Droop, Fritz Friedrich Wilhelm 

Geburtsdatum/-ort: 01.03.1875; Minden/Westfalen
Sterbedatum/-ort: 02.09.1938; Frankfurt a. M. beigesetzt 6.9.1938 Mannheim (Hauptfriedhof)
Beruf/Funktion:
  • Schriftsteller, Journalist
Kurzbiografie: 1882-1892 Volks-, ab 1890 Gewerbeschule Dortmund
1892-1896 Lehrerseminar Herdecke; (2. Lehrerprüfung 1899)
1896-1905 Volksschullehrer Schwelm-Linderhausen
1903-1904 Weiterstudium: Hochschulkurs für Volksschullehrer (Breslau); französische und englische Fortbildungskurse für Mittelschullehrer (Elberfeld, 1904)
1905-1914 Feuilletonredakteur und Schriftleiter der Dortmunder Zeitung; ab 1908 Rheinisch-Westfälische Zeitung Essen; ab 1911 Danziger Neueste Nachrichten, gleichzeitig Dozent für Musikgeschichte, Ästhetik der Tonkunst und neue deutsche Literatur am Westpreußischen Konservatorium Danzig
1914-1930 Leiter des Feuilletons und Theaterkritiker beim Mannheimer Tageblatt
1914-1916 Kriegsteilnehmer bei einem Mannheimer Landsturmbataillon in den Vogesen; nach Erkrankung Mitarbeit bei der Postüberwachungsstelle Colmar; danach im Aufklärungsdienst beim stellvertretenden General-Kommando des XIV. (Badischen) Armeekorps
1916-1930 Studium der deutschen Philologie, Philosophie und Musikwissenschaft Heidelberg (1916/18, 1926/27, 1928/29); Gießen (1929/30)
1918-1926 Dozent am 1. Seminar für Sozialarbeiter und Sozialbeamte Weißenfels/Saale
1930 8. Feb. Promotion zum Dr. phil. Gießen. Thema: „Die handschriftlichen Jesuiten-Dramen des Collegii Mannheimensis“ (Bibliothek Desbellion 1756)
1930-1938 freier Schriftsteller und Theaterreferent verschiedener deutscher und ausländischer Zeitungen (Mannheim); später wohnhaft Schneeberg/Unterfranken (1933), Amorbach (1934), Kronberg im Taunus
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. Emmy, geb. Benzel (1876-1922)
2. 1923 (Mannheim) Ida, geb. Benzel (geb. 1878)
Eltern: Vater: Peter Heinrich (1846-1913), Feldwebel, später Oberbergamts-Kanzlei-Sekretär
Mutter: Christine Wilhelmine, geb. Schröder (geb. 1849, gest. nach 1915)
Geschwister: 5:
Wilhelm (geb. 1868)
Maria (geb. 1876)
Minna (geb. 1878)
Anna (geb. 1879)
Johanna (geb. 1881)
Kinder: 2:
Elsa/Ilse (geb. 1906 Dortmund)
Carl Alexander (geb. 1909 Essen)
GND-ID: GND/116224304

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 53-55

Droops Eltern waren bäuerlicher Herkunft aus dem Bielefelder Umland. Er selbst kam in Minden zur Welt, wo sein Vater Garnisonsangehöriger war. Bevor dieser zum Oberbergamt nach Dortmund kam (1882), war er zwei Jahre lang beim Bergrevier Essen als Revierdiätar angestellt. Seine Ausbildung zum Volksschullehrer erhielt Droop in Herdecke. Er unterrichtete danach in Schwelm-Linderhausen. Als ihm 1905 bei der Dortmunder Zeitung die Feuilletonredaktion angeboten wurde, stellte er bei der Bezirksregierung in Arnsberg den Antrag auf Entlassung aus dem Schuldienst. Drei Jahre später ging er als Leiter des Kulturteils zur Rheinisch-Westfälischen Zeitung (Essen), von 1911 bis 1914 war er Feuilletonredakteur der Danziger Neuesten Nachrichten und zeitweilig auch Lehrbeauftragter am Westpreußischen Konservatorium Danzig. Seit Frühjahr 1914 Theaterkritiker und Leiter des Feuilletons am Mannheimer Tageblatt, gewann er für viele Jahre nicht nur maßgeblichen Einfluss auf das Pressewesen, sondern auch auf das Kultur- und Theaterleben im südwestlichen Deutschland.
