Koenig, Paul Franz 

Geburtsdatum/-ort: 22.02.1881;  Ellwangen/Jagst
Sterbedatum/-ort: 23.10.1954;  Forchheim bei Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Pharmazeut, Pflanzenbauer, Agrikulturchemiker, Tabakforscher
Kurzbiografie: 1887-1889 Volksschule Wasseralfingen und Ellwangen
1889-1897 Gymnasium Ellwangen
1897-1904 Apothekerlehre und Auslandsaufenthalt zum Sprachstudium
1904-1907 Studium Universität Straßburg und TH Stuttgart: Pharmazie, Naturwissenschaften und Chemie
1907-1909 Universität Rostock, Dissertation
1909-1911 Wissenschaftlicher Assistent in Rostock und Bonn
1911-1914 Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Bathin bei Kairo
1914-1916 Sachverständiger am Heeresproviantamt Ludwigsburg
1916-1919 vom Auswärtigen Amt Berlin in die Türkei entsandt
1919-1927 Auswärtiges Amt Berlin, Referent für Faserpflanzen
1927 Direktor des Tabakinstituts Forchheim, seit 1936 Reichsanstalt für Tabakforschung – nach 1945 Tabakforschungsinstitut
1938 Professor
1951 zur Pensionierung (31.03.) Ehrendoktor der Universität Hohenheim und Ehrenbürger der Gemeinde Forchheim
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1917 Marta Elisabeth, geb. Haas (1891-1962)
Eltern: Vatter: Georg Koenig (gest. 1886), Umgeldkommissar
Mutter namentlich nicht angeführt (gest. 1884)
Pflegeeltern: Familie Heller, Röthardt, Kreis Aalen
Geschwister: 11
Kinder: Paul Helmut (1919-1943 vermißt)
Dr. Horst Jörg (1921-1984)
GND-ID: GND/116292822

Biografie: Josef A. Schmidt (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 197-198

Der Ausbildungsgang von Koenig, der eine sehr schwere Jugend hatte, ist vorbildlich; er fiel in die Periode der Spezialisierung der landwirtschaftlichen Forschung, die weltweit zur Gründung von eigenen Instituten für Sonderkulturen führte. Koenig, der durch seine Arbeiten bereits einen Namen erworben hatte, erhielt 1911 einen Ruf als Leiter der Ägyptischen Landwirtschaftlichen Versuchsstation Bathin bei Kairo. Seine erfolgreiche Tätigkeit, die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbunden wurde, bewog das Auswärtige Amt, Koenig in die Türkei zu entsenden, deren Landwirtschafts- und Handelsministerium ihn 1917 zum Generalinspektor für die Erforschung der Anbaumöglichkeiten in Süd- und West-Kleinasien ernannte. Koenig konnte die Baumwoll-Versuchsstation in Adana errichten und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über die dortigen Anbauverhältnisse.
In der Türkei, die zu den größten Tabakanbauländern zählt, bot sich auch die Möglichkeit, sich eingehend mit dem türkischen Tabakbau zu befassen und wichtige Erfahrungen für die spätere Berufszeit zu sammeln. Die hier üblichen kleinsten Betriebsflächen wiesen große Ähnlichkeiten mit dem damaligen, überwiegend im Nebenerwerb betriebenen deutschen Tabakbau auf. Dieser dehnte sich von Baden, mit der heute noch größten Anbaufläche, ausgehend bis Ostpreußen aus und erreichte 1875 mit ca. 22 700 ha die maximale Anbaufläche. Gesteigerten Qualitätsansprüchen konnte der heimische Tabak, der überwiegend in die Zigarren- und Rauchtabakproduktion ging, wegen fehlender Fachberatung, geeigneter Anbausorten und aufkommenden gesundheitlichen Fragen im Bereich des Nikotins nicht mehr genügen, was zu Produktions- und Finanzverlusten der Pflanzer und der damit verbundenen inländischen Tabakindustrie führte. Dieser Rückgang veranlaßte den Badischen Staat 1927, in Forchheim das Tabakforschungsinstitut zu gründen. Zum Leiter wurde Koenig berufen, der die notwendigen Fachabteilungen wie Anbau- und Versuchswesen, Tabakzüchtung, Agrikultur- und Tabakchemie, Phytopathologie, Tabaktechnologie sowie eine Fachbibliothek aufbaute. Erfolge hieraus führten bereits Anfang der 30er Jahre zu einer Zunahme der Anbauflächen; 1936 wurde Forchheim zur Reichsanstalt für Tabakforschung erhoben. Besondere Verdienste für Koenig, im Hinblick auf Rauchen und Gesundheit, erbrachten Neuzüchtungen natürlicher nikotinarmer und nikotinfreier Tabake, die es 1939 ermöglichten, die „Verordnung über nikotinarmen und nikotinfreien Tabak“ zu erlassen. Einige Züchtungen jener Zeit werden heute noch, auch im Ausland, angebaut. Schließlich führte Koenig in Deutschland bzw. Mitteleuropa den Virginanbau, verbunden mit der Heißlufttrocknung, ein, der heute hier und im benachbarten Frankreich (Elsaß) wegen dessen geringen Stickstoffansprüchen und niedrigen Nitratgehalten betrieben wird.
Koenig hat sich in seiner 25jährigen Tätigkeit in Forchheim mit großer Schaffenskraft für die Tabakwissenschaft eingesetzt und durch über 300 Veröffentlichungen auf allen Fachgebieten – von der Züchtung bis zur Geschichte des Tabaks – das Forchheimer Tabakforschungsinstitut zu einer international anerkannten Institution ausgebaut, die seit ihrer Gründung von zahlreichen an der Tabakkultur interessierten Praktikern, Wissenschaftlern und Studenten des In- und Auslandes aufgesucht wird. Die umfangreiche Tabakfachbibliothek des Instituts, auch heute noch für die fachliche Dokumentation von großer Bedeutung, wurde von Koenig aufgebaut, der sich großer Beliebtheit erfreute.
Nach 1950 verminderte sich mit Zunahme der Industrialisierung stetig der inländische Tabakbau. Stabilisierend wirkte die 1970 erlassene EG-Rohtabak-Marktordnung; die Anbaufläche pro Haupterwerbsbetrieb stieg über 1 ha an. Fortschritte in Chemie und Medizin erkannten die gesundheitlichen Gefahren des Tabakrauchens bezüglich karzinogener Verbindungen wie Benzpyrene und Nitrosamine aus Nitrat und bestimmten Gasen. Im Konsum dominierte die Zigarette mit über 95 %; mit speziellen Filteranordnungen werden Rauch und die angefallenen Substanzen einschließlich des Nikotins vermindert.
Werke: Zusammenfassung der Publikationen von Koenig einschließlich Dissertation, Diplomarbeiten und Berichte während seiner Amtszeit in: Sonderheft „50 Jahre Landesanstalt für Tabakbau und Tabakforschung Forchheim“ 1977, Verfasser J. A. Schmidt, H. J. Koenig, K. Orbeck u. a. Hg. J. A. Schmidt
Nachweis: Bildnachweise: Fotos in Werke

Literatur: Josef A. Schmidt, Prof. Dr. Paul Koenig zum 70. Geburtstag, in: Der deutsche Tabakbau, Kaiserslautern 1951 Nr. 4, 25-26; Nachrufe: E. Schütz, Paul Koenig, in: Jh VVNW 110 (1955), 84 f.; Ellwanger Jahrbuch 16 (1954/55), 150; Horst J. Koenig, Paul Koenig in: NDB 12, 1980, 348 f.
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