Schaefer, Hans 

Geburtsdatum/-ort: 13.08.1906; Düsseldorf
Sterbedatum/-ort: 23.11.2000;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Physiologe, Sozialmediziner
Kurzbiografie: 1916–1925 III. Besuch u. Abschluss des Realgymnasiums Velbert, Rheinland
1925 V.–1930 V. Studium d. Medizin an den Univ. München, SS 1925, WS 1925/26 u. WS 1927/28, SS 1928, Bonn, SS 1926, WS 1926/27 u. SS 1929, WS 1929/30, Königsberg, SS 1927 u. Düsseldorf, WS 1928/29
1931 VII. 1 Promotion zum Dr. med. an d. Univ. Bonn bei Ulrich Ebbecke: „Über rhythmische optische Erscheinungen u. ihre individuellen Eigentümlichkeiten“
1931–1939 Assistent am Physiologischen Institut d. Univ. Bonn
1933 V. Eintritt in die NSDAP, Nr. 3144220
1933 XII. Habilitation: „Untersuchungen über Nervenaktionsstrom“; 1935 Antrittsvorlesung: „Die Wahrnehmung von Raum u. Zeit“
1939 SS Stellvertretender Professor für Physiologie an d. Univ. Gießen
1940 I.–1950 XI. 1 Vorstand d. Abteilung für Pathologie u. Therapie des Kerckhoff-Instituts in Bad Nauheim
1942 I.–1951 IV. Direktor des Kerckhoff-Instituts
1942 VII. u. XII. Verhandlungen vor NS-Parteigerichten, Urteil: Verwarnung
1946 V.–1948 VIII. Entnazifizierungsverfahren, Entlassung am 13. Mai 1946, 1. Urteil am 21. Apr. 1947: „Mitläufer“, Urteil d. Berufungskammer am 30.Aug. 1948: „Entlasteter“
1949 XI. o. Professor für Physiologie an d. Akademie für Medizinische Forschung u. Fortbildung in Gießen, die an Stelle d. Medizin. Fakultät getreten war
1950 XII.–1974 IX. o. Professor d. Physiologie u. Direktor des Physiolog. Instituts, ab 1967 1. Physiolog. Institut, d. Univ. Heidelberg bis Emeritierung im Okt. 1974
1954 VIII.–1955 VIII. Dekan d. Medizin. Fakultät
1963 IV. nach deren Gründung Präsident d. „Dt. Gesellschaft für Sozialmedizin“, heute: für Sozialmedizin u. Prävention
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrungen (Auswahl): Mitglied d. Heidelberger Akademie d. Wissenschaften (1954), New York Academy of Sciences (1956), Akademie d. Naturwissenschaften Leopoldina, Halle (1957), Ehrenmitgl. d. Dt. Gesellschaft für Sozialmedizin (1974) u. d. Dt. Physiologischen Gesellschaft (1975); Großes Bundesverdienstkreuz u. Dr. med. h.c. d. Univ. Mainz (1975).
Verheiratet: 1931 Maria Henriette (Mariette), geb. Ditgens (1904–1993), Klavierlehrerin
Eltern: Vater: Mathias (1877–1939), Katasterdirektor
Mutter: Clara, geb. Busch (1880–1964), Lehrerin
Geschwister: keine
Kinder: 3;
Annette, verh. Himmelsbach (geboren 1937),
Wolfgang (geboren 1939),
Anselm (geboren 1940)
GND-ID: GND/118606174

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 339-343

Schaefers Wirken hat die Gesundheitspolitik und den Wandel des Medizinstudiums in der jungen Bundesrepublik mit geprägt. Er trug auch zur medizinischen Aufklärung breiter Bevölkerungsschichten bei und wirkte so weit über die 1970er-Jahre hinaus.
Schaefer war das einzige Kind der Familie eines Katasterdirektors. Dienstlich bedingt wurde der Vater mehrmals versetzt, bis die Familie sich endlich in Velbert niederließ. Entsprechend verlief auch die Schulbildung Schaefers: bis zum bis 8. Lebensjahr besuchte er die Volksschule in Monschau, dann ein Jahr in Ürdingen, wo er ins Realprogymnasium wechselte, und ab 1916 das Realgymnasium Velbert, das er Ostern 1925 abschloss. Als wichtigsten Lehrer, der seinen Schülern „die moralischen Gesetze, […] die Weite der Welt“ eröffnete (Schaefer, 1986,18), nannte Schaefer Dr. Nikolaus Ehlen (1886–1965), der auch seine katholische Grundüberzeugung prägte. Am Ende seiner Schulzeit wollte Schaefer sich der Literatur widmen, aber seine Mutter riet ihm, Mediziner zu werden.
