Stromeyer, Helene Marie 

Geburtsdatum/-ort: 26.08.1834; Hannover
Sterbedatum/-ort: 13.03.1924;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Malerin
Kurzbiografie: Schulzeit in Hannover
Unterricht bei Rudolf Jordan (1810–1887) in Düsseldorf
um 1880 Bad. Kunstschule Karlsruhe bei Hans Fredrik Gude (1825–1903) u. Gustav Schönleber (➝ II 251); Atelierraum im
Privathaushalt von Gustav Schönleber
1892–1900 Karlsruher Malerinnenschule, Mitglied des Karlsruher Künstlerbundes
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Georg Friedrich Louis (1804–1876), Prof. Dr., Chirurg, Generalstabsarzt
Mutter: Louise, geb. Bartels (1807–1890), Tochter des Bürgermeisters von Hamburg.
Geschwister: 2; Anna (1832–1870), verh. mit Johann Friedrich August von Esmarch (1823–1908), Prof. Dr. med., Chirurg, Medizinalrat, Kiel, u. Ottilie (1836–1856)
Kinder: keine
GND-ID: GND/117345989

Biografie: Clemens Ottnad (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 392-394

Aufgewachsen in einer wohlhabenden Medizinerfamilie in Hannover und durch eine umfängliche Erbschaft von Seiten der Eltern auch in späteren Jahren finanziell unabhängig konnte sich Stromeyer zeitlebens ausschließlich bildnerischem Arbeiten widmen. Nachdem sie bereits im Elternhaus Kontakte mit verschiedenen Künstlern geknüpft hatte, erhielt Stromeyer Privatunterricht bei dem in Düsseldorf arbeitenden Rudolf Jordan, der mit Genreszenen norddeutschen Fischerlebens und dort verankerten maritimen Landschaftsdarstellungen seit Mitte des 19. Jh.s als der „Maler von Helgoland“ bekannt wurde. Nach seinem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf (1833–1840) hatte sich Jordan dort 1848 mit einem eigenen Atelier etabliert und engagierte sich im selben Jahr auch als Gründungsmitglied des legendären „Künstlervereins Malkasten“. Nach einer frühen, nazarenisch geprägten Phase im Umkreis von Peter Cornelius (1783–1867) und Wilhelm von Schadow (1788–1862), die sich vornehmlich der Historienmalerei gewidmet hatte, entstand mit der jüngeren Generation der Düsseldorfer Malerschule ein stilistisch international einflussreiches Zentrum für Genre-, Stilleben- und Landschaftsmalerei, das zahlreiche Kunststudenten und Künstler aus ganz Europa anzog.
Besonders Blumenstilleben und sentimentalistisch-symbolhaft aufgeladene Landschaftsdarstellungen bestimmen auch Stromeyers frühe Arbeiten seit den 1860er Jahren. An der niederländischen Stillebenkunst des 17. und 18. Jh.s geschult entwickelte sie häufig altmeisterlich wirkende Wildblumen- und Gartenarrangements, die in der Verbindung etwa mit verwitterten Grabkreuzen, Brunnenarchitekturen und Amphoren die traditionell überlieferte vanitas-Metaphorik noch verstärkten. Seit den 1880er Jahren wurden Reproduktionen dieser Naturstücke mehrfach in den einschlägig bekannten Gesellschafts- und Kulturzeitschriften, in „Die Gartenlaube“ (1853–1944) und „Jugend“ (1896–1940), publiziert. Der Name Stromeyers erreichte damit allgemeine Verbreitung.
In der Zeit um 1880 nach Karlsruhe übergesiedelt stand Stromeyer dort ebenfalls unter dem Einfluss von klassischen Vorbildern geschulter „Landschafter“ wie Hans Fredrik Gude und Gustav Schönleber. Selbst u. a. von 1842 bis 1844 an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet wurde der norwegische Landschafts- und Marinemaler Gude 1854 zum Nachfolger von Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) als Professor für Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Hochschule und in dessen Nachfolge zehn Jahre danach 1864 Direktor der Großherzoglich Bad. Kunstschule Karlsruhe berufen, der späteren Kunstakademie. Dieses Amt hatte Gude bis 1870 inne und übernahm dann von 1874 bis 1880 auch hier die Malklasse für Landschaftsmalerei.
In dieser Funktion folgte ihm Gustav Schönleber nach, welcher Helene Stromeyer sogar einen Arbeitsbereich in seiner Karlsruher Privatvilla zur Verfügung stellte. Den seinerzeit fortschrittlichen Traditionen der Münchner Malerschule um Adolf Heinrich Lier (1826– 1882) und weiterer dort tätiger Landschaftsmaler folgend prägte Schönlebers „Pleinairismus“, seine Orientierung an den Prinzipien der Freilichtmalerei, auch Stromeyers bildnerische Positionen. So entstanden in dieser Werkphase besonders Darstellungen süddeutscher Naturlandschaften, des Bodensees, auch oberbayerischer Seenlandschaft. Ihren männlichen Leitfiguren gleich hing die Künstlerin malerischen Auffassungen an, die letztlich eine deutsche Sonderform des Impressionismus vorstellen. Dessen Weiterentwicklung exakt geschilderter Naturbeobachtungen und fein differenzierter Lichtführung blieb nachhaltig sichtbar den französischem Realisten der 2. Hälfte des 19. Jh.s geschuldet.
Das große berufliche Prestige als Mediziner sowohl des Vaters wie ihres Schwagers Friedrich von Esmarch, der nach dem Tod der Schwester Anna in zweiter Ehe 1872 Henriette Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg geheiratet hatte, verschaffte der Künstlerin Zugang und Protektion des preußisch-deutschen Kaiserhauses. Förderung, Bildankäufe und Portraitaufträge des bad. großherzoglichen Paares, Friedrichs I. (1826–1907) und besonders seiner Gattin Luise von Preussen (➝ II 12), ließen nicht auf sich warten. Mit dieser Unterstützung versehen sowie dank etlicher Veröffentlichungen großer Illustrierter konnte Stromeyer ab 1900 regelmäßig bedeutende Gruppenausstellungen mit ihren Werken beschicken und wurde zu Beginn der 1920er Jahre neben Künstlerinnen wie Anna Peters (1843–1926) und Jenny Fikentscher (➝ III 85) zu den wichtigsten Stillebenmalerinnen der Epoche gezählt.
Quellen: GLA Karlsruhe Abt. 56, Nr. 1530; Staatl. Kunsthalle Karlsruhe.
Werke: Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen, Donaueschingen; Kurpfälzisches Museum Heidelberg; Staatl. Kunsthalle Karlsruhe.
Nachweis: Bildnachweise: nicht ermittelt.

