Schofer, Friedrich Johannes 

Geburtsdatum/-ort: 01.03.1858;  Bietigheim
Sterbedatum/-ort: 16.01.1934;  Waiblingen
Beruf/Funktion:
  • Fabrikant
Kurzbiografie: 1873 Anstellung bei der Allgemeinen Baugesellschaft Stuttgart, Besuch der Baugewerbeschule
1876 Assistent bei der Dampfziegelei Waiblingen
1895 Vorstand und Direktor der Aktiengesellschaft Dampfziegelei
1903–1906 Gemeinderat in Waiblingen
ab 1908 fabrikmäßige Herstellung des „Schofer’s Verbund-Rauch- und Lüftungskamins“
1920 Erwerb der Aktienmehrheit der „Aktiengesellschaft Dampfziegelei Waiblingen“
1926 Ehrenmitglied des Landesverbands Württ. Ziegeleibesitzer
1932 Ehrenbürger der Stadt Waiblingen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 4.3.1882 Maria, geb. Knöringer (25.3.1860–20.12.1932)
Eltern: Vater: Ludwig Schofer (14.10.1828–16.11.1887), Schuhmachermeister in Bietigheim
Mutter: Friedericke, geb. Klein, verw. Schwarz (19.11.1819–5.1.1894)
Geschwister: 2: Carl Ludwig (11.8.1856–13.12.1920); Maria Christina (* 2.12.1860)
Kinder: Willy (Wilhelm) (22.3.1886–28.6.1946)
GND-ID: GND/1012393526

Biografie: Regina Keyler (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 262-263

Johannes Friedrich Schofer wurde am 1. März 1858 als Sohn des Schuhmachers Ludwig Schofer in Bietigheim geboren. Seine Erwerbstätigkeit führte ihn nach Waiblingen, wo er am 4. März 1882 Maria Knöringer heiratete. Der Ehe entstammte der 1886 geborene Sohn, Willy, der jedoch bereits 1946 bei einem Autounfall ums Leben kam. Als Gemeinderatsmitglied von 1903 bis 1909 setzte Friedrich Schofer sich vor allem für den Bau des städtischen Elektrizitätswerks Waiblingen und die Erschließung des Industriegebiets an der Straße nach Fellbach ein. Für seine Arbeiter und Angestellten gründete er eine Krankenkasse und eine Hilfskasse für die Angehörigen der Arbeiter. Ehrenamtlich förderte er vor allem das Waiblinger Kinderheim, zunächst seit 1898 als Mitglied des Verwaltungsausschusses, dann seit 1923 als Vorstand. Auch zahlreiche Vereine in der Stadt, wie die Kriegervereinigung, der Männergesangsverein, der Turnverein, der 1. FC und die Sanitätskolonne, profitierten von seiner Unterstützung. Zur Goldenen Hochzeit 1932 verlieh die Stadt Waiblingen ihm die Ehrenbürgerwürde, seine Geburtsstadt Bietigheim benannte zur gleichen Zeit eine Straße nach ihrem berühmten Sohn, der auch in seiner Heimatstadt wohltätig wirkte. Am 16. Januar 1934 starb Friedrich Schofer in Waiblingen.
Aus kleinen Anfängen gelang es Friedrich Schofer sich hochzuarbeiten: Nach der Realschule, deren Besuch dem begabten Schüler ermöglicht wurde, erlernte Friedrich Schofer den Beruf des Steinhauers. 1873 wurde er bei der Allgemeinen Baugesellschaft Stuttgart eingestellt und besuchte die Baugewerbeschule in Stuttgart. Die Allgemeine Baugesellschaft betrieb in Waiblingen eine Dampfziegelei, um selbst kostengünstiges Baumaterial für den sozialen Wohnungsbau in Stuttgart produzieren zu können. Dafür hatte sie dem noch in Handbetrieb arbeitenden Ziegler Herbst das Gelände am Alten Bahnhof abgekauft.
Am Bau der Murrtalbahn arbeitete Friedrich Schofer als Bauführer der Allgemeinen Baugesellschaft mit; der Bau des Winnender Bahnhofs, für den die Ziegelwerke das Material lieferten, brachte ihn zum ersten Mal mit der Ziegelindustrie in Berührung.
Nach Eröffnung der Bahnlinie wurde Friedrich Schofer 1876„Assistent“ bei der Dampfziegelei Waiblingen und übernahm bald darauf als „Verwalter“ die technische Leitung des Werks. 1895 wurde die Dampfziegelei in eine Aktiengesellschaft mit 200 000 Mark Stammkapitel umgewandelt; Schofer wurde ihr alleiniger Vorstand und Direktor. Die Ziegelei wurde laufend erweitert: 1899 wurde die Dampfziegelei Sixt erworben und als „Werk II“ fortgeführt. 1905 wurde der Ziegelei eine Kunststeinfabrik angegliedert. 1906 beschäftigte die „Dampfziegelei Waiblingen AG“ über 500 Arbeiter, darunter auch viele Ausländer, vor allem Italiener, aber auch Polen aus Galizien.
Im Ersten Weltkrieg wurde der Betrieb notdürftig mit französischen und russischen Kriegsgefangenen weitergeführt. Nach 1918 befanden sich die Werke in einer Krise: 1919 bis 1920 wurde die alte Dampfziegelei auf Abbruch verkauft. Als ein Berliner Großaktionär auch das Werk II verkaufen wollte und somit der gesamte Betrieb eingestellt werden sollte, erwarb Schofer die Aktienmehrheit. In der Folge wurde nicht weiter demontiert, sondern das verbliebene Werk modernisiert. 1926 wurde es in „Schoferkamin- und Ziegelwerke“ umbenannt; bis 1937 wurde die alte Aktiengesellschaft liquidiert.
In seinem Berufsfeld gelang Friedrich Schofer eine bedeutende Innovation: Erste Versuche, den bei jeder Ziegelei anfallenden Ziegelbruch zu recyceln, machte Friedrich Schofer seit 1903. Ziegelbruch zeichnet sich durch eine hohe Feuerbeständigkeit aus.
Schofer ließ den Ziegelbruch zerkleinern und entwickelte einen kombinierten Rauch- und Lüftungskamin, der die bisherigen gemauerten Kamine ersetzen sollte. „Schofer’s Verbund-Rauch- und Lüftungskamin“ wurde mit ca. 60 Patenten im In- und Ausland patentiert. Seit 1908 fabrikmäßig hergestellt, brachte ihm die Erfindung zahlreiche Ehrenpreise, goldene und silberne Medaillen ein. 1926 wurde er aus Anlass seines 50jährigen Berufsjubiläums Ehrenmitglied des Landesverbands Württembergischer Ziegeleibesitzer.
Quellen: Tegula. Beiträge zur Geschichte der Waiblinger Ziegelindustrie unter besonderer Berücksichtigung der Schoferkamin- und Ziegelwerke Willy Schofer. Unter Mitbenutzung unterschiedlicher Quellen zusammengestellt von Erich Rummel, 1952 (im StadtA Waiblingen); Remstal-Bote 5.3.1932; Schwäbischer Merkur 18.1.1934.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos bei Quellen und Literatur.

Literatur: Gestaltete Ziegel. Sprüche und Motive auf Dachziegeln, hg. von Helmut Herbst, 1988 (Katalog 2 des Städtischen Museums).
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)