Wundt, Wilhelm Wolfgang Otto 

Geburtsdatum/-ort: 29.09.1919; Marburg
Sterbedatum/-ort: 06.03.1999;  Mannheim
Beruf/Funktion:
  • Mikrobiologe und Hygienike
Kurzbiografie:

1926 –1938 Volksschule in Jena bis 1929, dann bis März 1938 humanistisches Uhland-Gymnasium in Tübingen

1938 IV– X Arbeitsdienst

1938 XI–1945 IV Militärdienst in Form von Beurlaubung zum Medizinstudium

1940 –1946 Studium der Medizin an den Universitäten Tübingen, I. Trimester 1940, SS 1941–WS 1942/43, WS 1944/45 und WS 1945/46, und Wien, SS 1943 bis SS 1944

1946 VII 8 Ärztliches Staatsexamen und Approbation

1946 IX 9 Promotion zum Dr. med.: „Über die intracutane Ferricyankalireaktion bei Icterus nach Brugsch“

1946 X–1948 VI Volontärarzt an der Universitätsklinik Tübingen im September 1947, dann Pflichtassistent

1948 VII–1960 III Assistent, ab 15. Dezember1950 planmäßiger Wissenschaftlicher Assistent am Hygiene-Institut der Universität Tübingen

1957 VII Habilitation für das Fach „Hygiene und Medizin. Mikrobiologie“: „Experimentelle Untersuchungen zur bakteriologischen und serologischen Diagnostik der Brucellosen“; Probevortrag „Die Bedeutung der Typendiagnose mit Bakteriophagen für epidemiologische Untersuchungen“

1960 IV–1966 III Oberassistent

1966 IV–1987 IX ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der 1964 als Sektion D der Medizinischen Fakultät gegründeten, ab 1970 selbständige Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg im Klinikum Mannheim; 1974 bis 1977 Dekan

1966 –1974 Vorsitzender des Subkomitees für die Taxonomie der Brucellen der Int. Gesellschaft für Mikrobiologie, International Society for Microbiology

1973 –1975 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie

1977 –1984 Mitglied des Wiss. Beirats des Robert-Koch-Instituts des Bundesgesundheitsamtes

1991 Ferdinand-Coch-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet:

1945 (Tübingen) Erika Ruth Näser (1921–nach 2001), Dr. med., Ärztin


Eltern:

Vater: Max Wilhelm August (1879-1963), Professor für Philosophie 

Mutter: Senta, geb. Sartorius von Waltershausen (1885–1961), Malerin


Geschwister:

3; August Siegfried Wilhelm (geb. 1914), Hermann Karl Heinrich Ludwig (geb. 1915), Reinhard Maximilian (geb. 1922)


Kinder:

2; Stefan, Philologe, und Hans-Peter, Dr. med.

GND-ID: GND/1162084707

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 584-590

Wundt wurde als dritter Sohn des Philosophieprofessors Max Wundt geboren und erhielt den Vornamen seines Großvaters, des Begründers der Experimentalpsychologie Wilhelm (1832-1920). Ab 1920 wohnte die Familie in Jena, wo Wundt eine Volksschule besuchte, bis sein Vater 1929 auf den Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie nach Tübingen berufen wurde. Hier verbrachte Wundt die entscheidenden Jahre seines Lebens. Er wuchs in einer gut situierten, gebildeten Familie auf. Sein Vater aber war extrem nationalistisch und antisemitisch eingestellt, was in seiner Wirkung auf die Söhne kaum feststellbar ist. Bekannt ist nur, dass Wundt wie damals üblich mit 14 Jahren Mitglied der Hitlerjugend wurde. Was den Vater betrifft, so gingen seine politischen „Einstellungen bereits Jahrzehnte vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten mit den neuen Machthabern konform“ (Urban Wiesing u. a. (Hgg.), 2010, S. 405). Auch ohne Parteimitgliedschaft genoss Max Wundt deren Anerkennung.

