Gampp, Josua Leander 

Geburtsdatum/-ort: 26.08.1889;  Buch bei Waldshut
Sterbedatum/-ort: 08.12.1969;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Graphiker, Maler
Kurzbiografie: Volksschule Buch, Rotteck-Gymnasium Freiburg i. Br., Lehrerseminar Freiburg i. Br.
Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Lehrer: Walter Georgi, Förderer Hans Thoma
1913 Fortsetzung des Studiums in Berlin bei Emil Rudolf Weiß
1915 Kriegsteilnehmer
1919-1933 Wohnsitz in Hamburg-Bergedorf
1934-1954 Prof. für Holzschnitt, Illustration und Schrift an der Landeskunstschule Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1920 Anna Erika, geb. Rautenberg
Eltern: Vater: Josua Leander Gampp
Mutter: Luise, geb. Leber
Geschwister: 2
Kinder: 2 Söhne
1 Tochter
GND-ID: GND/118537458

Biografie: Ludwig Rumpelhardt (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 94-96

Gampp, der einer seit Generationen in der Waldshuter Gegend seßhaft gewesenen Familie entstammte, verbrachte Kindheit und erste Schuljahre in dieser ländlichen Umgebung. Nach der Übersiedlung seiner Eltern nach Freiburg besuchte er dort das Rotteck-Realgymnasium, um danach – wie sein Großvater - Lehrer zu werden. Am Lehrerseminar in Freiburg hatte er das Studium bereits begonnen, da wurde ihm durch Hans Thoma, der an Gampps künstlerischen Arbeiten Gefallen fand, der Zugang zur Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe eröffnet. Er studierte bei Professor Walter Georgi und gewann daneben die freundschaftliche Bindung zu Hans Thoma, für den jungen Künstler eine menschlich wie künstlerisch entscheidende Bereicherung.
Bei E. R. Weiß in Berlin, nach Gampps Überzeugung damals „der bedeutendste, begabteste und vielseitigste deutsche Buchkünstler“, setzte er 1913 sein Studium fort. Vermutlich entdeckte er dort seine wahre Liebe zum Holzschnitt, der idealen Illustrationstechnik des Buchdruckes. 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen.
Nach Kriegsende nahm Gampp seinen Wohnsitz in Hamburg-Bergedorf, und hier, wo er auch heiratete, begann die Zeit seiner freien künstlerischen Tätigkeit und eigenständigen Entfaltung. Als Professor Ernst Württenberger altershalber pensioniert worden war, wurde Gampp auch auf dessen Empfehlung sein Nachfolger und übernahm die „Meisterklasse für Holzschnitt, Illustration, Buchgestaltung und Schrift“ an der Akademie in Karlsruhe, die er bis zu seiner Pensionierung 1954 führte. Denken wir an den Künstler Gampp, so ist dies der Holzschneider Gampp. Am Anfang seiner freischaffenden künstlerischen Tätigkeit standen Federzeichnungen, wie die Illustrationen zu Eichendorff, Storm, Möricke und Keller. In seinem Atelier in der Kunstakademie in Karlsruhe hingen einige seiner Ölbilder, kleinformatige Landschaften, die sich durch eine differenzierte Farbigkeit auszeichneten.
In den zwanziger Jahren wurde der Holzschnitt zu Gampps eigentlichem künstlerischen Ausdrucksmittel, dominierend in seinem gesamten Schaffen. Er war die seinem Wesen adäquate künstlerische Ausdrucksweise, sie spiegelt sich in seinen Blättern wider: streng und herb, dabei harmonisch und ausgewogen. Jeder Holzschneider liebt das Material, mit dem er umgeht, das Holz. Für Gampp war es stets ein Ereignis, eine Arbeit zu beginnen auf der „unberührten glatt polierten Platte in ihrer schönen verschiedenartigen Maserung, die mir im Gegensatz zur harten kalten Kupferplatte und zum Lithographenstein warm und lebendig erscheint. Ein solches Stück Holz trägt sinnbildlich für mich den unabänderlichen Kreislauf der Natur in sich: Werden – Sein – Vergehen.“ Gampps Arbeitsweise spiegelt sich in seinen Reflektionen über den Produktionsprozeß. Bevor die erste Skizze entstand, hatte er sich geistig eingehend mit dem zu gestaltenden Thema auseinandergesetzt. Dieser erste Entwurf, vielleicht noch sehr differenziert, wurde übersetzt in die herbe, einfache Form des Holzschnittes, in die klare „unverrückbare“ Linie voller Kraft und Dynamik. Aus der nicht geringen Vorarbeit mußte erst der Gedanke, die Idee hervortreten und danach die rechte Ausdrucksform gefunden werden. Dann war es für Gampp „bis zur eindeutig einfachsten und stärksten Lösung noch ein weiter Weg, denn erst Holz und Messer geben den rechten Klang“.
