Loth, Wilhelm Valentin 

Geburtsdatum/-ort: 24.09.1920; Darmstadt
Sterbedatum/-ort: 17.02.1993; Darmstadt
Beruf/Funktion:
  • Bildhauer
Kurzbiografie:

1935 V 2–1943 XI 30 Ausbildung zum Vermessungssekretär an der Technischen Lehrabteilung für den Feldbereinigungsdienst in Hessen; gleichzeitig Privatunterricht bei Lothar Toller (1891–1956) im Malen und im Modellieren bei Fritz Schwarzbeck (1902–1989); Weiterbeschäftigung im hessischen Staatsdienst bei der Abt. VI., Landwirtschaft, bis zum freiwilligen Ausscheiden

1940 III 1–1946 X 22 Arbeitsdienst; Wehrdienst; Kriegsdienst an der russischen Front; Unterbrechung, 1944 in Frankreich; englische Gefangenschaft

1943–1944 Studium bei Toni Stadler (1888–1982) an der Städelschule Frankfurt am Main

1947 II 1–XII 15 Studium an den Lehrwerkstätten für Bildende Kunst – Künstlerkolonie Darmstadt

1948 II 1–1958 Lehrtätigkeit am Lehrstuhl für freies Zeichnen und plastisches Gestalten der TH Darmstadt, vom 1. Okt. 1954 bis 31. Mrz. 1956 Kommissarischer Lehrstuhlinhaber

1958 X 1–1986 IX 30 Berufung an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, ab 1. Mrz. 1962 als Professor auf Lebenszeit

1964 Teilnahme an der documenta III, Kassel

1968 Atelier in der Künstlerkolonie auf der Rosenhöhe in Darmstadt

1989–1990 Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes

1992–2015 XII 31 Wilhelm-Loth-Stiftung

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Josef-Hoffmann-Ehrung der Wiener Secession (1954); Kunstpreis der Stadt Darmstadt (1955); Rompreis (1959); Großer Kunstpreis für Plastik der Stadt Köln (1965); Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1978); Ehrengast der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (1982); Jerg-Ratgeb-Preis, Reutlingen (1990).
Verheiratet:

1948 Annelise Margarethe, geb. Koch (1922–2008), Opernsängerin


Eltern:

Vater: Wilhelm (1884–1960), Maler und Lackierer

Mutter: Anna Margareth, geb. Lorenz (1885–1957), Schneiderin


Geschwister:

2; Luisa (früh verstorben) und Gretel (1910–1975, Freitod), Mitarbeiterin an der Deutschen Botschaft in Paris


Kinder:

Irina Eva (geb. 1948), verh. Just, lebt in Costa Rica

GND-ID: GND/118729160

Biografie: Katja Förster (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 354-358

Loth, der einer Generation angehörte, deren früher Werdegang durch die NS-Zeit entscheidend geprägt wurde, fühlte sich schon mit 14 Jahren zur Kunst hingezogen. Damals beschloss er, Maler zu werden. Nach Abschluss der Volksschule, in der er vier Jahre eine Begabtenklasse mit Mittelschullehrplan besuchte, musste er allerdings „auf nicht zu umgehenden Wunsch des Vaters“ (Lebenslauf vom Januar 1958, Personalakte Wilhelm Loth) 1935 eine Lehre zum Vermessungsanwärter für den Feldbereinigungsdienst in Hessen beginnen. Neben der Lehrzeit, die er 1938 als staatlich geprüfter Vermessungssekretär abschloss, ließ er sich privat beim Kunstmaler und Radierer Lothar Toller im Malen sowie beim Bildhauer Fritz Schwarzbeck im Modellieren ausbilden. Die öffentliche Diffamierung von Käthe Kollwitz (1867–1945) als „entartete Künstlerin“ 1937 veranlasste den 17–Jährigen, der Berliner Grafikerin seine Bewunderung und Hochachtung für ihre Arbeit auszusprechen. Zwischen Loth und Kollwitz entwickelte sich ein Briefwechsel, von dem Teile erstmals 2012 veröffentlicht wurden. Bei einem persönlichen Treffen Ende 1938 in Berlin bestärkte Kollwitz den jungen Loth, Bildhauer zu werden.

