Kercher, Alfred Robert 

Geburtsdatum/-ort: 28.10.1901;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 02.05.1973;  Kornwestheim
Beruf/Funktion:
  • Jurist, Oberbürgermeister
Kurzbiografie:

1915–1921 Friedrich-Eugen-Oberrealschule Stuttgart

1921–1922 Kaufmännische Lehre bei der Trikotweberei Lang & Bumiller in Stuttgart

1922–1927 Jurastudium in Tübingen

1927–1930 I. jur. Staatsexamen, dann Vorbereitungsdienst

1930–1932 II. jur. Staatsexamen, Regierungsassessor beim Oberamt Leonberg

1932–1933 während der Weltwirtschaftskrise außer Dienst gestellt; Kaufmann in der Süddeutschen Schuhfabrik des Schwiegervaters

1933 I 11 Amtsverweser, ab 23.11. Bürgermeister der Stadt Kornwestheim

1933 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnr. nicht zu ermitteln

1942–1944 Kommissarischer Oberbürgermeister von Tübingen

1945–1954 als Teilhaber wieder Mitarbeit in der Schuhfabrik des Schwiegervaters

1954–1962 Bürgermeister, ab 1956 Oberbürgermeister der Stadt Kornwestheim

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Ehrenbürger der Stadt Kornwestheim (1963); Ehrenbürgervvon Ville Neuve-St. Georges (1963); Alfred-Kercher-Bad in Kornwestheim (1973).
Verheiratet:

1931 (Leonberg) Gertrud, geb. Käumlen (geb. 1909)


Eltern:

Vater: Robert Friedrich (1878–1933), Geometer

Mutter: Emma, geb. Rieleder (1880–1941), Hausfrau


Geschwister:

Elsa (geb. 1909)


Kinder:

2 Töchter

GND-ID: GND/1012704785

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 295-299

Kercher entstammte einer Familie, die um den Wechsel zum 20. Jahrhundert gesellschaftlichen Aufstieg erlebte. Der Großvater und Landwirt Friedrich (1832–1918) war in Iptingen im heutigen Enzkreis zum Bürgermeister gewählt worden und 1893 für die DVP in den Reichstag. Sein Vater Alfred arbeitete als Beamter in der Vermessung der Stadt Stuttgart. Von beiden übernahm Kercher die liberale Prägung; in den 1920er Jahren engagierte auch er sich für die DDP.

Das Elternhaus Kerchers war im I. Weltkrieg eindeutig national eingestellt. Als Schüler sammelte Kercher für erblindete Soldaten, wofür er 1916 ein Anerkennungsschreiben des württembergischen Kriegsministeriums erhielt. Als Mitglied der III. Kompanie der Stuttgarter Jugendwehr machte er neben der Schule eine paramilitärische Ausbildung. Der nationalen Prägung entsprechend blieb Kercher der Monarchie verbunden und lehnte den Umbruch 1918/19 ab. Zu einer Einberufung in den Weltkrieg war es nicht mehr gekommen.

Nach dem Abitur 1921 absolvierte Kercher eine kaufmännische Lehre in Stuttgart, die er nach eineinhalb Jahren erfolgreich abschloss. Im WS 1922/23 begannen seine fünf Studienjahre in Tübingen und nach dem Jurastudium begann sein dreijähriger Vorbereitungsdienst. Danach war K. Regierungsassessor beim Oberamt Leonberg. Als Sparmaßnahme während der Deflationspolitik von Reichskanzler Brüning (1885–1970) wurde Kercher im Januar 1932 vorübergehend entlassen, konnte aber als Schwiegersohn des Schuhfabrikanten Wilhelm Käumlen (geb. 1872) dank seiner kaufmännischen Ausbildung und Erfahrungen, die er inzwischen in der Verwaltung erworben hatte, in der Leitung von dessen Süddeutscher Schuhfabrik in Leonberg arbeiten, bis seine Eltern im Frühsommer 1932 anregten, Kercher solle bei der Bürgermeisterwahl in Kornwestheim kandidieren.

Kornwestheim war Ende des 19. Jahrhunderts noch ein Bauerndorf, was sich dann rasch änderte. 1891 gründeten Jakob Sigle (1861-1935) und der jüdische Kaufmann Max Levi (1868–1925) eine Schuhfabrik, woraus die Firma Salamander erwuchs. Auch die Eisengießerei Albert Stotz siedelte sich an und 1896 wurde die Güterumgehungsbahn für Stuttgart gebaut, wobei 1910 Kornwestheim seinen Rangierbahnhof erhielt. Die Gemeinde wuchs schnell. Die Einwohnerzahl stieg von 2977 (1900) auf knapp 10 000 (1931), als Kornwestheim Stadt wurde.