Im Februar 1938 bestand Wundt das Abitur und nach sechs Monaten obligatorischen Arbeitsdienstes wurde er zum Militär eingezogen, aus dem er bald zum Medizinstudium beurlaubt wurde, das er im Frühjahr 1940 aufnahm. Nach einer Unterbrechung vom Sommer 1940 bis Frühjahr 1941 mit Sanitätsdienst bei der Wehrmacht konnte Wundt Anfang August 1942 die ärztliche Vorprüfung mit gut benotet ablegen. Als Sohn eines Universitätsprofessors war er „von Unterrichtsgeld befreit“ (UA Tübingen 364/31334). Nach einem klinischen Semester in Tübingen ging Wundt dann für drei Semester nach Wien, um dort in der Universitätsklinik unter Anleitung des bedeutenden Internisten Hans Eppinger (1879–1946) an seiner Doktorarbeit zu arbeiten. Eines der Forschungsgebiete Eppingers waren Lebererkrankungen, und Wundts Aufgabe war es, die sog. Brugsche Reaktion weiter zu erforschen. Diese Reaktion bedeutet den Nachweis von Porphin in Harn als Diagnosemethode. Wundt fand, dass sie bei allen Formen der Gelbsucht den gleichen Verlauf nimmt. Zum WS 1944/45 kehrte Wundt nach Tübingen zurück.

Es scheint, dass er sich nun fieberhaft anstrengte, seine Angelegenheiten vor dem heranrückenden Zusammenbruch zu regeln. Am 20. Januar 1945 heiratete er eine angehende Medizinerin und bereitete sich auf seine Promotion vor. Dazu legte er einen Brief Eppingers vom 4. Januar 1945 vor, in dem dieser sich mit der Promotion Wundts in Tübingen einverstanden erklärte. Eppinger bewertete Wundts Doktorarbeit mit „gut“ und Wundt konnte noch die „Notapprobation“ erlangen. Weitere Vorbereitungen zur Promotion verliefen aber erfolglos; denn am 19. April rückten französische Panzer in Tübingen ein. Am 28. April wurde Wundt als Soldat der Wehrmacht interniert und musste drei Monate in einem amerikanischen Lazarett in Füssen im Allgäu arbeiten, bis er aus der Gefangenschaft entlassen wurde. Bei Wiedereröffnung der Universität am 15. Oktober 1945 meldete sich Wundt zur Aufnahme in der Medizinischen Fakultät, wurde für WS 1945/46 zugelassen und konnte so sein Studium ordnungsgemäß abschließen. Am 20. August 1946 bestand er mit guten Noten das Staatsexamen und erhielt die Bestallung als Arzt. Bald danach promovierte er mit seiner Wiener Arbeit mit der Note „gut“. Als Pflichtassistent arbeitete er danach in einer Allgemeinen Station der Tübinger Universitätsklinik mit Infektionsabteilung bis er am 1. September 1947 endgültig approbiert und in der Medizinischen Poliklinik eingesetzt wurde.

Ab Juli 1948 war Wundt Verwalter einer Assistentenstelle im Hygiene-Institut von Otto Stickl (1897-1951). So begann seine Laufbahn als Mikrobiologe und Hygieniker. Eines von Stickls Forschungsgebieten war die klinische Bakteriologie, was Wundts wissenschaftliche Entwicklung deutlich prägte. Stickls Nachfolger Richard-Ernst Bader (1913–1996) neigte mehr zur Mikrobiologie als zur allgemeinen Hygiene. Seinen eigenen Interessen folgend schlug er Wundt vor, die typhuserregende Bakteriengattung Salmonella zu erforschen, so dass Wundt weiter bakteriologisch arbeiten konnte.

Wundt unterstützte anfangs klinische Untersuchungen der Chirurgischen Klinik mikrobiologisch. Seine ersten Publikationen zeigen, dass er noch kein eigenes Forschungsgebiet hatte. Auch die Salmonellen-Thematik, die er viele Jahre bearbeitete, entsprach nicht seinem Hauptinteresse. Selbständige mikrobiologische Forschungen begann er erst, als die Infektionskrankheit Brucellose als Maltafieber in der Region beobachtet wurde und als sicher galt, dass der Infekt sich von Süd nach Nord ausbreitete. Das veranlasste Wundts ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Krankheit, ihrer Epidemiologie und den Nachweis ihrer Erreger als Wundts Ansatz. Nach seiner Publikation über das Maltafieber in Württemberg 1955 konnte Wundt ab Frühjahr 1956 am Schwerpunkt „Brucelloseforschung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitarbeiten, in dessen Rahmen er sich vier Wochen im französischen Brucellosezentum in Montpellier mit den dort angewandten Methoden vertraut machen konnte.