Auch nach der Lehre blieb Loth als Vermessungstechniker im hessischen Staatsdienst beschäftigt. 1940 wurde er zum Reichsarbeitsdienst und dann zum Wehrdienst einberufen und als Soldat für den Bereich Vermessungswesen an der russischen Front eingesetzt. 1943 setzte er seine vorübergehende Beurlaubung vom Kriegsdienst durch, schied noch im selben Jahr aus dem hessischen Staatsdienst aus und immatrikulierte sich an der Frankfurter Städelschule für das Studium der Bildhauerei bei Toni Stadler. Nach Semesterende 1944 wurde er als Soldat an der französischen Front eingesetzt und geriet im selben Jahr in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 in sein Darmstädter Elternhaus zurückkehrte.

Anfang Februar 1947 setzte Loth an den neu gegründeten „Lehrwerkstätten für Bildende Kunst – Künstlerkolonie Darmstadt“, seit 1950 Werkkunstschule Darmstadt, bei seinem ehemaligen Privatlehrer Schwarzbeck das Studium fort, bezog bald sein erstes Atelier und wurde Mitglied der Ende Oktober 1945 gegründeten „Neuen Darmstädter Sezession“. Diese Mitgliedschaft bot ihm ab 1948 eine regelmäßige Ausstellungsmöglichkeit. Ende 1947 schied er aus den Darmstädter Lehrwerkstätten aus, an denen er als Meisterschüler und Lehrkraft gleichermaßen beschäftigt gewesen war, und wechselte zum Februar 1948 als Assistent des Bildhauers Hermann Geibel (1889–1972) am Lehrstuhl für freies Zeichnen und angewandte Plastik an die TH Darmstadt.

Zeitlebens fühlte sich Loth in seiner künstlerischen Arbeit der menschlichen Figur verpflichtet, besonders dem weiblichen Akt. 1950 gehörte er zu den ersten, die nach dem Untergang der NS-Diktatur die provokante Frage nach einem neuen Menschenbild formulierten. Die von der „Neuen Darmstädter Sezession“ im Sommer 1950 veranstaltete Ausstellung „Das Menschenbild in unserer Zeit“, die mit 205 figurativen und abstrakten Werken von 90 zeitgenössischen Künstlern ihren Beitrag zur Diskussion leistete, ob nach den Gräueltaten des „Dritten Reiches“ überhaupt noch eine figurative Kunst möglich sei, ging auf Loths Initiative zurück. Dieses Thema bildete auch den Gegenstand des ersten Darmstädter Gespräches Mitte Juli 1950, bei dem namhafte Künstler und Kunsthistoriker mit Wissenschaftlern anderer Sparten über das Pro und Contra von Figuration und Abstraktion in einer der Zeit gemäßen modernen Kunst diskutierten.

Loths bildnerisches Schaffen stand damals am Anfang. In einer ersten Werkphase, die von 1947 bis Ende 1956 dauerte, bildeten Frauenköpfe (Höhe: 20–40 cm) und weibliche Aktstatuetten (Höhe: 45–65 cm) seine Motive. Als Arbeitsmaterial bevorzugte er Gips und Terrakotta, weiche Werkstoffe also, die im Gegensatz zu Holz, Stein und Marmor beliebig form- und modellierbar waren. Nur wenige Köpfe und Statuetten sind durch den Einfluss von Schwarzbeck und Geibel noch naturalistisch geprägt und geben seine Vorbilder, Personen aus dem nächsten Umfeld zu erkennen. Das wird sichtbar am „Bildniskopf Anneli“ von 1947 (WVZ 13). Loths eigentliches Bestreben galt aber bereits einer überpersönlichen Darstellung, wie die Arbeiten seit 1948 belegen. Diesen Köpfen und Figurinen fehlt jeder individuelle Bezug, sie sind auf ein formales Minimum reduziert, welches nicht selten noch durch Deformation und Fragmentierung zusätzlich entfremdet wird. Der Bildhauer lotete in dieser frühen Phase gezielt die Grenzen des figurativ Machbaren aus, wobei er die verschiedenen Wirkungen von glatten, spröden, erdig-rissigen, unruhig gespachtelten und andersartig gestalteten Oberflächenstrukturen in seine bildnerischen Überlegungen einbezog.

Loths Engagement für die Darmstädter Kunst- und Kulturszene, die durch die beiden Veranstaltungen 1950 in den bundesweiten Fokus geriet, trug dazu bei, dass die Mitglieder der „Neuen Darmstädter Sezession“ den 32–jährigen von 1953 bis 1955 zu ihrem Vorsitzenden machten. Als Geibel 1954 emeritiert wurde, übernahm Loth im Oktober dieses Jahres bis zur Neubesetzung des Lehrstuhles durch den Maler und Grafiker Bruno Müller-Linow (1909–1997) die kommissarische Leitung des Instituts. Unter Müller-Linow führte Loth auch weiterhin die Übungen im plastischen Gestalten und Modellieren durch.

