Ziegler, Richard 

Andere Namensformen:
  • Jean Georg Vincent, Robert Ziller
Geburtsdatum/-ort: 03.05.1891;  Pforzheim
Sterbedatum/-ort: 23.02.1992;  Pforzheim
Beruf/Funktion:
  • Maler, Zeichner und Grafiker
Kurzbiografie:

1901–1910 Reuchlin-Gymnasium in Pforzheim

1911–1915 Studium der Philologie an den Universitäten Genf, SS 1911, Greifswald, SS 1913, und Heidelberg, WS 1911/12, SS 1912, WS 1912/13, SS 1914 und 1915

1915 Kriegsdienst, Verwundung in Nordfrankreich

1915–1917 Lehrer an einer Privatschule in Calw

1918/1919 Promotion an der Univ. Heidelberg: „Über das Nachleben der altgermanischen Variation im mittelhochdeutschen Vers“

1920 Beginn der Künstler-Laufbahn als Autodidakt in Pforzheim

ab 1923 Studienreisen in die Schweiz und nach Italien

1925–1932 Berlin-Aufenthalt

1933–1963 Exil in Korcula, Jugoslawien; dann Paris und England

ab 1944 Lebensgemeinschaft mit Susan Snow

1963 Umzug nach Selva auf Mallorca und Aufenthalte in Calw und Basel

1989 Übersiedelung nach Pforzheim

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Ehrenbürger der Stadt Pforzheim und Straßenbenennungen in Calw (1991), postum auch Richard-Ziegler-Weg in Pforzheim
Verheiratet:

I. 1925 Mathilde, geb. Rosenthal (1898–1987), Malerin und Kunstpädagogin, gesch.;

II. 1938 Edith, geb. Lendt (1905–2004), Sekretärin und Gymnastiklehrerin


Eltern:

Vater: Johann Georg (1860–1944), Volksschullehrer

Mutter: Luise, geb. Weber (1855–1945)


Geschwister:

Georg (ca. 1889–1899)


Kinder:

Cornelia Louise (geb. 1939), Grafikerin und Trickfilmzeichnerin

GND-ID: GND/118772813

Biografie: Jürgen Glocker (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 590-594

Ziegler ist einer der vielen Künstler des 20. Jahrhunderts in Deutschland, deren Karrieren und Leben vom NS-Regime zumindest in entscheidender Weise negativ beeinflusst wurden. Er ist dennoch einer der bedeutendsten Künstler des vergangenen Jahrhunderts, die aus dem heutigen Land Baden-Württemberg stammen. Insbesondere während seiner Berliner Jahre, in der Phase der Neuen Sachlichkeit, hat er markante Akzente gesetzt. Mittlerweile findet sein Werk internationale Beachtung, was sich veranschaulichen lässt: 2010 wurde Zieglers Ölgemälde „Die Polizei“ (1929, 80,5 x 100 cm) bei einem Münchener Auktionshaus für 610 000 € versteigert.

Ziegler wurde als zweiter Sohn eines Volksschullehrers geboren. Sein älterer Bruder verstarb schon im Alter von zehn Jahren. Ein Bruder seines Vaters und gleichfalls Pädagoge zählte als Zeichenlehrer den späteren Maler und Zeichner Hans Meid zu seinen Schülern. Ziegler war eine klassische Mehrfachbegabung, wuchs im Gymnasium „mit Homer, Ovid und Horaz“ (Ziegler, Bücher und Bilderbogen, 1981, nicht pag.) auf und war auch sehr an Musik interessiert.

Nach dem Abitur schickte ihn sein Vater nach England, wo er die Oberklassen der Shakespeare Grammarschool in Stratford-upon-Avon absolvierte und perfekte englische Sprachkenntnisse erwerben konnte. Zunächst verschrieb sich Ziegler weiter seiner Begabung zum Wort und studierte auf Wunsch des Vaters von 1911 bis 1915 Philologie. Daneben widmete er sich seinem Violoncello, das er offenbar meisterhaft beherrschte. Seinen musikalischen Plänen setzte die Armverletzung, die er im I. Weltkrieg erlitt, ein abruptes Ende. Der Krieg war damit für Ziegler schon 1915 zu Ende; seine Wehrakten gingen verloren. Bis zum Kriegsende konnte er an der privaten Spöhrer-Schule seines Onkels Gustav Weber in Calw als Aushilfslehrer arbeiten. Die Schule wurde 1925 von Gustav Webers Söhnen Erwin und Gustav als Schulleitern übernommen. Ziegler unterhielt eine enge Freundschaft mit seinem Cousin Erwin, der den Künstler kräftig förderte und ihm auch die ersten Malreisen ermöglichte. 1918/19 schloss Ziegler nach eigener Auskunft – die Akten finden sich nicht mehr – sein Studium an der Universität Heidelberg mit der Promotion ab.