Den I. Weltkrieg hat Droop von 1914 bis 1916 in den Vogesen mitgemacht. In dem tagebuchartigen Band „Aus dem Vogesenkriege“ (1915) schrieb er seine Kriegserlebnisse nieder, aus einer echt patriotischen Grundstimmung heraus – wie in der damaligen Kriegsliteratur meist der Fall. Droop, der ein „sehr betriebsamer“ (A. Bartels) und vielseitig interessierter Mensch war, begann nach der Entlassung aus dem Heeresdienst ein Universitätsstudium in Heidelberg. Bis zum Kriegsende konnte er vier Semester absolvieren. Dann zwangen ihn berufliche Gründe zu einer mehrjährigen Unterbrechung, zumal er gleichzeitig auch Dozent in Weißenfels/Saale war (1918-1926). Nach Wiederaufnahme seines Studiums erwarb er, bereits 55-jährig, in Gießen den Doktorgrad der Philosophischen Fakultät (1930). Droop stand in jenen Jahren auf dem Höhepunkt seines beruflichen Schaffens.
Ungemein vielseitig gestaltete sich sein Lebenswerk. Mit einem feinen Gespür für das Wahre und Schöne trat er vor allem für die bleibenden Werte der Vergangenheit ein. Beispielhaft sei auf Droops „Rast auf der Wanderung“ (1931) sowie auf seine Skizzen „Deutsche Wanderfahrten“ (1925) verwiesen, eine Sammlung von Feuilletonartikeln, die vom Reichtum deutscher Landschaften mit ihren kulturellen Werten zeugen und mit denen der Autor manches Vergangene und Vergessene für die Nachwelt rettete. In ähnlicher Weise hatte sich Droop schon seit frühen Jahren für eine Reihe von Schriftstellern eingesetzt, von denen die Öffentlichkeit zunächst nur wenig Kenntnis genommen hatte: Gerhart und Carl Hauptmann, Detlev von Liliencron, Richard Dehmel, Frank Wedekind, August Strindberg. Anderen hat er dadurch zum Durchbruch verholfen, dass er die Herausgabe von „Kostproben“ ihrer Werke (siehe „Emil Götts Vermächtnis“, 1917, Vorwort) besorgte; unter ihnen findet man Peter Hille, Otto Julius Bierbaum, Karl Henckell, Ernst Toller, den eben genannten Emil Gött und vor allem Sören Kierkegaard („Auswahl aus seinen Bekenntnissen und Gedanken“, 1914, in der von Fritz Mauthner herausgegebenen Reihe „Bibliothek der Philosophen“). Aus Liebe zu seiner angestammten westfälischen Heimat gab er für den Volksverband der Bücherfreunde (Berlin) „Ausgewählte Werke von Annette Droste Hülshoff“ (1922) heraus. Seine Anthologie „Mutter“ (1918) verstand er als ein Preislied auf die Mutterliebe. Ein Anliegen besonderer Art verfolgte er mit der Zusammenstellung eines Volksbuches unter dem Titel „Arbeiterdichtung“ (1919), nicht nur, weil diese Literatur „auf die Befreiung aus wirtschaftlicher Knechtschaft, viel mehr noch, weil sie auf die 'Vervollkommnung des inneren Menschen' gerichtet ist“ (F. Gräntz). Und auch Droops frühe pädagogische Schriften zeugen von dem Willen, in der Gesellschaft helfend und vermittelnd zu wirken.