Seine figurative Kunstauffassung, die im Kontrast zur vorherrschenden Informel stand, bildete 1958 einen Hauptgrund für seine Berufung als Leiter einer Bildhauerklasse an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. An der Lehranstalt hatte nach einer Phase der Reputation durch die Wiederberufungen von Karl Hubbuch und Wilhelm Schnarrenberger und die Neuberufungen von Otto Laible und Erich Heckel Mitte der 1950er Jahre ein Generationenwechsel eingesetzt, der mit der Berufung von HAP Grieshaber im Sommersemester 1955 begonnen, mit der von Hans Kindermann (1911–1997) zum Sommersemester 1957 fortgeführt worden war und mit den Berufungen von Herbert Kitzel (1928–1978) zum Sommersemester 1958 und Loth zum Wintersemester 1958/59 seinen Abschluss fand. Grieshaber und Kindermann arbeiteten wie Kitzel und Loth figurativ, so dass die Karlsruher Kunstakademie der späten 1950er Jahre als Zentrum einer „Neuen Figuration“ führend in Deutschland wurde. Diese Bedeutung hielt auch in den 1960er Jahren dank des figurativ arbeitenden Schülerkreises an, zu dem unter anderen Horst Antes (geb. 1936), Hans Baschang (1937–2017), Franz Bernhard (1934–2013), Heinz Schanz (1927–2003) und Walter Stöhrer (1937–2000) gehörten.

Anfang 1957 begann Loth, sein Interesse von der Vollplastik auf das Relief zu verlagern und leitete damit eine neue Werkphase ein. Das Relief blieb bis zum Ende seiner bildhauerischen Arbeit 1986 der wichtigste Ausdrucksträger seiner Kunst. Bis 1972 modellierte er die Reliefs und Relief-Objekte ausschließlich in Gips und ließ zahlreiche Arbeiten in Bronze gießen. Der bildnerisch vollendete Torso „Hommage à Käthe Kollwitz“ von 1957 (WVZ 206) gilt als Auftakt der zunächst noch von einem formsuchenden Moment geprägten Reihe. Eigentlich handelte es sich noch um ein vollplastisches Werk, das Loth vertikal durchgesägt hatte, um ein erstes Relief zu erhalten. Die Formen des Werks verraten den Einfluss des norddeutschen Bildhauers Ernst Barlach (1870–1938). Jene kantig und winklig geprägte Formensprache, die Loth 1958 und 1959 praktizierte, widerspricht eigentlich den konkav und konvex geschwungenen weiblichen Körperformen. Darüber war sich der Bildhauer im Klaren.

Den Weg aus dem formalen Dilemma wies ihm der italienische Bildhauer Gian Lorenzo Bernini (1598–1680), mit dessen barocker Figurenauffassung er sich während seines ersten Studienaufenthalts in der Villa Massimo in Rom 1959 intensiv auseinandersetzte. Vor Berninis Skulpturen verspürte er eine enorme „Lust am Körper, […] am Quellenden, Schwingenden“ (zit. nach Schott, AKat. Städt. Galerie Karlsruhe, 2001, S. 22) – Momente, die er seit 1960 in die eigene Arbeit einfließen ließ. In diesem Zusammenhang studierte er auch die vollplastisch gerundeten Frauenskulpturen des englischen Bildhauers Henry Moore (1898–1986), wie die 1960 geschaffenen Relieftorsi „nach M.“ (WVZ 274, 277) belegen.

Während dieser bildnerisch wichtigen Periode entwickelte Loth auch die sogenannte Raumplatte, welche das Relief von seiner herkömmlichen orthogonalen Ausrichtung befreit. Indem er die Reliefplatte in den Raum hineinwölbte, vermochte er den plastischen Ausdruck seiner Figuren außerordentlich zu steigern. Durch diesen Kunstgriff entstanden neuartige Spannungsverhältnisse, was die „Stürzende Figur“ von 1961/62 (WVZ 291) veranschaulicht: Während der gebogene Unterkörper nach oben strebt, scheinen die Körperteile nach unten zu fallen. Letztlich gelang es Loth sogar mittels der Raumplatte, die einer liegenden Figur innewohnende Passivität in eine aktive Liegehaltung zu überführen. Bis in die 1970er Jahre experimentierte er mit dem Medium „Relief“ und schuf dabei Kleinplastiken, welche die tradierte Vorstellung von Relief sprengen. Dennoch lassen die zahlreichen Reliefs und Relief-Objekte, welche zum Teil durch zwei oder vier Stützen oder auch durch geometrische Formen und Körper bereichert sind, stets weibliche Figuren, Torsi und Köpfe von höchst unterschiedlicher Wirkung erkennen.