Literatur: Bibliographie in: ThB 32, 1938, 204 f. – Auswahl: Louis Stromeyer, Erinnerungen eines dt. Arztes, Bd. 2, 1875, 370; Zs. für bildende Kunst, Kunst-Chronik vom 13. 5. 1880, 497, vom 24. 3. 1881, 394, vom 23. 2. 1882, 307, vom 29. 6. 1882, 597, vom 10. 8. 1882, 654, vom 30. 11. 1883, 109, u. vom 17. 4. 1884, 447; Dresslers Kunstjahrbuch 1913, 898; Jugend – Münchner Illustrierte Wochenschrift für Kunst u. Leben 1913/I, 777; Josef August Beringer, Bad. Malerei 1770–1920, 1922, 94; Karlsruher Tagblatt vom 19. 3. 1924; Lita zu Putlitz, Aus dem Bildersaal meines Lebens 1862–1931, 1931, 164; Friedrich von Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh.s II, 1941, 855; AKat. Bad. Kunstverein Karlsruhe, Kunst in Karlsruhe 1900–1950, 1981, 161, 184; Weltkunst Jg. 54, Nr. 7, 1984, 916; Gerlinde Brandenburger-Eisele, Malerinnen in Karlsruhe 1715–1918, in: Karlsruher Frauen 1715–1945, Veröffentlichungen des Karlsruher StadtA Bd. 15, 1992, 260 f.; AKat. Städt. Galerie im Prinz Max Palais Karlsruhe, Frauen im Aufbruch?, Künstlerinnen im dt. Südwesten 1800–1945, 1995, 431 f.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)