Von den Hochschulen, an denen er studierte, war Bonn die für ihn wichtigste. Dort legte er seine Vorprüfung und die Hauptprüfung ab und promovierte auch. Sein Doktorvater, der Physiologe Ulrich Ebbecke (1883–1960), war ein Meister der Sinnesphysiologie. Nach dessen Urteil zeichnete sich Schaefers mit „sehr gut“ bewertete Dissertation „sowohl durch experimentellen Fleiß wie durch physiologisches Verständnis“ aus (UA Bonn, MF-Prom I Nr. 69).
Die Wahl zwischen klinischer und wissenschaftlicher Laufbahn entschieden finanzielle Gründe: Schaefer fand nur eine bezahlte Stelle, bei Ebbecke im Forschungsbereich; er wollte heiraten, musste sich zuvor absichern. Er erwies sich rasch als selbständiger Arbeiter und erschloss sich ein eigenes Forschungsgebiet, die Elektrophysiologie. Hilfe war ihm der Kontakt zum Physiker und Privatdozenten Wilhelm Schmitz (1899–1973); beide konnten einen bedeutenden methodischen Fortschritt erreichen, die Messung von elektrischen Biosignalen mit dem Kathodenoszillographen, wodurch Beobachtungen und Messungen von Impulsen bei schnellen Lebensprozessen praktisch ohne jede Trägheit möglich wurden. Dank dieser Messungen konnte Schaefer seine Habilitationsschrift bereits 1933 vorlegen. 1937 machte er mit seinem Schüler Herbert Göpfert (1909–1991), der auch eine physikalische Ausbildung hatte, die „wichtigste Entdeckung seines Lebens“, wie er 1986 schrieb (S. 75), das sogenannte Endplattenpotential beim Übergang vom Nerv zum Muskel, eine Pionierleistung der Physiologie.
Bald fasste Schaefer den Stand der sich rasch entwickelnden Elektrophysiologie in einer zweibändigen Monographie zusammen, deren 1940 erschienener erster Band, die „Allgemeine Elektrophysiologie“ ihm viel Anerkennung einbrachte, verzögert auch international; denn damals war die Wissenschaft Deutschlands isoliert. Erst in den 1950er-Jahren kam Schaefer zu weltweitem Ansehen. Im Mai 1933 war Schaefer der NSDAP beigetreten. Der sieben Jahre ältere Schmitz hatte argumentiert, dass „man falsche Entscheidungen nur durch aktive Mitarbeit werde korrigieren können“ (Schaefer, 1986, 57). Dieser Schritt bereitete Schaefer später viele Sorgen, im „Dritten Reich“ wie nach dem Zusammenbruch. Bereits 1934, nach dem „Röhm-Putsch“ und der Ermordung katholischer Priester wurde ihm klar, dass dies „der grausame Irrtum“ war (Schaefer, 1986, 181). Auszutreten wäre aber zu gefährlich gewesen. Trotzdem erlaubte Schaefer sich kritische Anmerkungen, was mit Kriegsbeginn zu Denunziationen und dann zu Gerichtsverfahren führte.
Im April 1939 erhielt Schaefer das Angebot, im 1931 gegründeten und von der William G. Kerckhoff-Stiftung getragenen Kerckhoff-Herzforschungsinstitut in Bad Nauheim die experimentelle Abteilung zu übernehmen. Da ihm eine Berufung auf einen Lehrstuhl bereits unwahrscheinlich erschien, folgte er diesem Angebot. Der Schwerpunkt seiner Forschungen verlagerte sich damit auf Herz- und Kreislauffunktionen.
Während des II. Weltkrieges, konkret seit Frühjahr 1940, unternahm Schaefer wiederholt Anläufe beim Reichsforschungsamt, um seine neuen Projekte als „kriegswichtig“ darzustellen, was nach knapp zwei Jahren akzeptiert wurde. Projekte waren die U-Boot-Klimatisierung sowie die Ursachenfindung des Detonationstodes. Damit blieb Schaefer „UK“ gestellt.