Gampp hat seine Entwürfe nicht Schwarz-Weiß durchgearbeitet, wie sie schließlich im Druck erscheinen sollten, er begnügte sich mit einer linearen Vorzeichnung. Erst beim Schneiden selbst erfolgte die graphische Durchgliederung, die aus den Gegensätzen von hellen und dunklen Flächen, kräftigen und zarten Konturen und reich differenzierten Schraffuren und Strukturen lebt. Die letzten formalen Entscheidungen wurden erst im Umgang mit Werkzeug und Material getroffen. Nach Gampps Auffassung ist der Holzschnitt die ehrlichste künstlerische Technik im eindeutigen Gegensatz von Schwarz und Weiß.
Gampp war ein Meister des Holzschnittes. Seine Schnitte sind so ausgewogen, technisch vollendet und wirken doch schlicht und einfach – darin liegt ihre Größe. Bewundernswert ist das Ineinandergreifen von Bild und Schrift in seinen Blättern. Es gibt wohl kaum einen Holzschneider, bei dem beide eine so vollkommene Einheit und Bindung eingehen, wie bei ihm. Gampp war nicht nur Künstler, er war auch Pädagoge, was ihm als Akademielehrer zugute kam. Durch sein angeborenes – wohl ererbtes – Lehrgeschick, verstand er es, mit wenigen Worten seine Schüler zu motivieren und durch sachliche, aber wohlwollende und aufbauende Kritik immer mehr aus ihnen herauszuholen. Dadurch bewirkte er, daß manche Arbeit von seinen Schülern – unaufgefordert – ein zweites Mal in Angriff genommen wurde. Auch verstand er es, die persönliche Eigenart eines jeden Schülers zu achten und individuell zu fördern. Da sich nicht viele Akademiestudenten dem Holzschnitt verschrieben, war der Schülerkreis überschaubar. Dadurch erwuchs über das Lehrer-Schülerverhältnis hinaus eine mehr freundschaftliche, ja familiäre Atmosphäre, eine Verbindung, die bei vielen seiner Schüler bis zu seinem Tode erhalten blieb.
Die Thematik seiner zahlreichen Holzschnitte ist eng und weit zugleich. Der Jahresablauf der Natur klingt vor allem in den vielen Kalenderblättern an. Daneben spielt der Jahresfestkreis eine bedeutende Rolle. Auch für Familienfeste suchte er mit einem entsprechenden Holzschnitt Freude zu bereiten.
Weit ist der Themenkreis, wenn man sieht, wie vielfältig und tiefgründig dieser immer wieder neu nachempfunden und gestaltet wurde. Staunend erlebte Gampp das Walten Gottes in der Natur – auch in der bescheidensten Blume, und ehrfürchtig bemühte er sich in der kraftvollen Sprache seines Holzschnittes, die Menschen auf dieses Wunder hinzuweisen und sie daran teilhaben zu lassen. Seine Blätter zwingen den aufgeschlossenen Betrachter zu tiefer Beschaulichkeit; sie vermitteln Trost und Freude gerade in Jahren größter Not, wie sie die politischen Ereignisse mit sich brachten. Ein besinnliches, tröstendes Wort übersetzte er in seine Bildsprache, die nicht Illustration des Wortes sein wollte, sondern dieses symbolhaft steigerte. Beide verschmolzen zu einer höheren geistigen Einheit. Gampp, bis in die letzten Tage seines Lebens künstlerisch tätig, war eine starke, in sich gefestigte Persönlichkeit und blieb seiner inneren Haltung und künstlerischen Überzeugung immer treu.
Werke: Buchillustrationen (Auswahl) von: Klein Irmchen, ein Kinderbilderbuch von Christian Morgenstern, Berlin 1921; Ernst Lissauer, Kinderland, Stuttgart/Berlin 1923; Oschilewski, Deutsches Sprichwörterbuch, Jena 1924; Lebensborn-Kalender, Dresden 1929; Blumenbuch, Hamburg 1929; Gesangbuch für die Provinz Sachsen und Anhalt, Halle 1931; Voigt-Dietrich, Sonnenbrot, Leipzig 1936; Kalender „Kleine Jahresgabe“, Kassel 1940-1970; kleines Bilderbuch, Kassel 1941; Matthias Claudius, Der Wandsbecker Bote, Schloß Bleckede 1948. Veröffentlichungen: Der Holzschneider J. L. Gampp über sich und seine Arbeit, in: Das Innere Reich 3, 1936; Heft 1; Holzschnitte Bde. 1-6, Kassel und Basel 1952-1958; Leben und Werk, Schriftleitung Eugen Rombach, Waldshut Landkreis 1968, 60 S. m. Abb.
Nachweis: Bildnachweise: Foto in Privatbesitz Dr. C. Gampp, Karlsruhe, Rosenweg 51.

Literatur: N. N., J. L. Gampp, in: Z Deutsche Kunst und Dekoration 22. Jg., 1919, H. 5; Georg Haupt, J. L. Gampp, in: Zs. f. Bücherfreunde 38,1934,147-153; Fritz Wilkendorf, J. L. Gampp, in: Das Bild 1937, 82-84; Hildegard Heyne, J. L. Gampp, in: A für Buchgewerbe 75, 1938, 485-498; Adolf v. Grolman, J. L. Gampp, in: Baden 1, 1949, Ausg. 3, 49 f.; Vollmer 2, 1955, 195 f.; Gerhard Kreyenberg, J. L. Gampp, in: Österreich. Jb. für Exlibris und Gebrauchsgraphik 45, 1962/63, 35-42; Haye W. Hansen, Deutsche Holzschnittmeister des 20. Jh.s München 1971, bes. 159-166.
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