In seiner Arbeit konzentrierte sich Wundt zunächst auf die Erforschung der Brucellen und entwickelte ein effektives Züchtungsverfahren der Bakterien. Aufgrund der Untersuchung von 153 Brucellenstämmen unter Anwendung aller zugänglichen, teilweise auch durch ihn verfeinerten Methoden konnte Wundt ein einwandfreies diagnostisches System der Typenbestimmung und eine Klassifikation von Brucellentypen aufbauen, das er Anfang 1957 als Habilitationsschrift vorlegte. Die beiden Gutachter, Bader und der Tropenmediziner Professor Ludolph Fischer (1900–1972) schätzten die Schrift Wundts, der es verstanden habe, so Bader, „die in der Brucellaforschung ungelösten Probleme klar zu sehen und den Weg zu ihrer experimentellen Lösung zu finden“ (UA Tübingen, 386/48), „eine ungewöhnliche Arbeitsleistung“, so Fischer, „die nicht nur durch Fleiß und Umfang, sondern vor allem durch Gründlichkeit, Exaktheit und Klarheit ausgezeichnet ist“ (ebd.).

Am 16. Juli fand „die wissenschaftliche Ansprache“ statt. Wundt sprach über „Die Bedeutung der Typendiagnose mit Bakteriophagen für epidemiologische Untersuchungen“. Sein Vortrag „war didaktisch geschickt aufgebaut und führte auch den Nichtfachmann gut in diese stark spezialisierte Arbeitsrichtung ein“, urteilte der Dekan (UA Tübingen 126a/540). Da Wundt bereits seit 1954 allgemeine Bakteriologie in der Gerbereifachschule in Reutlingen unterrichtete und ab SS 1957 mit der Abhaltung von Vorlesungen für Medizinstudenten betraut war, wobei er „eine gute Lehrbegabung“ (ebd.) zeigte, hat die Fakultät dies anstelle einer Probevorlesung angerechnet. Am 9. August 1957 ernannte das Kultusministerium Wundt zum Dozenten.

Die grundlegende Publikation Wundts über Typenbestimmung von Brucellen und über deren Systematik von 1958 brachte Wundt bereits internationale Anerkennung. Im November 1959 wurde er Mitglied des „Subcommitee on the Taxonomy of Brucellae“ des „International Commitee on Bacteriological Nomenclature“. Als er die Erforschung des Erregers weitgehend abgeschlossen hatte, begann er die Untersuchung der Epidemiologie von Brucellosen und veröffentlichte zwei Beiträge dazu für das „World-atlas of epidemic diseases“. Bemerkenswert ist, wie Wundt das sehr spezifische und scheinbar enge Gebiet vielseitig und gründlich zu bearbeiten verstand, so dass sein Werk über Brucellen zu einem Modell bakteriologischer Forschung wurde. Seine Systematik der Brucellen stellte Wundt im August 1962 dem VIII. Internationalen Kongress für Mikrobiologie in Montreal vor, was die Anerkennung bestätigte, die er in der Fachwelt des In- und Auslands schon gewonnen hatte. Es folgten weitere internationale Vorträge zu dieser Problematik.

1963 beantragte die Fakultät auf Veranlassung Baders die Beförderung Wundts zum Professor. Mehrere Direktoren von Hygiene-Instituten unterstützten dies mit Gutachten über Wundt und förderten so die Ernennung.

Schon nach seiner Habilitation war Wundt mit den Vorlesungen über Gesundheitsfürsorge und Schulhygiene beauftragt worden. Angesichts der neuen Unterrichtsverpflichtungen erweiterte Wundt seine Forschungsthematik und beschäftigte sich mit den hygienischen Grundlagen für die Trinkwasserversorgung des mittleren Neckarraums. Bei Untersuchungen zur Schulhaus-Hygiene stellte er Mängel fest, selbst bei der Belüftung in neugebauten Schulen. Experimentelle Untersuchungen mit Tübinger Physikern über den Gasaustausch in geschlossenen Räumen schlossen sich an, woraus Wundt neue Erkenntnisse über die Hygiene von Spezialbauten schöpfte und in seiner späteren Tätigkeit umsetzte.

