Pollock, Fred 

Andere Namensformen:
  • Pollock, Friedrich; in den USA; Pollock, Frederick
Geburtsdatum/-ort: 22.05.1894;  Freiburg im Breisgau
Sterbedatum/-ort: 16.12.1970; Montagnola, Tessin, Schweiz; auf dem jüd. Friedhof in Bern beigesetzt
Beruf/Funktion:
  • Ökonom und Soziologe
Kurzbiografie: 1911–1914 Gymnasium in Freiburg, dann kaufmännische Lehre u. zusammen mit dem Freund Max Horkheimer Aufenthalte in Belgien, Frankreich u. England
1915–1918 Militärdienst
1919–1923 zus. mit Horkheimer Abitur in München, anschließend Studium d. Wirtschafts- u. Staatswissenschaften in München, Freiburg im Br. u. Frankfurt am Main mit Abschluss Dr. rer. pol.: „Zur Geldtheorie von Karl Marx“
1923 Teilnahme an einer von Felix Weil gesponserten „Marxistischen Arbeitswoche“ mit Georg Lukács, Karl Korsch u.a. in Gera; kommissarische Leitung des von Felix und Hermann Weil gestifteten Instituts für Sozialforschung an d. Univ. Frankfurt
Seit 1924 Geschäftsführer d. Marx-Engels-Archiv-GmbH zusammen mit Felix Weil; Assistent Carl Grünbergs, des ersten Direktors des Instituts
1927/28 Reise in die Sowjetunion u. Habilitation mit einer Arbeit über „Die planwirtschaftlichen Versuche in d. Sowjetunion 1917–1927“
1928–1933 Privatdozent für Volkswirtschaftslehre an d. Univ. Frankfurt; Mitarbeiter u. faktischer Kodirektor des seit 1930 von Horkheimer geleiteten Instituts für Sozialforschung
1932/33 Errichtung einer Zweigstelle des Instituts in Genf; 1933 Entzug d. Lehrerlaubnis
1933–1950 Emigration des Instituts über Genf in die USA u. Verbindung mit d. New Yorker Columbia University; Assistant Director an d. Seite Horkheimers
Seit 1943 bis Kriegsende Consultant des Department of Justice, Anti-Trust Division
1950 Rückkehr nach Frankfurt am Main
1951–1962 Professor für Volkswirtschaftslehre u. Mitarbeit im wiedererrichteten Institut für Sozialforschung; häufige Beurlaubungen wegen Aufenthalten in den USA
1957 Übersiedlung nach Montagnola zusammen mit Horkheimer
1969 Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt am Main
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr., vor 1933 konfessionslos
Verheiratet: I. Andrée (Rufname Dée, gestorben 1939);
II. 1946 Carlota, geb. Weil (1905–1983), Tochter des Ferdinand Weil u. d. Helene
Eltern: Vater: Julius (geboren 1866), Fabrikant, Sohn des Salomon, Kaufmann, u. d. Pauline, geb. Weiß
Mutter: Elisabeth (Rufname Elise), geb. Franck (geboren 1867)
Geschwister: Hans (Juan, 1873–1939)
Kinder: keine
GND-ID: GND/11626490X

Biografie: Rolf Wiggershaus (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 373-377

Über Pollocks Leben und Werk berichten heißt: über die erstaunliche Geschichte seiner fünf Jahrzehnte währenden Freundschaft und Zusammenarbeit mit Max Horkheimer berichten, die wiederum eng mit der Geschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und der Frankfurter Schule verbunden ist.
