Veit, Töpper setzte sie fort. Schon im November 1945 hatte die Stadtverwaltung die Aufräumungs-Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe, AAK, ein Zusammenschluss von 35 Baufirmen, beauftragt, mit der Arbeit zu beginnen. Zuvor war sie von der Militärregierung ermächtigt worden, alle unbewohnbaren Häuser zu beschlagnahmen. Eine 12 km lange Dampfbahn zwischen Schloss, Kaiserstraße und Rheinhafen besorgte den Schutttransport.
Wenn es sich anfangs auch als schwer erwies, Freiwillige für die Aufräumarbeiten zu finden, bis 1949 war die Innenstadt bereits zu mehr als 80 Prozent trümmerfrei, während im Rheinhafen auf dem Bauschutt ein neues Gelände entstanden war, worin Industrie angesiedelt werden konnte.
Mit der Aufräumung war die Grundlage für den Wiederaufbau gelegt, dessen erste Pläne in die Amtszeit Töppers fielen. Bis 1952 konnte der Stadtgarten wiedereröffnet und die Stadthalle wieder aufgebaut werden. Vor allem aber war es das Ziel des Stadtoberhauptes, die ehemalige Haupt- und Residenzstadt aus dem „toten Winkel“ hinauszumanövrieren, in den sie durch die Besatzungspolitik geraten war. Bei der Bildung des Landes Württemberg-Baden hatte Karlsruhe seine Funktion als Hauptstadt verloren, zugleich war das wirtschaftliche Hinterland der Pfalz sowie in Mittelbaden durch die Grenzen zum französischen Besatzungsgebiet abgeriegelt. Darum wollte Oberbürgermeister Töpper mehr Industrie in seiner Stadt anzusiedeln. Bis 1965 entstanden 300 zum größten Teil mittelständische Betriebe. Es fanden sich aber auch Großbetriebe, die sich in Karlsruhe niederließen: zuerst die Siemens AG und der Arzneimittelhersteller Willmar Schwabe. Allein Siemens zählte in Karlsruhe in den frühen 1950er- Jahren schon mehr als 5000 Mitarbeiter. Mit L’Oreal und Michelin investierten weitere Großunternehmen. Der Ausbau der Ölraffinerien im Rheinhafen unter Töppers Nachfolger Günther Klotz ließ Karlsruhe dann zu einem der führenden Zentren der Erdölverarbeitung in Deutschland werden.
Wesentliches für die Zeit Töppers als Stadtoberhaupt ereignete sich unter dem Stichwort „Residenz des Rechts“ und brachte teilweisen Ersatz der verlorenen Hauptstadtfunktion: 1951 war der Bundesgerichtshof und im Spätjahr auch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angesiedelt worden. In zahlreichen Eingaben an Bundeskanzler Adenauer und die Mitglieder des Bundestags-Rechtsausschusses hatte Töpper dafür geworben und argumentiert, der Sitz der höchsten Bundesgerichte müsse sich auch in räumlicher Distanz zum Regierungszentrum befinden, so wie schon im Kaiserreich mit dem Reichsgerichtshof in Leipzig. Töpper vergaß nicht, auf die gute Verkehrsanbindung seiner Stadt zu weisen, ihre Lage auch im Schnittpunkt geistiger Strömungen: „Die Grundlinien einer demokratischen Entwicklung sind […] in Baden und auch in Württemberg in der Vergangenheit vorbildlich durchgekämpft worden […], auch heute wieder ist der südwestdeutsche Raum Schnittpunkt und Sammelpunkt vorbildlichster Bestrebungen“ (zit. nach Pannier, Dokumentation, 60f.). Zur Unterbringung des Bundesgerichts bot die Stadt das Prinz-Max-Palais, das Bundesverfassungsgericht wurde im Schlosspark gebaut. Die Ansiedelung der beiden obersten Bundesgerichte in Karlsruhe war der letzte politische Erfolg Töppers. Er hatte sich, wie es scheint, im Amt gesundheitlich aufgezehrt und musste seit 1950 wiederholt durch den ihm eng verbundenen Bürgermeister Fridolin Heurich vertreten werden. Anfang Januar 1952 trat Töpper aus gesundheitlichen Gründen zurück. Schon im folgenden Jahr ist er 62-jährig verstorben.