Wundts intensive publizistische und Vortragstätigkeit während seiner Tübinger Zeit zeigt sein Bestreben, auf der akademischen Leiter weiter empor zu steigen. Dass er keine administrativen Verpflichtungen hatte, erleichterte das Vorhaben. Der ersehnte Ruf auf ein Ordinariat kam im Herbst 1965 aus Heidelberg. Im Dezember 1963, nach dreijährigen Planungen und Vorbereitungen, hatte der Landtag von Baden-Württemberg eine zweite Medizinische Fakultät der Heidelberger Universität in Mannheim zu gründen beschlossen. Dank der effektiven Arbeit der Gründungskommission konnte diese Fakultät schon im November 1964 eröffnet werden und den Vorlesungsbetrieb beginnen.

Zunächst wurden nur drei Lehrstühle besetzt: Innere Medizin, Chirurgie und Pathologie. Der geplante Lehrstuhl für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie stellte besondere Anforderungen an den künftigen Lehrstuhlinhaber, sollte er doch gleichzeitig beide Gebiete abdecken, während es üblicherweise entweder Hygiene oder Mikrobiologie war. Auf der Liste der Berufungskommission stand Wundt an erster Stelle. Nach Verhandlungen im Dezember 1965 stellte sich Wundt der damit verbundenen Verantwortung und hatte nun ein neues Institut aufzubauen und gleichzeitig Lehrveranstaltungen zu organisieren. Er habe sich damals als „reiner Verwaltungsbeamter“ gefühlt (Gawliczek, 1967, S. 153), der nebenbei unterrichten musste, aber keine Möglichkeit wissenschaftlich zu arbeiten hatte. Bis Anfang 1967 war das Institut in Räumen des Heidelberger Pathologischen Instituts untergebracht und hatte nur ein Dienstzimmer im Klinikum Mannheim. Anfang Januar zog es dann in angemietete Räume im Franz-Xaver-Haus in Mannheim, D6, 4–6 um. Dort hielt Wundt am 14. Juni 1967 seine Antrittsvorlesung „Die Mikrobiologie im Studium der Medizin“, wobei er am Schluss das Hauptaugenmerk auf die Notwendigkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Mikrobiologie lenkte, der nötig sei, um „eine schwere Hemmnis für die weitere Entwicklung der Forschung“ (1967, Die Mikrobiologie …, S. 128) zu überwinden. Es fällt auf, welch bedeutenden Beitrag Wundt zur Problemlösung lieferte: Bei ihm promovierten insgesamt 70 Ärzte; fünf Wissenschaftler habilitierten sich.

Zunächst musste Wundt allein die zweisemestrige Vorlesung über Hygiene und seinen „Bakteriologisch- serologischen Kurs“ abhalten. Ab WS 1968/69 erhielt er den ersten Helfer im Unterricht und konnte anfangen, das Mikrobiologische Praktikum aufzubauen. Nach einem Ruf im Frühjahr 1970 aus Bonn gelang es ihm, weitere Stellen für sein Institut und, was besonders wichtig war, Räume auf dem Gelände des Klinikums auszuhandeln. Diese Räume im „Laboratoriumszentrum“ waren vor allem für die bakteriologische Diagnostik nötig, deren Arbeit bisher durch die räumliche Entfernung von D 6 in der Innenstadt zum Klinikum am anderen Neckarufer behindert gewesen war. Gleichzeitig übernahm Wundt die Leitung des Hygiene-Instituts, das bisher dem Klinikum angehörte, und vereinigte beide Institute. Im ereignisreichen Jahr 1970 erfolgten wichtige Gründungen: im Institut die der Abteilung Immunologie und Serologie und im Klinikum auf Wundts Initiative die MTA-Schule als Lehranstalt für medizinisch-technische Assistentinnen mit ihm als Leiter. So ergab sich endlich die Möglichkeit, ein Bakteriologisches Praktikum zu veranstalten. Wundt verstand es, auch auswärtige Lehrkräfte heranzuziehen, um den Kurs über Arbeitsmedizin durchführen zu können.