Auch die Sozialstruktur war inzwischen gewandelt. Um 1900 war die politische Kultur vor Ort noch durch agrarisch-protestantische Honoratioren geprägt gewesen, nun war die Arbeiterschaft bestimmend, im Gemeinderat der Weimarer Zeit dominierte die SPD. Trotz neuer Milieus kam es damals in Kornwestheim zunächst nicht zu ausgeprägten gesellschaftlichen Spannungen, zumal Salamander selbst während der Weltwirtschaftskrise positive Ergebnisse zeitigte. Erst am Beginn der 1930er Jahre begann auch in Kornwestheim die krisenhafte Phase der Entwicklung. Zuvor war die Bürgermeisterwahl mehrfach gescheitert. Zwar erhielt der Jurist und Volkswirt Theodor Steimle wiederholt die höchste Stimmenzahl, wegen angeblicher finanzieller Verfehlungen und seines Lebenswandels verweigerte aber das Stuttgarter Innenministerium dessen Bestätigung. Im Zusammenhang mit den Kontroversen um die Person Steimles kam es in der Kornwestheimer Lokalpolitik zu schnell wechselnden Fronten.

Kercher hatte bei der Bürgermeisterwahl im Frühsommer 1932 hinter Steimle das zweitbeste Ergebnis erreicht. Das war die Grundlage dafür, dass er knapp drei Wochen vor der NS-„Machtergreifung“ im Januar 1933 zum Amtsverweser bestimmt wurde. In dieser neuen Funktion scheint sich Kercher schnell mit den neuen Machthabern arrangiert zu haben. Von den 16 Bewerbern für die im Sommer 1933 neu ausgeschriebene Bürgermeisterstelle kam nach Ansicht des NS-Stadtrats und Kreisleiters Otto Trefz (1901–1973) nur Kercher in Betracht, so dass dieser bald in sein Amt eingeführt werden konnte. Ausschlaggebend für die Ernennung dürfte Kerchers Sachkompetenz gewesen sein, zumal die NSDAP in Kornwestheim Kontinuität wollte.

Beim schnellen Bevölkerungswachstum seit Beginn des 20. Jahrhunderts war Kornwestheim „unorganisch“ gewachsen, es fehlte ein städtebaulicher Mittelpunkt. Den wollte Kercher im Süden schaffen. Die neue Stadtmitte sollte aus mehreren benachbarten Plätzen bestehen, wo Kino, eine Stadthalle und Geschäftshäuser entstehen und ein Stadtpark das Ganze abrunden sollten. Dies blieb so Vision. Es wurde nur von 1933 bis 1935 unter Paul Bonatz das neue Rathaus gebaut, weil das alte längst nicht mehr ausreichte. Neben dem Verwaltungsbau wurde ein massiver Turm errichtet mit einem Wasserbehälter für die neue Wasserversorgung.

Einen Erfolg Kerchers bildete der Ausbau Kornwestheims zum Garnisonsstandort. 1935 war bei der Wiedereinführung der Wehrpflicht erst die Hindenburg- Kaserne, später die Ludendorff-Kaserne gebaut worden. Mit dem Militär kamen neue Konsumenten in die junge Stadt, deren Leben nun geprägt war durch „Einzug der Rekruten, Vereidigung, Manöver […] Sportfeste und Flugschauen“ (Irmgard Seidler, 2018, ohne Pag).

Es scheint, dass sich Kercher in den Dienst des Regimes nehmen ließ und die NS-Ideologisierung und Indoktrinierung der Bevölkerung befördert hat. Schon bei seiner Amtseinführung, an der neben der Bevölkerung der NS-Kreisleiter, Mitglieder der Salamander-Inhaberfamilie Sigle, der Ludwigsburger Landrat und Kerchers Vorgänger Friedrich Siller teilnahmen, wurde Kercher als Bürgermeister inszeniert, der über den Parteien stehe. NS-Kreisleiter Trefz verkündete, Kercher werde künftig nach dem NS-Grundsatz „Gemeinnutz vor Eigennutz“ handeln und die „Volksgemeinschaft“ verwirklichen! Kercher wurde mithin „Führer Kornwestheims“.

Die andauernde Indoktrinierung im Sinne der „NS-Volksgemeinschaft“ zeigte sich immer wieder, besonders am 1. Mai, den jährlichen Feiern des „Tags der nationalen Arbeit“, der Einweihung des Rathauses 1935 und der Kirchweih. Gerade bei letzterer, so Thomas Großbölting, sei lokale Tradition mit NS-Gedankengut verschmolzen worden, um möglichst breite Schichten ideologisch zu integrieren.