Der stellvertretende Direktor des Kerckhoff-Instituts und gleichzeitig Ordinarius für Physiologie in Gießen, Eberhard Koch (1890–1965), sah in Schaefer den Konkurrenten und bekämpfte ihn. Er denunzierte Schaefer, der sich vor dem Gaugericht in Frankfurt, dann vor dem Parteigericht Hessen-Nassau verteidigen musste, ein „Alptraum“, wie er später schrieb (Schaefer, 1986, 110). Schaefer kam zwar mit einer Verwarnung davon, blieb aber unter Verdacht und musste weiter um seine Existenz kämpfen. So ersann er neue „kriegswichtige“ Themen und wurde im Juli 1944 beratender Physiologe beim Oberkommando der Kriegsmarine.
Nach dem Zusammenbruch war das Parteimitglied Schaefer vom Mai 1946 bis April 1947 ohne Arbeit. Danach konnte er seine Stelle als Institutsdirektor offiziell wieder antreten, auch wenn er immer im Institut gewohnt hatte und so in Kontakt blieb mit seinen Mitarbeitern. Im Februar 1948 wurde in der Nachfolge der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, MPG, gegründet. Der Direktor des Kerckhoff-Instituts Schaefer unterschrieb als einer der 49 Teilnehmer das Gründungsprotokoll. Zu dieser Zeit hatten ihn Rufe nach Gießen und Heidelberg erreicht.
Die Berufungsverhandlungen mit der Heidelberger Universität und dem Ministerium in Karlsruhe dauerten etwa ein Jahr. Man sah zunächst keine Möglichkeit, das veraltete und auch baufällige Physiologische Institut herzurichten. Es fehlten auch die Mittel für neue Einrichtung und Mitarbeiter. So lehnte Schaefer im März 1950 den Ruf ab, bis nach harten Auseinandersetzungen zwischen Fakultät und Ministerium Schaefers Bedingungen dann doch angenommen wurden. Schaefer arbeitete in Bad Nauheim, bis sein Nachfolger in Gießen und zugleich in Bad Nauheim im April 1951 zu arbeiten beginnen konnte; zeitweise pendelte er zwischen Heidelberg und Bad Nauheim.
Dann übersiedelte er samt Familie nach Heidelberg. Auch seine wichtigsten Mitarbeiter aus Bad Nauheim konnte er mitnehmen. Die erste Aufgabe des damals jüngsten Professors der Medizinischen Fakultät war die Institutserneuerung. Binnen zwei Jahren vermochte er dank staatlicher, auch mancher Zuschüsse der Forschungsgemeinschaft und der Industrie „aus einem alten Gebäude ein lebensfrisches modernes Institut herauszuzaubern“ (Schaefer, 1952, „Ein Gang“, S. 78).
Bei seinen Vorlesungen ging es Schaefer um die Zusammenhänge der Physiologie mit der gesamten Medizin, ja mit der menschlichen Existenz, weniger um die Erklärung von Lehrbuchwissen. Dazu dienten seine Exkurse in verschiedenste Bereiche, von sozialen Faktoren der Krankheiten bis in die Beziehungen der Wissenschaft zur Religion. Viel Aufmerksamkeit widmete Schaefer allen Aspekten der psychosomatischen Erscheinungen, vor allem den mit der gesellschaftlichen Lage eines Menschen verbundenen. Diese Fragestellungen entwickelte er bis zu seinem Lebensende. Gleichzeitig konnte er jetzt seine 1940 begonnenen Arbeiten über Elektrophysiologie des Herzens zusammenführen. Die 1951 in einer umfangreichen Monographie dargestellte Theorie des Elektrokardiogramms war wohl zu mathematisch abstrakt, um Ärzten nutzbar zu werden. Mit ihrer Hilfe aber konnten später Programmierer EKG-Geräte an Computer koppeln.