Endlich konnte Wundt zur Forschung zurückkehren, die er meisterhaft unter seinen Mitarbeitern koordinierte. Er verbesserte ständig die Methodik, was eine Erweiterung des Arbeitsfelds ermöglichte. Eine ganze Reihe von Untersuchungen galt der Wirksamkeit verschiedener Antibiotika hinsichtlich der Resistenzentwicklung bei Erregern. In Arbeiten zur Lebensmittelhygiene gelang der experimentelle Nachweis, dass die Überlebensfähigkeit einiger Durchfall-Erreger in gekühlten und tiefgefrorenen Nahrungsmitteln mehrere Wochen weiterbestehe. Als wissenschaftlich wie organisatorisch außerordentlich bedeutend galten Wundts Bemühungen um die Hygiene im Klinikum.

Solche Leistungen veranlassten seine Fakultätskollegen, ihn zweimal zum Dekan zu wählen. In dieser Funktion beschäftigte er sich hingebungsvoll mit den Problemen der Selbstverwaltung der Universität. Mit seinen Lehrverpflichtungen beauftragte er habilitierte Mitarbeiter; er selbst nahm aber nach wie vor an Kolloquien über medizinische Mikrobiologie teil, um Kontakte mit seinen Doktoranden und Mitarbeitern weiter zu pflegen.

Wissenschaftsorganisatorisch wirkte Wundt auch außerhalb der Universität. Von 1973 bis 1975 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und leitete 1975 die Tagung dieser Gesellschaft in Mannheim. Als Vorsitzender des Organisationskomitees der Bakteriologischen Sektion beteiligte er sich intensiv an der Vorbereitung des XII. Internationalen Kongresses für Mikrobiologie in München und war 1978 Präsident des Kongresses. Über Jahre war er daneben als Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft tätig.

Nach der Übergabe des Dekanats und der Vorbereitung und Durchführung des Münchener Kongresses verbrachte Wundt die letzte Dekade seines Berufslebens in vergleichsweise ruhiger Professorentätigkeit. In diese Zeit fielen wichtige Untersuchungen über Plasmide, extrachromosomale Gene, von Gonokokken und Staphylokokken, die in Zusammenarbeit mit Mikrobiologen der Universität Bristol, England, und mit dem Department of Plasmid Biology, New York, durchgeführt wurden. Alles in allem trug das vielseitige intensive Wirken Wundts deutlich zum bundesweiten wie internationalen Ansehen des Mannheimer Instituts für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie bei und überdauerte Wundts Emeritierung im Herbst 1987.

Schon vor seiner Emeritierung hatte Wundt an der Verwaltung des Briefnachlasses seines Großvaters in Leipzig Anteil. Im Ruhestand beschäftigte er sich dann vorwiegend auch mit dem Arbeitsgebiet seines Großvaters, der Psychologie, bis kurz vor seinem Tod, wenige Monate vor dem 80. Geburtstag.

111 Publikationen Wundts konnten belegt werden. Sie spiegeln seine vielseitige Arbeit als Mikrobiologe und Hygieniker wider. Seine berufliche Bahn lässt deutlich zwei Abschnitte erkennen: die Tübinger und die Mannheimer Zeit. Den Schwerpunkt seiner Tübinger Tätigkeit bildete die Forschung, die vor allem bahnbrechende Ergebnisse über Brucellen erbrachte. Die Mannheimer Zeit lässt hingegen in erster Linie wissenschaftsorganisatorische Leistungen erkennen: die Pionierarbeit des Institutsaufbaus, aktive Tätigkeiten in zahlreichen Gremien, Vorbereitung des XII. Internationalen Mikrobiologischen Kongresses in München, Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und seine drei Jahre als Dekan. Diese beiden Hauptleistungen Wundts sichern ihm den Platz in der deutschen Medizingeschichte.

Quellen:

UA Tübingen 364/31334, Studentenakte Wundt, 125/248, 252, Promotionsvorgang Wundt, 126a/540, 386/48, Personalakten Wundt; UA Heidelberg PA 1259, PA 8946, Personalakten Wundt, HIII–568/1, Lehrstuhl für Hygiene und Mikrobiologie in Mannheim; StadtA Mannheim, Marchivum, S2/363, Sammlung über das Klinikum Mannheim; Auskünfte des StadtA Tübingen vom 2.10. und des UA Tübingen vom 4.10.2017.