Der geborene Freiburger war Sohn eines Lederfabrikanten. Nach dem Umzug der Familie nach Stuttgart wurde die Freundschaft mit Max Horkheimer, dem Sohn eines dort ansässigen Textilfabrikanten, für seinen weiteren Lebensweg bestimmend. Pollock, in einer Familie groß geworden, die liberal bürgerlich war und sich nicht als jüdisch verstand, wurde für den ein Jahr jüngeren Horkheimer, der einer konservativ jüdischen Familie entstammte, zum Vorbild für eine allmähliche Emanzipation vom Elternhaus und von gesellschaftlichen Konventionen. Gemeinsame Auslandsreisen der beiden zu Nachfolgern ihrer Väter bestimmten Fabrikantensöhne in den letzten Jahren vor dem I. Weltkrieg festigten die enge Beziehung. Dazu trug ebenfalls bei, dass Pollock der Geliebten und späteren Frau des Freundes hilfreich zur Seite stand, als dessen Eltern mit allen Mitteln eine Verbindung zu verhindern suchten, die in ihren Augen eine Mesalliance bedeutete. Von 1915 bis 1918 leistete Pollock Militärdienst. Es kam aber offenbar nie zum Kriegseinsatz.
Nach dem Ende des I. Weltkriegs holten die beiden Freunde in München das Abitur nach und begannen zu studieren. Entscheidend dafür war nicht der Gedanke an eine akademische Karriere, sondern vor allem Horkheimers Drang nach Wissen und Erkenntnis, der spielte bei Pollock keine besondere Rolle. Dafür war dieser weniger ängstlich und eher bereit, sich politisch zu exponieren. Als nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik einer von deren polizeilich gesuchten Repräsentanten auf der Flucht festgenommen wurde, wies er sich als Kaufmann Friedrich Pollock aus. Vermittels einer gemeinsamen Bekannten aus der Bohème-Szene hatte Pollock seinen Pass zur Verfügung gestellt.
Zur Fortsetzung des Studiums gingen die beiden Freunde dann nach Frankfurt am Main. Als bereits älterer Student der Volkswirtschaftslehre machte Pollock dort die Bekanntschaft des sechs Jahre jüngeren Felix Weil. Er stammte ebenfalls aus einer assimilierten jüdischen Familie, hatte mit einer Arbeit über „Sozialisierung“ den Doktortitel erworben und engagierte sich für die marxistische Theorie und den Kommunismus, ohne je einer Partei anzugehören. Daraus ergab sich eine weitere für Pollocks Laufbahn entscheidende enge Beziehung. Felix Weil, der Sohn Hermann Weils, der als Weizengroßhändler in Argentinien zu großem Reichtum gelangt und als kranker Mann nach Deutschland zurückgekehrt war, nutzte sein mütterliches Erbe für vielfältige linke mäzenatische Aktivitäten. Zur bedeutendsten wurde die Stiftung des Instituts für Sozialforschung, bei der sein Vater entscheidend mitwirkte.
Als das Institut 1924 seine Arbeit aufnahm, wurde Pollock Assistent des ersten Direktors, des wirtschaftlichen Staatswissenschaftlers und bekennenden Marxisten Carl Grünberg, der, der Institutssatzung entsprechend, ebenfalls Ordinarius an der Universität war. Außerdem wurde Pollock zusammen mit Felix Weil Geschäftsleiter der Marx-Engels-Verlagsgesellschaft, die in Kooperation mit der SPD und dem Moskauer Marx-Engels-Institut die Herausgabe der Marx-Engels-Gesamtausgabe, MEGA, betrieb. 1927 reiste er, vom Leiter des Moskauer Marx-Engels-Instituts, David Rjasanoff, zur Feier des 10. Jahrestags der Oktoberrevolution eingeladen, in die Sowjetunion. Das wissenschaftliche Ergebnis dieser Reise war seine Untersuchung über „Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917–1927“, mit der er sich 1928 bei Grünberg habilitierte und die 1929 in der Schriftenreihe des Instituts für Sozialforschung erschien. Die Darstellung war nüchtern informierend, zeugte aber von Pollocks Faszination, ja Bewunderung für die „Helden und Märtyrer der Planwirtschaft“ und ihre unentwegten Bemühungen, ungeachtet besonders ungünstiger Ausgangsbedingungen aus verschiedenen Plänen „ein geschlossenes Ganzes“ zu gestalten, das allmählich zur bewussten Gestaltung des gesamten Wirtschaftsprozesses führen könnte. Pollock vermied eine theoretische Auswertung, neigte aber offensichtlich zu der Auffassung, ein zentral geplantes Wirtschaftssystem sei ein sinnvolles und realistisches Ziel.