Dem gleichen Zweck dienten von der Mitte der 1930er Jahre an regelmäßige Luftschutzübungen. Auch in Kornwestheim war der Höhepunkt der „Euphorisierung“ 1940 nach dem erfolgreichen Westfeldzug erreicht, auch wenn schon seit Kriegsbeginn die Überforderung der Gemeindeverwaltung bemerkbar war. Die Aufgaben Kerchers beschränkten sich seither darauf, Lebensmittel zu rationieren und Bezugscheine auszuteilen, die Soldatenfamilien zu erfassen und zu unterstützen, immer wieder Luftschutzübungen durchzuführen, letztlich aber nur noch den Mangel zu verwalten.

Ab 1943 hatte der Krieg die Stadt ganz im Griff. Zehnmal wurde sie bombardiert, wobei sich auswirkte, dass Kornwestheim in der nördlichen Einflugschneise von Stuttgart lag. Nur resigniert konnte Kercher beim schwersten Luftschlag am 28. Januar 1945 noch feststellen, Kornwestheim sei von allen Gemeinden des Kreises am meisten gefährdet und am wenigsten geschützt. Der Bau eines Stollens erhielt nun absolute Priorität.

Dabei war Kercher während des II. Weltkrieges nur zeitweise in Kornwestheim. Im November 1942 war er für zwei Jahre als Oberbürgermeister nach Tübingen abgeordnet worden, da das Stadtoberhaupt und auch dessen Stellvertreter eingezogen waren. Den Kontakt nach Kornwestheim hielt Kercher, indem er regelmäßig als Gast an den Sitzungen der „Ratsherren“ teilnahm.

Die Franzosen marschierten am 21. April 1945 in Kornwestheim ein, übergaben aber die Stadt Anfang Juli an die Amerikaner. Beide Besatzungsmächte bestätigten Kercher im Amt, der sogenannter „Funktionsbürgermeister“ wurde und mit einem Aktionsausschuss zusammenarbeiten musste, dessen Zusammensetzung dem politischen Stärkeverhältnis vor 1933 in etwa entsprach, also von Sozialdemokraten dominiert war. Dieser Aktionsausschuss war wohl aufgrund geheimer Absprachen schon vor Kriegsende konstituiert worden.

Inhaltlich musste sich Kercher mit zeittypischen Problemen auseinandersetzen, anfangs Aufräumarbeiten. Die Stadt hatte rund 1200 Bombenschäden erlitten: 900 leichtere, 30 mittlere und 90 Totalschäden. In etwa 20 Prozent der Bausubstanz dürfte dem Krieg zum Opfer gefallen sein. Kercher musste aber auch ca. 5000 Heimatvertriebene unterbringen. Vor allem aber musste die personelle Säuberung der Stadtverwaltung realisiert werden, die sich letztlich auch gegen Kercher wandte. Am 11. Juli 1945 ernannten die neuen amerikanischen Besatzer den SPD-Mann Friedrich Warthmann zu Kerchers Stellvertreter, was die politische Garantie dafür darstellen sollte, dass dem Nationalsozialismus entgegengewirkt würde. Als ehemaliges NSDAP-Mitglied war Kercher aber nicht tragbar. Im Oktober 1945 musste er um seinen Rücktritt nachsuchen. Er kam sogleich wieder in der Schuhfabrik seines Schwiegervaters unter.

Dennoch war sein politisches Ansehen offensichtlich hoch. Anfang 1948 gab es Überlegungen, ihm den Weg zurück zu ebnen. Er wurde von CDU und DVP mit Zweidrittelmehrheit zum Tübinger Stadtdirektor gewählt, und hatte auch die Unterstützung der Betriebsräte der städtischen Betriebe. Sein Amtsantritt scheiterte am noch nicht abgeschlossenen Entnazifizierungsverfahren. Als dieses für ihn erfolgreich abgeschlossen war, versagten ihm die Franzosen die Amtseinführung, weil sie keinen Amtsträger der NS-Jahre an gleicher Stelle haben wollten. Auch das Innenministerium Württemberg-Hohenzollerns unterstützte seine Berufung nicht, was Pläne von CDU und DVP für eine Oberbürgermeisterkandidatur Kerchers in Tübingen im September 1948 aussichtslos werden ließ.