1960 wurde Loth für die Dauer seiner Zugehörigkeit zum Karlsruher Lehrkörper die Amtsbezeichnung „Professor“ verliehen. Die Ernennung zum ordentlichen Professor auf Lebenszeit erfolgte 1962. Im Herbst dieses Jahres richtete die auf Bildhauerei spezialisierte Kunsthalle Mannheim für den Künstler eine große Einzelausstellung aus, die sein Werk einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Loths Teilnahme an der documenta III in Kassel 1964 begründete seine internationale Anerkennung. Bald traten neben die Kleinplastiken im Bereich Kunst am Bau wie im öffentlichen Raum auch monumentale Großplastiken. Ein erstes Kunst am Bau-Projekt hatte der Künstler bereits 1960 mit der 3 x 15,5 Meter großen Wand im Sitzungssaal der Landesversicherungsanstalt in Karlsruhe verwirklicht (WVZ 282), die nach Plänen von Erich Schelling (1904–1986) errichtet worden war.

Zwei weitere Arbeiten realisierte er in diesem Jahrzehnt, von denen das 1967 geschaffene „Architekturrelief: Lippenwand“ (WVZ 443) für den neu erbauten Haubrichhof in Köln bekannter ist. Die Lippenwand fällt in den Beginn einer Werkperiode, in der sich Loth auf einzelne Körperteile wie Lippen oder Brüste konzentrierte, die er an der Seite einer geometrischen Form oder eines solchen Körpers anbrachte. Zur Verbindung von Körperglied und geometrischer Form hatte er zu Beginn 1967 in Paris gefunden, wo er als Stipendiat in der „Cité Internationale des Arts“ die Kunstszene studiert hatte. Die weiblichen Körperteile arbeitete er dann zunehmend voluminös und formal überlängert heraus, wodurch nicht selten der Eindruck von biomorphen Formen entsteht. Die dreiviertelplastisch modellierten Oval- und Längsformen kennzeichnen vor allem die zwischen 1968 und 1971 für den öffentlichen Raum entstandenen Großplastiken, unter denen das Werk „Am Strand“ von 1970 (WVZ 557) den Höhepunkt bildete. 1968 bezog er in seiner Geburtsstadt Darmstadt eines der sieben Atelierhäuser in der „Neuen Künstlerkolonie“ auf der Rosenhöhe, das ihm privater und künstlerischer Rückzugsort vom akademischen Lehrbetrieb in Karlsruhe wurde.

Das Experimentieren mit Form, Oberfläche, Ausdruck und Material – von 1973 bis 1979 fand vorübergehend auch der Kunststoff Eingang in sein Oeuvre – durchzog Loths gesamtes Schaffen. Parallel zu den voluminösen, in den Raum drängenden bio- und anthropomorphen Formen wie in „Hervorquellend“ von 1968 (WVZ 459) suchte er nach Mitteln, dem Flachrelief zu einer größeren Lebensfülle zu verhelfen. Dieses Ziel erreichte er wiederum mit der verschieden weit in den Raum auskragenden Raumplatte, wie „Weibliche Figur, die Beine nach Oben“ von 1969 (WVZ 526) exemplarisch zeigt.

Im Mittelmaß von Dreiviertel- und Flachrelief sollte Loth schließlich den künstlerischen Ausdruck für sein Spätwerk finden, welches mit „Gespreizter Torso“ von 1972 (WVZ 646) beginnt. In dieser letzten Werkphase gelang es ihm, den weiblichen Körper aus seiner geschlechtsspezifischen Bindung herauszulösen und in ein allgemeingültiges Sinnbild von schöpferischer Kraft und lebensbejahender Vitalität zu überhöhen. In den späten Plastiken reduzierte Loth den naturalistisch gegebenen Frauenkörper auf die Leibesmitte, nämlich auf den Bereich zwischen Brust und Scham. Die seitlichen Konturen folgen zwar anfangs noch der natürlichen Körperlinie, lassen aber bereits eine grundlegende geometrische Figur wie Trapez, Raute oder Dreieck erkennen. In den späteren Arbeiten bildet dann die streng mathematische Form die äußere Kontur, was aber keineswegs zu einer Beeinträchtigung des plastischen Innenlebens, sondern zu dessen Steigerung führt. Teilweise ergänzte Loth die Skulpturen um eine reliefierte Rückseite, wodurch dann so genannte „Scheibenraumplastiken“ entstanden. Mit den archaisch anmutenden Frauenkörpern von 1948 hatte Loth erstmals „Idole“ geschaffen, die aber mit ihrem übernatürlich voluminösen Unterleib, ähnlich frühgeschichtlicher Kulturzeugnisse, die Frau zum Fruchtbarkeitssymbol stilisieren. Nach zweieinhalb Jahrzehnten intensiver bildnerischer Auseinandersetzungen und Reflektionen gelang es ihm, das „Ewig-Weibliche“ als Symbol schöpferischer Lebenskraft und Vitalität ins Allgemeingültige zu überführen.

