Werber, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 31.05.1901;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 04.01.1981;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Staatsrat, MdB und MdL-CDU, Präsident des Statistischen Landesamtes
Kurzbiografie: 1921–1924 Studium der Geschichte in Freiburg bei Wolfgang Michael (1862–1945), Felix Rachfahl (1867–1925) und Heinrich Finke (1855–1938), anschließend der Volks- und Betriebswirtschaft an der Handelshochschule Mannheim
1923 Promotion in Freiburg: „Die Auffassung der französischen Aufklärungsschriftsteller über die englische Wirtschaft des 17. und 18. Jahrhunderts“
1924 I. Staatsexamen für das Lehramt an Handelsschulen; Prüfung als Diplomkaufmann
1924–1942 Tätigkeit als Studienrat an der Karlsruher Wirtschaftsoberschule
1943 Einberufung zum Kriegsdienst
1945–1953 Als Oberregierungsrat zuständig für das Berufs- und Fachschulwesen in Nordbaden
1946–1981 Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins in Karlsruhe
1947–1953 Mitglied im Gemeinderat Karlsruhe-CDU
1950–1956 MdL Württemberg-Baden, Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung und des Landtages von Baden-Württemberg
1952 Kreisvorsitzender der CDU-Karlsruhe
1953–1956 stellvertr. CDU-Landtagsfraktionsvorsitzender
1953–1960 Staatsrat
1953–1961 MdB. 1961 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
1962–1981 1.Vorsitzender des Landesverbandes badischer Haus- und Grundbesitzer
1962–1968 Präsident des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg
1974–1981 Vizepräsident des internationalen Verbandes der Haus- und Grundeigentümer in Paris
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1929 (Achern) Erna, geb. Geck (1904–1982)
Eltern: Vater: Albert (1861–1918), Revisor
Mutter: Sophie, geb. Rudolph (1865–1941)
Geschwister: Ludwig (1891–1978)
Kinder: Helga (geboren 1935)
GND-ID: GND/117295493

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 467-469

Seine Schulzeit verbrachte Werber in seiner Geburtsstadt Karlsruhe. Nach dem frühen Tod seines Vaters, der lange Jahre als Revisor im Dienste des Prinzen Wilhelm von Baden (1829–1897) tätig war, übernahm das großherzogliche Haus die Kosten für die weitere Ausbildung Werbers. Dies mag die enge Bindung Werbers. und sein Eintreten für die Wiederherstellung Badens bis 1952 erklären.
Nach dem Abitur 1921 studierte Werber drei Jahre lang Geschichte in Freiburg und anschließend an der Handelshochschule Mannheim Volks- und Betriebswirtschaft. Auf das I. Staatsexamen für das Lehramt an Handelsschulen 1924 folgten noch im gleichen Jahr die Prüfung zum Diplomkaufmann und drei Jahre später das II. Staatsexamen für das höhere Lehramt an Handelsschulen. In den nachfolgenden 15 Jahren hat Werber an Handelslehranstalten und Wirtschaftsoberschulen in Mannheim, Pforzheim und Karlsruhe unterrichtet, bevor er 1943 zum Kriegsdienst einberufen wurde. Die ersten Jahre nach dem II. Weltkrieg war er dann als Referent bei der Landesbezirksdirektion Baden für den Wiederaufbau des Handels- und Gewerbeschulwesens sowie der Höheren Technischen Lehranstalten in Nordbaden verantwortlich.