Neben seiner Tätigkeit als Kommunalpolitiker hatte Töpper bis 1950 auch der Verfassunggebenden Landesversammlung und dann dem ersten Landtag von Württemberg-Baden angehört. Obwohl er nur wenig bei Debatten hervortrat, erfreute er sich der Anerkennung des Hohen Hauses, die 1949 in seiner Wahl zum zweiten Vizepräsident zum Ausdruck gekommen war.
Töpper ist einer der Väter des kommunalen Wiederaufbaus in Karlsruhe während der frühen Nachkriegsjahre, auch wenn sein Wirken in den Schatten sowohl seines Vorgängers Hermann Veit, einem der führenden Persönlichkeiten dieser Epoche, wie seines Nachfolgers Günther Klotz geraten sein mag, dem die längere Lebenszeit beschieden war und der deswegen in Karlsruhe durchaus seine Ära prägte. Ein Fahrgastschiff im Karlsruher Rheinhafen und die Friedrich-Töpper-Straße in der Oststadt erinnern an diese Persönlichkeit.
Quellen: StadtA Karlsruhe 1/POA 1/40 (mit Lebenslauf Töppers) u. 8/ZGS (mit Zeitungsausschnittsammlung zu Töpper); Verhandlungen des Landtags von Württemberg-Baden 1946–1951.
Werke: 1848–1948: FS zur Jahrhundertfeier in Karlsruhe vom 25. April bis 1. Mai 1948, 1948; Ansprache zur Eröffnung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe am 28. September 1951, in: Hans-Jürgen Papier (Hg.), Das Bundesverfassungsgericht 1951–2001, 58f.
Nachweis: Bildnachweise: Amtsblatt Karlsruhe vom 29.11.1991 (vgl. Literatur).

Literatur: BNN vom 1.12.1951, Dem Oberbürgermeister zum 60. Geburtstag; ebd. vom 9.1.1952, Ein wirklicher Vater d. Stadt; ebd. vom 6.2.1952, Das große Verdienstkreuz für Oberbürgermeister Töpper; ebd. vom 30.6.1953, Oberbürgermeister a. D. Friedrich Töpper †; Josef Eisele/Helmut Köhler, 70 Jahre Dienst am Volke, 1959; Hans G. Schlenker, Friedrich Töpper. Prägnanter Politiker Badens u. Oberbürgermeister von Karlsruhe in den Jahren 1947 bis 1952, in: BH 45, 1965, 132-134; Jutta Stehling, „100 Jahre SPD Karlsruhe“, 1977; Jörg Schadt/Wolfgang Schmierer (Hgg.), Die SPD in Baden-Württemberg u. ihre Geschichte, 1979; Bruno Janzer, Sippenbuch d. Stadt Obergrombach, 1985; Gerd Pfeiffer, Karlsruhe auf dem Weg zur Residenz des Rechts, 1990; Dietrich Pannier, Dokumentation des kurzen, aber verschlungenen Weges zur heutigen Residenz des Rechts, in: ders., Karlsruhe auf dem Weg zur Residenz des Rechts, 1990, 23-104; Amtsblatt Karlsruhe vom 29.11.1991, Ein aufrechter Demokrat; Wolfgang Gläser, Unser die Zukunft. Dokumente zur Geschichte d. Arbeiterbewegung in Karlsruhe, 1991; Manfred Koch, Karlsruher Chronik, 1992; ders., Trümmerstadt, Residenz des Rechts, Zentrum d. Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Ernst-Otto Bräunche/Susanne Asche (Hgg.), Karlsruhe – die Stadtgeschichte, 1998, 520ff.; Manfred Koch/Karl Briem (Hgg.), Im Mittelpunkt d. Mensch, 2001; Manfred Koch, Karlsruhe – Landeshauptstadt oder Aschenbrödel, in: Karl Moersch/Reinhold Weber (Hgg.): Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, 2008.
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