Es dauerte bis 1954, als Kercher in Kornwestheim mit 65 Prozent der Stimmen neuerlich zum Stadtoberhaupt gewählt wurde. Nur im Vorfeld der Wahl hatte es Diskussionen gegeben, ein örtlicher Unterstützerausschuss jedoch betonte, Kercher sei nie in Uniform aufgetreten und habe auch während der NS-Zeit stets nur das Beste für die Stadt gewollt. Man könne gegen Kercher nichts weiter einwenden. Außerdem säßen inzwischen zahlreiche ehemalige NS-Mitglieder im Landtag wie im Bundestag, seien also als geläuterte Demokraten anzusehen. Mit seiner Antrittsrede entsprach Kercher ganz dem für Württemberg typischen Bild des unpolitischen, über den Parteien stehenden Fachbeamten und gab sich versöhnlich. Mit ihm gemeinsam sollten auch Gegner die Stadt voranbringen, deren Wohl er alles unterordne. Den gleichen Tenor hatten die Reden des Landrats und des ehemaligen SPD-Landtagspräsidenten Wilhelm Keil.

Auch zuvor beim Entnazifizierungsverfahren darf Kerchers Haltung als geradezu typisch für viele Spitzenbeamte gelten, deren Karrieren von der Weimarer Zeit bis in die bundesrepublikanische andauerten. Kercher räumte ein, 1933 Hitler unterstützt zu haben, gerierte sich aber als jemand, den die Nationalsozialisten letztlich getäuscht hätten. Hitler erschien ihm anfänglich als positiv, Missstände dagegen habe er schon früh auf der unteren NS-Ebene erkannt und sei deshalb in die Partei eingetreten, weil er Schlimmeres verhüten, die Gemeindeverwaltung nicht ganz in die Hände von NS-Leuten spielen wollte. Recht und Gesetz habe er immer gehalten, Vetternwirtschaft entgegengewirkt, auch die Rechte der Kirche gewahrt. Am Ende des Krieges habe er 800 Zwangsarbeitern das Leben gerettet und sich unter eigener Lebensgefahr gegen eine sinnlose Verteidigung der Stadt gewehrt, womit er sich sogar als Widerstandskämpfer gab. Die Kammer folgte ihm, Kercher wurde als „entlastet“ eingestuft, was letztlich bemerkenswert ist für die frühe Phase der Entnazifizierung.

Die historische Forschung hat diese Argumentation dann jahrzehntelang tradiert. Noch 2001 zeichnete der Stadtarchivar Kornwestheims ein nur positives Bild Kerchers, den er als hervorragenden Verwaltungsfachmann hinstellte, der die Rechte der Gemeinde auch gegen Nationalsozialisten verteidigt habe. 2017 urteilte Thomas Großbölting weitaus differenzierter. Zwar habe Kercher keine strafbare Handlungen begangen, weder Unterschlagungen noch NS-Verbrechen, er sei auch nicht gegen Juden aktiv geworden – es hatte in Kornwestheim keine Synagoge und nur sehr wenige Juden gegeben. Zu Kerchers Gunsten führt er sogar an, wie er es missbilligt hatte, als die Schilder der Max-Levi-Straße entfernt worden waren. Erst auf Druck der Partei hin hatte er 1935 der Umbenennung der Straße zugestimmt, sich aber mit der Witwe Levis darauf geeinigt, eine Stiftung der Familie von 10 000 RM, die anlässlich der Straßenbenennung erfolgt war, zurückzuzahlen, was die Familie Levi nicht in Anspruch genommen hat.

Dennoch hat Kercher, wie Großbölting meint, einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung der NS-Herrschaft geleistet und mit der NS-„Bewegung“ aus Rücksicht auf die eigene Karriere kooperiert. Öffentliche Bekenntnisse zum Nationalsozialismus 1933 stünden in deutlichem Kontrast zu seinen angeblichen Vorbehalten. Dadurch und den von ihm auch propagierten Gedanken der „Volksgemeinschaft“ habe Kercher einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass die NS-Herrschaft akzeptiert wurde.

Die Mehrheit der Zeitgenossen sah das Wirkens Kercher s weit weniger kritisch. Für sie war sein kommunalpolitischer Sachverstand wichtig und seine Leistungen beim Wiederaufbau der Stadt in den 1950er Jahren.

In seiner zweiten Amtszeit als Stadtoberhaupt Kornwestheims konnte Kercher zahlreiche Ideen verwirklichen und an den Ausbau der städtischen Infrastruktur anknüpfen, den er z. T. bereits in den 1930er Jahren begonnen hatte. Das Schillerbad samt einer medizinischen Abteilung war damals errichtet worden, genügte gestiegenen Besucherzahlen aber bald nicht mehr. 1956 wurde als Ersatz dafür eine neue medizinische Badeanstalt mit Sauna gebaut. Kercher war für diesen Neubau eingetreten, gegen ein Freibad, weil das nur saisonal nutzbar sei.