Dann wechselte er mit der Erlaubnis seiner Eltern das Metier. Längst hatte er damit begonnen, den Weg der Kunst zu beschreiten. Ein Studium an einer Akademie hat er allerdings nie durchlaufen: „Es war keine Zeit zu verlieren, ich stand im 29. Jahr“ (Ziegler, Bücher und Bilderbogen, 1981, nicht pag.). Zwei einsame Sommer lang arbeitete der bekennende Autodidakt in einem Gartenpavillon in Würm bei Pforzheim, der seiner Cousine Melanie Fluhr gehörte, in den Wintermonaten in seinem Elternhaus. Großen Einfluss auf ihn hatte in jener Zeit der damals ebenso bekannte wie erfolgreiche Künstler Adolf Hildenbrand (1881-1941), der verwundet aus dem Krieg zurückgekommen und an der Pforzheimer Kunstgewerbeschule als Professor tätig war. Stilistische Impulse, die Zieglers frühe Arbeiten beeinflussten, kamen auch von Bert Joho (1877-1963) und Vera Fahrner-Joho (1895–1987) sowie von der Tänzerin Anja Dittler (1904–1999). Ziegler zeichnete nach der Natur; er schuf seine ersten Holzschnittfolgen, Kaltnadelradierungen und Ölbilder, übertrug damals aber auch für einen Schweizer Verlag den mittelhochdeutschen Text „Das fließende Licht der Gottheit“ der Mystikerin Mechthild von Magdeburg ins Neuhochdeutsche und schuf einen Radierzyklus dazu. Religiöse und biblische Themen bestimmten in dieser Zeit ohnehin seine künstlerische Arbeit, wenngleich er auch Porträtaufträge erhielt. Dass Zieglers Frühwerk von Jugendstil und Expressionismus beeinflusst wurde, überrascht nicht.

Zwischen 1923 und 1926, also nachdem er die 30 bereits überschritten hatte, unternahm Ziegler Malreisen in die Schweiz und nach Italien und fand zu einer eigenen Bildsprache, die Einflüsse des italienischen Futurismus und des Kubismus zeigt. Das Gesehene hielt er nicht zuletzt in ungezählten Zeichnungen und in Hunderten von Pastellen fest. Die in Anlehnung an den Kubismus geformten Landschaften sind durch strahlende, leuchtende Farben gekennzeichnet. Die Liebe zu Natur und Landschaft, die er in ihnen formulierte, ist ganz auf den Menschen bezogen, der nicht selten monumental in den Bildvordergrund tritt. Statt weiter Blicke in die Unendlichkeit des Naturraums gewähren Zieglers Pastelle dank meist hoher Horizonte eine große Nähe zur Kulturlandschaft des Südens. „Der Mensch ist selber Landschaft geworden“ (Richard-Ziegler-Portal). Bedeutsam sind auch seine Zeichnungen aus den 1920er Jahren. Als geradezu artistisch darf sein Umgang mit dem Kantstift bezeichnet werden, dem er, dank fein variiertem Fingerdruck, höchst unterschiedliche Tonwerte auf der Grauskala abzugewinnen wusste. Etwa von der Mitte des Jahrzehnts an wurde die Linie zum wichtigsten Element und verdrängte die Arbeit mit dem schwarzen Kreidestift und die Schraffur von Binnenzeichnungen.