Den Ausgangspunkt für das politische Engagement Werbers bildete 1926 sein Beitritt zur Bad. Zentrumspartei; da er sich auch nach 1933 als NS-Gegner zu erkennen gab, musste er während der Diktatur berufliche Nachteile hinnehmen. Immerhin war es ihm möglich, Kontakt mit seinen alten Parteifreunden zu halten, so beispielsweise mit dem vormaligen Karlsruher Stadtverordneten Karl Ramstein (1906–1971). Ramstein wiederum stellte eine Verbindung zwischen Werber und dem Karlsruher Widerstandskreis um Rechtsanwalt Reinhold Frank her, der in Verbindung stand mit Karl Goerdeler (1884–1945), Joseph Ersing und Eugen Bolz (1881–1945). Im Falle eines erfolgreichen Attentats auf Hitler war Frank als politischer Unterbeauftragter für den V. Wehrkreis vorgesehen und sollte die Einsetzung einer neuen badischen Landesregierung vorbereiten. Werber hat Frank u.a. dadurch unterstützt, dass er durch seine Tätigkeit im Verwaltungsdienst des Heeres auf dessen Freistellung hinwirken konnte. Dies war besonders wichtig, da die Karlsruher Widerstandsgruppe bei einer Einberufung Franks ihre Schlüsselfigur verloren hätte. Werber war nach einem erfolgreichen Umsturz als badischer Finanzminister vorgesehen. Während Frank noch am Abend des 20. Juli 1944 verhaftet und zum Blutzeugen des christlich motivierten Widerstandes in Baden wurde, gelang es der Gestapo nur teilweise, die Mitglieder des Karlsruher Widerstandskreises ausfindig zu machen; auch Werbers Tätigkeit im Widerstand wurde nicht aufgedeckt.
Der Widerstandskreis um Reinhold Frank bildete nach dem Ende des II. Weltkrieges die Keimzelle für die nordbadische CDU. Bereits während der kurzen Besetzung Karlsruhes durch die Franzosen wurden in der Wohnung Franz Sprauers (1899–1987) erste Erörterungen über die Gründung einer überkonfessionellen christlichen Volkspartei geführt, bevor es am 15.August 1945 zur Gründung der CDP, Christlich-Demokratische Partei in Karlsruhe, kam. Die Wahlen des örtlichen Parteivorstandes, in den auch Werber gewählt wurde, fanden am 4.September 1945 statt; fast gleichzeitig wurde das Programm der CDP veröffentlicht, in dessen Mittelpunkt neben einer sehr starken sozialen Komponente das Bekenntnis zur Zusammenarbeit evangelischer und katholischer Christen stand „nach der gemeinsamen Bedrängnis des christlichen Glaubens unter dem glaubensfeindlichen Druck der letzten zwölf Jahre“ (Flugblatt „Warum christlich-demokratische Partei?“, 1945, zit. nach Hepp, 1978, S. 116).
Die neu gegründete Partei breitete sich innerhalb weniger Monate im Kraichgau und in der alten Markgrafschaft aus. Sie wurde durch Franz Sprauer, Fridolin Heurich, Adolf Kühn, Wilhelm Baur (1895–1973) und Werber geprägt. Letzterer konnte 1950 für die CDU das Karlsruher Landtagsmandat erringen und war seit 1952 Vorsitzender des Karlsruher CDU-Kreisverbandes.
Zum zentralen Konfliktthema entwickelte sich auch in der nordbadischen CDU seit Sommer 1948 die Auseinandersetzung um die Gründung des Südweststaates: Auf Veranlassung von Generalsekretär Anton Schwan hatte sich der CDU-Parteitag vom 12./13. Juni 1948 in Bretten zunächst für die Wiedervereinigung Badens im Rahmen eines südwestdeutschen Bundesstaates ausgesprochen. Jedoch entfernte sich die nordbadische CDU allmählich von diesem Beschluss und erklärte schließlich auf dem Parteitag vom 9. Juli 1950 in Mosbach ihre Neutralität in der Südweststaatsfrage. Verantwortlich für diese Entwicklung war die in der Parteispitze überaus starke Karlsruher Gruppe. Bereits im September 1949 hatten die Karlsruher die Durchführung einer Volksabstimmung über die territoriale Neugliederung Südwestdeutschlands gefordert, bei der dem Wähler die Alternativfrage „Südweststaat oder alte Länder“ gestellt und die Auszählung getrennt nach den alten Ländern Baden und Württemberg erfolgen sollte. Dieser Vorschlag unterstützte im Effekt die vom südbadischen Staatspräsidenten Leo Wohleb angestrebte Wiederherstellung Badens und wurde auf einer Vorstandssitzung der nordbadischen CDU am 30. September 1950 und schließlich auf dem Mannheimer Parteitag im April 1951 angenommen, was die formal noch immer aufrechterhaltene Neutralität in der Südweststaatsfrage praktisch gegenstandslos machte. Werber gehörte zu diesem Zeitpunkt zusammen mit Adolf Kühn innerhalb der Karlsruher und der nordbadischen CDU zu den konsequentesten Vorkämpfern für die Wiederherstellung Badens. Er übernahm auch den Vorsitz der am 29. November 1949 in Karlsruhe gegründeten „Arbeitsgemeinschaft der Badener“. In den beiden nächsten Jahren ist Werber in einer Vielzahl von Veranstaltungen aufgetreten, in denen unter dem Motto „Wir bleiben Baden treu!“ (BNN, 28.11.1951) der Kampf gegen die Südweststaatsgründung geführt wurde. In seinen Veranstaltungen beschwor Werber regelmäßig die badische Staatstradition und erklärte, „ein Staat lebe aus der Kraft des Herzens und des Schicksals. Ein Staat brauche eine Fahne, ein Symbol und einen Namen. Der Südweststaat aber wäre ein Staat ohne Klang und Namen“, ihm werde auch in Zukunft „das gemeinsame staatenbildende Erlebnis“ fehlen (BNN, 28.11. 1951). Nachdem Werber bereits 1949 als Referent in der Landesbezirksdirektion für Kultus und Unterricht auf die vermeintliche finanzielle Benachteiligung des nordbadischen Landesteils hingewiesen hatte, wurde in den Veranstaltungen der „Arbeitsgemeinschaft der Badener“ immer wieder auf die von Württemberg für Baden ausgehende Gefahr hingewiesen: Württemberg wolle durch die Vereinigung nichts weiter als „den badischen Markt für sich erobern“ (BNN, 28.11.1951).
Auf die Niederlage der Altbadener in der Volksabstimmung vom 9. Dezember 1951 reagierte Werber zunächst mit Verbitterung, besonders gegenüber Kräften in der CDU, die sich für den Südweststaat ausgesprochen hatten. Noch am 29. Dezember 1951 forderte er in der „Stuttgarter Zeitung“ die „Säuberung“ der nordbadischen CDU von Südweststaatsanhängern.
Gleichwohl sollte es bei Werber innerhalb von nicht einmal zwei Jahren zu einem radikalen Umdenkungsprozess dem neu gegründeten Bundesland gegenüber kommen: Bei der Einbeziehung der CDU in die Regierungsverantwortung und der Wahl von Gebhard Müller zum Ministerpräsidenten im Oktober 1953 erfolgte gemäß § 45 Abs. 2 der Landesverfassung die Wahl Werbers. zum Staatsrat. Damit gehörte er als ehrenamtlich tätiger Minister ohne Geschäftsbereich der Landesregierung an, wobei ihm die Aufgabe zukam, „in positiver Mitarbeit für das neue Land das beste für die Heimat, den Landesteil Baden, zu tun“ (BNN, 31.5.1961).
Werber bemühte sich fortan um die Integration Badens in den von ihm noch zwei Jahre zuvor heftig bekämpften Südweststaat. Da er aber noch auf dem gesamtbadischen Offenburger Parteitag der CDU im September 1953 erklärt hatte, er lehne als überzeugter Altbadener den Eintritt in eine Regierung des Südweststaats grundsätzlich ab, galt er deswegen vielen seiner vormaligen Mitkämpfer als „Verräter“. Er wurde aus dem „Heimatbund Badnerland“ ausgeschlossen, ja der Heimatbund machte bei den Bundestagswahlen 1957 massiv Stimmung gegen sein Gründungsmitglied, als Werber sein vier Jahre zuvor in Karlsruhe gewonnenes Mandat verteidigen musste. Als Ergebnis auch dieser Vorgänge stand die tiefe Entfremdung zwischen der nordbadischen CDU und dem Heimatbund und hieraus resultierend die Abspaltung der kurzlebigen „Badischen Volkspartei“ unter Robert Albiez.