Werke: (mit L. Makowsky, H. Knoblauch und F. Kootz) Die temporäre Unterdrückung der Dickdarmflora und ihre Bedeutung für die Dickdarmchirurgie, in: Medizinische Klinik 45, 1950, 133–137; (mit P. Matis) Die Wirkung des Rutins auf Sulfonamide und Antibiotika, in: Neue Medizinische Welt 1, 1950, 743–745; Untersuchungen über die Reduktionswirkung von Bakterien auf Triphenyltetrazoliumchlorid, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 75, 1950, 1471 f.; (mit P. Matis) Die Ausschaltung penicillinbedingter Störungen des Wundheilverlaufes durch Rutin, in: Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie 268, 1951, 436–445; (mit H. Knoblauch) Zur Frage der Penicillinkonzentration im Blute nach Depotpenicillin unter besonderer Berücksichtigung der Blockade der Tubulussekretion mittels p-di-n-Propylsulfailbenzoesäure (Benemid), in: Die medizinische Welt 20, 1951, 1263–1265; Über eine kulturelle Variante von Salmonella paratyphi B, in: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 136, 1953, 397–399; (mit K. M. Bauer) Untersuchungen über Blutspiegel und Ausscheidung bei intramuskulär verabreichtem Terramycin, in: Die medizinische Welt, 1954, 1516–1518; Enteritis bei Kindern durch Salmonella derby, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, 161, 1954, 237 f; Erstmalige Beobachtung von Maltafieber in Württemberg, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 80, 1955, 114–116; Papierchromatographische Untersuchungen von Farbstoffen auf ihre Eignung zur Unterscheidung von Brucellen, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, 164, 1955, 96–98; Methodik und Verwertbarkeit serologischer Verfahren zur Ermittlung des Erregertyps bei Brucellosen, in: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 144, 1957, 229–237; Untersuchungen über die Eignung von Peptonen zur Prüfung der Schwefelwasserstoffbildung von Brucellen, ebd., 425–435; Untersuchungen zur Entwicklung leistungsfähiger Brucellennährböden, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, 169, 1957, 393–402; Fehlerquellen und ihre Ausschaltung bei der Prüfung der Farbstoffresistenz von Brucellen, ebd., 171, 1957/58, 166–177; Die Bedeutung bakteriologischer und serologischer Methoden für die Diagnostik menschlicher Brucellosen, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 83, 1958, 1041–1044; Die Typenbestimmung von Brucellen und ihre Bedeutung für die Systematik des Genus Brucella, in: Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 145, 1958, 235–251; Untersuchungen über die Antigenstruktur von Intermediärstämmen aus der Gattung Brucella, ebd. 145, 1959, 543–555; Zur Frage der Antigengemeinschaften zwischen Brucellen und Bakterien anderer Gattungen, ebd., 556–563; Die Laboratoriumsdiagnostik der menschlichen Brucellosen, in: Das ärztliche Laboratorium 6, 1960, 170–179; Brucellose in Europa 1929–1955, in: E. Rodenwaldt, H. J. Jusatz (Hgg.) World-atlas of epidemic diseases, Part III, 1961, III/7– III/10; Die Verbreitung der Brucellose auf der Erde, ebd. III/11–III/16; Die Biochemie und Serologie der Brucellen, in: Ergebnisse der Mikrobiologie 34, 1961, 119–179; Die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Laboratorium zur Diagnose infektiöser Darmkrankheiten, in: Die Therapie des Monats 12, 1962, Nr. 3, 66–70; Karstwasser und Hygiene, in: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg 117, 1962, 28 f.; Die Prüfung der Empfindlichkeit von Brucellastämmen gegen Bakteriophagen, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, 185, 1962, 182–187; Zur Ausbreitung des Typhus