Wie viele andere Künstler kehrte Ziegler 1925 seiner Heimat den Rücken und zog in die Metropole Berlin, wo er fortan ein Atelier in Wilmersdorf hatte. Noch im selben Jahr heiratete er die Schwester des Stiefschwiegersohns von Robert Musil (1880–1942). Schon die erste Ausstellung in der Galerie Caspar, in der er Arbeiten zeigte, die während seiner Italienaufenthalte entstanden waren, stieß auf eine positive Resonanz. Von 1926 bis 1932 beteiligte sich Ziegler auch an den Ausstellungen der „Novembergruppe“, der u. a. Otto Dix (1891-1969), George Grosz (1893–1959), Raoul Hausmann (1896–1971), John Heartfield (1891–1968), Hannah Höch (1889–1978), Rudolf Schlichter (1890-1955) und Georg Scholz (1890-1945) angehörten, und kam in Kontakt mit den intellektuellen und künstlerischen Kreisen der Hauptstadt. Zu seinen Gesprächspartnern jener Jahre zählten Salomo Friedlaender (1871–1946), Wolfgang Gurlitt (1888–1965) und Arthur Segal (1875–1944); seine Kooperation mit Robert Musil ergab sich möglicherweise aus ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis. Jedenfalls illustrierte Ziegler dessen „Vorstadtgasthof“ für eine Sonderpublikation im Heft 18 der bibliophilen Pandora-Drucke.

Seine Annäherung an den Stil der Neuen Sachlichkeit während seiner Berliner Jahre ist unübersehbar. Menschen der Großstadt dominieren nun Zieglers Bildwelt. Als Künstler und Mensch war er ganz und gar Auge. Das prädestinierte ihn zum zwar faszinierten, meist aber distanzierten Beobachter, der besonders Frauen in den Blick nahm, denen er leicht erlag, wie seine Biografie auch zeigt. Anders als viele seiner Kollegen nutzte Ziegler die Kunst in den 1920er Jahren nur selten als gesellschaftskritisches und politisches Medium. Der Künstler konzentrierte sich auf weitgehend moralinfreie Beobachtung und positive Darstellung weiblicher Erotik. Ziegler erzeugte mit seinen typisierenden Porträts von mondänen Damen und Halbwelt-Dirnen, mit seinen Szenen aus der Untergrundbahn und den Theaterlogen, von den Straßen, Kaffeehäusern, Varietés und Kabaretts der Großstadt Berlin ein genaues Bild der damaligen Moden und Leidenschaften, der zeitgenössischen Gesellschaft, die sich in vielerlei Hinsicht im Umbruch befand. An die Stelle der Prüderie der wilhelminischen Zeit trat sexuelle Libertinage, die die Frau zum Lustobjekt der Männer machte. Ziegler verdichtete seine Frauenporträts oftmals zu collageartig wirkenden Gruppenbildern. Seine Ölgemälde und Pastelle sind durch klare, bisweilen überzeichnete Konturen, samtig strahlende Farben und eine spätexpressionistische Übertreibung körperlicher Eigenschaften wie extrem vergrößerte, schwarz geschminkte Augen, tiefe Dekolletés, leuchtendes Lippenrot und die Reduktion der Gesichtszüge gekennzeichnet. Am Übergang in die 1930er Jahre begann Ziegler seinen Stil zu ändern und verzichtete mehr und mehr auf klare Konturen, schwächte die bislang strahlende Farbskala seiner Palette ab und neigte nun eher zu gedeckten Braun- und Grautönen.

Im Februar 1933 konnte Ziegler im Rahmen einer Einzelausstellung der Kölner „Bücherstube am Dom“ eine Auswahl seiner Opal- bzw. Wachsdrucke zeigen, die er seit 1922 herstellte – Zieglers grafische Techniken sind u. a. im Ziegler-Portal erläutert. Zwei weitere bereits vereinbarte Präsentationen in der Berliner Kunstbibliothek, die ihr jüdischer Direktor Curt Glaser (1879–1943) zu einem Zentrum aktueller Kunstdebatten gemacht hatte, und in der Dresdener Galerie Fides konnten aufgrund der NS-„Machtergreifung“ nicht mehr stattfinden. Im März 1933 notierte Ziegler im Tagebuch: „Meine Arbeit ist staatsfeindlich und kulturwidrig, sie bringt mir eher Gefängnis als Geld ein. Denn wir leben in Tagen der Wiederaufrichtung der deutschen Moral und Sitte. Es ist Zeit, dass ich fortkomme. In Deutschland sind mir die Gefängnisse zu voll mit meinesgleichen“ (Bücher und Bilderbogen, 1981, nicht pag.).

