Planck, Hermann Georg 

Geburtsdatum/-ort: 05.08.1855;  Esslingen
Sterbedatum/-ort: 01.02.1923;  Blaubeuren
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge, Publizist
Kurzbiografie: 1863–1869 Gymnasium Stuttgart
1869–1873 ev. Seminar Blaubeuren
1873–1877 ev. Stift Tübingen, Studium der alten Sprachen
1877/78 Einjährig Freiwilliger im Füsilierbataillon 125 Tübingen
1877 und 1879 Professoratsprüfungen
1881 Dr. phil.
1877–1896 Lehrer am Realgymnasium Stuttgart
1896–1909 Lehrer am Karlsgymnasium Stuttgart
1909–1923 Ephorus am ev. Seminar Blaubeuren
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: Karl-Olga-Medaille (1906); Friedrichs-Orden 1. Kl. (1911); Erinnerungsmedaille (1911); Wilhelmskreuz (1916)
Verheiratet: 10.4.1884 (Esslingen) Charlotte Regina Friederike, geb. Völter (geboren 23.10.1859 Esslingen, gestorben 25.1.1940 Freudenstadt), Absolventin des Lehrerinnenseminars Stuttgart
Eltern: Vater: Heinrich Planck, „Oberhelfer“ (Diakon) (geboren 29.8.1819 Nürtingen, gestorben 1.11.1859 Esslingen)
Mutter: Adelheid, geb. Jäger (geboren 24.10.1824 Stuttgart, gestorben 21.9.1905 Esslingen)
Geschwister: Heinrich (geboren 27.5.1851 Esslingen, gestorben 25.4.1932 Ulm), Dr., Theologe, Prälat der ev. Landeskirche in Ulm
Kinder: 3:
Adelheid Frida (geboren 20.12.1886 Stuttgart);
Georg Hermann Oskar (geboren 21.2.1888 Stuttgart);
Frida Marianne (geboren 29.7.1902 Stuttgart)
GND-ID: GND/11620463X

Biografie: Ursula Erdt (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 178-179