Als Grünberg Ende der 1920er-Jahre durch einen Schlaganfall arbeitsunfähig wurde, übernahm Pollock zunächst kommissarisch die Leitung. Den philosophische und sozialtheoretische Kompetenz erfordernden Part des Direktors überließ er dann bereitwillig Horkheimer, der, politisch weniger exponiert und als Dozent überaus erfolgreich, gleichzeitig mit der Institutsleitung eine von Felix Weil gestiftete Professur für Sozialphilosophie übernahm. Die Verträge mit Horkheimer schloss Pollock als Generalbevollmächtigter Felix Weils ab.
Mit Pollocks Freund Horkheimer erhielt das Institut ein neues Programm und eine neue Zeitschrift. Außer zu einer Art inoffiziellem Kodirektor mit Schwerpunkt Verwaltung und Finanzen wurde Pollock zu dem für politische Ökonomie zuständigen Mitarbeiter in Horkheimers Projekt eines interdisziplinären Materialismus. In den beiden ersten Jahrgängen der „Zeitschrift für Sozialforschung“, die seit 1932 erschien und die „Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft als ganzer“ fördern sollte, war Pollock mit einer Abhandlung über „Die gegenwärtige Lage des Kapitalismus und die Aussichten einer planwirtschaftlichen Neuordnung“ und mit „Bemerkungen zur Wirtschaftskrise“ vertreten. Damit reagierte er auf die jüngsten Erfahrungen angesichts der Weltwirtschaftskrise und der Ausbreitung autoritärer Regime. Die wichtigsten Krisenursachen sah er in Disproportionalitäten zwischen den verschiedenen Wirtschafszweigen und in der monopolistischen Verzerrung der Marktmechanismen – ein strukturell bedingter Prozess, der sich nur durch völlige Abschaffung des Marktes und dessen Ersetzung durch Planung ändern lasse. Angesichts der inzwischen sichtbar gewordenen Möglichkeiten der Massenbeherrschung hielt er es nicht mehr für undenkbar, dass Planung auch im Rahmen einer kapitalistischen Ordnung funktionieren könnte. Nach diesen ersten beiden Beiträgen Pollocks folgten jahrelang keine weiteren. Seine Bedeutung auf theoretisch-wissenschaftlichem Gebiet blieb fortan weit zurück hinter der des analytischen Sozialpsychologen Erich Fromm und des Philosophen und Musiksoziologen Theodor Wiesengrund-Adorno.
Dank Horkheimers Vorsicht und Pollocks Mitwirkung war die Emigration des Instituts für Sozialforschung und seiner Mitarbeiter nach der NS-Machtübernahme so gut vorbereitet, dass die laufenden Forschungsprojekte und die Zeitschrift ohne wesentliche Beeinträchtigung fortgeführt werden konnten. Nach einer Zwischenstation in Genf wurde 1934 ein Haus auf dem Gelände der New Yorker Columbia University zum neuen Hauptsitz des Instituts. Da Genf Sitz der Société Générale de Récherches Sociales – des die Gesellschaft für Sozialforschung ablösenden neuen Vermögensträgers des Instituts – mit Pollock als Vorsitzendem blieb, die weiterhin deutschsprachige „Zeitschrift für Sozialforschung“ fortan im Pariser Verlag Alcan erschien und das Institut Büros in Paris und London unterhielt, ergab sich ein transatlantischer Spagat mit verstreuten Standorten. Die damit verbundenen Schwierigkeiten zu bewältigen gelang, weil Pollock Horkheimer die wissenschaftlichen und publizistischen Dinge und die intellektuelle und programmatische Führung überließ und sich ganz den administrativen und finanziellen Aufgaben und der breit gestreuten Kontaktpflege widmete. In diesem Sinne spielte er die Rolle eines – um die Ausdrucksweise der beiden Freunde zu verwenden – Ministre de l’extérieur, während Horkheimer die des Ministre de l’intérieure innehatte. Gelegentlich wurde Pollock dabei von Horkheimer beneidet, vor allem, als Pollock während des II. Weltkriegs einmal zu einem Kreis gehörte, den Eleanor Roosevelt zum Essen ins Weiße Haus eingeladen hatte.