Auf Wunsch des Lehrkörpers und Senats der Akademie schob Loth den Ruhestand um ein Jahr hinaus. Nach dem Sommersemester 1986 schied er endgültig aus. Neben dem bereits genannten Franz Bernhard gehörten auch Christiane Colditz (geb. 1943), Gernot Eichler (geb. 1940), Jürgen Goertz (geb. 1939), Johanna Hess (geb. 1955), Jörn Kausch (geb. 1953), Guido Kucznierz (geb. 1944), Ingeborg Maier-Buss (geb. 1940), Hannelore Neeb (1940–2015), Robert Schad (geb. 1953), Jutta Schwalbach (geb. 1953), Elisabeth Wagner (geb. 1954) und Manfred Weihe (geb. 1940) zu seinen Schülern.

Seit den 1950er Jahren unternahm Loth regelmäßig Studienreisen, die ihn nach Frankreich, Dänemark, Schweden, Holland, Belgien, Österreich, Italien, in die USA und nach Japan führten. 1982 hielt er sich nochmals als Ehrengast der Deutschen Akademie Rom in der Villa Massimo auf. Neben der „Neuen Darmstädter Sezession“ war er Mitglied des „Deutschen Künstlerbundes“, der „Pfälzischen Sezession“ und der „Frankfurter Sezession“. Als der „Deutsche Künstlerbund“ Ende 1988 in eine schwere Krise geriet, wählten ihn die Mitglieder 1989 zum ersten Vorsitzenden, ein Amt, das er 1990 gesundheitsbedingt niederlegen musste. Die Vereinsverhältnisse indes waren bereits für das Fortbestehen gesichert.

In der Bewahrung und Verbreitung seines künstlerischen Erbes sah Loth seine letzte große Aufgabe. Für die Gründung einer Stiftung konnte er die L-Bank in Karlsruhe gewinnen, die in den 1980er Jahren einige seiner Arbeiten angekauft hatte. Die 1992 als unselbständige Stiftung in der Trägerschaft der L-Bank gegründete und mit 30 Plastiken und 1500 Zeichnungen ausgestattete „Wilhlm-Loth- Stiftung“ mit dem Stiftungszweck der Durchführung von Ausstellungen, Veröffentlichungen und sonstigen Projekten wurde Ende 2015 aufgelöst.

Quellen:

Staatl. Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Personalakte Wilhelm Loth; Privater künstlerischer Nachlass bei Alexander Heil, Nachlass-Verwalter Wilhelm Loths, Karlsruhe.

Werke: Nationalgalerie Berlin; Städt. Kunstsammlungen Darmstadt; Hessisches Landesmuseum Darmstadt; Museum Folkwang Essen; Sprengel Museum Hannover; Museum of Art, Hiroshima; Bundesgerichtshof Karlsruhe; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Städtische Galerie Karlsruhe; Kunsthalle Mannheim; Landesmuseum Rheinland-Pfalz, Mainz; Saarland-Museum Saarbrücken; Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, Stuttgart; Staatsgalerie Stuttgart; Hakone Museum Tokio; Landesmuseum Wiesbaden.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1961), aus Familienbesitz

Literatur:

Wilhelm Loth, Torso der Frau, Plastiken / Zeichnungen / Fotografien / Gemälde, einschl. Werkverzeichnis der Plastiken, AKat. Städtische Galerie Karlsruhe, 2001; Wilhelm Loth, Rainer Schoch (Bearb.), Werkverzeichnis der Druckgraphik, 2011; Wilhelm Loth, Skulpturen und Zeichnungen der 1950er und 1960er Jahre, AKat. Käthe Kollwitz Museum Köln u.a., 2012; Wilhelm Loth, Von der Figur zur Körperlandschaft 1947–1988, AKat. Museum Lothar Fischer Neumarkt in der Oberpfalz, 2017.

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