So berühmt wie sein Bruder Heinrich, evangelischer Prälat in Ulm, wurde Hermann Planck nicht, bei genauem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass er einen wichtigen Platz in der württembergischen Pädagogik und Geistesgeschichte einnahm.
Geboren am 5. August 1855 als zweiter Sohn des Oberhelfers (Diakon, 2. Stadtpfarrer) Heinrich Planck in Esslingen, wurde er schon mit 3 ½ Jahren Halbwaise. Die Mutter zog mit ihren beiden Söhnen – ein drittes Kind war früh gestorben – zu ihren Eltern nach Stuttgart. Hier standen die Jungen unter dem Einfluss des Großvaters Georg Friedrich von Jäger, eines Medizinalrats und Professors der Naturwissenschaften, und der Großmutter Wilhelmine Charlotte, Schwester des Dichters Gustav Schwab.
Nach Besuch des Gymnasiums in Stuttgart und des evangelischen Seminars in Blaubeuren kam er ins evangelische Stift Tübingen, wo er sich dem Studium der Philosophie und der klassischen Philologie widmete. Es folgten 1877 und 1879 die Professoratsexamina und 1877 die erste Anstellung als Lehrer.
Zuerst unterrichtete er am Realgymnasium Stuttgart, an dem hauptsächlich die „Realien“ – Fächer mit Realitätsbezug – gelehrt wurden. Daneben gab er Privatstunden bei Prinz Ernst von Sachsen-Weimar sowie zwei Wochenstunden im Fach Geschichte an der Prieserschen Erziehungsanstalt, der Vorgängerin des Stuttgarter Mädchengymnasiums.
1881 erfolgte die Doktoratsprüfung an der Universität Tübingen. Dazu hatte er eine Doktorarbeit „Über die Empfindung der Naturschönheit bei Horaz“ verfasst. Ein Stipendium führte ihn 1881/82 auf eine wissenschaftliche Reise nach Paris, London und Berlin. Es befähigte ihn unter anderem, moderne Sprachen zu unterrichten.
1884 heiratete er Frida (Friederike) Völter, Tochter des verstorbenen Professors Daniel Völter aus Esslingen und Absolventin des Stuttgarter Lehrerinnenseminars. Der Ehe entstammten drei Kinder, die alle in Stuttgart geboren wurden.
Plancks Engagement für die alten Sprachen ging weit über das hinaus, was er zu unterrichten hatte. Ab 1891 gab er die Reihe der Lateinischen Übungsbücher für die Klassen des Obergymnasiums von Sigmund Herzog neu heraus. Die Bücher waren jahrzehntelang in allen höheren Schulen Württembergs in Gebrauch. Schon 1890 hatte er die Monographie „Das Lateinische in seinem Recht als wissenschaftliches Bildungsmittel“ geschrieben, wobei er die alten Sprachen gegen die aufkommenden „Real“-Fächer an den weiterführenden Schulen des Königreichs verteidigte, ein Einsatz, der ihn sein Leben lang begleitete.
1896 wechselte er an das humanistische Karlsgymnasium in Stuttgart, wo er Latein und Griechisch unterrichtete. Als sich 1899 in Stuttgart ein Mädchengymnasium etablierte, gehörte er zu den Mitgründern und wurde sachverständiges Mitglied des Verwaltungsrates. 1904 wurde er in den Aufsichtsrat der Allgemeinen Rentenanstalt in Stuttgart berufen.
1909 ernannte man ihn zum Ephorus des evangelisch-theologischen Seminars Blaubeuren. Kaum im Amt, wurde er an Schulen im Königreich Sachsen entsandt, um Erfahrungen über die dortige Pädagogik zu sammeln. Wieder zurückgekehrt, wirkte er am Entwurf der neuen Seminarordnung mit, die 1911 in Kraft trat. Sie beinhaltete eine freiere Hausordnung, mehr Selbstständigkeit der Seminaristen und deren Mitwirkung bei der Gestaltung des Heimlebens. Lehrplan und Unterricht am Seminar entsprachen nunmehr denen der übrigen humanistischen Gymnasien in Württemberg.
Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen zog Planck nun zu den Beratungen zum Lehrplan für den lateinischen und griechischen Unterricht hinzu. 1914 wurde er zur Mitwirkung bei den Prüfungen für die Aufnahme in das evangelisch-theologische Seminar berufen, die in Tübingen stattfanden (Landexamen).
Seinen Einsatz für den Erhalt der alten Sprachen setzte Planck auch in Blaubeuren fort: So sammelte er beispielsweise Unterschriften für den Reichsausschuss zum Schutze des humanistischen Gymnasiums.
Angeregt durch seinen Großvater Friedrich von Jäger war er Mitglied im Deutschen Gymnasialverein, wo er schließlich in den Vorstand aufrückte, als Vertreter Württembergs im geschäftsführenden Ausschuss.
Seit Sommer 1908 übernahm er die Redaktion und Herausgeberschaft des Korrespondenzblattes für die höheren Schulen Württembergs. Außerdem bewarb er sich als praktizierender Protestant um einen Sitz im Kirchengemeinderat der Stadt Blaubeuren. Er wurde 1913 in dieses Gremium gewählt und verblieb dort bis zu seinem Tod.
Als Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Planck dazu auserwählt, die ins Feld einberufenen Soldaten der Stadt vom Blaubeurer Rathaus aus zu verabschieden. Der Krieg forderte auch im Seminar Blaubeuren seinen Tribut. 24 Schüler und zwei Lehrer starben. Die Heimkehrenden ließen sich nur schwerlich in das Schulleben wiedereingliedern.
Am 1. Februar 1923 raffte den noch immer amtierenden Schulleiter ein Herzschlag dahin. Er wurde 67 Jahre alt. Einer von vielen Nachrufen lautete: „Mit Gewissenhaftigkeit und mit wohlwollender Strenge war der Verstorbene stets am Werk, und, mit der Erkenntnis erfüllt, daß unsere Zeit nur ganze Männer brauchen kann, führte er die Zöglinge auf dem Weg ins Leben …“.
Quellen: StAL E 203 I Bü 1239; LKA Stuttgart C 7/123, D 25/8; UAT 42/16, Nr. 43, UAT 131/31b, Nr. 8; Der Blaumann vom 4.2.1923 (Nachruf Hermann Planck); Schwäbischer Merkur vom 2.2.1923 (Nachruf Hermann Planck).
Werke: Das Recht des Lateinischen als wiss. Bildungsmittel, 1888; Das Lateinische in seinem Recht als wiss. Bildungsmittel, 1890; Die Entwicklung des Naturgefühls im Altertum, in: Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 10, vom 22.8.1891, 145-158; Die erste Promotion des Stuttgarter Mädchengymnasiums (mit Leontine Hagmaier), 1904; Herzogs lateinische Übungsbücher 2: Lateinisches Übungsbuch für die zweite Lateinklasse im Anschluss an die Bestimmungen des neuen württ. Lehrplans vom 9. Mai 1906, 1907; Syntax der französischen Sprache für die oberen Klassen von Realgymnasien und Gymnasien (mit Karl Ehrhart), 1907; Urbis Romae viri illustres a Romulo ad Augustum (mit Christian Minner), 1911; Lateinisches Übungsbuch für Reformanstalten: Für das erste Lateinjahr (mit Christoph Kirschmer), 1913; Lateinisches Übungsbuch für Reformanstalten 2: Für das zweite Lehrjahr (mit Christoph Kirschmer), 1913; Lateinisches Übungsbuch für Reformanstalten 3: Für das dritte Lehrjahr (mit Christoph Kirschmer), 1915; Zur Jahrhundertfeier des ev.-theologischen Seminars in Blaubeuren, 1917; Lateinisches Übungsbuch für die fünfte Lateinklasse: im Anschluss an die Bestimmungen des neuen württ. Lehrplans vom 27. August 1912 (mit Christoph Kirschmer), 1918.
Nachweis: Bildnachweise: Herbert Hummel, Die Plancks in Blaubeuren (siehe Literatur).

Literatur: Hans Busch, Synchronopse [zur Geschichte des Klosters und der Klosterschule Blaubeuren], in: Gerhard Dopffel/Gerhard Klein (Hg.), Kloster Blaubeuren 900 Jahre, 1985, 136-137; Herbert Hummel, Die Plancks in Blaubeuren, in: ders.: Geist und Kirche. Blaubeurer Klosterschüler und Seminaristen. Biographische Skizzen aus vier Jahrhunderten, 1998, 196-201; Ulrich Planck, Die Nachkommen und Vorfahren des Hermann Georg Planck und seiner Ehefrau Charlotte Regine Friederike, geb. Völter, 2007; Frank Raberg, Georg Hermann Planck, in: ders.: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm, 2010, 315 f. Hans Eugen Specker, Heinrich von Planck, in: Maria Magdalena Rückert (Hrsg.): Württ. Biogr. 2, 2011, 209-212.
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