Erst in den letzten Heften der inzwischen in „Studies in Philosophy and Social Science“ umbenannten und nun englischsprachigen Zeitschrift des Instituts erschienen 1941 und 1942 wieder zwei Beiträge von Pollock über „State Capitalism“ und „Is National Socialism a New Order?“ Im Ergebnis ergab sich eine pessimistische Diagnose. Pollock fand, man könne sich eine Klassengesellschaft vorstellen, in der die Spitzen von Partei, Wirtschaft und Staatsbürokratie die Ökonomie zentral und effizient nach einem Generalplan steuerten, ohne dass aus strukturellen Gründen ernsthafte Krisen oder gar ein Zusammenbruch zu erwarten seien. Beim NS-Deutschland handle es sich tendenziell um solch ein staatskapitalistisches System, eine neue Ordnung. Horkheimer teilte diese Einschätzung der faschistischen Reorganisation der kapitalistischen Wirtschaft und sah gar die konsequenteste Form eines autoritären Staates, der sich aus der Abhängigkeit vom privaten Kapital befreit hatte, im Staatssozialismus. Allerdings fand er, die Komplexität und die Zweideutigkeit der Phänomene würden bei Pollock nicht genügend deutlich. Bei Sichtung des Manuskripts hatte Horkheimer vorsichtig eine „etwas weniger starr administrative“ Darlegung angemahnt, um das „Missverständnis allzu großer Sympathie mit dem Staatskapitalismus“ zu vermeiden.
Als in der ersten Hälfte der 1940er-Jahre die „Dialektik der Aufklärung“ entstand, die zum berühmtesten Text der „Frankfurter Schule“ wurde, war Pollock daran nicht beteiligt, doch gewidmet waren die zunächst als erster Teil eines work in progress gedachten „Philosophischen Fragmente“ ihm zum 50. Geburtstag. Publizistisch trat er auch weiterhin lange nicht mehr in Erscheinung. Offiziell als „Assistant Director“ des u.a. aus finanziellen Gründen immer weiter verkleinerten Instituts fungierend sah Pollock seine Hauptaufgabe darin, günstige Bedingungen für die Entfaltung der theoretischen Talente des von ihm bewunderten und manchmal geradezu demütig verehrten Freundes Max Horkheimer zu schaffen.
Als in der Nachkriegszeit aus Deutschland wiederholt Aufforderungen zur Rückkehr des Instituts eintrafen, war Pollock gegen einen Neuanfang in Frankfurt. Wie Felix Weil, der 1945 noch einmal 100 000 Dollar für das stark verkleinerte Institut stiftete, hätte er es lieber gesehen, wenn Horkheimer sich in den USA vor allem der Arbeit an der kritischen Gesellschaftstheorie gewidmet hätte. Doch wie immer hatte Horkheimer das letzte Wort. Er entschied sich für die Rückkehr und die davon erwarteten größeren Wirkungsmöglichkeiten. Pollock und Adorno schlossen sich ihm mit ihren Frauen an. Im November 1951 wurde das Institut für Sozialforschung mit einer Feier offiziell wiedereröffnet. Als seine Mitarbeiter nannte Horkheimer an erster Stelle Pollock und Adorno. Pollock stellte er als den vor, der „in selbstloser Weise die eigenen Forschungsarbeiten unterbrochen [habe], damit seine ausgezeichnete Erfahrung der Organisation der Forschungsarbeiten und der Einrichtung unserer Verwaltung zugute käme“.