Während Werber bereits 1956 auf eine weitere Kandidatur für den Landtag verzichtete, gehörte er auch nach dem Wechsel von Ministerpräsident Gebhard Müller zu Kurt Georg Kiesinger für weitere knapp anderthalb Jahre als Staatsrat der Landesregierung an.
Werber war von 1947 bis 1953 Karlsruher Stadtrat. In der Karlsruher Kommunalpolitik ist er für den Bau des Tulla-Bads, das Tierheim Karlsruhe und als Vorsitzender des örtlichen Haus- und Grundbesitzervereins seit 1946 für dessen Interessen eingetreten. Als Bundestagsabgeordneter von 1953 bis 1961 setzte sich Werber besonders für südwestdeutsche Belange ein, nachdrücklich für die Schiffbarmachung des Hochrheins. Er erwarb sich den Ruf einer kompromissbereiten und versöhnlich gestimmten Persönlichkeit, die stets harmonische Gemeinschaftlichkeit suchte und polarisierende Auseinandersetzungen mied. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde er 1960 bei einer der ersten parlamentarischen Vorlagen der heftig umstrittenen Notstandsgesetze als Berichterstatter ausgewählt.
Nach dem Ende seiner Tätigkeit als Staatsrat 1960 und im Jahr darauf auch als Bundestagsabgeordneter wurde Werber an die Spitze des Statistischen Landesamtes berufen, das er bis zu seiner Pensionierung 1967 leitete. Zudem hat sich Werber weiter seiner Tätigkeit im Haus- und Grundbesitzerverein gewidmet. 1962 wurde er Vorsitzender des Landesverbandes badischer Haus- und Grundeigentümer, 1965 in den Vorstand des Bundesverbandes der Haus- und Grundeigentümer und 1974 zum Vizepräsidenten des Internationalen Verbandes der Haus- und Grundeigentümer in Paris gewählt.
Werber starb wenige Monate vor Vollendung seines 80. Lebensjahrs. Bei der Beisetzung würdigte der Karlsruher Oberbürgermeister Otto Dullenkopf (1920–2007) Werber als „einen glühenden Verfechter des Heimatgedankens“, der aber, „nachdem die Bevölkerung eine demokratische Entscheidung zugunsten des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg getroffen habe, […] sofort zur Versöhnung und Mitarbeit im neuen Staat bereit gewesen“ sei (BNN, 13.1.1981).
Quellen: ACDP, St. Augustin, Nachlasssplitter; Stenogr. Berichte über die Verhandlungen des dt. Bundestages, 1953–1961.
Werke: Die Auffassung der französischen Aufklärungsschriftsteller über die englische Wirtschaft des 17. und 18. Jahrhunderts, Diss. phil. Freiburg 1923; Von Staatsräten und Ministern in Baden, in: Der Bürger im Staat 5, 1955, Heft 2.
Nachweis: Bildnachweise: Süddt. Haus- u. Wohnwirtschaft 33, 1981 (vgl. Literatur).

Literatur: BNN vom 4.9.1953, vom 31.5.1961, vom 31.5.1966, vom 31.5.1976 u. vom 8.1.1981; Süddt. Haus- u. Wohnwirtschaft 33, 1981, H. 2; Hans Georg Wieck, Christliche u. freie Demokraten in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden u. Württemberg 1945–1946, 1958, 130-134; Eberhard Konstanzer, Die Entstehung des Landes B-W, 1978; Gerd Hepp, Die CDU im Landesbezirk Nordbaden, in: Paul-Ludwig Weinacht (Hg.), Die CDU in B-W u. ihre Geschichte, 1978, 113-135; ders., Die Bad. CDU in Nordbaden, ebd., 1978, 212-223; Paul Feuchte, Verfassungsgeschichte von B-W, 1983, bes. 178; Carola Bury, Der Volksentscheid in Baden, 1985; Michael Kißener, Für das Recht. Die Karlsruher Widerstandsgruppe um Reinhold Frank, in: Rudolf Lill/Michael Kißener (Hgg.), 20. Juli 1944 in Baden u. Württemberg, 1959.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)