Krazer, Adolf Carl Joseph 

Andere Namensformen:
  • (eigentlich: Kratzer)
Geburtsdatum/-ort: 15.04.1858; Zusmarshausen
Sterbedatum/-ort: 07.08.1926;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Mathematiker
Kurzbiografie: 1867–1876 Gymnasium in Dillingen
1876–1881 Studium d. Mathematik an den Univ. Straßburg, Leipzig u. Würzburg
1881 Promotion bei Friedrich Prym an d. Univ. Würzburg: „Theorie d. zweifach unendlichen Thetareihen aufgrund d. Riemannschen Thetaformel“
1883–1889 Habilitation an d. Univ. Würzburg, dann bis 1889 Privatdozent
1889 Mitglied d. Leopoldina
1889–1902 ao. Professor an d. Univ. Straßburg
1902–1926 o. Professor an d. TH Karlsruhe
1908–1909 Rektor d. TH Karlsruhe
1909 ao. Mitglied d. Heidelberger Akad. d. Wissenschaften
1911 Geheimer Hofrat
1914 –1915 (Pro-)Rektor d. TH Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1886 (Würzburg) Euphemie von Zürn, geb. Sippel, († 1902 in Straßburg)
Eltern: Vater: Karl Theodor, Landgerichtsassessor
Mutter: Rosina, geb. Gensler
Geschwister: Eugen (1857–1926)
Kinder: keine
GND-ID: GND/116402377

Biografie: Michael von Renteln (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 225-226

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dillingen studierte Krazer, dessen Name im Taufschein mit „tz“ vermerkt ist, bis 1881 Mathematik, Physik und Astronomie an den Universitäten Straßburg bei E. B. Christoffel und E. Th. Reye, dann in Leipzig bei E. H. Bruns und Adolph Mayer und schließlich in Würzburg bei Friedrich Prym, bei dem er 1881 „summa cum lande“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Im Anschluss daran trat Krazer eine sich über drei Semester erstreckende Studienreise an, die ihn nach Berlin zu Weierstraß und Kronecker sowie nach Leipzig zu Felix Klein führte. Wieder zurück in Würzburg habilitierte er sich 1883 mit einer Arbeit über Thetafunktionen und wirkte anschließend sechs Jahre als Privatdozent. In dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen und arbeitete wissenschaftlich eng mit Prym zusammen an der gemeinsamen großen Aufgabe, die weittragenden aber fragmentarisch gebliebenen Ideen von dessen Lehrer Riemann über Thetafunktionen auszuarbeiten.
1889 folgte Krazer dem Ruf auf eine planmäßige ao. Professur an die Universität Straßburg. In den dreizehn Jahren seiner dortigen Lehrtätigkeit erfreuten sich seine Vorlesungen bald eines großen Rufes und zogen ungewöhnlich viele Studenten an, was anfangs auch Neider auf den Plan rief. Wissenschaftlich arbeitete Krazer in dieser Zeit an seinem monumentalen Hauptwerk, dem Lehrbuch über Thetafunktionen. Dieses erschien 1913 und ist bis heute das maßgebende Lehrbuch auf diesem Gebiet geblieben. 1970 hat die „American Mathematical Society“ ein Reprint des Werks herausgegeben.
1902 folgte Krazer dem Ruf auf ein Ordinariat an die großherzoglich bad. TH Karlsruhe als Nachfolger von Ernst Schröder, dem berühmten Schöpfer der „Algebra der Logik“. Waren anfangs seine Vorlesungen zu schwer, fand er bald das richtige Maß, ohne jedoch von seinen Ansprüchen allzu weit abzugehen. Kennzeichnend für ihn ist sein Ausspruch: Es sei gar keine große Empfehlung für eine Vorlesung, wenn sie ganz ohne Schwierigkeiten verstanden werde. In seiner Karlsruher Zeit wurde er zweimal zum (Pro-)Rektor der TH gewählt, was den Grad seiner Anerkennung innerhalb der Hochschule dokumentiert.
Innerhalb der „Deutschen Mathematiker Vereinigung“ spielte Krazer eine herausregende Rolle, zuerst 18 Jahre lang als Schriftführer und anschließend weitere fünf Jahre bis 1926 als Schatzmeister.
Mit seinem Karlsruher Kollegen Paul Stäckel und dem Schweizer Ferdinand Rudio widmete er sich in den letzten Lebensjahrzehnten einem wissenschaftlichen Großprojekt: der Herausgabe der Werke des bedeutenden Mathematikers Leonhard Euler, für die damals ein Umfang von 49 Bänden geplant, war; bis heute sind über 70 Bände erschienen. Krazer editierte die Bände 6, 8 (Introductio I), 19, 20 und 21 (Elliptische Integrale). Nach kurzem Leiden starb Krazer im 69. Lebensjahr an Leberkrebs.
Quellen: GLA Karlsruhe 448/2358; 235/4314.
Werke: Werkverzeichnis von Samson Breuer, in: Karl Böhm, 1927 (vgl. Literatur), 30–33. – Auswahl: Neue Grundlagen einer Theorie d. allgemeinen Thetafunktionen, 1892 (133 S.); Lehrbuch d. Thetafunktionen, 1903 (500 S., Reprint 1962).
Nachweis: Bildnachweise: Boehm, 1927, u. von Renteln, 2002 (vgl. Literatur).

Literatur: Karl Boehm, Adolf Krazer, in: Jahresber. d. dt. Math.-Vereinigung 37, 1927, 1–33; M. v. Renteln, Adolf Krazer, in: Die Mathematiker an d. TH Karlsruhe (1825–1945), 2. Aufl. 2002, 211–218.
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