In den 1930er Jahren war es zum Bau eines Stadtgartens gekommen. Um das Stadtbild zu verschönern, wurde nun ein zweiter Kornwestheimer Park angelegt. Sport konnte im 1957 gebauten Sportzentrum betrieben werden, für Bildung stand die neue Stadtbibliothek von 1959 im ehemaligen Gasthof „Zum Roseneck“, auch ein Plan der 1930er Jahre, als im Vereinsheim des evangelischen Männer- und Jünglingsvereins eine Bibliothek hätte entstehen sollen. Ein kleiner Rückschlag für Kercher war 1956 die auf Entscheidung des Landtags vollzogene Umgemeindung Grünbühls nach Ludwigsburg, im gleichen Jahr aber erlebte er, wie Kornwestheim zur Großen Kreisstadt wurde.

Mit angeschlagener Gesundheit zog sich Kercher 1962 vom Amt zurück und verzichtete auf eine neuerliche Kandidatur. Siegfried Pflugfelder (1924–2004) als Nachfolger wurde auf seinen Rat hin gewählt. Kercher wurde Ehrenbürger, der sich für die letzten elf Lebensjahre weitgehend zurückzog.

Quellen:

HStA Stuttgart, J 191, Alfred Kercher, Presseausschnittsammlung; StA Ludwigsburg E 180 II Bü 778, Stellenakten von Bürgermeistern und Ortsvorstehern, Kornwestheim, Kreis Ludwigsburg, Alfred Kercher, EL 902/ 15 Bü 11262, Spruchkammerakte Kercher; StadtA Kornwestheim B 703–707, Gemeinderatsprotokolle 24.9.1931-11.1.1945, NA 451, Abordnung von Bürgermeister Alfred Kercher nach Tübingen, NA 452, Bürgermeister und Beigeordnete, NA 560 Bürgermeister Alfred Kercher, NA 561, Durchführung der Bürgermeisterwahl am 13.3.1946; NA 566, Durchführung der Bürgermeisterwahl am 24.1.1954, NA 567, Wahl und Amtseinsetzung von Bürgermeister Alfred Kercher, NA 1230/1 Alfred Kercher, Personalakte 1932–1940, NA 1230/2, Alfred Kercher, Personalakte, 1941–1952, NA 1231, Alfred Kercher, Personalakte 1953–1983; NA 1242, Kurzbiografien der Ehrenbürger für eine Publikation von Karlheinz Spielmann; Kornwestheimer Ztg. Jgge. 1931–1973.

Nachweis: Bildnachweise: Foto (um 1950), StadtA Kornwestheim F-PB 7/1.

Literatur:

Willy Alfred Boelcke, Vom Alemannendorf zur Industriestadt, 1972; Stadt Kornwestheim, 1200 Jahre Kornwestheim, 1981; Marco Nimsch, Die Kornwestheimer Rathäuser und ihre Geschichte, 1994; ders., Alfred Kercher – Der Baumeister einer guten Stadt, in: Kornwestheimer Geschichtsblätter 11, 2001, 34–44; Alfred Kercher 1901–1973. Redebeiträge beim Empfang zur Feier des des 100. Geburtstages von Alfred Kercher am 25. Oktober 2001 im Foyer des Rathauses, in: StadtA Kornwestheim DD 60; Hanspeter Sturm, Die Tätigkeit des Kornwestheimer Ehrenbürgers Alfred Kercher als beauftragter Oberbürgermeister im II. Weltkrieg in der Universitätsstadt Tübingen und die vergeblichen Versuche, Kercher für die Leitung der Universitätsstadt im Jahr 1948 wieder zu gewinnen, in: Hie gut Württemberg 54, 2003, 30–32; Bernd Haunfelder, Die liberalen Abgeordneten des dt. Reichstags 1871–1918, 2004; Reinhold Kienzle, Kornwestheim zwischen zwei Weltkriegen 1918 bis 1939, 2004; Anne Sudrow, Der Schuh im Nationalsozialismus, 2010; Irmgard Sedler/Martin Burkhardt, Im Zeichen des Salamander. Firmengeschichte in Selbstzeugnissen, 2014; Thomas Großbölting, Volksgemeinschaft in der Kleinstadt: Kornwestheim und der Nationalsozialismus, 2017; Irmgard Sedler, Das Reich war uns kein Traum mehr: Wahn und Wirklichkeit. Kornwestheim 1931–1945, 2018.

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