Er emigrierte zusammen mit seiner jüdischen Gefährtin Edith Lendt auf die dalmatinische Insel Korcula. Möglich wurde diese Übersiedlung dank der Porträt-Aufträge des Zagreber Unternehmers Ernest Ehrlich, die Ziegler in die Lage versetzten, ein Haus auf der Insel zu erwerben. Während dieses Aufenthalts schuf Ziegler zahlreiche Landschaften, zumeist naturalistisch angelegte Pastelle. Zugleich arbeitete er an mehreren Zeichendruckfolgen, etwa zu Heinrich Manns (1871–1950) Roman „Henri Quatre“ sowie an Monotypien zu den Tätern und den Opfern des Nationalsozialismus. Eine dritte Serie, die sich Frauen und Mädchen widmete, mündete in Zieglers „Frauenbuch“. In dieser Zeit schuf der Künstler allerdings auch einige gut bezahlte neusachliche Porträts. Auf Korcula erhielt er oft Besuch, so von dem Schriftsteller Manès Sperber (1905–1984). Als ihn sein Cousin Erwin Weber im Jahr 1934 dort besuchte, brachte er Zeitungen und Zeitschriften aus dem NS-Deutschland mit, die Ziegler als Vorlagen für Zeichendruckserien wie „Blut und Boden“, „Deutschland ist erwacht“, „Führer sehen dich an“ nutzte.

1936 hielt sich Ziegler für vier Monate in Paris auf, bevor er sich in England niederließ: in London, Croydon, Cambridge und Horsham, wo er sich als Pressezeichner und Porträtist betätigte und im Verlauf der Jahre mehrere Bücher publizierte, heiratete und bald Vater wurde. Von Juli bis September 1940 wurde Ziegler als „feindlicher Ausländer“ in Huyton bei Liverpool interniert. Später war er für das britische Ministry of Information und das amerikanische War Office of Information tätig. Unter dem Pseudonym Robert Ziller, mit dem er seine in Deutschland lebenden Verwandten schützen wollte, arbeitete er als Illustrator und Pressezeichner für „Die Zeitung“, „Lilliput“ und „Picture Post“ in London. Unter diesem Pseudonym und dem zynisch-ironischen Titel „We Make History“ erschien 1940 eine Auswahl aus Zieglers Zeichendruckserien, mit denen er auf Korcula begonnen hatte. Die Bilder begleitete Ziegler mit Zitaten aus deutschen Zeitungen und Hetzreden der NS-Prominenz: auf dem Titel hatte Ziegler Streicher, Hitler, Hess und Himmler in einer Reihe versammelt und entlarvt. Der Band wurde später aus dem Englischen auch ins Dänische, Niederländische und Serbokroatische übersetzt. Ab 1944 lebte Ziegler mit Susan Snow zusammen. Nach dem Ende des II. Weltkriegs und dem Zusammenbruch des NS-Regimes blieb der Künstler in England; 1948 erhielt er die britische Staatsbürgerschaft.

Zusammen mit Susan Snow verlegte er erst 1962 seinen Wohnsitz nach Selva auf Mallorca. In England hatte er sich nie ganz heimisch gefühlt und phasenweise unter problematischen Lebens- und Arbeitsbedingungen gelitten. Auf Mallorca lebte Ziegler auf einem ländlichen Anwesen, zeitweise auch in einer kleinen Atelierwohnung in Palma. Immer wieder hielt er sich daneben in Calw und Basel auf. Zieglers Mallorquiner „Altersstil“ tendierte unter dem Einfluss der mediterranen Inselwelt zu größerer Expressivität und helleren Farben. Zugleich griff der Künstler auf Motive der 1920er Jahre zurück. Der größte Teil seines bis 1962 entstandenen Oeuvres wurde im sog. „Steinhaus“ in Calw eingelagert. Ziegler reiste nun jedes Jahr für mehrere Wochen nach Deutschland, um sein Werk zu ordnen und um dort zu arbeiten. In hohem Alter schuf er noch eine Folge von Zeichnungen zu dem Thema „Biblische Weiber“, die den Frauengestalten der Bibel gewidmet waren und 1978 in einer bibliophilen Buchausgabe erschienen.