abdominalis, des Paratyphus und der Salmonellenenteritis, in: Hippokrates 33, 1962, 481–486; Stoffwechseluntersuchungen als experimentale Grundlage zur Einteilung des Genus Brucella, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale,189, 1963, 389–404; (mit J. Voss) Zur Frage von Infektionen durch Speiseeis, in: Archiv für Hygiene und Bakteriologie 147, 1963, 358–368; Spezialbauten (Schulen und Krankenhäuser), in: H. Gärtner, H. Reploh (Hgg.) Lehrbuch der Hygiene, 1964, 195–200 und 21969, 224–227; Infektion als Berufsrisiko, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 89, 1964, 1577–1582; (mit P. Schnittenheim) Das Verhalten von Salmonellen und Staphylokokken in gekühlten Nährungsmitteln, in: Archiv für Hygiene und Bakteriologie 149, 1965, 567–562; Enterobacteriaceae, in: H. Reploh und H.-J. Otte (Hgg.) Lehrbuch der Medizinische Mikrobiologie, 2. Aufl. 1965, 251–283 und 3. Aufl. 1968, 273–306; Experimentelle Erzeugung von Krankheiten durch Salmonellen und Shigellen, in: O. Eichler (Hg.) Handbuch der experimentellen Pharmakologie Bd. XVI, Teil 10, 1966, 144–243; (mit J. Gayer und H.-U. Haug) Die Resistenzentwicklung häufiger Erreger von Harnwegsinfektionen gegen Antibiotika und Chemotherapeutika von 1956 bis 1965, in: Die Medizinische Welt 1966, Nr. 13, 617–623; Die Systematik der Brucellen, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, 205, 1967, 234–241; (mit Kl. Graff, und Lutz-Dettinger und W. Wiesner) Selbstlüftung geschlossener Räume, in: Gesundheits-Ingenieur 88, 1967, 173–178; (mit U. Lutz-Dettinger und U. Eppenstein) Die Messung des CO2–Gehaltes als Indikator für die hygienische Beurteilung der Raumluft, in: Archiv für Hygiene und Bakteriologie 151, 1967, 41–53; Die Mikrobiologie im Studium der Medizin, in: Ruperto Carola 19. Jg., Bd. 42, 1967, 124–128; Krankheiten durch Brucellen. Geschichte, Mikrobiologie und Epidemiologie, in: O. Gsell und W. Mohr (Hgg.) Infektionskrankheiten Bd. II, Teil 1, 1968, 483–499; (mit K. Deckelnick) Die hygienische Bedeutung des Nachweises von Salmonellen im Kanalnetz, in: Das öffentliche Gesundheitswesen 34, 1972, 409–414; (mit H. Regula, und Kleinhuber und O. Wieser) Die Aufnahme von Gentamycin über den Bronchialbaum, in: Münchener medizinische Wochenschrift 114, 1972, 1019–1021; (mit R. Nedden, T. Fuchs und K. Schröder) Die renale Ausscheidung von Gentamicin beim Menschen, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 97, 1972, 1496–1503; (mit H. Regula, O. Wieser und U. Kleinhuber) Die Ausscheidung von Ampicillin über den Bronchialbaum, in: Medizinische Welt 25, 1974, 547–550; Gramnegative Keime als Krankenerreger, in: Therapiewoche 24, 1974, 6146–6149; (mit E. Eschner und Breitkopf ) Krankenhaushygiene, Vorschläge für Richtlinien, in: Das öffentliche Gesundheitswesen 36, 1974, 23–30; Zur Pathogenität gramnegativer Bakterien, in: Fortschritte der Medizin 93, 1975, 379–381; Empfindlichkeit und Resistenz gramnegativer Bakterien gegen Antibiotika, ebd. 511–513; (mit H. J. Petrs, W. Daiss und M. Nuri) Cefazolin – Pharmakokinetik und klinische Wirksamkeit bei Harnwegsinfektionen, in: Medizinische Welt 26, 1975, 1331–1334; Salmonellosen, in: Das öffentliche Gesundheitswesen 38, 1976, 205–209; Die Familie der Enterobacteriaceae, in: H.