Es kam zur Fortsetzung der 1933 unterbrochenen Doppelrolle von Pollock: Einerseits wurde er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Frankfurter Universität, andererseits war er für das Institut für Sozialforschung als Mann im Hintergrund tätig. Als der hatte er allerdings in dem Maße an Bedeutung verloren, in dem nicht mehr die Weilsche Stiftung die finanzielle Basis des Instituts bildete, sondern öffentliche und Drittmittel an deren Stelle traten. Selbst in den kritischen ersten Jahren des zurückgekehrten Instituts, als Horkheimer für zwei Jahre Rektor der Universität war und Adorno noch einmal in die USA zurück musste, übernahm nicht Pollock die Leitung, sondern eine externe Person. In einer Selbstdarstellung des Instituts aus dem Jahr 1958 tauchte der Name Pollocks nicht auf. Auch als Administrator wurde jemand anderes genannt.
Mitte der 1950er-Jahre kam es dann aber zu Pollocks wohl größtem publizistischen Erfolg. Für einen Horkheimer zum 60. Geburtstag gewidmeten Band hatte er einen Beitrag über „Automation in den USA“ verfasst. Ihn baute er zu einem Buch über „Automation“ aus, das in der Reihe der „Frankfurter Beiträge zur Soziologie“ erschien, in viele Sprachen übersetzt und in den 1960er-Jahren neu aufgelegt wurde. Die im Untertitel bescheiden „Materialien zur Beurteilung der ökonomischen und sozialen Folgen“ versprechende Pionierarbeit stellte ausführlich und sorgfältig abwägend die Argumente von Optimisten und Kritikern der Optimisten im Hinblick auf das Problem der technologischen Arbeitslosigkeit als einem säkularen Problem dar. Anders als Horkheimer, in dessen Augen eine Planung der Wirtschaft bloß den Trend zur verwalteten Welt beschleunigte, sah Pollock nach wie vor – und damals in Übereinstimmung z.B. mit der offiziellen Propaganda für „planification“ in Frankreich – in einer geplanten Wirtschaft eine Alternative zur Marktwirtschaft. Im Lichte dieser bloß angedeuteten Alternative war er um eine differenzierte Klärung nachhaltig wirksamer Maßnahmen zur Bewältigung des Problems bemüht, wie „ein dauerndes, dynamisches Gleichgewicht zwischen der unaufhaltsam wachsenden Produktivität und der zahlungsfähigen Nachfrage hergestellt werden könne“.
Zu den Dingen, die Pollock und Horkheimer während ihrer jahrzehntelangen Freundschaft ständig beschäftigten, gehörte auch die Suche nach einem Ort, der ihren schwer vereinbaren Ansprüchen an politischer und finanzieller Sicherheit, an beruflichem und intellektuellem Wirken und ungestörter Gemeinsamkeit am besten genügen könnte. Auch aus diesem Grund war Pollock häufig auf Reisen, stellte Listen mit den Vor- und Nachteilen infrage kommender Orte zusammen. Als die beiden Freunde sich in den späten 1950er-Jahren für Montagnola in der Schweiz entschieden, war das ein Kompromiss: in ihren Augen bei einem von ihnen befürchteten III. Weltkrieg sicherer als Deutschland, aber auch nicht allzu weit weg von Frankfurt. Während Horkheimer auch als Emeritus ein gefragter Interviewpartner und Redner blieb, wurde Pollock im letzten Jahrzehnt seines Lebens immer mehr zu Horkheimers Eckermann und einem Archivar des Instituts und seiner Geschichte während der Horkheimer-Ära. Als Pollock starb, wurde er in Nachrufen als bescheidener Mann gewürdigt, der gerne im Hintergrund blieb. Horkheimer bekannte in nachdenklichem Rückblick, er selbst habe immer „die Prämien“ bekommen, die Pollock ermöglichte.