1958, dreizehn Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs, hatte der Kunst- und Kunstgewerbeverein Pforzheim Ziegler eine Ausstellung gewidmet, die verschiedene graphische Techniken in den Mittelpunkt stellte. 1961, zum 70. Geburtstag, und 1964 folgten Präsentationen in den Münchener Galerien von Wolfgang Gurlitt und Inge Seiffert-Binder. Andere Ausstellungen, u. a. in Pforzheim, Calw, Wien und Hamburg folgten. Die eigentliche Wiederentdeckung insbesondere von Werken Zieglers aus den 1920er Jahren setzte mit dem Beginn der 1980er Jahre ein, als sie in London und New York präsentiert wurden. 1982 wurde die Richard-Ziegler-Stiftung Calw errichtet, deren Werkbestand zentrale Stationen der künstlerischen Entwicklung in allen vom Künstler genutzten Mal-, Zeichen- und Drucktechniken dokumentiert. Im darauf folgenden Jahr wurde gleichfalls in Calw die Richard-Ziegler-Galerie eröffnet, die 1987 zur Galerie der Stadt Calw erweitert wurde, in dieser Form aber seit dem Jahr 2002 nicht mehr existiert.

Die Gründung der Stiftung, in die Ziegler große Teile seines umfangreichen Werkes einbrachte, um es vor Zersplitterung zu bewahren, besaß für den Künstler hohe Priorität; denn Ziegler dachte stets in großen Zusammenhängen. Er begriff sein kaum überschaubares, vielgestaltiges Werk als ein einziges „Work in Progress“, als eine Menschliche Komödie, in der jedem noch so kleinen Bestandteil seine Bedeutung zukam. Gegenüber dem Galeristen Wolfgang Gurlitt formulierte Ziegler sein Werkkonzept: „Immer wirkt in meiner Arbeit die Idee eines Ganzen, sie steht ordnend im Hintergrund, und das Einzelne fügt sich ein wie ein Steinchen in ein Mosaik. Das zentrale Thema darin ist der Mensch mit seinen Lüsten und Leiden“ (Schlichtenmaier, 1988, S. 7). Ziegler hatte immer ein Skizzenbuch dabei. Und Mathilde Ziegler gab 1971 zu Protokoll, dass der Künstler auch die kleinste Skizze nummerierte und aufbewahrte. Er zeichne, wie andere atmen, hat der mit Ziegler befreundete Autor, Kritiker und Übersetzer Hans Sahl (1902–1993) einmal formuliert.

Mit zunehmendem Alter war es Ziegler nicht mehr möglich, auf Mallorca zu leben. Seine Tochter Cornelia holte ihren Vater zu sich nach Basel. Nach einem halben Jahr zog Ziegler mit seiner Lebensgefährtin in eine Seniorenresidenz nach Pforzheim um. Aus Anlass seines 100. Geburtstags fanden in Calw und Pforzheim drei Ausstellungen statt, die der Künstler noch miterleben konnte. Eine weitere Ausstellung wurde im selben Jahr in The Lowenstein Library Gallery im Lincoln Center New York gezeigt. Außerdem wurde Ziegler an der Ausstellung „Vom Expressionismus zum Widerstand“ (Fishman Collection) Berlin, Frankfurt, Emden, beteiligt. Er starb kurz vor seinem 101. Geburtstag und erhielt ein Ehrengrab der Stadt Pforzheim.

Quellen:

UA Genf, Greifswald, Heidelberg, Imm.-Verzeichnisse betr. Ziegler; Akademie der Künste (Berlin), Richard- Ziegler-Archiv, Korrespondenz, u. a. mit Felix Braun, Joseph Drexel und Edith Ziegler, Tagebücher, darunter „Tag und Jahreszeiten“, „Salz der Erde“, Biogr. Unterlagen.