-J. Otte und H. Brandis (Hgg.) Lehrbuch der Medizinische Mikrobiologie, 41978, 229–254; Die Gattungen Alcaligenes, Brucella, Bordetella, ebd. 265–272; (mit N. Dickgießer) Die Beeinflussung von Erregern nosokomialer Infektionen durch äußere Faktoren, in: Hygiene + Medizin 4, 1979, 349–354; (mit M. Baumgärtner, N. Dickgießer und St. Müller) Moxalactam und Cefotaxim – zwei neue ß-Lactam-Antibiotika im Vergleich mit drei älteren Cephalosporinen, in: Arzneimittelforschung 31, 1981, 1677–1681; (mit M. Baumgärtner und M. Grehn) Vergleichende Untersuchungen zur antimikrobiellen Aktivität und ß-Lactamasebeständigkeit von Cefoperazon, Cefotaxim, Lamoxactam und Cefrtriaxon, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, A 252, 1982, 208–221; (mit M. Baumgärtner) ß-Lactamase-Hemmer, ein neuer Ansatz in der Antibiotikatherapie, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 107, 1982, 1285–1289; (mit G. Kasper) Die Diagnose der Infektionen durch Campylobacter fetus subspecies jejuni, in: Das ärztliche Laboratorium 28, 1982, 42–46; (mit G. Kasper) Enterocolitis durch Campylobacter fetus subsp. jejuni – Epidemiologie und Seuchenhygiene unter besonderer Berücksichtigung des Bundesseuchengesetzes und amtsärztlichen Maßnahmen, in: Das öffentliche Gesundheitswesen 44, 1982, 357–360; Epidemiologische Grundlagen des infektiösen Hospitalismus, in: W. Steuer (Hg.) Krankenhaushygiene, 2. Aufl. 1983, 47–55; (mit M. Baumgärtner und H.-P. Müller) Antibiotische Aktivität und Synergismus von Ceftazidim und Netilmicin bei gramnegativen Problemkeimen, in: Arzneimittelforschung 33, 1983, 1615–1619; (mit G. Kasper, K. R. Genth und B. Massner) Endokarditis durch selten nachgewiesene Bakterien, in: Medizinische Welt 34, 1983, 1212–1216; Die Gattung Brucella – Brucellosen, in. H. Brandis u. a. (Hgg.) Lehrbuch der Medizinische Mikrobiologie, 5. Aufl. 1984, 318–322, und 6. Aufl. 1988, 393–397; Die Gattung Bordetella, ebd. 323–326; (mit A. Kutscher und G. Kasper) Untersuchungen zum Verhalten von Campylobacter jejuni in verschiedenen Lebensmitteln, in: Zentralblatt für Bakteriologie, 1. Abt., Originale, B 180, 1985, 528–533; (mit K.-P. Lange und M. Baumgärtner) Die Empfindlichkeit von Pseudomonas aeruginosa gegen Aztreopam im Vergleich zu anderen Pseudomonas-aktiven ß-Laktam-Antibiotika und Gentamicin, in: Arzneimittelforschung 35, 1985, 1322–1325; Das Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie, in: 600 Jahre Ruprecht-Karls- Universität Heidelberg, 1986, 114–116; (mit H. H. Hennemann, R. Schuh und B. Bauer) Pneumonien bei akuten Leukämien, in: Klinische Wochenschrift 64, 1986, 512–516; (mit V. Mersch-Sundermann) Die bakteriologische Beschaffenheit des Wassers vom Rhein und seinen Zuflüssen im Rhein-Neckar-Raum. I. Keimzahlen und Enterobakteriaceen – eine Bestandaufnahme der aktuellen Belastungssituation, II. Salmonellen – Hygienische Bedeutung und gesundheitliche Gefahren, in: Zentralblatt für Bakteriologie B 184, 1987, 459–469, 470–482.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1966), UA Heidelberg Pos I 03371. - Univ. Tübingen, Bildersammlung; https://tobias-bild.uni-tuebingen.de/BildsucheFrames?easydb=lkogbm16p8530vthbab2qt0t33&ls=2&ts=1484749630 (vgl. Literatur).

Literatur:

H. Gawliczek, Report über die Institute, Kliniken und Abteilungen der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, 1967, 143–145 und 152–154 (mit Bildnachweis im Bildteil); upr, Wilhelm Wundt zum 65, Geburtstag, in: Ruperto Carola 36, H. 71, 1974, 160 f.; K.-H. Usadel, Wilhelm Wundt wurde 70 Jahre alt, ebd. 42, H. 81, 1980, 117 f.; FB, Prof. Dr. med. Wilhelm Wundt †, in: Dt. Ärzteblatt 96, 1999, C–1299; Axel W. Bauer, Vom Nothaus zum Mannheimer Universitätsklinikum, 2002, 93–117, 119 f., 187; der Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933–1986, 2009, 684 f.

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