Zweifellos besaß Schaefer eine besonders ausgeprägte Neigung zu gesellschaftlichen Aktivitäten: sonst wären seine gut zwei Dutzend Vorsitze oder Mitgliedschaften, die er in einer bunten Menge von Gesellschaften, Verbänden, Gremien und Kommissionen in verschiedenen Perioden seines Lebens bekleidete, kaum vorstellbar. Dabei wollte er sich stets auf einem „Gleis [… bewegen], das immer neben den wissenschaftspolitischen Mächten verlief und nie in den großen Verschiebebahnhof der offiziellen Manager einbezogen wurde“ (Schaefer, 1986, 149) und der Wissenschaftspolitik immer mit kritischer Distanz gegenüberstehen.
Schaefer beteiligte sich am Wiederaufleben der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung, der er schon seit 1940 angehört hatte, und wurde 1948 deren ständiger Geschäftsführer. 1949 bis 1951 gab er die ersten Nachkriegsbände der „Verhandlungen“ dieser Gesellschaft heraus. Mit seiner Übersiedlung nach Heidelberg endete dieses Engagement, Schaefer blieb aber 1965 bis 1967 im Vorstand der Gesellschaft. Im September 1954 fand in Heidelberg die 21. Tagung der Deutschen Physiologischen Gesellschaft statt. Schaefer hatte sie vorbereitet, ihr präsidiert und war bis 1956 ihr Vorsitzender. In seiner Eröffnungsrede plädierte er für die „menschliche Substanz“ der Wissenschaft, gegen Gefahren der sich verstärkenden positivistischen Haltung. Er trat für die Erziehung des Nachwuchses zu einer „Generation ein, die weiß, dass wir [trotz] aller Ordnung unserer wissenschaftlichen Ergebnisse im Begriff sind, an einer Unordnung zugrunde zu gehen, die offenbar aus einer anderen, sagen wir aus einer subcorticalen Schicht menschlicher Existenz heraussteigt“ (Schaefer, 1955, 105).
Wichtig war auch Schaefers Engagement in der katholischen Kirche. Er suchte die Diskussion des modernen Unglaubens mit dem Christentum. Diese Aktivitäten mündeten im Juli 1958 in der Gründung der Paulus-Gesellschaft, deren Stellvertretender Vorsitzender er 1958 bis 1974 war.
Bis zum Anfang der 1950er-Jahre widmete Schaefer alle fachlichen Arbeiten ausschließlich der Physiologie. Danach entwickelten sich neue Richtungen seiner Tätigkeit. Unter den Bedingungen des Aufbaus der gerade gegründeten Bundesrepublik war die Erweiterung seines Arbeitsfeldes fast natürlich, wenngleich er selbst zugab, dass man ihn für seine Zersplitterung kritisierte (Schaefer 1986, 231). Nach einer dreimonatigen Studienreise in die USA, die er zusammen mit dem Internisten Rudolf Schoen (1892–1979) 1953 unternommen hatte, wurde beiden die Notwendigkeit einer Reform des Medizinstudiums in Deutschland klar, die sie in zahlreichen Aufsätzen thematisierten. 1956 bildete der Medizin-Fakultätentag dazu eine Kommission unter Schaefers Vorsitz. Als Hauptmissstände im traditionellen Hochschulsystem Deutschlands erschienen ihm antiquierte Universitätshierarchien und die Einseitigkeit der studentischen Ausbildung. Die Vorschläge der Kommission gerieten konservativ eingestellten Fakultäten aber zu radikal, der Fakultätentag von 1958 löste sie auf. Stattdessen lud der Landtag in Stuttgart Schaefer ein, einen Entwurf über die offizielle Etablierung des Fachs Arbeitsmedizin vorzubereiten, und es gelang dem exzellenten Redner, das Parlament zu überzeugen, dass das Fach Sozialmedizin wichtiger sei, da die Arbeitsmedizin ein Selbstläufer werde. Im Oktober 1961 gab der Landtag Schaefer den Auftrag, Vorschläge zu unterbreiten. Daraus erwuchs die deutsche Sozialmedizin; ihr Heidelberger Institut entstand 1962.