Dieses ungewöhnliche Journalistenethos mag hinreichend erklären, weshalb Droop erst spät zu einer eigenschöpferischen Tätigkeit fand. Zwar reichen die Anfänge seines lyrischen Schaffens noch in die Vorkriegszeit zurück, und schon damals haben seine Gedichte in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften Eingang gefunden. Doch nur ein kleiner Teil seiner Lyrik wurde in gesonderten Gedichtbändchen veröffentlicht: „Stirb oder siege!“ (1914) und 1917 „Der Sieg“ mit zehn eindrucksvollen Radierungen des Münchner Graphikers Hubert Wilm. Sieht man von Droops früher Bearbeitung des Tennyson’schen Epos „Enoch Arden“ zu einer Oper ab, „die zusammen mit der Musik von Max Weydert 1909 am Essener Stadttheater einen nachhaltigen Erfolg erzielte“ (R. Dohse), so wandte er sich dem Drama erst als Vierzigjähriger zu. „Der Freispruch“ (1920), „Der Landstreicher“ (1922), „Die Frau des Kommandanten“ (1923) und „Wie sie es zwingen“ (1926) sind Bühnenwerke, die ausschließlich an badischen Theatern (Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim) uraufgeführt wurden. Neben „Der Landstreicher“ gipfelt Droops Dramatik im Schauspiel „Maler Sandhas“ (Uraufführung 1924 in Dortmund); der Stoff basiert auf Heinrich Hansjakobs Erzählung „Der närrische Maler“ (in: „Wilde Kirschen“). Bemerkenswert ist, dass in Droops Bühnenstücken meist der Frau eine zentrale Funktion zukommt, die bei ihm jedoch nur als Mutter ihre eigene Rolle findet: „Nicht das Weib, die Mutter erhält die Welt“ (Die Frau des Kommandanten) und „Mütter sind das Höchste“ (Maler Sandhas). Zu dieser letztgültigen Sendung der Frau hat sich Droop mit Herz und Verstand und mit seiner ganzen dichterischen Kraft bekannt.
Wegen ihrer gedanklichen Tiefe und des hohen sprachlichen Niveaus haben seine Theaterwerke zunächst gute Aufnahme gefunden. Doch seine Kritiker haben immer wieder eine unzureichende psychologische Durchdringung seiner Charaktere festgestellt. Dieses offenkundige Defizit hat E. Barthel lapidar auf den Punkt gebracht: „Droop gestaltet nur Philosophie und Ethik in dramatischer Form“. Daher ist es kaum verwunderlich, dass seiner Bühnendichtung nur kurzlebige Erfolge beschieden waren. Droops unverkennbare Stärken lagen im journalistischen Bereich. Als Schriftleiter für Feuilleton, Kunst und Theater am Mannheimer Tageblatt, das damals zu den größten südwestdeutschen Zeitungen zählte, fand er eine breite Leserschicht, aber auch als Verfasser einer Reihe vielbeachteter Erzählungen und Novellen, u. a. „Wie die Neuberin den Hanswurst begrub“ (1927), „Die Kommandantin“ (1928) und eine Novelle um Carl Maria von Weber, „Die Berufung zum Freischütz“ (1936). Sein Bekanntheitsgrad bewirkte, dass er immer wieder für Theatervorträge und als Festredner bei kulturellen Veranstaltungen verpflichtet wurde.
In diesem Kontext darf auch seine Festgabe zum Mannheimer Theaterjubiläum (1927), Mannheim als Hochburg des Bayreuther Gedankens“ (in: Mannheimer Tageblatt und Sonderdruck 1929) gesehen werden. Die Gesellschaft für Deutsches Schrifttum (gegründet 1926 mit Sitz in Berlin-Schöneberg), die sich besonders die Vermittlung wichtiger Beiträge des Geistesschaffens an die deutsche und ausländische Presse und die Organisation kultureller Vorträge und Vorlesungen zur Aufgabe gemacht hatte, übertrug ihm 1928 die Ehrenmitgliedschaft. Seit Oktober 1930 war Droop freier Schriftsteller und Theaterreferent mehrerer deutscher und ausländischer Zeitungen. Von den Spätfolgen seines Kriegsleidens zusehends geschwächt, zog er sich wenig später in die stille Welt des Odenwaldes und des Taunus zurück. In einem Frankfurter Krankenhaus verstarb er 63jährig. Es war sein persönlicher Wunsch, in Mannheim, wo er seine erfolgreichsten Jahre verbracht hatte, beigesetzt zu werden.
