Kühnle, Gottfried Johann 

Geburtsdatum/-ort: 30.03.1850;  Nardenheim (Ortsteil von Gschwend)
Sterbedatum/-ort: 02.07.1918;  Welzheim
Beruf/Funktion:
  • Missionar
Kurzbiografie: 1856–1864 Volksschule Vordersteinenberg
1864–1870 Lehre und Gehilfe als Wagner im Betrieb des älteren Bruders
1870–1872 Arbeit in der Fremde
1872–1878 Missionsschule Basel
1878–1881 Missionar in Kalikut, Distrikt Malibar, Südindien
1881–1914 Missionar auf verschiedenen Stationen in Indien
1914–1916 Internierung
ab 1916 Ruhestand in Welzheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 26.7.1881 (Kalikut, Indien) Henriette, genannt Hetta Wolff (geboren 5.11.1853, Tochter des Indienmissionars der Leipziger Mission, Friedrich August Wolff und seiner Frau Mary Crisp van Someren, gestorben 24.3.1930 Welzheim)
Eltern: Vater: Johann Gottfried Kühnle (1813–1861), Wagner
Mutter: Anna Maria, geb. Weller (1818–1901)
Geschwister: 7, 2 sterben im Säuglingsalter: 1 Bruder, 4 Schwestern
Kinder: 8:
Amalie (geboren 6.7.1882, gestorben 24.2.1965);
Henriette (geboren 30.4.1884, verh. Johannes Köngeter, Missionar, gestorben 19.5.1971);
Johanna (geboren 8.11.1886, gestorben 29.10.1899);
Fridel (geboren 12.5.1888, gestorben 17.10.1971);
Gottfried (geboren 21.1.1890, gestorben 4.12.1973);
Gertrud (geboren 11.7.1891, gestorben 12.8.1962);
Hedwig (geboren 4.6.1893, gestorben 1.7.1946);
Hilde (geboren 4.2.1895, gestorben 24.11.1960)
GND-ID: GND/1012575519

Biografie: Hans König (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 125-126