Quellen: A d. UB u. UA Frankfurt am M., Nachlass Pollock.
Werke: Verzeichnis d. Bücher u. Aufsätze, in: R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, 1986, 762-763. – Bücher u. Aufsätze: Zur Geldtheorie von Karl Marx, Diss. rer. pol. Frankfurt am M., 1923; Sombarts „Widerlegung“ des Marxismus, Beihefte zum Archiv für die Geschichte des Sozialismus u. d. Arbeiterbewegung, H. 3, 1926; Zur Marxschen Geldtheorie, in: Archiv für die Geschichte des Sozialismus u. d. Arbeiterbewegung, hgg. v. C. Grünberg, 1928, 193-209; Die planwirtschaftlichen Versuche in d. Sowjetunion 1917–1927, Habilitationsschr., 1928; Das Institut für Sozialforschung an d. Univ. Frankfurt am M., in: L. Bauer u.a., Hg.: Forschungsinstitute II, 1930, 347-354; Sozialismus u. Landwirtschaft, in: FS für Carl Grünberg zum 70. Geburtstag, 1932, 397-431; Die gegenwärtige Lage des Kapitalismus u. die Aussichten einer planwirtschaftl. Neuordnung, in: Zs. für Sozialforschung H. 1/2, 1932, 8-27; Bemerkungen zur Wirtschaftskrise, ebd. H. 1, 1933, 321-354; State Capitalism, in: SPSS 1941, No. 2, 200-225; Is National Socialism a New Order?, ebd. 1941, No. 3, 440-455; Automation, in: Sociologica, 1955, 77-156 ; (Bearbeiter) Gruppenexperiment, 1955; Automation, 1956; Älterwerden als soziologisches Problem, in: P. Althaus u.a., Der alte Mensch in unserer Zeit, 1958, 114-127; Die sozialen u. ökonomischen Auswirkungen d. Anwendung des Elektronenrechners in d. hochindustrialisierten Gesellschaft, in: Zeugnisse, 1963, 378-401.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1920er-Jahre), in: Baden-Württembergische Biographien, S. 372, UB Frankfurt am M., Archivzentrum. – Weitere Fotos im A d. UB Frankfurt am Main.

Literatur: H. Gumnior u.a., Max Horkheimer in Selbstzeugnissen, 1973; H. Dubiel, Kritische Theorie u. politische Ökonomie, Einleitung zu Friedrich Pollack, Stadien des Kapitalismus, 1975, 7-19 ; M. Horkheimer, Das Schlimme erwarten u. doch das Gute versuchen, in: G. Rein, Dienstagsgespräche mit Zeitgenossen, 1976, 149-188; M. Jay, Dialektische Phantasie, 1976; H. Dubiel, Wissenschaftsorganisation u. polit. Erfahrung, 1978; L. Löwenthal, Mitmachen wollte ich nie, 1980; U. Migdal, Die Frühgeschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, 1981; K. Martin (K. Mandelbaum), Staatskapitalismus?, in: W. Schulte (Hg.), Soziologie in d. Gesellschaft, 1981, 903-908; R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, 1986; C. Campani, Pianificazione e teoria critica, 1992; R. Wiggershaus, Friedrich Pollack, d. letzte Unbekannte d. Frankfurter Schule, in: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, H. 8, 1994, 750-756; R. Hecker u.a., Erfolgreiche Kooperation: Das Frankfurter Institut für Sozialforschung u. das Moskauer Marx-Engels-Institut (1924–1928), in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Neue Folge, Sonderbd. 2, 2000; A. Honneth (Hg.), Schlüsseltexte d. Kritischen Theorie, 2006, 386-393; R. Wiggershaus, Max Horkheimer, 2013.
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