Die Ablehnung des Rufs aus Bonn vom Januar 1962 brachte Schaefer die ehrenamtliche Funktion zunächst des Mitdirektors, dann des geschäftsführenden Direktors des Instituts für Sozialmedizin ein. Das zugesagte neue Physiologische Instituts im Neuenheimer Feld jedoch wurde erst bei seiner Emeritierung eröffnet. Inzwischen aber hatte Schaefer den Aufbau der neuen Disziplin organisiert. Als konsequente Entwicklung folgte die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin e.V.“ mit Schaefer als Präsident. Deren erste Jahre waren zwar schwierig, oft traf sie auf Unverständnis und Misstrauen, den Verdacht, sie sei eine „linke Gruppierung“ mit dem fragwürdigen Ziel der Sozialisierung des Gesundheitswesens. Geduldige Erklärungsarbeit und jährliche Tagungen, die verschiedene Aspekte des Fachs beleuchteten, mündeten dann doch in ein „Wunder“ (Schaefer, 1986, 265): die Etablierung der Sozialmedizin als Pflichtfach an deutschen Universitäten nach nur zehn Jahren.
Nach seiner Emeritierung fand Schaefer eine Aufgabe, zu einem Viertel der normalen Arbeitszeit als wissenschaftlicher Berater bei der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik in Köln. Außerdem erhielt er ein Büro und eine Hilfskraft im neuen Gebäude des Physiologischen Instituts im Neuenheimer Feld, wo er nun viel arbeitete, zunächst als Mitherausgeber und -verfasser des dreibändigen „Handbuchs der Sozialmedizin“ (1975–1977), wofür um die 100 Mitarbeiter gewonnen wurden. Von der Sozialmedizin ausgehend erweiterte Schaefer dann sein Interessengebiet in Richtung philosophischer Fragen: Krankheit und Gesundheit, das Bild einer zukünftigen Medizin, medizinische Ethik. Überzeugt davon, dass eine frühzeitige Deprivation aus dem Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit einen asozialen Menschen werden ließe, wirkte er auch als Mitbegründer und Vorsitzender (1977–1984) der „Deutschen Liga für Kind in Familie und Gesellschaft“.
Schaefers Neigung zum Schreiben fand reichen Niederschlag: etwa 1000 Publikationen verfasste er, die charakteristischerweise ein weiter, geschichtlich und philosophisch fundierter Ansatz prägt. Sein Interesse an Philosophie und an geschichtlichen Entwicklungen wird bereits in einem Gutachten von 1948 deutlich. Eine letzte Zusammenfassung: mit 80 Jahren publizierte Schaefer seine zuweilen auch umstrittenen „Erkenntnisse und Bekenntnisse eines Wissenschaftlers“, die sein Leben im Zusammenhang darstellen mit der Geschichte Deutschlands, dem Wandel der Gesellschaft und der Wissenschaft, in stetigen Auseinandersetzungen mit dem Zeitgeschehen. Daneben aber pflegte Schaefer auch immer seine Liebe zur Literatur, verfasste in Musestunden künstlerische Arbeiten, die er aber nie publizierte – bis auf ein Gedicht, mit dem seine „Erkenntnisse“ endeten.
Quellen: UA Bonn MF-Prom I, Nr. 69, Teil 13-14, Promotionsakte Schaefer; UA Heidelberg PA 1145, PA 2961, PA 8640, PA 8641, PA 9788, Akten Schaefer, HAW 412 Mitgliedsakte Schaefer, HAW 670, Sitzungen d. Heidelberger Akad. 1955–1959, H-III-584/1, Professur für Physiologie, K-IV-2-10/4, K-IV-2-41/9, H-III-650, Akten des Physiolog. Instituts; H-III-653, Akten des Instituts für Sozialmedizin; Auskünfte d. UA Bonn vom 11.1.2012 u. d. UA Gießen vom 17.1.2012.