Obwohl er große Begeisterung für die Mission empfand, bezweifelte Gottfried Kühnle, ob seine geringe Vorbildung für den Dienst in der Mission ausreiche. Umso größer war seine Freude, als er 1872 insbesondere auf Empfehlung des Gschwender Pfarrers Theodor Bihlmaier in die Missionsschule Basel aufgenommen wurde. Im Missionshaus fiel er durch Fleiß, Treue und Redegabe auf, während ihm wissenschaftliche Arbeit weniger lag.
Am 4. Juli 1878 wurde Gottfried Kühnle im Basler Münster eingesegnet und die Ordination fand am 4. August 1878 in Gschwend statt. Am 24. September 1878 bestieg er in Genua ein Schiff in Richtung Indien, wo er am 19. Oktober 1878 in Bombay ankam und nach Kalikut der Hauptstadt des Distrikts Malabar weiterreiste. Nach Erlernen der Sprache und ersten Predigtversuchen unternahm er Predigtreisen, um Land und Leute kennen zu lernen.
Zu Hause hatten inzwischen die Missionsgesellschaft und seine Angehörigen Karoline Werner, die Tochter des Ludwigsburger Arztes Dr. August Hermann Werner, als Frau für Gottfried Kühnle ausgesucht. Obwohl alle die Entscheidung für gut hielten, willigte Karoline Werner nach langer Überlegung nicht ein, einen Mann zu heiraten, den sie vorher nicht einmal gesehen hatte. Bald darauf lernte Kühnle bei der Hochzeit seines Missionsbruders Wilhelm Nübling mit Lucy Wolff deren Schwester Henriette, genannt Hetty, kennen, für die er Heiratserlaubnis erhielt. Sie wurden am 26.7.1881 in Kalikut von Missionar Johannes Frohnmeyer getraut.
Im gleichen Jahr begann er unterstützt von seiner Frau die Missionsarbeit in Kodakal. Die Kodakaler waren als Bettler verschrien und arbeitsscheu. Sie haben nicht gepflügt und nicht gesät und wollten nur ernten, Kühnle hatte einen schweren Stand. Ein Wandel trat erst ein, als Kühnle den unfruchtbarsten Teil eines früher schönen Reisfeldes pachtete und selbst mit der Hacke arbeitete. Nach zwei bis drei Jahren trug sein Feld zehnfältig und als die Kühnles 1888 Abschied nahmen, trugen die Felder zwölf und dreizehnfältig, Die Früchte mühevoller Arbeit blieben nicht aus, meinte Gottfried Kühnle.
Mit den inzwischen geborenen drei Mädchen, Amalie, Henrietta und Johanna traten sie 1888 den ersten Heimaturlaub an, den sie in Nardenheim und Cannstatt verbrachten. In Nardenheim kam im Mai 1888 ihr viertes Mädchen zur Welt. Als sie im Oktober 1889 wieder nach Indien aufbrachen, mussten sie ihre vier Kinder bei einer guten Freundin in Gschwend zurücklassen, das heiße Tropenklima im indischen Tiefland war den europäischen Kindern nicht zuträglich. Ihre Kinder zurücklassen zu müssen, war ein großes Opfer.
Im November 1890 begannen die Kühnles ihre Arbeit in Palghat einer Stadt mit 30 000 Einwohnern und einer christlichen Gemeinde mit 167 Gliedern. Kühnle berichtete von großen Anfechtungen von innen und außen, von Unfrieden und Zwietracht in und unter den Familien. Das alles mache ihm viel Mühe und Not. Er kaufte ein Gelände für eine kleine Ziegelei, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Kühnle erwies sich als ein tüchtiger Baumeister mit unverwüstlicher Gesundheit. In Palghat wurden dem Ehepaar weitere vier Kinder, Gottfried, Gertrud, Hedwig und Hilde geboren. Zwei Kinder werden bei den Geschwistern in Gschwend und die jüngsten im Missionskinderhaus in Basel untergebracht. Am 1. Januar 1898 ging es zum zweiten Urlaub in die Heimat, wo die Kühnles nicht nur Erholung und Freude erlebten, sondern mit dem Tod der herzkranken 13jährigen Tochter Johanna auch Trauer. Den Heimaturlaub nützte Gottfried Kühnle auch um in den Gemeinschaftskreisen seiner Heimat das Interesse für die Mission zu wecken und zu beleben.
Hetty Kühnle erkrankte 1905 ernstlich und musste nach Deutschland zurückgebracht werden. Sie musste ihre Missionsarbeit aufgeben und gründete nach ihrer Gesundung in Cannstatt mit ihren Kindern einen neuen Hausstand. Eine nicht leichte Umstellung vom tropischen Missionshaushalt zu einer schwäbischen Hausfrau.
Kühnle zog es 1907 und 1913 nochmals nach Indien, wo er die Station Mandscheri aufbaute. Dort wurde ihm auch die große Freude zu teil, seinen Sohn Gottfried in die Missionsarbeit einzuführen. Ende 1914 wurde Kühnle in Bellary interniert und auf einem mit 600 Passagieren überfüllten Schiff nach Holland gebracht, wo das Schiff im Januar 1916 ankam. Den Ruhestand verbrachten die Kühnles in Welzheim, von wo sie immer wieder Nardenheim besuchten, Gottfried Kühnle half 1918 beim Heuabladen in Nardenheim und stürzte dabei vom Wagen, wobei er sich wohl so schwer verletzte, dass er am 2. Juli 1918 starb.
Quellen: A der Basler Mission, Bestand B. V. 900.
Werke: Wie ein Brand aus dem Feuer gerettet, in: Der evangelische Heidenbote 1883, 91; Ein Tagewerk im Dienste des Meisters, in: Der evangelische Heidenbote 1897, 25; Landwirtschaft und Industrie als Erziehungsmittel der Heidenchristen, in: Der evangelische Heidenbote 1905, 3; Berichte Kühnles in den Beilagen zu den Jahresberichten der Basler Mission.
Nachweis: Bildnachweise: A der Basler Mission, Foto QS-30.003.0660.01.

Literatur: Inspektor Frohnmeyer, Missionar Johann Gottfried Kühnle, in: Der evangelische Heidenbote, 1918, 142; Wilhelm Schlatter, Geschichte der Basler Mission 1815 – 1915, 1916; Paul Jenkins, Kurze Geschichte der Basler Mission, 1989; Hans König, 38 Jahre Missionar in Indien, Johann Gottfried Kühnle (1850 – 1918), in: Menschen aus dem Limpurger Land, 1998, 131-136.
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