Werke: Werkkonvolute im Besitz der Sparkasse Pforzheim Calw und im A der Akademie der Künste, Berlin, Zeichnungen zum Themenbereich „We Make History“, Politikerporträts „Faces behind the News“ und politische Zeichnungen aus der englischen Exil; Galerie Pforzheim-Städt. Galerie für regionale Kunst;. Bayer. Staatsgemäldesammlungen München, Berlinische Galerie, Victoria and Albert-Museum und Tate Gallery London, New Walk Museum and Art Gallery Leicester; Bilder und Bücher in: The National Archives Kew, Richmond, und Imperial War Museum, London. - Illustrierte Bücher/Mappenwerke: Hermann Hesse (Hg.) Alemannenbuch, 1919 (erweitert 1920; Faksimile 1986); Das fließende Licht, 1921; Jean Paul, Die wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht, mit einem Holzschnittfrontispiz von Richard Ziegler, 1922; [Pseudonym Robert Ziller] We Make History, 1940, 1945 (dän.), 1946 niederl. und serbokroat.; Chaplin im Zirkus, 20 Postkarten, 1945; Faces behind the News, 1946; Judith the widow of Bethulia. The drawings and script of Richard Ziegler, 1946; The New Ballet. Kurt Jooss and His Work, 1946; Heinrich Mann, Die Jugend des Königs Henri Quatre, 20 Monotypien und Titelzeichnung von Richard Ziegler; Die Vollendung des Königs Henri Quatre, 16 Monotypien und Titelzeichnung von Richard Ziegler, 1967; Voltaire, Candide, mit 35 Monotypien von Richard Ziegler, 1969; Monotypien und Skizzen zu Heinrich Manns Henri Quatre, mit Briefen Heinrich Manns an Félix Bertaux, 1970; Émile Zola, Die Sünde des Abbé Mouret. Mit 36 Monotypien von Richard Ziegler, 1970; Frauenspiegel, 144 Abbildungen nach Wachsdrucken, Monotypien und Zeichnungen mit Textzitaten aus Aufzeichnungen des Künstlers und einem Nachwort von Rolf Hochhuth; (mit Martin Beheim-Schwarzbach) Führer sehen Dich an, Sonette und 19 Porträtabb. aus „We Make History“, 1973, verkleinerte Neuaufl. 1975; Mädchen vom Zirkus, 1979; Jonathan Swift, Gulliver und Glumdalkitsch. Mit Abbildungen nach Wachsdrucken und kalligrafiertem Text von Richard Ziegler, 1980; Dreihzahl. Granat und himmelblaue Seide. Der Dämon. Ein Kapitel aus „Salz der Erde“, den unveröffentlichten Kindheitserinnerungen des Künstlers, 1986; Richard Ziegler zum 95. Geburtstag. Kalender, 1986; Richard Ziegler, Kunstmappe, 1987; Don Giovanni, Neun Pinselzeichnungen von Richard Ziegler, Programmheft Theater Heilbronn, 1991; Mynona (Pseudonym Salomo Friedlaender), Sautomat, Faksimile des Pandora-Drucks 16 von Richard Ziegler, 1991; Und das Herz schwer wie ein Stein, 1995.
Nachweis: Bildnachweise: Selbstporträt (1954) S. 586, Kantstift auf Papier, Privatbesitz. – Weitere Selbstporträts, Öl auf Leinwand, Bleistift auf Papier und Drucke, in der Richard-Ziegler-Stiftung Calw. und in Privatbesitz.

Literatur:

Will Grohmann, in: Kunst der Zeit, Sonderheft „Zehn Jahre Novembergruppe“, 1928; Wolfgang Gurlitt, Ein Leben in Bildern, 1961; Hans Vollmer, Allg. Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts Bd. 6, 1961; Helga Kliemann, Die Novembergruppe, 1969; Hermann Schütz, Meister der Graphik: Richard Ziegler, in: Die Kunst und der schöne Heim, 1969; Alfred Hoentzsch, Illustrationen zu Voltaires Candide, 1971; Heinz Kremer im Gespräch mit Richard Ziegler, Diffamierung / Exil / Anpassung, in: The Village Cry, 1977; Richard Hiepe, Deutschland ist erwacht. Die antifaschistischen Zeichnungen von Richard Ziegler, in: Sammlung 2, Jahrbuch für antifaschistische Kunst und Literatur, 1979; ders., Als Zeichner muss ich der Faden sein, der durch die Nadel geht, in: tendenzen, 1980; Sylvia-Monica Schmager, Das Portrait: Der Maler Richard Ziegler, in blickpunkt pforzheim, 1981/82; Heiko Rogge, Die Richard-Ziegler-Stiftung in Calw, in: Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch, 1982; ders., Richard Ziegler – das unentdeckte Werk eines großen Künstlers, in: Lion, 1983; Michael Heidenreich, Biblische Weiber. Zeichnungen von Richard Ziegler, in: Die Christengemeinschaft, 1984; Richard Ziegler. Verlorene Bilder 1923–1937, hgg. von der Richard-Ziegler-Stiftung, 1986; Günther Wirth, Verbotene Kunst, 1987; Hendrike Venebrügge und Lutz Fischmann, Fünf Leben in einem, in: Diners Club Magazin, 1989; Harald Olbrich (Hg.), Geschichte der deutschen Kunst, 1990; Peter Sager, Hundert Jahre voller Bilder, in: Zeitmagazin, 19/1991; Karl-Ludwig Hofmann/Alfred Hübner, In und aus Pforzheim, 1992; Gerd Presler, Glanz und Elend der [19]20er Jahre, 1992; ders., Richard Ziegler, in: Weltkunst 8, 1992; Anja Röhmer-Hahn, Richard Ziegler, in: Erinnerungen, 1997; Südwestdeutsche Kunst zwischen Tradition und Moderne 1914 bis 1945, 1993; Georg Bodamer, Die Insel der Liebe – Edith und Richard Ziegler auf Korcula 1933–1937, in: Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch, 1993; Rainer Zimmermann, Expressiver Realismus, 1994; Heiko Rogge, Trio geniale, in: in b-w, 1/2000; Rosamunde Neugebauer, in: Zeichnen im Exil – Zeichen des Exils?, 2003; Heiko Rogge, Von Hesse bis heute, 2002; Karl Corino, Robert Musil, 2003; Günther Wirth, Kunstsammlung der Sparkasse Pforzheim Calw, 2004; Vladimir Depolo, Richard Ziegler: Life and Work on Korcula, in: Godisnjak Grada Korcule, 2006; Katharina Herrmann, Faszination Spiegel. Reflexionen über den Spiegel in Richard Zieglers Gemälde „Die junge Witwe“, in ZEIT-SPRÜNGE, 2007; Cornelia Ziegler, Erinnerungen an Korcula, 2010; Drei Beiträge von Zelimir Laszlo, Georg Bodamer und Cornelia Ziegler zu Edith und Richard Ziegler auf Korzula, in: Godisniak Grada Korcule, 2010; Franz Littmann, Auf dem Berg – eine Spurensuche in Würm, 2011; Ivan Pederin, Tagebuch des deutschen Malers Ziegler auf Korcula, in: Kulturbuch der Stadt Dubrovnik, 2014; Richard Ziegler PORTAL (www.richardziegler.de), seit 2017. – Kataloge: Richard Ziegler Zeichnungen – Graphik, Galerie Wolfgang Gurlitt, 1961; Richard Ziegler: Ölbilder und Zeichnungen, Zeichenbücher und Arbeitshefte, Buchpublikationen. Kunstgewerbeverein Pforzheim. Beiträge von Willy Huppert, Hans Sahl, Tiro (Mathilde Rosenthal), Rolf Hochhuth und Richard Ziegler, 1971; Widerstand statt Anpassung, 1980; Richard Ziegler, Bücher und Bilderbogen. Beiträge von R. Z. Karl-Heinz Lehmann und Heiko Rogge, 1981; Richard Ziegler, Drawings – Pastels – Graphics. Galerie Leinster Fine Art, 1981; Richard Ziegler, The Berlin Twenties. Camden Arts Centre, Leicestshire Museums and Art Galleries, Goethe Institute Kairo und Athen, Reading Museum & Art Gallery, Leinster Fine Art, 1982; Die Richard-Ziegler-Stiftung Calw. Mit der Katalog der Ölbilder in der Stiftung. Beiträge von Richard Ziegler, Karl-Heinz Lehmann, Heiko Rogge, Hans Sahl und John Russel Taylor, 1983; Kunst im Exil in Großbritannien 1933– 1945. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, 1986; Art in Exile in Great Britain 1933–45. Camden Arts Centre, 1986; Eberhard Roters, Die Straße, in: Ich und die Stadt, 1987; Richard Ziegler, Beiträge von Richard Ziegler, Heiko Rogge und Bert Schlichtenmaier, Galerie Schlichtenmaier, 1988; Richard Ziegler: Bilderwelt. Einführung von Heiko Rogge, 1991; Richard Ziegler: Bilderbogen. Beiträge von Heiko Rogge, Karl-Ludwig Hofmann und Richard Ziegler, 1991; Richard Ziegler – Wer lange lebt, sieht mehr. Beitrag von Gerd Presler. Galerie Susanne Schaffrath- Larché 1994; Richard Ziegler: Zettelkasten. Zeichnungen. Beitrag von Katharina Herrmann, 2008.

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