Werke: Schriftenverzeichnis 1931–1996, 943 Titel, in: V. Becker, H. Schipperges, 1997, 119-156 (vgl. Literatur). -Auswahl: Über rhythmische optische Erscheinungen u. ihre individuellen Eigentümlichkeiten, in: Zs. für Sinnesphysiologie 62, 1931, 1-37; (mit W. Schmitz) Ladekurve, Ladezeit u. Latenzzeit d. Aktion bei elektrischer Nervenreizung, in: Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie 233, 1934, 229-247; (mit W. Schmitz) Oszillographische Untersuchung d. Nervenreizung mit Kondensator- u. Induktorstößen, ebd., 700-713; Neuere Untersuchungen über den Nervenaktionsstrom, in: Ergebnisse d. Physiologie u. experimentellen Pharmakologie 63, 1934, 151-248; (mit H. Göpfert) Nervenaktionsströme bei Wechselstromreizung, ebd. 238, 1937, 404-428; (mit dems.) Über den direkt u. indirekt erregten Aktionsstrom u. die Funktion d. motorischen Endplatte, ebd. 239, 1938, 597-619; (mit P. Haass) Über einen lokalen Erregungsstrom an d. motorischen Endplatte, ebd. 242, 1939, 364-381; Elektrophysiologie, Bd. 1-2, 1940 u. 1942; Elektrophysiologische Bemerkungen zur Herzinsuffizienz, in: Verhandlungen d. Dt. Gesellschaft für Kreislaufforschung 16, 1950,18-23; Das Elektrokardiogramm. Theorie u. Klinik, 1951; Ein Gang durch das Physiologische Institut d. Univ. Heidelberg, in: Ruperto Carola 6, 1952, 76-78; Telepathie u. Hellsehen – im Lichte d. Wissenschaft, in: Umschau 52, 1952, 611-614; Der Einfluss seelischer Vorgänge auf den Körper in heutiger, medizinischer Sicht, in: Universitas 8, 1953, 709-714; Antrittsrede, in: Jahreshefte d. Heidelberger Akad. d. Wiss. für 1943/55, 1959, 181f.; Grundprobleme d. allgem. Elektrobiologie, in: Klinische Wochenschrift 31, 1953, 221-228; (mit R. Schoen) Anregungen zu einer Reform d. medizin. Universitätsbildung, ebd. 32, 1954, 898-902; (mit dems.) Probleme d. medizin. Universitätsausbildung, in: Ärztl. Mitteilungen 39, 1954, 669-684, 712-721; Eröffnungssprache zur 21. Tagung d. Dt. Physiologischen Gesellschaft, in: Berr. über die gesamte Physiologie u. experimentelle Pharmakologie 172, 1955, 102-106; Festrede zur Feier des 100. Gründungstages des Naturhistorisch-Medizinischen Vereins in Heidelberg, in: Verhandlungen des Naturhistorisch- Medizinischen Vereins in Heidelberg, NF 20, H. 3, 1956, 1-9; Medizin. Studienreform, in: Münchner medizin. Wochenschr. 99, 1957, 613f.; Über die Begriffe d. „akademischen Freiheit“ u. d. „Fachschule“ bei d. medizinischen Studienreform, ebd., 674-678; The general order of excitation and of recovery, in: Annals of the New York Academy of Sciences 65, 1957, 743-767; Ulrich Ebbecke †, in: Ergebnisse d. Physiologie 51, 1961, 38-51; Alt werden als medizin. Problem, in: J. Schlemmer (Hg.), Die Kunst alt zu werden, 1962, 9-16; (mit H. Haas) Electrocardiography, in: W. F Hamilton, Ph. Dow (Eds.) Handbook of Physiology, Section 2: Circulation, vol. 1, 1962, 323-415; Die Medizin heute. Theorie. Forschung. Lehre, 1963; Einführung, in: Charles Sherrington, Körper u. Geist: Der Mensch über seine Natur, 1964, VII-XXV; Grundsätzliches zum Problem d. Soziosomatik, in: Verhandll. d. Dt. Gesellschaft für Kreislaufforschung 32, 1966, 1-11; Das meßbare Wunder, in: Manfred Linz (Hg.), Nein u. Amen. Versuche mit d. Bibel, 1969, 61-70; Leib -Geist -Gesellschaft. Aspekte einer Biologie des Menschen, 1971; (mit M. Blohmke) Sozialmedizin. Einführung in die Ergebnisse u. Probleme d. Medizin-Soziologie u. Sozialmedizin, 1972, 2. Aufl. 1978; Struktur u. Funktion einer modernen Sozialmedizin, in: Heidelberger Jahrbb. 