Quellen: Einzelne Handschriften Dortmund, Stadt- u. Landesbibliothek (Handschriftensammlung).
Werke: Unvollständige, jedoch sich gegenseitig ergänzende Bibliographien, in: Gesamtverz. d. deutschsprach. Schrifttums (GV) 1700-1911, Bd. 30, 1981, 264; GV 1911-1965, Bd. 29, 1977, 164 f.; Das Deutsche Drama (DD), Vierteljahresschrift. f. Bühne u. Schrifttum, hg. i. A. d. Dt. Dramatischen Ges., 6. Jg., H. 4, 1925/26, 164 f. (bis 1926); Dt. Lit. Lex., begr. v. W. Kosch, Bd. 3, 31971, Sp. 566 f.; Kürschner, Dt. Lit. Kal. Nekrolog 1936-1970, 1973, 126; Stadt Bücherei Dortmund, Dokumentation Dortmunder Autoren. Aktuelle Bücherlisten, Reihe A, Nr. 267, Werkverzeichnis (masch. schriftl.), 4 S., 1975 (auch in Stadtbücherei Mannheim); – Einzeltitel (Auswahl): Dichter u. Weltanschauung, in: Die Pyramide. Wochenschrift zum Karlsr. Tagblatt, 14. Jg. 1925, Nr. 26, 139 f.; Von den dt. Bühnen. Mannheim, in: DD, 6. Jg. 1925/26, H. 1, 40 f.; Von meinem Werden u. Wollen, ebd. H. 4, 162-164; Aus einer Mannheimer Jesuitenhandschrift, in: Mein Heimatland, 15. Jg. 1928, 100-102; Der Tag von Miltenberg. Eine Skizze, in: Die Westmark, 2. Jg., H. 10, 1934/35, 563-567.
Nachweis: Bildnachweise: nicht ermittelt.

Literatur: A. Bartels, Die dt. Dichtg. d. Gegenwart. Die Jüngsten, 1921, 111; R. Dohse, F. Droop. Eine Skizze seines Wesens u. Schaffens, in: Das Literarische Echo, Halbmonatsschr. für Literaturfreunde, 24. Jg., H. 11, 1921/22, Sp. 660-662; E. Barthel, Ein Gruß zu F. Droops 50. Geburtstag, in: Die Pyramide, 14. Jg., Nr. 9, 1925, 68 f.; ders., F. Droop, in: Der Türmer, Monatsschr. f. Gemüt u. Geist, 27. Jg., 1925, 572-575; R. Dohse, F. Droop Eine Skizze seines Wesens u. Schaffens (erweit. Fassung), in: Dt. Kunstschau, 2. Jg., H. 5, 1925, 107-109; H. Rüdt, Die Frauengestalten in den Dramen F. Droops, in: Ostdt. Monatshh. 6. Jg., 1925, 70-74; W. Eggert-Bayreuth, Der Dramatiker F. Droop, in: DD, 6. Jg., H. 4, 1925/26, 158-162; N.N., F. Droop, d. Jubilar. 25 Jahre Schriftsteller u. Journalist, in: Neue Mannheimer Ztg. Nr. 455 vom 1. 10. 1929, 3; H. Schmiedel, F. Droop, in: Volk u. Heimat. Wochenschr. d. Bad. Presse (Karlsruhe), Nr. 13 vom 2. 4. 1933; E. Weiß, F. Droop zu seinem 60. Geburtstag, in: Die Westmark, 2. Jg., H. 7, 1934/35, 411-413; F. Gräntz, F. Droop Zum Gedächtnis, in: Die Westmark, 6. Jg., H. 2, 1938/39, 112-114; W. E. Oeftering, Gesch. d. Lit. in Baden, 3.Teil, in: Vom Bodensee zum Main, Nr. 47, 1939, 30 u. 139.
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