Köngeter, Johannes Josef 

Geburtsdatum/-ort: 01.03.1872;  Mittelbronn, Ortsteil von Gschwend, Ostalbkreis
Sterbedatum/-ort: 22.11.1948;  Stetten a. F., Stadtteil von Leinfelden- Echterdingen
Beruf/Funktion:
  • Missionar
Kurzbiografie: 1887–1889 Wagnerlehre Göggingen
1889–1893 Wagner Nardenheim
1893–1899 Missionsschule Basel
1899–1905 Missionsstationen in Kamerun
1905–1906 Heimaturlaub
1906–1911 Missionsstationen in Kamerun
1911–1912 Heimaturlaub
1914–1915 Internierung
1915–1917 Pfarrverweser Crispenhofen
1917–1919 Pfarrverweser Dettenhausen
1919–1925 Pfarrverweser Lonsee
1925–1938 Hauseltern Zieglerstift Haslachmühle
1938 Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 22.9.1906 (Cannstatt) Henriette, geb. Kühnle (geboren 30.4.1884 Kodakal/Indien, gestorben 19. 5. 1971 Stetten a. F.)
Eltern: Vater: Johannes Köngeter (1823–1872), Söldner
Mutter: Rosina, geb. Süpple (1836–1875)
Geschwister: 6, davon sterben 4 im Säuglingsalter: Karl (geboren 1861); Maria (geboren 1867, verh. 1885 mit Christof Grau)
Kinder: 6:
Johanna (geboren 23.5.1908, gestorben 8.12.1939);
Hilde (geboren 20.11.1909, gestorben 25.11.1964);
Walter (geboren 14.7.1911, gef. 1942);
Hans (geboren 18.10.1912);
Martin (geboren 31.3.1915, vermisst 1944);
Margarete (geboren 7.3.1917)
GND-ID: GND/1012575470

Biografie: Hans König (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 123-125

Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde das Waisenkind Johannes Köngeter von Verwandten aufgenommen und durfte nach der Konfirmation in Göggingen das Wagner-Handwerk erlernen. Als Gehilfe fand er 1889 bei Christoph Kühnle in Nardenheim, dessen Bruder Missionar in Indien war, eine Stelle. Das christliche Haus der Familie Kühnle, der Besuch der Gemeinschaftsstunden und die im Haus immer wieder verkehrenden Missionare prägten den jungen Köngeter entscheidend. Hier reifte sein Wunsch, in den Missionsdienst einzutreten. Dank einer sehr guten Beurteilung wurde er 1893 in die Missionsschule in Basel aufgenommen und nach sechsjähriger Ausbildung und der im gleichen Jahr in Gschwend erfolgten Ordination reiste Köngeter nach Kamerun aus, wo er auf den Stationen Bonaku, Lobetal und Buea tätig wurde.
Als er 1904 an dem gefürchteten Schwarzwasserfieber erkrankte, fürchteten seine Mitbrüder um sein Leben. „Jesus Christus hat es gefallen, mich aus dem Tode zu retten und noch länger in der streitenden Menge seiner Knechte zu lassen, welche berufen sind, für ihn die Welt zu erobern,“ schrieb er damals nach Basel. 1905, beim ersten Heimaturlaub, erholte sich Köngeter rasch. Sein größter Wunsch war mit einer Lebensgefährtin auszureisen, und so bat er mit Zustimmung des Herrn Inspektors in Basel um die Hand von Henriette genannt Hetty Kühnle. Obwohl Johannes Köngeter seinem Mitbruder Gottfried Kühnle und dem Haus Kühnle eng verbunden war, versagte der Vater von Henriette aus nicht nachvollziehbaren Gründen seine Erlaubnis zur Verlobung. Später änderte Johann Gottfried Kühnle seine Meinung und am 22. September 1906 fand die Hochzeit statt.
Da in den von Köngeter betreuten Missionsstationen in Kamerun keine geeignete Wohnmöglichkeit für eine Frau vorhanden war, bestand das Komitee in Basel auf Einhaltung strenger Sitten und Köngeter musste zunächst allein ausreisen. Hetty Köngeter konnte erst einige Monate später auf die Station Bonaku folgen. Die Stationen Bonaku, Bonebela und Bonateki lagen am nördlichen Rand der Stadt Duala, die durch den Eisenbahnbau nicht nur den Leuten Arbeit verschaffte, sondern auch großen Aufschwung erfuhr. In der Grundstückspolitik gab es zwischen der deutschen Kolonialpolitik – Vertreibung der Eingeborenen und Schaffung großer Plantagen – und der Basler Mission, die einen starken christlich geprägten afrikanischen Bauernstand auf eigenem Land wollte, einen erheblichen Widerspruch. In dem Bau eines Kirchleins in Bonebela sah Köngeter eine dringende Aufgabe, die zu einer Herzensangelegenheit wurde. Als die Familie 1911 ihren zweiten Heimaturlaub antrat, hatte Köngeter bereits 9000 Mark gesammelt und das Komitee in Basel stellte 5000 Mark zur Verfügung. Die Baukosten für eine Kirche mit 900 Sitzplätzen und damit größte Kirche im Bereich der Hafenstadt Duala betrugen geschätzte 22 000 Mark. Im Heimaturlaub wollte Köngeter dafür kräftig betteln, doch seine Oberen in Basel versagten die Erlaubnis. Er könne lediglich einzelne Freunde höflich bitten. Kommerzienrat Dr. Paul Lechler hatte ein offenes Ohr für sein Anliegen und eine Spende aus der „Paul-Lechlerschen-Kapellenstiftung“ erfüllte die Wünsche.
An der Einweihung der Kirche in Bonebela im April 1912 konnte Köngeter nicht teilnehmen, er reiste erst im Mai 1912 mit seiner Frau zum dritten Mal aus. Die beiden kleinen in Kamerun geborenen Mädchen und der 1911 geborene Sohn kamen in Gschwend unter. Ihren Dienst begannen die Köngeters diesmal auf der weiter nördlich gelegenen Station Mangamba, wo im Oktober 1912 Sohn Hans geboren wurde. Von Mangamba aus gründete Köngeter 1914 die Station Jabassi. Von hier aus war er wochenlang unterwegs und konnte 40 Häuptlingsbereiche mit Lehrern besetzen und fast 3000 neue Schüler sammeln. Die Lehrer kamen aus dem Seminar und der Schule in Bonebela, wo er vorher unterrichtete.
Die Tätigkeit wurde mit Beginn des Ersten Weltkrieges jäh beendet. Zunächst wurde Frau Köngeter mit dem kleinen Hans auf die Station Mangamba gebracht. Als die Station Mangamba von deutschen Truppen aufgegeben und von Engländern besetzt wurde, stellte sich Köngeter unter den Schutz der Engländer, in der Hoffnung, seine Arbeit dann fortsetzen zu können. Dies erwies sich als ein Trugschluss. Ohne Tropenhelm, in Hausschuhen und ohne jegliches Gepäck wurden sie abgeführt, und das Versprechen, Koffer und persönliche Gegenstände nach zu bringen, nicht eingehalten. Nach Duala gebracht ging es von dort mit einem französischen Kriegsschiff zunächst nach Lagos und von dort mit dem Dampfer Obusi bei ungenügender Verpflegung, Überbelegung und schlechten hygienischen Verhältnissen nach Southampton, wo sie am 26. November 1914 ankamen. Im Januar 1915 traf die Familie schließlich in Kirchheim/Teck bei einer Tante wieder zusammen. Ihres gesamten Gutes beraubt und ohne notwendigste Kleidung erhielten sie von Basel einen Vorschuss von 1200 Mark.
Johannes Köngeter blieb nicht untätig. Er trat in die Dienste der württembergischen Landeskirche und übernahm ab Juni 1915 die Pfarrverweserstelle in Crispenhofen. Bis 1923 folgten Pfarrverweserstellen in Dettenhausen und Lonsee, Köngeter hatte kein Studium vorzuweisen und den zweiten Bildungsweg gab es auch noch nicht, und so konnte er keine ständige Pfarrstelle übernehmen. Am 1. Mai 1923 übernahm das Ehepaar Köngeter die Stelle der Hauseltern am Zieglerstift Haslachmühle, einer Trinkerheilanstalt bei Wilhelmsdorf. Bis zum Eintritt in den Ruhestand am 31.März 1938 versahen sie diesen Dienst mit Freude und zogen dann in ihr Eigenheim in Stetten auf den Fildern, wo Köngeter noch oft im Kirchendienst aushalf und am 22. November 1948 verstarb. Der Basler Mission und ihrem Werk blieb er zeitlebens innerlich verbunden.
Quellen: A der Basler Mission, Bestand B.V. 1391.
Werke: Der Untergang des Musango, in: 89. Jahresbericht der Basler Mission (1904); Ein Doppelfest in Bonebela, in: 94. Jahresbericht (1909).
Nachweis: Bildnachweise: A der Basler Mission, Foto QS-30.001.1030.01.

Literatur: Hermann Witschi, Geschichte der Basler Mission 1914 – 1919, 1965; Paul Jenkins u. a., Mission und Kolonialismus, 1986; Paul Jenkins, Kurze Geschichte der Basler Mission, 1989; Hans König, Ein armer Mittelbronner Waisenknabe Johannes Köngeter (1872 – 1948), in: Menschen aus dem Limpurger Land, 1998, 115–119.
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