17, 1973, 190-205; Familienplanung aus sozialmedizinischer Sicht, in: Ärztliche Praxis 26, 1974, 1135-1141; (Hg. u. Mitverf.) Folgen d. Zivilisation. Therapie oder Untergang?, 1974; (mit M. Blohmke u.a., auch Mithg.) Handb. d. Sozialmedizin, 3 Bde., 1975–1977; (mit M. Blohmke) Herzkrank durch psychosozialen Streß, 1977; Kind -Familie -Gesellschaft, 1977, Sitzungsber. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Math.-naturwiss. Kl., Jg. 1977, Abh. 1, 1-59; Plädoyer für eine neue Medizin, 1979; (Hg. u. Mitverfasser) Funk-Kolleg Umwelt u. Gesundheit -Aspekte einer sozialen Medizin, 2 Bde., 1982; Über die Wirkung elektrischer Felder auf den Menschen, 1983, Sitzungsber. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Math.-naturwiss. Kl., Jg. 1983, Abh. 3, 1-110; Brückenschläge. Zum Verständnis zwischen Schulmedizin u. außerschulischen Methoden, 1983; Medizinische Ethik, 1983, 2. Aufl. 1986; Dein Glaube hat dich gesund gemacht, 1984; (mit H.-G- Sonntag u. G. Schmidt) Von d. Physiologie zu den ökologischen Fächern, in: Semper apertus, Bd. IV, 1985, 165-181; Erkenntnisse u. Bekenntnisse eines Wissenschaftlers, 1986; 60 Jahre Physiologie, in: O. M. Marx, A. Moses (Hgg.), Emeriti erinnern sich, Bd. 1, 1993, 11-26; Beruf u. Krankheit, in: Das Gesundheitswesen 58, 1996, 442-446; (mit J. G. Gostomzyk) Zur frühen Geschichte d. Dt. Gesellschaft für Sozialmedizin u. Prävention, ebd., Sonderh. 3, 157f.; Zukunft d. Sozialmedizin, ebd. 65, 2003, 281-283.
Nachweis: Bildnachweise: UA Heidelberg Bildersammlung Pos I 02673 bis 02677, 04000, 04323, 04516, 06299; Ruperto Carola 2, 1950, 8; ebd., Jg. 10, Bd. 24, 1958, 156 (Gruppenfoto); Euromed 2, 1952, H. 21, Titelbild; O. M. Marx, A. Moses (Hgg.), Emeriti erinnern sich, Bd. 1, 1993, 12 (vgl. Literatur).

Literatur: Poggendorffs Biogr.-literar. Handwörterb. VIIa, Teil 4, 1961, 40-42, VIII, Teil 3, 2004, 2112; Kürschners Dt. Gelehrten-Kalender 18, 2001, 2727; A. W. Hulldorf, Schaefer, Hans, in: NDB 22, 2005, 505-507; D. von Engelhardt, Schaefer, Hans, in: DBE 8, 2. Aufl. 2007, 737f. (mit Bildnachweis); Hermann Kater, Sozialpolitiker u. Ärzte: 250 Kurzbiographien u. Porträts, 1964, 115 (mit Bildnachweis); E. Kuntz, Zu Hans Schaefers 70. Geburtstag, in: Ruperto Carola 29, H. 58/59, 1976/77, 108f.; M. Steinhausen, Prof. Hans Schaefer zum 75. Geburtstag, in: Ruperto Carola 34, H. 67/68, 1982, 246f.; H. Schipperges, J. Schlemmer, G. Wagner (Hgg.), Ein wahrer Forscher wird nie alt. Hans Schaefer zum 80. Geburtstag, 1986; H. Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, Teil 1, 1991, 293-296, 335, 568; Aspekte u. Perspektiven d. Sozialmedizin: Das Gesundheitswesen 58, 1996, Sonderh. 3; V. Becker, H. Schipperges (Hgg.), Medizin im Wandel: Wiss. Festsitzung d. Heidelberger Akad. d. Wiss. zum 90. Geburtstag von Hans Schaefer, 1997 (mit Bildnachweis u. Werkverzeichnis); B. Lüderitz, G. Arnold (Hgg.), 75 Jahre Dt. Gesellschaft für Kardiologie, 2002, 20 f., 179f. (mit Bildnachweis, 179); H. Seller, Hans Schaefer Nachruf, in: Jahrb. d. Heidelberger Akad. d. Wissenschaften für 2002, 143-145 (mit Bildnachweis); Gedenkfeier für Hans Schaefer, in: Das Gesundheitswesen 65, 2003, 284-294; V. Roelke, S. Oehler-Klein (Hgg.), Die Medizin. Fakultät d. Univ. Gießen im Nationalsozialismus u. in d. Nachkriegszeit, 2007, 26, 105-109,396-400, 618 (mit Bildnachweis, 105); D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933–1986, 2009, 518f.
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